Das OS-Tan-Phänomen
Autor: Nathalie
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 23, Juni 2005
Im Internet findet man alles: Aktuelle Nachrichten, das Wetter von morgen, viele bunte Bilder und fantastische Geschichten. Nur selten gelangen Geschehnisse, die sich ausschließlich im Internet ereignen, zur Kenntnis derer, die keinen Zugang zum World Wide Web haben – oder in den falschen Regionen unterwegs sind…
Aber manchmal, wenn etwas viel Aufsehen erregt, wird es so bekannt, daß jeder weiß, was gemeint ist. Ein Beispiel hierfür ist „StarWars Kid“, ein dicklicher Junge, der über zwei Minuten vor laufender Kamera gegen sich selbst ein Lichtschwert-Duell führt und dessen Freunde dies später ins Netz stellen. Das Video verbreitete sich auf der ganzen Welt und wurde sogar im TV gezeigt, zur Belustigung der Zuschauer.
Gary Brolsma, der sich mit der Webcam filmte bei seinem „Numa Numa“-Sitztanz („Ma-ia-hii Ma-ia-huu Ma-ia-hoo Ma-ia-haha“ usw.) und der „Golf vom Ratzinger“ sind vielen ein Begriff. Genauso begab es sich auch mit den OS-Tans.
Doch von vorne: Seinen Anfang nahm es im japanischen Futaba-Channel, einem anonymen Imageboard, auf dem jeder Bilder, jedoch bitte in guter Qualität, hochladen kann. 2003 wurde dort das erste OS-Girl geboren. OS steht für „Operation System“ und das -tan ist eine extreme Verniedlichung des japanischen -chan. OS-Tans sind somit die Personifizierung verschiedener Computer-Betriebssysteme wie Windows ME, XP oder Linux. Alle in hübscher weiblicher Animeform. Angefangen hat es mit Windows ME, das berüchtigte unzuverlässige Betriebssystem wurde gleichgesetzt mit einem wankelmütigen und lästigen jungen Mädchen. Sofort sprangen andere auf den Zug auf und entwarfen Designs für die anderen Betriebssysteme.
Das Aussehen der einzelnen Mädchen wurde von der Futaba-Channel-Community festgelegt und jedes bekam seinen eigenen Charakter. Dojinshi und Artworks in verschiedensten Ausführungen folgten. Manchmal tragen die OS-Tans Frühlingszwiebeln mit sich herum. Das ist ein typisch japanisches Wortspiel. Eine vielgenutzte japanische Firewall („NEGiES“) spricht sich ähnlich wie das japanische Wort für Frühlingszwiebel, Negi. Sie benutzen sozusagen das Gemüse als Schild und Rüstung.
ME-Tan war das erste OS-Tan, geschaffen von einem Benutzer mit dem Nick „ME-aki“. Die süßeste und niedlichste Personifizierung eines so berüchtigt unzuverlässigen Systems. Sie hat lange grüne Zöpfe und trägt ein Maid-Outfit mit dem Windows Fehler-Icon auf der Brust. Sie arbeitet hart und ist immer bedacht, ihrem Meister zu helfen, doch alles was sie anfasst, endet im absoluten Chaos. Wenn sie mal nicht eingefroren oder außer Rand und Band ist, tut sie sehr oft Dinge, die Zweifel an ihrem gesunden Menschenverstand zulassen. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist ME-Tan eines der beliebtesten OS-Girls.
Windows XP ist ein sexy schwarzhaariges Mädchen mit dem XP-Logo als Schleife im Haar. XP wird oft dafür kritisiert, ein System zu überfluten und eher einfach nur hübsch als brauchbar zu sein. Auch hat XP-Tan aufgrund ihres hohen Speicherbedarfs immer Hunger und wird gerne mit einer vollen Schüssel in den Händen gemalt.
Windows 2000 wird in der Regel als intelligente, professionelle, konservative junge Frau mit Brille und kurzen blauen Haaren gezeigt. Ihre Haarspangen haben die Form von Katzenohren und ihr Häubchen zeigt das Windows-Logo. Sie ist das zuverlässige, stabile und ruhige Betriebssystem, das auf alle anderen acht gibt.
Windows 95 ist eine „alte“ Version des modernen Windows. Sie wird als traditionelle feine Dame im Kimono gezeigt. Gutmütig und immer einen Tee in den Händen zeigt sie nur in Ausnahmefällen ihr hartes Gesicht. Das Katana schwingend überzeugt sie jeden, daß sie die erste war, die sich auf dem PC-Markt durchsetzen konnte.
MS-DOS ist ein kleines schüchternes Mädchen, das sich ausschließlich in Ecken rumdrückt, um nicht gesehen zu werden. MS-DOS arbeitete ausschließlich im Hintergrund von Windows und wird nicht gesehen.
2003 Server (Saba) wird als halb-M#dchen, halb-Fisch gemalt. Saba ist wieder ein Wortspiel: Das japanische Wort für „Server“ wird „Saaba“ gesprochen und „Saba“ wiederum ist eine Makrele!
Die Liste lässt sich beliebig weiterführen: Linux, Mac OS X, Win 98, NT. Weiter gibt es auch schon USB-Tan, Firefox, Outlook und männliche Versionen der OS-Tans. Das ganze ging so weit, daß sich ein Anime-Magazin einen Scherz mit den Fans erlaubte und stolz „OS-Tan, die Serie“ ankündigte. Zur Trauer der Fangemeinde wurde der Anime jedoch nicht in die Tat umgesetzt. Auch Cosplayer sind inzwischen auf die Mädels aufmerksam geworden. Auf japanischen Conventions wurde schon das eine oder andere OS-Tan gesichtet.
Weitere Infos: http://en.wikipedia.org/wiki/Os-tan
Sammlungen von OS-Tan-Artwork: https://www.pinterest.com/pin/684617580845776044/ (jpn.)
Rezepte
Da die Snacks aus Beates japanischer Teestube „Sweetland“ vom Anime Marathon 2005 so einen großen Anklang gefunden haben, gibt es hier auf vielfachen Wunsch die Rezepte dazu.
Bananenkuchen
Autor: Beate Feldt
Rezept erschienen am: 28. April 2005
Da auch der Bananenkuchen aus Beates japanischer Teestube „Sweetland“ vom Anime Marathon 2004 so einen großen Anklang gefunden hat, gibt es hier auf vielfachen Wunsch das Rezept dazu.
Zutaten für den Grundteig:
- 2 – 3 Bananen (je nach Größe)
- etwas Zitronensaft
- 200 g Mehl
- 1 Teelöffel Backpulver
- ¼ Teelöffel Salz
- 190 g Zucker
- ½ Päckchen Vanillinzucker
- 2 Eier
- 4 Esslöffel Öl
Vorbereitung:
Banane schälen (nicht vergessen *g*), in eine Schüssel geben, mit Zitronensaft beträufeln und mit einer Gabel zerkleinern („zermanschen“).
Mehl mit Backpulver vermischen, durchsieben.
Zubereitung:
Bananen mit den restlichen Zutaten verrühren bis eine glatte Masse entsteht, die zähflüssig vom Löffel tropft.
Backen:
A)
Backen in einer 18 x 18 cm quadratischen Backform (z.B. Keksdose) oder einer runden Form mit 20 cm Durchmesser: Die Form mit Backpapier auslegen. Dem Teig noch 2 EL Milch zufügen.
Teig in die Form füllen. Nach Belieben können noch Bananenscheiben oben auf den Teig gelegt werden. Im auf 170º C vorgeheizten Ofen 35 – 40 min backen. Stäbchenprobe (Holzspieß in die Mitte des Kuchens stecken. Klebt kein Teig dran, ist der Kuchen fertig).
B)
Backen als Muffins (ergibt 4 – 5 Muffins): Muffin-Papierförmchen in Muffin-Form legen. Dem Teig noch 2 EL Milch hinzufügen. Die Förmchen bis zu 2/3 füllen. Im auf 180º C vorgeheizten Ofen 20 – 25 min backen.
C)
Backen in einer Bratpfanne (26 cm Durchmesser) mit Deckel: Die Bratpfanne mit Backpapier auslegen. Teig einfüllen. Deckel auflegen. Bei kleiner Hitze ca. 20 min backen. Stäbchenprobe. Dann noch etwa 10 Minuten bei geschlossenem Deckel ohne Hitzezufuhr nachdämpfen lassen.
D)
Backen im Reiskochtopf: Den Innenbehälter mit Öl einpinseln. Dem Grundteig noch 50 g Schokoladenstückchen hinzufügen. In den Behälter füllen. Den Knopf auf „Kochen“ drücken. Wenn das Licht zu „Warmhalten“ wechselt, 5 min warten und dann wieder den „Kochen“-Knopf drücken. Dieses 2 – 3 mal wiederholen. Stäbchenprobe. Zum Schluß in der „Warmhalten“-Funktion noch 10 – 15 min dämpfen lassen.
Insgesamt dauert das dann 45 – 60 min bis der Kuchen fertig ist.
Servieren:
Mit Bananen, Sahne, Schokosoße oder Vanillesoße…
Viel Spaß beim Experimentieren!
Chirashizushi
Autor: Beate Feldt
Rezept erschienen am: 28. April 2005
Aus 2 Bechern japanischem Reis (ca. 300 g) Sushireis zubereiten.
Weitere Zutaten:
- 25 g kampyo (getrocknete Kürbisstreifen)
- 4 getrocknete shiitake (Pilzsorte)
- 100 g Möhren
- 50 g Zuckerschoten
- 2 Eier
- ½ Blatt nori (getrockneter, gerösteter Seetang) dashi (Blaufischbrühe)
- Zucker
- Sojasoße (japanische!, die chinesische schmeckt zu kräftig!)
- Mirin (süßer Reiswein zum Kochen)
- Salz
- Öl
Zubereitung:
Kampyo nach Packungsanleitung einweichen, in klarem Wasser etwa 10 min kochen. Abtropfen lassen, mit 200 ml dashi, 2 Esslöffel Zucker, 2 EL Sojasoße und 1 EL mirin in einem Topf zum Kochen bringen. Bei nicht zu starker Hitze solange kochen lassen, bis keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist.
Kampyo in 1 cm lange Stücke schneiden.
Die Shiitake-Pilze waschen, in 100 ml Wasser am besten über Nacht einweichen lassen.
Dann abtropfen lassen, die Stiele herausdrehen und die Köpfe in feine Streifen schneiden.
