- Funime Nr.3
- Jungle Emperor Leo
- Im Gespräch mit Satoshi Kon
- AKIRA Club
- Garage Kit – Teil 1
- Venus Wars
- Stan Sakais „Usagi Yojimbo“
Jungle Emperor Leo
Autor: Livius Halupczok
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 10, April 1998

Anfang Februar lud All Nippon Airways (ANA) wieder einmal zu einer exklusiven Animevorführung in Frankfurt und Düsseldorf. Im Ballsaal des Frankfurter Hotel Intercontinental präsentierte man zum ersten Mal in Deutschland den Kinofilm Jungle Emperor Leo von 1997. Er basiert auf der Fernsehserie Jungle Taitei von 1965, hierzulande besser bekannt als Kimba der weiße Löwe.
Der Schöpfer der Serie war der 1989 verstorbene, in Japan als „Gott des Manga“ hoch verehrte Osamu Tezuka. Das Publikum in Frankfurt bestand zumeist aus japanischen Familien mit Kindern, es waren nur etwa zehn Deutsche unter den Gästen. Natürlich wurde die japanische Originalfassung ohne Untertitel gezeigt.
Die Geschichte beginnt mit der Geburt Leos (so heißt Kimba im Original) Sohn Lune und Tochter Lukio, einem großen Ereignis für die Tiere des Dschungels. Als Lune eines Tages beim Spielen unter einem Ast begraben wird, befreit ihn der Wildhüter Higeoyaji. Diese erste Begegnung mit dem Menschen führt bei Lune zu einer immer größer werdenden Schwärmerei für die Welt der Menschen. Lune gelangt später tatsächlich dorthin, muß jedoch lernen, daß nicht alle Menschen freundlich zu Tieren sind. Derweil hat der skrupellose Egg Ham eine zerstörerische Expedition nach dem geheimnisvollen Mondstein, Quelle einer ungeheuren Energie, gestartet. Leo muß sich dem Mörder seines Vaters entgegenstellen, doch zur gleichen Zeit werden die Tiere des Dschungels von einer tödlichen Krankheit befallen.
Trotz des heute etwas antiquiert wirkenden Charakterdesigns präsentiert sich Jungle Emperor Leo technisch voll auf der Höhe der Zeit. Bereits in der Anfangssequenz wird umfangreiche Computergraphik demonstriert, vielleicht etwas überdeutlich. Glücklicherweise wird sie danach deutlich dezenter eingesetzt und beeindruckt besonders mit der realistischen Darstellung von Schneewehen in einem Sturm.
Eigentlich wollte ANA Mononoke Hime zeigen, auch die Eintrittskarten waren dementsprechend bedruckt. Doch Buena Vista, Teil des Disney Konzerns und seit einigen Monaten Inhaber der internationalen Vertriebsrechte fast aller Studio Ghibli Filme, sperrte sich gegen eine Aufführung vor der Berlinale, selbst bei dieser nichtöffentlichen Veranstaltung. Die Wahl von Jungle Emperor Leo als Ersatzfilm lenkt das Augenmerk deshalb auf den Streit um Disneys König der Löwen: Bei diesem 1994 produzierten Film sind deutliche Ähnlichkeiten zu Tezukas Jungle Taitei zu erkennen. Diese Serie lief Ende der Sechziger Jahre in veränderter Form als Kimba the white Lion in den USA.
Tezuka Production erhob zwar offiziell keine Plagiatsvorwürfe, doch als Disney verkündete, man kenne dort weder Jungle Taitei, noch sei man davon beeinflußt gewesen, faßten das viele Japaner als Beleidigung des Andenkens an Osamu Tezuka auf. Machiko Satonaka, selbst Zeichnerin, bat stellvertretend für die japanischen Fans in einem Brief an Buena Vista um die Nennung Tezukas im Vorspann von König der Löwen. Fast fünfhundert Personen hatten diesen Brief unterzeichnet, darunter viele aus der Manga- und Animebranche. Die Zahl der Unterschriften stieg noch viel weiter. Disney blieb von der Aktion unbeeindruckt und hat deshalb in Japan und bei westlichen Fans viel Sympathie verloren. Der aktuelle Film Jungle Emperor Leo ist als Reaktion auf den Streit quasi als Gegenkönig entstanden.