Das Einweichwasser aufheben.
Die Möhren schälen, in feine Stifte schneiden bzw. grob raspeln.
Pilzwasser, 100 ml dashi, 1 EL Zucker, 2 EL Sojasoße und 1 EL mirin aufkochen, Pilze und Möhren darin bei mittlerer Hitze kochen, bis das Gemüse weich ist.
Zuckerschoten in wenig Salzwasser etwa 3 min kochen, abtropfen lassen und diagonal in feine Streifen schneiden.
Nori mit einer Küchenschere in hauchdünne Streifen schneiden.
Eier mit 1 Prise Zucker und einer Prise Salz verquirlen.
Eine kleine Pfanne ganz dünn mit Öl einpinseln. Immer nur soviel Eimasse hinein geben, dass der Boden eben bedeckt ist. Eimasse kurz stocken lassen, wenden, noch 1 Sekunde braten, aus der Pfanne nehmen und auf ein Schneidebrett legen.
Vorgang wiederholen, bis die gesamte Masse verbraucht ist.
Die Eilagen übereinander legen und in ganz dünne, etwa 2,5 cm lange Streifen schneiden.
Den Sushireis mit Kampyo, Shiitake und Möhren vermengen.
Dann pyramidenförmig zuerst mit Ei, dann den Zuckerschoten und zuletzt dem Nori garnieren.
Guten Appetit!
Nikudango
Autor: Beate Feldt
Rezept erschienen am: 26. April 2005
Nikudango (Hackfleischbällchen) Für 1 Person
Zutaten für die Hackfleischbällchen:
- 75 g Mischhack
- ¼ Zwiebel
- 1 Prise Salz
- ¼ Ei
- 1 Esslöffel Semmelbrösel
Zutaten für die Soße:
- 2 Teelöffel Sojasoße
- ½ Teelöffel Reiswein
- ½ Teelöffel süßer Reiswein (Mirin)
- ½ Teelöffel Zucker
- 25 ml Wasser Öl zum Braten und Frittieren
- Stärke zum Andicken
Zubereitung:
Die geschälte Zwiebel fein hacken.
Öl in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebeln darin glasig dünsten.
Abkühlen lassen.
Alle Zutaten für die Hackfleischbällchen (inklusive der Zwiebel) in eine Schüssel geben und kräftig durchkneten und so miteinander vermengen.
Kleine Bällchen formen und frittieren (bei ca. 200º C) oder kleine Bouletten/Frikadellen formen und in der Pfanne in heißem Öl von beiden Seiten gar braten.
Die Zutaten für die Soße in einem Topf zum Kochen bringen, die Hackfleischbällchen hinein geben.
½ Teelöffel Stärke mit 1 Teelöffel Wasser glattrühren, dazugießen, gut durchrühren und noch einmal kurz aufkochen lassen.
Guten Appetit!
Yakitori
Autor: Beate Feldt
Rezept erschienen am: 26. April 2005
Yakitori (Gebratenes Hähnchenfleisch) Für 1 Person
Zutaten:
80 g Hähnchenschenkelfleisch
½ Esslöffel Sojasoße
1 Teelöffel Reiswein
½ Teelöffel Zucker
1 Prise Salz
Stärke
Öl
Zubereitung:
Das Hähnchenfleisch abspülen, trocken tupfen und in mundgroße Stücke schneiden.
Sojasoße, Reiswein, Zucker und Salz verrühren.
Das Fleisch einlegen und mindestens 15 Minuten marinieren.
Fleisch heraus nehmen, überschüssige Flüssigkeit abtupfen, mit Stärke abpudern, überschüssige Stärke abklopfen.
Das Fleisch kann nun gegrillt, in der Pfanne gebraten oder in heißem Öl (ca. 180º C) frittiert werden.
Guten Appetit!
Scott Pilgrim vs. the World
Autor: Karsten Schubert
Wahnsinn in lila und blau
Man stelle sich vor man gebe Manga, eine Prise Anime, etwas Rockmusik und eine große Menge Computerspiele in einen Topf und schmecke es mit Hongkong-Cinema und einer gehörigen Portion Comedy im Stile von Juno ab und verwende dafür recht edle Zutaten (Schauspieler). Was dabei herauskommt, dürfte Scott Pigrim vs. the World recht nahe kommen.
Anders ausgedrückt, wir haben es mit der Verfilmung eines kanadischen Comics im Manga-Stil zu tun. Doch wie will man einen Manga auf der Leinwand nachstellen? Kann das überhaupt funktionieren? Man muss sagen, es geht sehr gut, man muss nur versuchen einige Elemente auf ihre Ursprünge zurück zu führen und sie geschickt miteinander zu verknüpfen.
Zunächst einmal zur Story. Diese handelt von dem 22-jährigen arbeitslosen Scott Pilgrim (Michael Cera, Juno), der häufig zusammen mit den Mitgliedern seiner Band, also seinem Freund Steve (Gitarre + Gesang) und seiner Ex-Freundin Kim (Schlagzeug) herumhängt oder mit seinem schwulen Mitbewohner, mit dem er nicht nur die Wohnung, sondern auch das Bett teilt, diskutiert. Doch Scott ist nicht schwul und das ist zu Beginn gerade sein Problem, da er von allen Seiten Vorwürfe zu hören bekommt, da er es wagt Knives Chau (Ellen Wong), eine 17-jährige Schülerin von der örtlichen High School, zu treffen.
Doch schnell freunden sich auch die anderen Mitglieder der Band mit der 17-jährigen an und Knives Chau wird zum ersten Groupie der Sex Bob-ombs. Da erlebt Scott etwas merkwürdiges. In einem Tagtraum führt ein Mädchen mit lila Haaren an ihm vorbei. Was macht sie in seinen Träumen? Und kurz darauf läuft er dieser „Ramona Flower“ auch in der Realität über den Weg. Schließlich kommt es soweit, dass er extra ein Amazon-Paket bestellt, denn sie arbeitet für dieses Unternehmen als Kurier. Er überredet sie bei der übergabe, sich mit ihm zu treffen.
Sie kommen tatsächlich schnell ins Gespräch und er darf sie sogar nach Hause begleiten. Doch irgendetwas ist seltsam an ihr, oder wieso taucht plötzlich wie aus dem Nichts eine Tor vor ihnen auf und sie waren im Haus? Doch wie auch immer, er verbringt die Nacht bei ihr, ohne das ES passiert. Sie ist jetzt seine Freundin. Aber es gibt kleinere Probleme. Um mit ihr zusammen zu bleiben muss er Ramonas sieben Ex-Freunde besiegen, die alle Superkräfte besitzen. Doch zum Glück ist er geübter Videospieler. Und es gibt noch eine andere Sache…
Er geht nebenbei immer noch mit Knives aus, da er es nicht über das Herz bringt ihr zu sagen, dass er eine andere hat…
Wie man merkt, eine etwas überdrehte Geschichte, die jedoch viele Standard-Elemente enthält. Dies ist nicht wirklich verwunderlich, wenn man den Story-Hintergrund kennt. Der Zeichner hat im wesentlichen seine persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen etwas übersteigert in eine Geschichte gegossen, die schließlich nach und nach ein Eigenleben entwickelte. Der Manga-Stil war für ihn schlichtweg eine Methode diese Geschichte schnell zu Papier zu bringen. Was den Film jedoch ausmacht: Er schafft es die grundsätzliche Methodik des Manga auf die Leinwand zu bringen, dabei das zugrundeliegende Material jedoch zu erweitern und zu verdichten.
So wurden aus den etwas grobschlächtigen Zeichnungen wirklich erstklassige Schauspieler. Der Manga handelt zwar von Musik und der Musikszene, doch im Film kann man die Musik sogar hören und aus den kurzen, schnellen Kämpfen wurden sorgfältig ausgearbeitete Choreographien, die mit einem Mix aus den Schauspielern, Stuntleuten und jeder Menge Tricktechnik umgesetzt wurden. Dabei hat man auch dezente Ansätze immer weiter ausgebaut und verfeinert.
Während man zunächst sehr eng der Handlung des Manga folgte und immer wieder kleine Ideen und Verbesserungen einbaute, nahm man im weiteren Verlauf immer mehr Veränderungen vor um die neuen Möglichkeiten besser zu nutzen. Es ging sogar soweit, dass man das Ende der Geschichte neu drehen musste, weil man der Handlung einen anderen Schliff verpassen wollte, als es im Manga der Fall war.
Doch wie kann man sich diese neuen Möglichkeiten überhaupt vorstellen?
Nun, zum einen schon durch die dynamische Handlung. Um ein Beispiel zu nennen: Im Manga kommt beim ersten Besuch von Knives bei der Band die Szene vor, dass Scott Ellen einfach sagt: „Du kannst deine Jacke einfach irgendwo hin werfen.“. Im Film hingegen bittet er zuvorkommend: „Darf ich dir deine Jacke abnehmen?“ und hilft ihr aus dem Kleidungsstück um es danach auf den Boden zu schleudern, obwohl direkt neben ihm Kleiderhaken sind.
Auch die Schauspieler können ihren Figuren deutlich mehr Leben einhauchen, als es den nur begrenzten Fähigkeiten des Zeichners möglich ist. Ein Michael Cera, eine Ellen Wong oder eine Mary Elizabeth Winstead (Ramona) können nun einmal weitaus mehr Emotionen ausdrücken als die doch recht grob gezeichneten Charaktere des „Manga“. Und Anna Kendrick demonstriert als Scotts Schwester Sandy, dass sie auch außerhalb des Twilight-Universums große Reden schwingen kann.
Während man im Manga nur Musik andeuten konnte, kann man diese im Film tatsächlich spielen. Dafür musste man zunächst einmal geeignete Musiker engagieren, die zum Teil auch noch dafür verantwortlich waren den Schauspielern soweit Musik beizubringen, dass sie vor der Kamera überhaupt so tun konnten als ob die Musik von ihnen wäre. Dabei mussten sie auch noch soweit singen können, dass man ihnen die Teilnahme an einem Nachwuchswettbewerb auch tatsächlich abkaufte. Dies ist auch durchaus gelungen, obwohl man zum guten Teil Darsteller hatte die weder singen, noch musizieren konnten. So war Michael Cera der einzige der Band, der tatsächlich sein Instrument beherrschte und sich eher zurücknehmen musste, damit der Darsteller des Musiktalents Steve nicht ganz so elend im Vergleich aussah.
Alison Pill, die hervorragende Darstellerin der zynischen Kim, soll hingegen während der Dreharbeiten auch tatsächlich halbwegs gut Schlagzeug gelernt haben.
Bei all diesen erweiterten Möglichkeiten hat man die eigene Herkunft des Materials aber nicht etwa verborgen, sondern zum Stilmittel erklärt. Das heißt: eine Türklingel hört man nicht nur, sondern zugleich fliegt ein animiertes Ding-Dong durch das Bild, als wäre der Manga tatsächlich eine Momentaufnahme der Szene. Auch die anderen Elemente der Popkultur, die im Manga nur angedeutet wurden konnte man im Film weitaus besser zur Sprache bringen. Wie könnte zum Beispiel so ein ahnungsloser Tropf kämpfen gelernt haben?
In Computerspielen. Also ließ man sich von Spielen wie Dance Dance Revolution inspirieren, nur dass nicht nur die Trittmuster der Spieler erfasst werden können, sondern auch ihre ganzen Bewegungsabläufe, und schon sieht man Knives und Scott in einem Arcade Center durch die Gegend wirbeln um ihre Ninjas in der Konsole durch die Gegend zu steuern.
In vielen Kampfszenen wird man hingegen an Spiele wie Death or Alive erinnert, während Ramona mal mit einem Riesenhammer aus Sonic the Hedgehog durch die Gegend wirbelt, während ihre Gegnerin sich mit einem Schwert aus Soul Calibur zur Wehr setzt. Damit man nicht zu viele teure Tricks verwenden musste, jagte man auch hier wieder die Darsteller durch ein hartes körperliches Training, damit sie zumindest mit Seilunterstützung einige der Choreographien selbst zeigen konnten.
In anderen Kämpfen hauen sich hingegen Bassgitarren animiert und optisch ihre Töne um die Ohren, oder Rockband und Synthesizer nehmen den Kampf mittels riesiger animierter Gorillas und Seeschlangen gegeneinander auf.
Vereinfacht ausgedrückt ist dieser Film vollgestopft mit Anspielungen auf die Populärkultur der letzten Jahre. Die gesamte Handlung und erst recht die grellen Haarfarben entstammen dem Animebereich, einige der Kampfszenen spielen auf Hongkong-Filme an, das Universallogo erscheint als 8 Bit Computergrafik mit entsprechenden Soundeffekten usw. Es ist praktisch gar nicht möglich die ganzen Anspielungen in einem Durchgang zu entdecken. Und wo wir schon beim Thema „überladen“ sind: Die US-Blu-ray ist mit Features überladen. Wir haben die Kleinigkeit von VIER Kommentarspuren. Natürlich hat jede davon auch ihre Längen, aber auch jede Menge Details.
Mehr als eine Stunde an Making Ofs, riesige Mengen an Deleted Scenes, Bloopers, alternative Szenen, Trivia Informations usw. Der Film ist ja schon beinahe zwei Stunden lang (1 Stunde 52 Minuten), aber bis man die Extras durchgearbeitet hat vergeht ein vielfaches der Zeit. Zusätzlich enthält die Blu-ray Box auch noch die DVD, sowie ein Digital Copy Angebot. Einzig bei der Bildqualität muss man leichte Einschränkungen vornehmen. Das Bild ist zwar absolut sauber, aber man hat absichtlich die In-Bild Kontraste und die Farben ein wenig gedämpft.
Dadurch wirkt das Bild weniger plastisch als es sein könnte, doch damit ist es auch leichter, den leicht surrealen Touch aufrecht zu erhalten, von dem dieser Film lebt. Nicht zuletzt durch Ramonas grelle Haarfarben (sie wechselt im Film von rot/violett über blau zu grün) würde den Film sonst zu grell und unglaubwürdig wirken. Dabei nutzt man jedoch gleichzeitig den Schwarzwert sehr gut aus, was für die DVD-Fassung erst recht Stress bedeutet.
Beim Ton kann dieser Film weniger mit grandiosen, dafür mit durchdachten Effekten aufwarten. So hat man im Film alle möglichen Computer System Sounds untergebracht und die Toneffekte kommen auch sauber und sinnvoll rüber, aber man benötigt keine grandiosen Tonformate. So liegt auch nur die englische Fassung im Dolby True HD 5.1 Format vor, während französischer und spanischer Ton sich mit DTS 5.1 zufrieden geben müssen.
Alles in allem kann man bei der eigentlichen Handlung zwar geteilter Meinung sein, doch in Hinsicht auf Comicverfilmungen spielt dieser Film in einer anderen Liga. Hier ging es nicht darum die fantastische Welt eines Comics real darzustellen, sondern wir haben es mit einer Abhandlung der Populärkultur der letzten Jahre zu tun. Man könnte auch sagen: ein Film von Geeks, für Geeks.
Scott Pilgrim vs. the World
Laufzeit: 113 Minuten
Ton: Englisch: Dolby True HD 5.1; Französisch, Spanisch: DTS 5.1
Herausgeber: Universal
Region: A,B,C
Surround Special – oder: Quo vadis DVD II
Autor: Karsten Schubert
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 37, Seite 35, April 2004
Vor ein paar Jahren hatten wir in der FUNime Nr. 9 ein Special zu dem damals noch recht jungen Medium DVD. Nun ist es Zeit für ein Update, wobei wir diesmal dem Thema Surround-Ton besondere Aufmerksamkeit schenken.
Die DVD hat sich inzwischen auf dem Markt etabliert und ist heute vor allem im Videosektor nicht mehr wegzudenken. Dennoch kündigen einige Filmfirmen angesichts steigender Raubkopien schon das Ende der DVD an, wohl vor allem in der Hoffnung auf einen neuen digitalen Kopierschutz, der vielleicht weniger leicht zu knacken ist (egal was ihnen Verschlüsselungsexperten sagen). Allerdings dürften sie damit die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, denn die Möglichkeiten der DVD werden heute im Normalfall noch nicht einmal voll ausgenutzt.
Vor allem in Europa müsste man erst einmal die ganzen PAL-Fernseher durch HDTV-fähige Neugeräte ersetzen, damit der normale Kunde ein besseres Bild überhaupt sehen könnte. Stattdessen hat sich die Industrie in den letzten Jahren vor allem darum gekümmert, dass ihr Bildverschlechterer – pardon, der analoge Kopierschutz „Macrovision“ – nicht mehr legal umgangen werden darf (ohne Rücksicht darauf, was für Probleme sie damit der Wiedergabekette aufbürden). Allerdings ist es der Filmindustrie trotz massivster Lobbyarbeit und unklarer Gesetzestexte doch nicht gelungen, die Umgehung des Region-Codes zu verbieten, so dass es immer noch Händler gibt, die jeden Markenplayer entsprechend modifiziert anbieten, während viele Ladenketten für die Kunden meist bestimmte Geräte mit „versteckten“ Menüs für die Umgehung des Ländercodes bereit halten.
Doch die DVD ermöglicht ja nicht nur ein exzellentes Bild, sondern bietet auch über die Tonformate Dolby Digital und DTS die Möglichkeit, die Klangkulisse eines Kinos in die eigenen vier Wände zu holen. Da inzwischen auch immer mehr Anime-DVDs mit diesen erweiterten Möglichkeiten produziert werden, wird diese Angelegenheit auch für Animefans immer bedeutungsvoller, auch wenn einige dieser Fassungen nur auf neu abgemischten Dolby Surround Fassungen basieren und im Vergleich zu den Effektgewittern eines Gladiator oder Herr der Ringe auch ein relativ neuer Vampire Hunter D – Bloodlust reichlich alt aussieht.
Doch was benötigt man für diesen Heimkinogenuß? Einigen Verkäufern und der Werbung zufolge nicht viel, denn man bekommt fast überall entsprechende Boxensets für einen Spottpreis hinterher geworfen, die all diese tollen Features beherrschen können. Und wenn man mit dem Klang nicht zufrieden ist, oder Anschlussprobleme hat, kann der Handel natürlich sofort mit einem tollen Surround-Receiver weiterhelfen, da die Schwachstelle dieser Billigsets „natürlich“ die schwache Elektronik ist. Und sollte das nicht ausreichen, kann man natürlich immer noch mit besseren Kabeln den Klang „deutlich verbessern“…
Und schon hat der normale Kunde Bekanntschaft mit den Auswüchsen der heutigen HiFi-Industrie gemacht, für die es kein Problem ist, mal eben physikalische Gegebenheiten außer Kraft zu setzen, oder die mittels „allerneuester“ Erkenntnisse eine absolute Klangsensation versprechen. Gehen wir die Sache doch mal ein wenig nüchterner an: An welchen Angaben kann man einen guten Lautsprecher, oder einen guten Surround-Verstärker erkennen? Die wenig ermutigende Antwort darauf lautet: gar nicht! Das fängt schon mit der Angabe der Leistung eines Lautsprechers an, die erstaunlicherweise in Watt angegeben wird.
Was vielen nicht bewusst ist: diese Angabe hat nichts mit der Lautstärke und schon gar nichts mit der Klangqualität eines Lautsprechers zu tun, sondern gibt schlicht und einfach nur die elektrische Leistung an, die einem Lautsprecher zugeführt werden kann, ohne ihn zu zerstören. Und selbst billigste Lautsprecher können hier teilweise mit Angaben von über 100 Watt protzen, und nur die Angabe „PMPO“ weist darauf hin, dass er diese Leistung theoretisch nur für eine Millisekunde aushalten sollte, bevor oder sogar während er ausbrennt…
Ein etwas besseres Merkmal ist der übertragungsbereich, bei dem Lautsprecher sich gerne mit Angaben wie „15-35.000 Hz“ schmücken. Tatsächlich fehlt hier nur eine kleine Angabe um eine gewisse Grundaussage über einen Lautsprecher treffen zu können: „57-22.000 Hz +/-2dB“. Während die erste Angabe lediglich angibt, in welchem Bereich ein Lautsprecher überhaupt eine Reaktion von sich gibt, gibt die zweite den Frequenzbereich an, in dem ein Lautsprecher annähernd linear, also ohne eigene Verfärbungen arbeitet.