Tezuka selbst war zeitlebens ein großer Bewunderer von Walt Disney und übernahm in seinen Werken Disneys übergroß gezeichnete Augen. Dieser Zeichenstil wurde rasch von anderen Japanern aufgegriffen und legte den Grundstein für das heute bekannte Charakterdesign.
im Gespräch mit Satoshi Kon (Perfect Blue)
Autor: Ron Carow
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 10, April 1998
Zuschauer: Was ist das Besondere an Perfect Blue?
Kon: Nicht nur in Japan herrscht die Meinung vor, Zeichentrick sei nur für Kinder. Meinen Film versteht kein Kind. Für Erwachsene ist er sicherlich auch schwer verständlich. Alle sagten, laß die Finger davon.
Z: Wieso?
K: Es waren alle dagegen, weil es keine Zuschauer für solch einen Film gäbe.
Z: Warum sind Sie mit diesem Film von traditionellen Sci-fi-Elementen wie Robotern und ähnlichem weggegangen, veränderten den Malstil radikal und blieben trotzdem bei markanten Elementen des japanischen Animationsfilms wie Sex’n Crime?
K: Ich glaube, ich wollte die bisherigen Animationsströmungen herausfordern.
Z: Bei Perfect Blue merkt man einen deutlichen Unterschied zu üblichen Anime. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
K: Die meisten Anime sind Science-fiction. Das ist eine Hauptströmung. Man muß es ja nicht immer so machen.
Z: Zu diesem Film wird gesagt, Sie hätten gegen jede Konvention verstoßen und hätten insgesamt einen neuen Stil geprägt…
K: Das ist richtig. Im Rahmen der Unterhaltung werde ich immer versuchen, etwas Neues zu entwickeln.
Z: Wie ist denn die bisherige Reaktion in Japan?
K: Perfect Blue ist noch nicht normal angelaufen. Bei internen Vorführungen vor Journalisten wurde er jedoch sehr positiv aufgenommen.
Z: War der Film von Anfang an als Kinofilm geplant?
K: Es sollte immer ein Kinofilm werden.
Z: Wie hoch waren die Kosten?
K: Ca. 3 Millionen Dollar. (etwa 5 Mio DM)
Z: Wieviele Zeichner waren beteiligt?
K: Ungefähr 15 Hauptzeichner und ca. 100 für einfache Bilder.
Z: Sie schickten einen Teil der Arbeiten also auch nach außerhalb, nach Korea?
K: Ja.
Z: Wie lange dauerte es bis zur Realisierung?
K: Der Vorgang ist etwas anders: Es kam jemand mit der Idee zur Realisierung zu mir. Seit dem Lesen des Drehbuches vergingen dann ca. zwei Jahre.
Z: Gab es Überlegungen, den Film als Realfilm zu machen?
K: Ich bin Japaner. Ich spreche weder Deutsch noch Englisch. Meine Sprache ist Japanisch. Ich kann nur zeichnen. Das ist meine Sprache.
Z: Worin sehen Sie die Vorteile des Animationsfilms?
K: Ich kann zeichnen. Und ich bin der Meinung, wenn ich etwas darstellen will, kann ich es genauer und prägnanter machen.
Z: Wie nähern Sie sich einem Charakter an?
K: In mehreren Phasen. Es gibt Charakterstudien. Und die Figuren werden gezeichnet, immer und immer wieder. Dadurch werden die Charaktere immer realistischer.
Z: Am Ende sagt die Hauptperson, sie sei jetzt sie selber. Was denken Sie als Regisseur? Ist sie ein Popstar oder Schauspielerin?
K: Ich denke, sie wählt Schauspielerin.
Z: Im gesamten Anime ist nicht ein einziger Polizist zu sehen. Ist das Sozialkritik?
K: Nein. Nicht unbedingt. Wenn die Polizei noch mitgespielt hätte, würde der Film nie zu einem Ende gekommen sein.
Z: Warum heißt der Film Perfect Blue?
K: Die Romanvorlage hieß so. Während der Arbeit sind wir etwas davon weggekommen. Der Titel bedeutet nicht so viel… Wenn sie gute Ideen haben, warum der Film Perfect Blue heißen sollte, sagen Sie es mir bitte.
Z: Vielleicht in Analogie zu Blue Prints? (Blaupausen, den identischen Abbildungen realer Objekte)
K: Interessant. Darf ich diese Idee benutzen?
Z: Sind die Verleihrechte in Europa und Amerika vergeben?
K: Bis auf Skandinavien sind sie schon vergeben.
Z: Wie gehen Sie als Regisseur mit Zensur um? In Deutschland müßte einiges herausgeschnitten werden, was zu enormen Inkonsistenzen im Ablauf führen würde.