Doch eigentlich interessieren die meisten diese technischen Details gar nicht. Wenden wir uns daher mal einer pragmatischeren Sichtweise der Dinge zu und konzentrieren uns auf einige grundlegende Aussagen: In den letzten 20 Jahren hat es im gesamten HiFi-Bereich in Bezug auf Lautsprecher keine echten Revolutionen gegeben, sondern Verbesserungen erfolgten im allgemeinen nur langsam, schrittweise. Zunächst sensationell erscheinende neue Ideen zeigten relativ schnell auch entsprechende Schwächen. Bei Verstärkern gab es zwar etwas größere Verschiebungen, doch diese hatten auch eher mit der Verbindung zu anderen Geräten oder kostengünstigeren Produktionsmethoden zu tun.
Einige alte Regeln, wie dass die Größe eines Lautsprechers etwas damit zu tun hat, wie gut er tiefste Frequenzen wiedergeben kann, sind auch heute noch gültig. Und auch der „Hörbereich“ von etwa 20-20.000 Hz, den ein Mensch wahrnehmen kann, gilt weiterhin. Warum werden jetzt also vor allem Boxsets mit Mini-Lautsprechern angeboten, die teilweise auch noch von mehr oder minder bekannten Marken stammen?
Der Grund dafür ist, dass es zwar in den meisten Haushalten noch relativ einfach möglich ist, zwei mehr oder weniger große Ungetüme im Raum unterzubringen, aber bei fünf oder mehr Standlautsprechern im Wohnzimmer hängt schnell der Haussegen schief. Auch die Kosten für fünf oder mehr gute Lautsprecher würden in vielen Haushalten den Rahmen des Erträglichen sprengen. Daher kam man recht schnell auf die Idee, dieses Problem mit Hilfe von Speziallautsprechern zu lösen: Der Centerlautsprecher dient vor allem dazu, Geräusche und vor allem Stimmen, die aus der Bildmitte kommen auch wirklich von dort kommen zu lassen, damit auch für Leute, die nicht exakt in der Mitte zwischen den beiden Hauptlautsprechern sitzen, der Ton aus der richtigen Richtung kommt. Dazu genügt ein kleiner Lautsprecher, der vor allem auf mittlere und höhere Frequenzen und eine gute Sprachverständlichkeit ausgelegt ist, damit auch im größten Donnerwetter die Stimmen der Hauptfiguren zu verstehen sind.
Bei tiefen und mittleren Bässen, also Frequenzen unter 80-200 Hz, kann der Mensch sowieso nicht bestimmen aus welcher Richtung diese Geräusche eigentlich kommen, deswegen müssen diese Töne auch nicht von allen Boxen im Raum übertragen werden – diese Frequenzen äbernimmt dafür ein sogenannter Subwoofer. Auch für Geräusche, die hinter oder neben dem Zuschauer entstehen, ist es eigentlich nicht nötig alle Frequenzen sauber wieder zu geben, da die Form der menschlichen Ohren und Reflektionen der umgebenden Wände diese Geräusche sowieso relativ stark verfälschen.
Diese Erkenntnisse flossen auch schon vor Jahren in das sogenannte Dolby Prologic-Konzept ein, mit dem man versuchte aus einfachen Stereo-Signalen einen „Raumklang“ zu erzeugen. Ein weiterer Speziallautsprecher ergab sich aus der Tatsache, dass ein Verstärker vor allem mit den tiefen Frequenzen, also den Bässen zu kämpfen hat, in denen wesentlich mehr Energie steckt, als in Tönen höherer Frequenz. Da der Mensch bei diesen tiefsten Tönen aber noch nicht einmal die Richtung orten kann, aus der sie kommen, bot es sich an einen verhältnismäßig kleinen Speziallautsprecher zu bauen, der sich nur um diese tiefen Töne kümmert und irgendwo im Raum versteckt wird: der Subwoofer war geboren.
Auf diesen Grundlagen wurden schließlich „Dolby Digital 5.1“ und „DTS“ entwickelt, die für jeden dieser 5+1 Lautsprecher ein eigenes Signal vorsahen, das jedoch komprimiert werden musste, damit auf dem Datenträger auch noch genügend Platz für die Bildinformationen blieb. Da man jedoch inzwischen wusste, dass diese Speziallautsprecher auch einige Probleme mit sich bringen konnten, sah man für die 5 normalen Lautsprecher trotzdem jeweils den kompletten übertragungsbereich von 20-20.000 Hz vor (damit ein Porsche, der um den Zuschauer herum fährt, sich nicht an einigen Stellen wie ein VW Käfer anhört).
Im Bedarfsfall kann der entsprechende Verstärker ja einfach die tieferen Frequenzen an den Subwoofer geben und damit die Center- und Surround-Lautsprecher akustisch „vergrößern“. Doch für die Boxenhersteller ergab sich dadurch nun folgendes Problem: Die fünf Hauptlautsprecher sollten ungefähr gleich klingen, nur bei den tieferen Frequenzen sollte der Subwoofer helfen. Gleichzeitig sollten die Lautsprecher aber möglichst wenig kosten. Also bot es sich an, die beiden Hauptlautsprecher wie auch den Centerspeaker und die beiden Surroundboxen abzuspecken und stattdessen 5 Lautsprecher in Serie zu produzieren.
Da diese nicht mehr für die tiefen Töne zuständig sein müssen, können sie auch ruhig etwas kleiner sein, was zum einen Kosten spart und zum anderen die Probleme der Aufstellung deutlich reduziert. Wenn es vor allem darum geht, Effekte aus der richtigen Position ertönen zu lassen funktioniert dieser Ansatz auch sehr gut, was sich mit den zahlreichen preiswerten Sets zeigen lässt, die für den Einsatz am Computer ausgelegt sind. Schwieriger wird es jedoch, wenn man zum Beispiel für Musik ein ausgewogenes Klangbild erreichen will. Dann können schon kleinere Lautstärkeunterschiede einzelner Frequenzen unangenehm ins Gewicht fallen. Um diese Probleme zu minimieren, müssen die Satelliten-Lautsprecher wesentlich aufwendiger konzipiert werden und diese kleinen Lautsprecher können sehr schnell teuer werden, sogar deutlich teurer als größere Lautsprecher mit gleichen Eigenschaften.
Im Vergleich dazu ist die Unterstützung unterschiedlicher Tonformate einfach, da entsprechende Chips sehr billig in großen Stückzahlen eingekauft werden können. Dementsprechend bietet es sich geradezu an, für den Massenmarkt derartige Sets möglichst billig anzubieten, die auch noch gerne als Schnäppchen vermarktet werden, indem man eine möglichst hohe unverbindliche Preisempfehlung dazu schreibt, obwohl diese Sets nie zu diesen „Märchenpreisen“ gehandelt wurden. Dabei wird auch gerne mal der Verstärker wegrationalisiert und die Verstärkung dem Subwoofer aufgehalst.
In größeren Räumen kommen jedoch noch zahlreiche weitere Probleme hinzu. So löschen sich die Frequenzen verschiedener Lautsprecher an bestimmten Stellen im Raum gegenseitig aus und da das Gehör auch Laufzeitunterschiede von Geräuschen einkalkuliert, müssen die unterschiedlichen Entfernungen der einzelnen Lautsprecher einberechnet werden, damit die Töne eines Ereignisses gleichzeitig und mit korrekten Lautstärken die Hörposition treffen. Diese Dinge können praktisch schon von allen Surround-Verstärkern der Einsteiger-Klasse (um 200 Euro) korrekt berücksichtigt werden, wobei sich die Geräte verschiedener Hersteller meist nur um Nuancen unterscheiden, da auch hier die meisten Funktionen von Standardchips gesteuert werden.
Bei der Verstärkerleistung wird jedoch auch hier gerne ein wenig hoch gestapelt. So ist im Normalfall ein Verstärker mit 5×80 Watt gar nicht in der Lage, die theoretische Gesamtleistung von theoretisch 400 Watt überhaupt abzugeben, da derartige Modelle meist mit Netzteilen ausgestattet sind, die bestenfalls 240 Watt bewältigen können, wovon ein guter Teil der Leistung auch noch in Wärme umgewandelt wird. Meist sind die einzelnen Ausgänge noch nicht einmal in der Lage, mehr als 30 Watt dauerhaft zur Verfügung zu stellen.
Doch mehr ist im allgemeinen auch gar nicht nötig, um kleinere Räume (< 25 qm) zu beschallen. Die Lautstärke, die ein Lautsprecher bei einer angelegten Spannung erzeugt, ist zwar von Lautsprecher zu Lautsprecher unterschiedlich (wobei nicht zuletzt die Größe des Lautsprechers bzw. dessen Volumen einen bedeutenden Einfluß hat), liegt jedoch bei vielen Boxen bei deutlich mehr als 80 dB pro Watt in einem Abstand von einem Meter. Daran kann man schon sehen, dass ein Verstärker im Normalbetrieb (Zimmerlautstärke) tatsächlich nur wenige Watt Leistung benötigt.
Die echten Anforderungen an einen Verstärker kommen eher dadurch zustande, dass ein Lautsprecher keineswegs ein passives Bauteil ist, sondern vor allem auf änderungen der angelegten Signale mehr oder weniger unterschiedlich reagiert. Doch die Probleme des Verstärkers sind relativ unbedeutend im Vergleich zu den Anforderungen, mit denen ein Lautsprecher zu kämpfen hat. Ein idealer Lautsprecher wäre eine punktförmige Schallquelle, die auf ein angelegtes Signal einer bestimmten Frequenz ein Schallsignal der gleichen Frequenz abstrahlt – doch davon ist jeder Lautsprecher weit entfernt.
In Wirklichkeit gibt es Probleme mit dem Ein- und Ausschwingverhalten; jeder Lautsprecher hat eigentlich eine Frequenz, bei der er bevorzugt schwingt (seine Resonanzfrequenz) und Töne werden je nach ihrer Frequenz mehr oder weniger konzentriert in unterschiedliche Richtungen ausgestrahlt. Um dieser Probleme Herr zu werden, packt man normalerweise mehrere verschiedene Chassis (die Einheit von Membrane und Schwingspule) in ein Gehäuse, das als Resonanzverstärker dient und steuert diese frequenzabhängig an – das ist der typische Zwei- oder Dreiwege-Lautsprecher.
Dennoch ist jeder Lautsprecher ein mehr oder weniger großes Sammelsurium von Kompromissen. Und dazu kommt noch ein weiteres Problem, das gerne vernachlässigt wird: Jeder Lautsprecher reagiert mit dem Raum in dem er steht. Ein Raum mit blanken Wänden und wenig Möbeln kann große Probleme mit dem auftretenden Hall haben, während viele Möbel, Vorhänge und Teppiche gerne dafür sorgen, dass hohe Frequenzen regelrecht verschluckt werden. Zusätzlich kann jeder Gegenstand im Raum Schwingungen brechen, auslöschen oder sogar verstärken.
Aufgrund dieser unterschiedlichen Anforderungen und Möglichkeiten der einzelnen Komponenten ergibt sich in Abhängigkeit von den persönlichen Anforderungen ein vollkommen unterschiedliches Aussehen der optimalen Surround-Anlage. Während jemand, der seine ganzen DVDs immer am Computer ansieht mit einem besseren Surround-Set für einen Computer durchaus glücklich werden kann, sieht die Angelegenheit in den meisten Fällen etwas komplizierter aus, wobei man auch bestehende Anlagen und Boxen in seine überlegungen einbeziehen sollte. Dabei sollte man im Gegensatz zu den Empfehlungen vieler Verkäufer für die Boxen etwa 2-3 mal soviel Geld einplanen, wie für den gewünschten Verstärker!
Schließlich erzeugen sie letztlich den Klang und sind das schwächste Glied in der Wiedergabekette. Und während Lautsprecher mühelos über Jahrzehnte hinweg eingesetzt werden können, haben Surround-Verstärker dagegen eine wesentlich kürzere „Lebenserwartung“. Wer also bereits Stereoboxen hat, mit denen er zufrieden ist, für den gibt es keinen vernünftigen Grund diese ersetzen zu müssen. Vielleicht gibt es zu diesen Lautsprechern schon einen Centerspeaker, dann bräuchte man nur noch zusätzlich zwei Surround-Boxen und einen Surround-Verstärker und schon hätte man eine 5.0-Anlage, die mühelos jedes beliebige 5.1-Boxset zum gleichen Preis an die Wand spielt.
Sollte es keinen passenden Center geben, kann man entweder versuchen einen möglichst ähnlich klingenden Center zu finden, oder man kann überlegen, ob eine dritte derartige Box vielleicht unter- oder oberhalb des Fernsehers platziert werden kann. Vor allem wenn man sich für die neuen Surround Musik-Formate wie SACD interessiert, bietet sich eine Kombination von 5 gleichartigen Boxen geradezu an.
Sollte dies alles nichts nützen, kann man auch überlegen die alten Boxen als Surround-Lautsprecher zu verwenden und sie um zwei neue Frontboxen mit passendem Center zu ergänzen. Während Unterschiede zwischen Surround- und Front-Lautsprechern nicht wesentlich ins Gewicht fallen, sollten Front-Boxen und Center gut zueinander passen, da ansonsten jedes Fahrzeug, das von einer Seite zur anderen fährt, erheblich irritieren kann. Einen guten Stereoverstärker sollte man auch nicht ohne gründliches Nachdenken verscherbeln, da die meisten Surround-Verstärker im Stereo-Bereich mehr oder weniger große Schwächen aufweisen, während selbst Einsteiger-Geräte für Dolby Digital 5.1 und DTS ausreichende Kapazitäten haben, wenn man nicht unbedingt riesige Räume damit beschallen will.
Wer hingegen klanglich bislang mit dem Fernseher oder einer Kompaktanlage vorlieb nehmen musste, der sollte sich fragen, wofür er die neue Anlage alles verwenden möchte. Wenn damit auch Musik gehört werden soll, sollte man die eigenen überlegungen lieber in Richtung Standboxen oder gute Regallautsprecher lenken, während Satelliten/Subwoofer-Sets eher in Frage kommen, wenn man fast ausschließlich Filme sehen möchte, da es beim übergang von den Satelliten zum Subwoofer fast immer mehr oder minder große Probleme gibt, die sich vor allem beim Musik hören unangenehm bemerkbar machen.
Auf jeden Fall sollte man den Boxen mehr Aufmerksamkeit widmen als dem Verstärker, auch wenn viele Verkäufer versuchen einen vom Gegenteil zu überzeugen – die Gewinnspannen sind im Verstärkerbereich nämlich normalerweise größer als bei Lautsprechern. Die Unterschiede im Lautsprecherbereich sind tatsächlich erheblich größer als bei den Verstärkern. Es gibt auch keine richtigen oder falschen Lautsprecher. Es gibt nur Lautsprecher, die dem eigenen Geschmack mehr zusagen als andere. Dabei ist Probehören in den eigenen vier Wänden kaum zu ersetzen, da Lautsprecher die im Laden agil und spritzig klingen, zuhause plötzlich nur dumpf dahinmurmeln können.
Während dabei die meisten Kaufhäuser und angeblich billige Großmärkte häufig leider nicht mitmachen, lassen sich Fachhändler auf solche Serviceleistungen bei echtem Kaufinteresse durchaus ein, allerdings ist es nicht besonders fein, wenn man zwar die Dienste eines derartigen Händlers nutzt, dann jedoch die entsprechenden Lautsprecher beim billigsten Anbieter kauft. Darüberhinaus gibt es noch Internethändler wie www.teufel.de oder www.nubert.de, die Kunden ein 4-8 Wochen langes Umtauschrecht einräumen, in dem man Lautsprecher ausgiebig probehören und bei nichtgefallen wirklich problemlos umtauschen kann.
Man sollte sich dabei jedoch bewusst sein, dass eine derartige Suche gerne zu wesentlich teureren Lösungen führt, als zunächst geplant, doch wer billig kauft, kauft häufig doppelt. Dabei ist es durchaus sinnvoll, sich aus Kostengründen zunächst nur ein paar gute Stereolautsprecher zu kaufen und das Set nach und nach zu erweitern und der Versuchung zu wiederstehen, einfach mal schnell ein billiges Surround-Set zu holen.
Wie bereits erwähnt, kommt für optimalen Klang auch der richtigen Aufstellung der Lautsprecher einige Bedeutung zu. Vor allem basspotente Standlautsprecher sollten besser nicht da stehen, wo man sie gerne platziert: in den Ecken. Dort führen Reflektionen an den Wänden nämlich zu Verstärkungen der tiefen Frequenzen, was sich zu einem unangenehmen Dröhnen steigern kann. Generell sollten größere Boxen immer einen gewissen Abstand zu den Wänden haben – ab etwa einem halben Meter ist man auf der sicheren Seite.
Doch auch Regallautsprecher können davon profitieren, wenn man sie nicht in einem Regal versteckt, sondern mit passenden Ständern frei im Raum platziert. Ein noch größeres Problem ist ausgerechnet der Lautsprecher, von dem es immer heißt, dass man ihn gut verstecken kann: der Subwoofer. Durch seine besonders tiefen Töne reagiert er besonders gerne mit dem umgebenden Raum, wobei es sowohl zu Verstärkungen, als auch zu Auslöschungen kommen kann. So fragte sich schon so mancher stolze Surroundanlagen-Besitzer, ob sein Subwoofer kaputt sei, bis die Nachbarn Sturm klingelten, weil sie befürchteten, dass das Haus einstürzt.
Daher kann man in vielen Fällen den Subwoofer nicht einfach dezent in einer Ecke unterbringen, sondern man muß ein wenig mit seiner Aufstellung experimentieren. In schwierigen Fällen kann es auch helfen den Subwoofer am Hörplatz aufzustellen und dann im Raum umher zu gehen. Dort wo man den Subwoofer verzerrungsfrei hören kann, wäre ein geeigneter Platz für ihn.
Auch das Einpegeln des Subwoofers nimmt gerne soviel Zeit in Anspruch, wie für alle anderen Lautsprecher zusammen genommen, bis er die anderen Lautsprecher zwar unterstützt, sich aber nicht unangenehm in den Vordergrund drängelt. Im Heimkino ist er dennoch eine sinnvolle Ergänzung, da erst seine Effekte rasanten Actionszenen den letzten Schliff verpassen.
Bei den Verstärkern sollte man sich hingegen nur von den ganzen Slim-Line Verstärkern fernhalten. Diese sind zwar leichter unterzubringen, doch es fehlt ihnen ganz einfach die Kraft ein vernünftiges Boxenset wirklich anzutreiben. Ansonsten reichen auch kostengünstige Geräte für ein Heimkino in einem nicht allzu großen Raum (kleiner als 25 qm), im Stereobereich müssen sie jedoch einige Kompromisse machen.
Ab 400 Euro findet man dann auch immer mehr Geräte, die für 6.1-Sound ausgelegt sind. Geräte über der 700 Euro Preisklasse können sich dann auch so langsam im Stereo-Bereich mit durchschnittlichen Stereoverstärkern messen. Außerdem kommen ab dieser Größe so langsam automatische Einmeßsysteme ins Spiel. Jenseits der 1000 Euro kommen dann noch 7.1 Unterstützung und immer ausgefeiltere Videosektionen zum Zuge. Mit diesen Grundlagen sollte jeder in der Lage sein, eine für sich halbwegs passende Surround-Lösung zu finden, bei der man sich nicht innerhalb eines Jahres schon wieder auf die Suche nach einer noch besseren Anlage macht.
Dabei kommt man auch recht schnell in einen Bereich, in dem ein gewöhnliches Kino einfach nicht mehr mithalten kann. Und sogar Filme ohne eine spezielle Surround-Abmischung können nicht zuletzt dank einer deutlich verbesserten Sprachverständlichkeit und einer besseren Ortbarkeit profitieren.
Bei der Suche nach geeignetem Equipment wird man jedoch noch mit einer Reihe weiterer Fachbegriffe konfrontiert. Daher hier eine kleine Auflistung der wichtigsten Begriffe:
THX Ultra, THX Select: Von der Firma Lucasarts etablierte Standards, die über bestimmte Tricks bei der Tonabmischung und entsprechend ausgelegte Verstärker und Lautsprecher den Kinoklang bestmöglich ins heimische Wohnzimmer übertragen sollten. THX Ultra hatte die wesentlich schärferen Vorschriften; da die Abschnitte für die Räume jedoch von kaum einem Wohnraum eingehalten werden können, ist dieser Standard heute im wesentlichen ausgestorben. Für THX Select wurden diese Anforderungen etwas aufgeweicht, um mehr Lizenznehmer gewinnen zu können und entsprechende Anlagen auch in normalen Wohnräumen betreiben zu können.
Im Heimkinobereich können sich leichte Vorteile ergeben, die jedoch mit größeren Einschränkungen im Musikbereich erkauft werden. Da die Zertifizierung außerdem ausgesprochen kostspielig ist, wird dieser Standard generell eher als Marketing-Instrument angesehen.