K: In Japan ist Perfect Blue ab 15 Jahren freigegeben. Während ich zeichnete, habe ich nicht daran gedacht, daß der Film ins Ausland verkauft werden könnte.
Z: Gibt es schon neue Projekte?
K: Ich arbeite eng mit Otomo zusammen. Ich habe Ideen. Es ist aber schwer, ein leistungsfähiges Studio zu finden.
Z: Eine Frage an die Produzentin: Wieso gingen Sie als Produzentin solch ein Risiko ein? Perfect Blue markiert ja immerhin ein neues Genre?
Produzentin: Es war riskant. Aber wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, neue Ideen zu fördern und zu verkaufen. Deshalb unterstützen wir solche Projekte.
K: Eigentlich sind Sie noch recht neu auf diesem Gebiet. Das haben wir ausgenutzt.
Satoshi Kon, der Regisseur von Perfect Blue, stellte sich nach der Premiere auf der Berlinale ’98 den Fragen aus dem Publikum. Diese Niederschrift erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit. Durch Übersetzung der Fragen und Antworten können Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen auftreten
AKIRA Club
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 16, April/Mai 1998
Das Artbook zum Manga-Bestseller Akira ist schon seit längerem erschienen, deshalb war es schon höchste Zeit für ein Review. Wie üblich findet man so etwas nicht im Comicladen um die Ecke, und durch eine Bestellung aus dem Ausland ist auf den Originalpreis von umgerechnet ca. 52 DM ein saftiger Aufschlag zu erwarten. Mal sehen, ob sich die Ausgabe dennoch lohnt.

Das Artbook präsentiert sich vom Titelcover her schon mal äußerst gelungen. Der Pappdeckel wurde kreisförmig ausgeschnitten, so daß das darunterliegende Blatt mit einem eingearbeiteten Relief sichtbar wird. Auf diese Weise schwer beeindruckt, schlägt man also das Inhaltsverzeichnis auf und erfährt so die vier Schwerpunkte: Akira Illustrations, Title-page Collection, Memorial Gallery und Unpublished Works.
Bei Akira-Kennern dürfte jetzt schon eine Glocke läuten. Eine Sammlung von Titelbildern, die Titelseiten der serialisierten Akira-Version im Young Magazine, gibt es schon im von Carlsen herausgegebenen deutschen Akira-Spezialband „Die Legende“. Genauer gesagt handelt es sich bei diesem Band um eine komprimierte Form der eben erwähnten Title-page Collection und fast aller Illustrationen aus Akira Club. So gesehen würde der Kauf von Akira Club nicht viel Neues bieten, zumal diese beiden Teile bereits ungefähr dreiviertel des Gesamtumfangs abdecken. Was bleibt, ist die höhere Druckqualität der Farbbilder, die größeren Dimensionen der Abbildungen, deren Pendants im Carlsen- Band bisweilen schon etwas mickrig wirken, und die beiden noch ausstehenden Schwerpunkte.
Die Memorial Gallery ist eine Sammlung von Fotos von allen bekannten Merchandise-Artikeln inklusive einem (realen) Hubschrauber mit Akira-Aufdruck, einem Irrgarten und drei japanischen Schönheiten, die sich auf einer Collage aus Goodies räkeln. Zusätzlich gewinnt man einen guten Einblick in die ausländischen Versionen von Akira.
Das Kapitel Unpublished Works beinhaltet eine Reihe von Skizzen von Szenen, die es, aus welchen Gründen auch immer, nicht in den Manga geschafft haben; ein interessanter Einblick in die Entstehung des Comics.
Als Fazit würde ich sagen, daß Akira Club eher etwas für die eingeschworenen Akira-Cracks ist als für den unbedarften Durchschnitts-Fan. Aufgrund des Mangels an eigenständigen Bildern wäre es angemessener, Akira Club als Fan-Buch zu bezeichnen statt als „herkömmliches“ Artbook
AKIRA Club
Herausgeber: Kodansha
Erscheinungsjahr: 1995
Umfang: 263 Seiten
Format: 21 x 26 cm
ISBN: 4-06-330003-X
Preis: ¥3.500 (ca. 52 DM – Stand April 1998)
Garage Kit – Teil 1 oder die Geschichte von obskuren Plastikteilen
Autor: Christof Weber
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 17, April 1998
Irgendwann ist es wohl bei jedem Fan einmal soweit. Neugierig gemacht von endlos vielen Fotos wunderschöner Figuren in der „Newtype“ oder „Hobby Japan“ hielt er es nicht mehr aus und bestellte sich ebenfalls so ein seltsames, teures Plastikteil: das Garagekit.