Dipole:Besondere Bauform für Surroundlautsprecher, die Hoch- und Tieftöner sowohl an der Vorder als der Rückseite besitzen. Vor allem geeignet für eine Aufstellung seitlich des Hörplatzes.
Durch ihre besondere Bauform nutzen sie vor allem Wandreflektionen zur Erzeugung eines möglichst räumlichen Höreindrucks, allerdings mit leichten Einschräkungen für die Ortbarkeit. Im Gegensatz zu anderen Lautsprechern können sie von wandnaher Aufstellung profitieren.
Dolby Digital EX, DTS EX: Erweiterungen der Dolby Digial und DTS Tonformate zur Unterstützung eines sogenannten Back-Surround Lautsprechers (6.1 System), der zwischen den beiden Surround-Boxen, hinter der Hörposition steht. Diese Aufstellung macht jedoch im allgemeinen nur Sinn, wenn hinter dem Hörplatz mindestens 1-1,5 Meter Platz ist, andernfalls ist normales 5.1 besser. Inzwischen wird der Back-Surround auch gerne durch zwei Lautsprecher ersetzt (7.1 System), die leicht seitlich versetzt hinter dem Zuschauer stehen.
DTS NEO 6: Von DTS entwickelter Standard, um auch bei normalen Stereo- oder 5.1 Signalen alle 6 Lautsprecher eines 6.1-Systems anzusprechen.
PLIIx: Neues Prologic Format, um auch bei schlechteren Signalen (Stereo bis 6.1) alle 7 Lautsprecher eines 7.1-Systems zu unterstützen. Mangels ausreichend gemasterter DVDs macht ein Einsatz von 7 Lautsprechern erst mit dieser Technik wirklich Sinn.
Black Box, ABL: Einige Hersteller bieten für ihre Lautsprecher noch spezielle Zusatzverstärker an, die vor dem eigentlichen Verstärker in den Signalweg geschaltet werden, und die speziell dort die Bässe verstärken, wo ihre Lautsprecher schon aufgrund ihrer Größe Schwächen aufweisen. Dies funktioniert erstaunlich gut und man kann im allgemeinen im Stereobereich auf den Einsatz eines Subwoofers verzichten. Allerdings benötigt der Verstärker dafür einiges an Leistungsreserven.
Uzumaki
Autor: Michael B.
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 40, Seite 14, Dezember 2004
Japanische Horrorfilme sind spätestens seit Ringu auch im Ausland verkäuflich, doch Uzumaki (zu Deutsch: „Wirbel“ oder „Spirale“) ist leider bei weitem nicht so überzeugend.
Der jetzt von Rapid Eye Movies in Deutschland auf DVD herausgebrachte Film basiert auf einem Manga (in Englisch erhältlich bei Viz Comics) von ITO Jinji, der sich mit zahlreichen Horrorgeschichten (u.a. dem in mehreren Teilen verfilmten Tomie) längst einen Namen gemacht hat.
Helden des Films sind Kirie und Shuichi, Oberschüler in der Kleinstadt Kurouzu, die schon seit ihrer Kindheit eng befreundet sind. Doch in letzter Zeit verhält sich Shuichis Vater seltsam: er ist völlig besessen von Spiralen in jeglicher Form, filmt sie aus nächster Nähe mit seiner Videokamera und stiehlt Dinge mit Spiralen darauf. Bei Kiries Vater, einem Töpfer, bestellt er eine Schale, natürlich mit Spiralmuster. Shuichi weiß nicht, wie er reagieren soll, und Kirie, die ihm gerne helfen würde, weiß auch keinen Rat. Doch Shuichis Vater ist nicht das einzige Problem:
einer ihrer Mitschüler bringt sich um, andere verhalten sich ausgesprochen seltsam, und immer hat es etwas mit Spiralen zu tun. Über der ganzen Stadt scheint ein Fluch zu liegen. Schließlich kommt Shuichis Vater durch seine Spiralbesessenheit zu Tode, woraufhin seine Mutter eine extreme Furcht vor Spiralen entwickelt, die jedoch ebenso selbstzerstörerisch ist. Dann taucht ein Reporter auf, von dem Kirie und Shuichi erfahren, dass es in Kurouzu schon früher seltsame Vorfälle gab. Er glaubt, den Grund dafür herausfinden zu können – doch wird das noch etwas nutzen?
Es gibt nicht viele japanische Horrorfilme, die in Deutschland veröffentlicht wurden, und so mag es naheliegend sein, Uzumaki mit dem großen Erfolg von Ringu zu vergleichen, aber tatsächlich haben beide Filme nicht sehr viel gemeinsam. Immerhin hat man so eine Vergleichsbasis:
Während Ringu auf wenige, aber effektive Schockeffekte mit hohem Schreck- aber geringem Ekelfaktor setzte, ist Uzumaki weit weniger subtil und zurückhaltend – beileibe kein Splatterfilm, aber die doch recht zahlreichen und teilweise abstoßenden Effekte werden einem meist ausführlich und fast genüßlich vorgeführt. Und an die Stelle der konkret bedrohlichen Atmosphäre von Ringu tritt eine Unheimlichkeit des Alltäglichen, von heruntergekommenen, schäbigen Gebäuden und Menschen, die zunehmend seltsame, fremdartige Veränderungen durchmachen, deren Grund unverständlich bleibt.
Zwar finden sich auch in Uzumaki in Gestalt des Reporters Spuren der krimiartigen Suche nach der Ursache des Grauens, doch die Ergebnisse bleiben spärlich, unvollständig, und haben keine Auswirkung auf die Handlung. Generell ist die Handlung die Schwäche von Uzumaki: Es fehlt ein wenig ein roter Faden, stellenweise ergeben sich ziemliche Längen, und auch das Ende kann wenig überzeugen. Vielleicht keine überraschung, wenn man bedenkt, dass Regisseur Higuchinsky (ein Pseudonym, er heißt in Wirklichkeit HIGUCHI Akihiro) zuvor keine Filme oder Serien, sondern hauptsächlich Musikvideos drehte (u.a. für Shazna und L’Arc~en~Ciel).
Doch vielleicht ist das auch Geschmackssache – wer gerne Interpretationen sucht und Filme von David Lynch mag, könnte gerade diese Dinge gut finden. Leider gibt es aber auch schauspielerische Schwächen, hauptsächlich bei den Hauptdarstellern: HATSUNE Eriko, für die Kirie die erste Kino- und die erste Hauptrolle ist, und Fhifan (ein Pseudonym, zuvor nur als Model und in Werbespots aufgetreten) als Shuichi agieren über weite Strecken steif und emotionslos. Die sehr guten Leistungen des Film-Veteranen OSUGI Ren (bekannt aus mehreren Kitano-Filmen) als Shuichis Vater und der ebenfalls erfahrenen TAKAHASHI Keiko als seine Mutter können dies leider nicht ausgleichen.
Hintergrundmusik wird in Uzumaki sparsam, aber effektiv und passend eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist der Abspannsong „Raven“ der erfolgreichen Band „Do As Infinity“ zwar nett anzuhören, paßt jedoch in keinster Weise zum Film.
Zur Ausstattung und Technik der DVD: Es ist sowohl der Originalton als auch die (ziemlich gute) deutsche Synchronfassung in Surround-Ton vorhanden. Ein sinnvolles und interessantes Feature sind die zwei deutschen Untertitelspuren, eine für Breitbildfernseher, und eine für normale Bildschirme im 4:3-Format, bei der die Untertitel teilweise den durch das Filmformat entstehenden schwarzen Balken nutzen und so das Bild weniger stören. Leider ist das Umschalten von Ton- und Untertitelspur per User Prohibition nur im DVD-Menü erlaubt.
Dank recht hoher Bitrate gibt es kaum Artefakte, jedoch ist das Bild durchgehend kontrastarm und stark grünstichig, wobei zumindest letzteres Absicht und Teil der Atmosphäre des Films ist. Als Extras gibt es den Kinotrailer, ein Video, das im Film eine Rolle spielt, und ein ca. 5-minütiges Making Of, das unerwartet interessant ist, vielleicht weil es so gar nicht den Hollywood-üblichen Werbefilmchen gleicht:
beim Interview mit der Hauptdarstellerin wird weder die Story erzählt, noch werden die Kollegen oder der Regisseur gelobt, und die dazwischen eingeschobenen Szenen aus dem Dreh und von der Erschaffung der Spezialeffekte bleiben völlig unkommentiert. Alles in allem wird Uzumaki wohl kaum als Meilenstein des Horrorfilms in Erinnerung bleiben, weder hierzulande noch in Japan – dass die im Trailer genannte Homepage des Films nicht mehr existiert, spricht für sich. Doch immerhin ist es mal eine Abwechslung, und man hat auch aus Hollywood schon viel, viel schlechtere Filme gesehen.
Uzumaki
Regie: Higuchinsky (HIGUCHI Akihiro)
Drehbuch: NITTA Takao/KAJI Kengo/YASUO Chika
Kamera: KOBAYASHI Gen
Produzenten: KUROSAWA Mitsuru, YOKOHAMA Toyoyuki
Produktionsjahr: © 2000
Laufzeit: 91 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16
Erschienen bei: Rapid Eye Movies (www.rapideyemovies.de)
Preis: € 24,90 (Stand 2004)
Valentinstag in Japan – Freude und Sorgen rund um die Schokolade
Autor: Elisa
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 36, Seite 40, Februar 2004
Der Valentinstag wird am 14. Februar gefeiert und ist das Fest des römischen Märtyrers Valentin. Seit einigen Jahren gilt er in vielen Ländern als Tag der Liebenden, die sich Grüße senden und mit Blumen beschenken. Da der Valentinstag ein beliebtes Thema in Anime und Manga ist, soll dieser Brauch hier einmal näher vorgestellt werden.
Die Tradition des Valentinstags geht auf einen römischen Feiertag zurück, die Luperkalien, die jährlich am 15. Februar begangen wurden. Das war ursprünglich ein Fest für Hirten, die den Gott Faunus feierten, der Herden, Feldern und den Hirten selber Fruchtbarkeit bringen sollte. Mit der Ausbreitung des Christentums erhielt der 14. Februar auch seinen Namen:
Der heilige Valentin, ein italienischer Bischof, war um 270 n. Chr. bei Rom als Märtyrer hingerichtet worden, das heißt, er starb für seine christliche Überzeugung. Der Legende zufolge soll er zu seinen Lebzeiten jungen Leuten Blumensträuße über die Klostermauer gereicht haben, was ihn zum Schutzpatron der Liebenden machte.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts ist der Valentinstag am 14. Februar in England, Frankreich und später auch besonders in Nordamerika ein Festtag der Jugend und der Liebenden. So versenden in England die Liebenden anonyme Liebesbriefe, die oftmals mit Herzen verziert sind, dem Symbol der Liebe. Auch in Deutschland werden am Valentinstag kleine Geschenke und Blumen überreicht, um dem anderen seine Zuneigung zu zeigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erzielte die von Frankreich und Belgien ausgehende Werbung für den Valentinstag (insbesondere durch die Blumenhandlungen) große Erfolge. Die französische Schweiz folgte diesem Beispiel ihrer Nachbarn 1948, in der deutschen Schweiz kam das „Blumenschenkfest“ als Freundschaftstag 1949 auf, in Deutschland und Österreich etwa 1950. So läßt der Valentinstag also nicht nur die Herzen der Verliebten, sondern auch die der Floristen höherschlagen. Diese empfehlen, sich über die Symbolkraft und Farbauswahl der zu schenkenden Blumen Gedanken zu machen.
In Japan ist alles wie so oft ein wenig anders. Der Valentinstag ist in Japan extrem populär und der 14. Februar ist schon allein deswegen denkwürdig, weil hier die Mädchen die Initiative ergreifen dürfen und den Männern als Zeichen ihrer Liebe Schokolade schenken, was für einen Europäer zunächst etwas seltsam klingt. Viele Japaner, speziell diejenigen, die vom Rummel um den Valentinstag in Japan besessen sind, wissen nicht, daß sie einer groß angelegten Marketingmasche der Schokoladenindustrie aufgesessen sind.
Doch wie fing alles an?
Die erste Firma, die versuchte, die Japaner am Valentinstag zum Verschenken von Schokolade zu bringen, war die Firma Morozoff Süßwaren, die von einem russischen Flüchtling 1931 in Kobe gegündet wurde. Morozoffs erster Versuch fand 1936 statt und war zu voreilig bzw. verfrüht. Die Japaner schenkten zu der Zeit dem Westen bzw. westlichen Traditionen noch nicht allzuviel Beachtung. Morozoff versuchte es 1952, nach dem 2. Weltkrieg, noch einmal. Aber auch dieser Versuch scheiterte durch das Desinteresse der Japaner. Dann versuchte es 1958 eine andere Schokoladenfirma mit dem Namen Mary’s Chocolate Company aus Tokyo.
Der Sohn des Firmengründers bekam eine Postkarte von einem in Paris lebenden Freund. Leider verstand er die Erläuterungen seines Freundes nicht richtig, der über den Valentinstag berichtete, und dachte nun, daß der Valentinstag der Tag sei, an dem die Leute ihrem Liebsten ihre Liebe gestehen, indem sie Schokolade verschenken. Und so fragte er seinen Vater und erhielt die Erlaubnis am Valentinstag Schokolade zu verkaufen. Er verkaufte im ersten Jahr jedoch nur 3 Schokoladen und verdiente nur 170 Yen (was nach aktuellem Kurs ca. 1,30 Euro wären).
1960 begann der Süßwarenherstellerriese Morinaga (Sakura aus CCS macht sich hot cakes mit der Morinaga Fertigmischung, die auch in Deutschland erhältlich ist) eine große Kampagne mit dem Slogan „Zum Valentinstag Schokolade“. Diese Kampagne zeigte erste Erfolge. Doch auch 1960 war es noch lange nicht üblich, am Valentinstag Schokolade zu verschenken. Die Schokoladenhersteller jedoch erkannten das ungeheure Potential und machten den Mädchen Mut, auf diese Art ihre Liebe zu zeigen. Auch die Massenmedien machten aktiv Werbung für diesen neuen Trend und ermunterten die Mädchen, Schokolade zu kaufen und ihrer wahren Liebe zu schenken. Diese Art der Schokolade wurde „honmei“ (wahre Liebe) genannt.
Ab 1970 beteiligten sich quasi alle großen Süßwarenhersteller am Markt für Valentinstagsschokoladen. Nun kam auch die heute noch so beliebte selbstgemachte Schokolade in Mode und die Schokoladenhersteller boten Kurse zum Erlernen der Schokoladenherstellung an. Der Valentinstag wurde zum besonderen Ereignis für frisch Verliebte.
Ende der 70er hatte der Trend auch die etwas älteren Damen erfaßt und es wurde üblich, daß man seinen männlichen Bürokollegen etwas schenkte. Die sogenannte „giri choco“ („giri“ ist ein ziemlich altes Wort, welches auch die Hauptphilosophie der Yakuza beschreibt, nämlich Pflicht oder Schuldigkeit) wurde zur beliebtesten Art der Valentinstagsschokolade.
Die in Büros arbeitenden Frauen fühlten sich ihren Vorgesetzten und Mitarbeitern verpflichtet, und um ihnen zu versichern, daß sie sie nicht hassen, schenken sie ihnen giri-Schokolade, wobei Vorgesetzte, die sich schlecht benommen haben aber nur ganz ganz billige Schokolade erhalten. Beliebte Vorgesetzte oder andere männliche Mitarbeiter bekommen dann deutlich bessere Schokolade und es kann vorkommen, daß der Schreibtisch dieser Männer dann in rosafarbig und aufwendig verpackter Schokolade (oftmals verbunden mit Plüschtieren) untergeht.
Da giri-Schokolade sehr beliebt wurde, ist nun der Unterschied zwischen giri- und honmei-Schokolade für die Symbolkraft sehr wichtig und vor allem über den Preis zu erkennen. Die durchschnittliche Frau/Mädchen gibt ca. 500 Yen für giri-Schokolade aus und für honmei-Schokolade ca. 2.000 Yen. Wenn man aber für 20 Leute giri-Schokolade kaufen muß, kommt man locker auf 10.000 Yen (etwa 75 Euro).
Doch nicht nur die Schokolade sagt etwas aus. Auch die Verpackung und die gesamte Aufmachung sind wichtig. Wenn man also von einer Japanerin am Valentinstag Schokolade geschenkt bekommt, ist sie nicht unbedingt in einen verliebt. Es gilt die Verpackung zu beachten: je kräftiger der Rosafarbton ist, um so sympathischer findet sie den Beschenkten. Doch wird sie niemals ein echtes Rot als Verpackung auswählen.
Für die Männer hat die ganze Schenkerei einen entscheidenden Haken. Wenn sie einmal zum Valentinstag Schokolade geschenkt bekamen, müssen sie das Mädchen oder die Frau mit etwas wertvollerem belohnen. Das kann bis zu einer Einladung zu einem Luxus- Abendessen in einem angesagten französischen Restaurant gehen. Will man als Mann also mehr Schokolade bekommen als alle anderen, um damit zu beweisen (oder damit zu protzen), daß man beliebt ist, muß man hinterher auch mehr Geld ausgeben, um alle Mädels dafür zu belohnen. Den Anlaß dazu nennt man White Day.
Wer zur Vor-Valentinstags-Zeit in Japan weilt, wird erstaunt sein, was für ein Trubel zu dieser Zeit dort herrscht. In Japan ist der Valentinstag einer der Feiertage schlechthin und ein sehr wichtiger Grund, um sich wieder zu beschenken. In keinem anderen Land der Erde wird um den Valentinstag so ein (zudem unglaublich kommerzieller) Riesentrubel gemacht wie in Japan. An jeder Straßenecke, vor jedem Kaufhaus und Lebensmittelgeschäft sowie vor allen 24-Stunden Läden gibt es Stände mit Valentinstagspräsenten und in den Lebensmittelabteilungen der Kaufhäuser werden fast alle anderen Süßigkeiten weggeräumt, manchmal werden sogar ganze Kaufhausetagen nur für Schokoladenstände geräumt.
Durch die riesige Auswahl macht es Spaß, für seinen Liebsten ein Präsent auszusuchen und die giri-choco für weitere Personen zu kaufen. Es gibt die phantastischsten Sorten Schokolade: mit Macadamianüssen, grünem Tee, gefüllt, ungefüllt, besonders veredelt, in Pralinen, als Toffee, als Konfekt, in Bonbonform, als Plätzchen etc. etc. etc. Außerdem werden die Buchläden mit Titeln wie „Wie mache ich meine Schokolde selbst“, in denen neben vielen Rezepten auch Tips zum Verpacken gegeben werden, überschwemmt. Und der Valentinstag ist auch in den japanischen Animemagazinen ein Thema, wo es ebenfalls allerlei Tips und Tricks zu lesen gibt.
Im Anime und Manga, die ja Bestandteil und Ausdrucksweise der japanischen Kultur sind, kommt der Valentinstag selbstverständlich auch vor. Man erinnere sich nur an die Kickers, wo Mario in Folge 17 von den Mädels haufenweise Geschenke bekommt, die Schließfächer der männlichen Schüler überquellen und man vergleicht, wer am meisten bekommen hat. Daß dem armen Mario das alles gewaltig auf den Senkel geht, ist da nur allzu verständlich. Dabei hat es die arme Elsa ganz besonders schwer, ihm ihre Schokolade zu überbringen, schüchtern wie die beiden sind.
Da ist URASHIMA Keitaro aus Love Hina schon ganz anders. Von klein auf daran gewöhnt, daß er eh keine Schokolade bekommt, backt er sich selber jedes Jahr einen Schokokuchen und ist umso erstaunter, daß die Mädels aus dem Hinata-sou (wenn auch einige nur mit Schwierigkeiten) ihn mit Schokogeschenken überhäufen.
Auch KINOMOTO Sakura macht ihre Schokolade selbst, die honmei-Schoko für ihren Schwarm Yukito und diverse giri-Schoko u.a. für ihren Paps, wobei auch fast alle anderen Charas aus CCS ebenfalls den Valentinstag feiern, was man im Manga sehr ausführlich bestaunen kann.
Bei W Juliet hat es Ito besonders schwer, ihr Valentinstagsgeschenk, welches nicht nur aus Schokolade besteht, zu übergeben:
ein gutes Beispiel, wie ernst der Valentinstag genommen wird; und bei Fruits Basket wundern sich einige Mädchen, daß das Schließfach von Frauenschwarm Yuki nicht vor lauter Schokolade überquillt. Auch dort werden einige Dinge über den Valentinstag erzählt und auch Schokolade verschenkt.