Und da steht er nun, der Otaku, und hat ein paar Stücke Kunstharz oder PVC in Händen, und ein Foto, wie das Ganze fertig aussehen soll. Leider ist der Weg von den Einzelteilen zum fertigen Kit ziemlich lang, und deshalb soll der folgende Artikel ihn mit ein paar Tips erleichtern.
Zuerst einmal, was braucht man an Werkzeug: Farben, und zwar am besten lösemittelfreie Mattfarben, das schont die Umwelt und die eigene Gesundheit. Empfehlenswert sind Modellbaufarben von Tamiya oder Gunze Sangyo.
Pinsel, ein breiter, weicher Borstenpinsel und viele kleine, feine Pinsel. Ein Airbrush erleichtert viele Arbeiten, ist aber für die ersten Versuche nicht unbedingt nötig. Spätestens ab 3 Kits pro Jahr lohnt sich ein solches Gerät allerdings.
Klebstoff, bewährt haben sich Cyanacrylat-Superkleber und Zweikomponentenkleber, z.B. „UHU sofortfest plus“.
Spachtel, zum Reparieren, Fugenfüllen, Glätten, gibt es in großer Auswahl von Tamiya in Modellbaugeschäften. Hier bekommt man auch das nötige Schleifpapier in den Körnungen 200 – 1000.
Diverser Kleinkram, der das Leben leichter macht: Ein sehr scharfes Modellbaumesser, eine Zange, ein Seitenschneider, eine Pinzette, ein kleiner Bohrer, ein Haarfön, kurze Drahtstücke, Gips, mehrere Schüsseln mit Wasser, Grundierspray, z.B. „Revell Basic“, Gummihandschuhe.
Alles da? Dann können wir loslegen. Nach dem Auspacken sollte das Kit auf fehlende Teile oder Transportschäden geprüft werden, vor allem Finger oder Haarspitzen brechen leider häufig ab, lassen sich aber meist problemlos wieder ankleben. Während der Inspektion kann man sich schon einmal überlegen, wie das Kit am günstigsten zusammenzubauen ist. Viele Kits sind nach dem Schema Kopf-Rumpf-Arme-Beine (evtl. noch Hände und Füße), sowie Haare aufgeteilt. Hände und Arme bzw. Füße und Beine sind problemlos nach dem Zusammenkleben als Einheit bemalbar, klebt man aber die Beine zuerst an den Rumpf, stellt man oft fest, daß sich einige Stellen nicht mehr zum Bemalen erreichen lassen. Ebenso muß man häufig das Gesicht einer Figur bemalen, bevor die Haare angesetzt werden können, da Haarsträhnen sonst Teile des Gesichts verdecken würden.
Bevor geklebt oder bemalt wird, muß das ganze Kit mit einer alten Zahnbürste in warmem Seifenwasser gründlich gereinigt werden, um Reste von Trennmittel zu entfernen. Auf diesen Trennmitteln haftet kein Klebstoff und keine Farbe, also wirklich gründlich putzen!
Gußgrate entfernt man vor dem Zusammenkleben sorgfältig mittels Seitenschneider und Schleifpapier. Beim anschließenden probeweisen Zusammensetzen der Teile wird man feststellen, daß sie nicht exakt passen. Das ist bei Garage Kits normal, und Teil des Bastelspaßes. Vinyl-Kits (hohle Bauteile aus PVC) kann man mit dem Fön erwärmen, verbiegen bis sie passen, und in kaltem Wasser erhärten lassen, bei Resin Kits (massive Teile aus Epoxidharz) hilft nur Spachteln und Schleifen. Spachtel wird mit Zahnstochern oder einem weichen Messer im Überschuß aufgetragen und nach mindestens 24 Stunden Aushärtung naß abgeschliffen, angefangen mit Korn-200-Papier für die groben Sachen bis hinauf zu 1000er Korn zum abschließenden Polieren.