White Day Was der Valentinstag für die Männer, ist der White Day für die Frauen. Genau einen Monat später, am 14. März, ist es Sache der Männer, den Frauen etwas zurückzuschenken, und zwar weiße Schokolade (möglichst teuer), Marshmallows oder mehr, wenn er die Gefühle der Schenkerin erwidert. Dabei muß der Mann peinlichst genau darauf achten, alles richtig zu machen. Er muß herausfinden, wieviel Schokolade er von welcher Frau bekommen hat. Und wehe dem armen Manne, der nicht mehr genau weiß, von welcher Frau er was in welchem Wert bekommen hat! Es könnte ihm blühen, daß er dann im nächsten Jahr die billigste Schokolade serviert bekommt. Besonders beliebte Mitarbeiterinnen bekommen dann neben Schokolade auch schon mal Dessous o.ä. geschenkt. Wobei das unter japanischen Frauen nicht so beliebt ist, ebenso wie rote Rosen oder andere Blumen ein unpassendes Geschenk sind.
Schokolade selbstgemacht
Es werden benötigt:
- 1 kleine Kuchenform, am besten herzförmig
- 1 Lindt Decorcreme
- 2 100 g Tafeln gute Schokolade
- 1-2 Tafeln weiße, Vollmilch- oder Zartbitter-Kuvertüre, je nach Förmchengröße und Farbwunsch
- kandierte Früchte in kleinen Würfeln
- Zuckerschrift
Zubereitung:
- Man hacke eine Tafel Schokolade und die Kuvertüre fein und stelle das Metallgefäß ins heiße Wasserbad.
- Dann rühren, bis alles geschmolzen und cremig ist.
- Aus dem Wasserbad nehmen, je nach Geschmack Decorcreme und kandierte Früchte dazugeben und gut verrühren.
- Die Masse in die Form geben und glattstreichen.
- Die letzte Schokoladentafel zerkleinern und ebenfalls im Wasserbad schmelzen.
- Die geschmolzene Schokolade über die Masse in der Form gießen und glattstreichen.
- Abkühlen lassen (ca. 3 Stunden).
- Mit der Decorcreme und der Zuckerschrift nach Belieben verzieren.
- Ab in den Kühlschrank damit und am allerbesten über Nacht aushärten lassen.
- Am Verschenktag aus dem Kühlschrank holen, aus der Form nehmen und hübsch verpacken.
- Sich trauen, es zu übergeben.
Und für alle Männer:
Wenn Ihr nur weiße Schokolade und Kuvertüre nehmt und ohne Dekorcreme dekoriert, dann könnt Ihr dasselbe Rezept benutzen und Euch revanchieren.
Zatoichi – Der blinde Samurai
Autor: Bernhard Hübscher
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 38, Seite 40, Juli 2004
Der Name des Films ist Programm und reiht sich in eine lange Reihe von früheren Werken ein. Und doch kann man diese Interpretation des alten Themas nicht gerade normal oder gewöhnlich nennen.
Die Handlung des Films ist in ihrer Vorhersehbarkeit und einfachen Gliederung schon fast eine Parodie an sich. Wie in unzähligen Samuraifilmen spielt der Film in einer kleinen Stadt, die von zwei Gangsterbanden tyrannisiert wird, die um die Vorherrschaft kämpfen. In diese Stadt kommen nun einige Fremde – ein arbeitsloser Samurai, der sich einer der Gruppen anschließt und diese zum Sieg führt, eine Gruppe von Leuten, die Rache für frühere Verbrechen nehmen wollen, und der Held, der sich auf die Seite des einfachen Volkes stellt und für ein Happy End sorgt.
Da ist das Ende schon sehr absehbar: Eine Gruppe unterliegt im Kampf und die siegreichen Yakuza werden vom einsamen Helden im Hintergrund hinweggemetzelt. Natürlich darf am Schluß das Freudenfest des Dorfes mit viel Tanz nicht fehlen. So haben es Fans des Genres in der Zatoichi-Reihe schon unzählige Male gesehen.
An diese Serie knüpft Takeshi „Beat“ Kitano mit seinem neuesten Film an. Im Jahre 1962 erblickte die Zatoichi-Reihe als eine der erfolgreichsten Serien japanischen Filmschaffens das Licht der Welt. Im Mittelpunkt steht der blinde Masseur Ichi (später nur noch Zatoichi genannt), der durch ein Japan der frühen Jahre des 19. Jahrhunderts wandert, als sich der Ruin des Tokogawa-Regimes bereits langsam abzeichnete und der ungelöste Konflikt zwischen Ständestaat und Bürgertum zu brodeln begann.
Selten geht er seinem Beruf nach, meistens zieht es ihn in die Spielhallen oder er muß sich mit marodierenden Samurais oder gewissenlosen Yakuza herumschlagen. KATSU Shintaro verlieh Zatoichi sein Gesicht und spielte den unscheinbaren Helden in 26 Kinofilmen und über 100 Folgen einer TV-Serie. Der Erfolg machte die Serie in ganz Asien, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Europa bekannt.
1997 starb KATSU Shintaro und damit endete die Serie. Oder doch nicht?
Takeshi „Beat“ Kitano dürfte vielen von uns ein Begriff sein. Er gewann großen Ruhm durch seine Regie bei Hana-Bi oder Dolls, beeindruckte als Schauspieler in Battle Royale oder veräppelte arme Japaner in der „Spielshow“ Takeshi’s Castle. Gerade an letzteres muß man immer wieder denken, wenn man seinen neuesten Film anschaut. Das beginnt mit dem ersten Blick auf den blinden Wanderer. Seine blondierten Haare und die Mischung aus historischer und moderner Kleidung passen so gar nicht in ein Historiendrama.
Der Film beginnt mit einer ruhigen Szene. Der blinde Masseur sitzt auf einem Baumstamm am Wegesrand, erschöpft von seiner Wanderung. Die Gesichtszüge zucken leicht, scheinbar nimmt er seine Umgebung überhaupt nicht war. Da erscheint eine Gruppe von Handlangern, die den Auftrag haben, Ichi zu erledigen. Sie lassen ihm sogar seinen Stock von einem kleinen Jungen wegnehmen, so daß der Blinde völlig wehrlos wirkt.
Plötzlich ist es mit der Ruhe vorbei, nur für wenige Sekunden flammt brutale Gewalt auf und der so harmlos wirkende hat die Bedrohung hinweggemetztelt. Befremdlich wirkt nur, daß die Übermacht in typischer Weise einzeln gegen den Gegner vorgeht oder daß einer der Kämpfer beim Ziehen seines Schwertes seinen Nebenmann verletzt.
Diese erste Szene gibt einen Ausblick auf den ganzen Film. Immer wieder lustig, ja surreal merkwürdig, und doch in den Kämpfen eindringlich und authentisch. Meist ruhig, nur unterbrochen von plötzlich aufflackernder Gewalt. Bemüht an der historischen Realität vorbei und doch immer der historischen Realität bewußt.
Vor allem die Musik vereinigt sich mit den Bildern und schafft eine ganz eigene Stimmung. Es ist eine ungewöhnliche Mischung aus traditioneller japanischer Musik, manchmal vermischt mit leisen Streicherklängen oder dezenten Blasinstrumenten. Meistens wird die Musik von zahlreichen Trommeln, Schlaginstrumenten und Rasseln bestimmt. Sehenswert ist die Vermischung der geschlagenen Instrumente mit den Bildern, wenn sich die Figuren im Rhythmus der Klänge bewegen und die Töne ihrer Bewegungen zusammen mit weiteren Hintergrundgeräuschen wie Regen oder Feuer eine Kakophonie hoher Eindringlichkeit bildet.
Die Bewegungen der Charaktere zur Musik erklärt sich beim schließenden Dorffest. Dort erkennt man nämlich, daß viele der Komparsen und Nebencharaktere zur modernen japanischen Stepformation „The Stripes“ gehören – Riverdance läßt grüßen. Es ergibt sich ein gefühlvolles Gesamtkunstwerk, auch getragen von der unglaublichen Dämlichkeit der Protagonisten. Die meisten Charaktere des Films wirken geistig etwas unterbelichtet, allen voran der Hauptcharakter, der meistens einen betont kindlichen, ja fast debilen Eindruck vermittelt. Da setzen der Dorfdepp, der in Windeln mit einer Lanze um das Haus rennt oder der als Frau verkleidete androgyne Junge, der gar nicht mehr von seinen Kleidern lassen will, nur Akzente.
Negativ muß man vor allem die Computereffekte erwähnen, die sehr künstlich wirken. Die Blutfontänen und fliegenden Körperteile ist man ja noch gewohnt, gehören sie doch zu dem Genre genauso wie die Schwerter, die die Verletzungen verursachen. Dem westlichen Zuschauer kommen sie übertrieben vor, doch handelt es sich hier schlichtweg um eine Anspielung an die Effekte und Verdeutlichungen des klassischen japanischen Theaters, wo die Blutfontänen mit roten Stoffen oder Papier angedeutet worden sind.
Weniger verständlich ist, daß man häufiger CG-Artefakte sieht oder daß das Auge das eigentlich durch den fremden Körper fahrende Schwert komplett vor dem Korpus wedeln sieht. Auch an die Handlung oder irgendeine mahnende Aussage darf man nicht zu viele Ansprüche stellen. Der Film will den Zuschauer unterhalten und genau das gelingt ihm meiner Meinung nach auch sehr gut.
Ein letztes Wort zur deutschen Synchronisation. Hier findet man keine auffälligen Schwächen. Die Stimmen passen zu den Charakteren und die Synchronsprecher bringen die Emotionen gut herüber, was bei den oft surrealen Szenen sicher nicht einfach ist. Hier und da könnte man es vielleicht etwas besser machen, doch der gesamte Eindruck ist in sich stimmig und durchaus auf hohem Niveau.
Zusammengefaßt kann ich dem Film eine gute Empfehlung aussprechen. Er ist, was bei seinem Thema niemanden verwundern sollte, relativ gewalttätig, doch in seiner Gesamtheit einerseits gute Unterhaltung und andererseits auch ein Kunstwerk. So hat es zumindest die Jury auf den Filmfestspielen von Venedig gesehen, wo der Film für seine Regie ausgezeichnet wurde und auch den Zuschauerpreis gewann. Zur Zeit läuft Zatoichi in den deutschen Kinos.
Zatoichi – Der blinde Samurai
Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller: KITANO Takeshi
Deutsche Version: Concorde Filmverleih
Laufzeit: ca. 110 Min.
Altersfreigabe: FSK 16