Bei Resin-Kits empfiehlt es sich auch, die Klebestellen mit kurzen Drahtstiften zu verstärken, da die Teile oft erstaunlich schwer sind und nur sehr kleine Klebestellen haben. Man bohrt ins Zentrum der Klebestellen ein ca. 5 mm tiefes Loch und knipst von einer Büroklammer ca. 1 cm Draht ab, den man beim Kleben mit hineinsteckt. Bei den hohlen und leichten Vinyl-Kits ist das selten nötig, wenn doch, dann kann man die Teile mit Gips ausgießen und nach der Aushärtung hier die Drähte einsetzen. Das „Ausgipsen“ empfiehlt sich immer bei den Beinen einer Vinyl-Kit-Figur, da es dem Kit einen sichereren Stand verleiht (und es durch das hohe Gewicht auch viel edler wirkt). Nach dem Kleben werden noch vorhandene Fugen mit Spachtel geglättet; bei Zweikomponentenkleber kann man diesen auch im Überschuß auf die Klebestelle streichen, den herausquellenden Kleber stehenlassen und nach 48 Stunden naß abschleifen.
Sind alle Teile soweit wie möglich verklebt, glattgeschliffen und gesäubert, geht es ans Bemalen. Hierbei sind Gummihandschuhe praktisch, sie schützen nicht nur die Hände vor der Farbe, sondern auch das Kit vor fettigen Fingerabdrücken, an denen die Farbe nicht haftet.
Generell sollte jedes Kit grundiert werden. Eine spezielle Grundierfarbe ist nicht unbedingt nötig, aber von Vorteil, da sie mit fugenfüllenden Eigenschaften und einer saugfähigen Oberfläche einen idealen Untergrund für die weitere Bemalung bietet. Aufpassen muß man hierbei allerdings auf eine sehr dünne Sprühschicht, sonst werden kleine Details zugekleistert. Lieber zweimal ganz dünn sprühen als einmal dick draufschütten (gilt auch für alle anderen Bemalungen)!
Wer sich einmal seine eigene Haut und Kleidung ansieht, wird feststellen, daß sie höchst selten hochglänzend ist, und sich auch nicht auf Hochglanz polieren läßt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Augen, Mund) sind deshalb nur matte Farben für Figurenkits geeignet. Die zum Bemalen verwandten Modellbaufarben sind im „Urzustand“ direkt aus dem Glas kaum brauchbar, da sie viel zu dickflüssig sind und der Farbton auch nur selten genau paßt. Mischen sollte man Farben wenn irgend möglich in hellem Tageslicht ohne zusätzliche Neon- oder Halogenbeleuchtung. Die künstlichen Lichtquellen führen zu Verfälschungen der Farbwahrnehmung und zu einer unschönen Überraschung, wenn man das Kit anschließend bei Tageslicht betrachtet. Zu beachten ist außerdem, daß praktisch alle Farbtöne bis auf Weiß und Schwarz beim Trocknen nachdunkeln, also empfiehlt es sich eher zu helle Farben anzumischen. Das genaue Trocknungsverhalten läßt sich leider nicht voraussagen, hier hilft nur Erfahrung.
Von der Konsistenz her kann man die Farben soweit verdünnen, bis sie etwas dickflüssiger als Wasser sind, bei Airbrushes eventuell sogar noch mehr. Große Flächen werden mit einem breiten, weichen Pinsel bemalt, der nicht mehr vor Farbe triefen soll. Nach der ersten Schicht wird die nächste um 90 Grad versetzt aufgetragen, also erste Schicht horizontal pinseln, zweite senkrecht (oder umgekehrt). Zwischen jeder Schicht muß man der Farbe genug Zeit zum Trocknen geben, sonst kann es zu häßlichen Schlieren kommen, wenn die frische Farbe die alte anlöst.
Beim Airbrushen geht man genauso vor. Für feine Details bis runter zu 1 Millimeter hat es sich bewährt, die Farbe nur wenig zu verdünnen, um nicht durch verlaufende Farbe die Umgebung zu verschmieren. Etwas Übung und eine sehr ruhige Hand sind allerdings schon erforderlich, man nimmt sehr wenig Farbe auf den Pinsel und sollte ihn nach jedem Farbauftrag gründlich reinigen, sonst schmiert man eingetrocknete Farbbröckchen aus dem Pinsel auf das Kit. Nach etwas Training sind feine Linien bis zu einem halben Millimeter kein Problem mehr. Wer feine Details airbrushen will, muß mit Flüssigmasken arbeiten, die nicht zu lackierende Areale abdecken. Als Masken bietet z.B. Revell seine „Liquid Mask“ an, genausogut eignet sich Latexmilch, die deutlich billiger ist (bekommt man in Geschäften für Live-Rollenspiel-Zubehör). Die Flüssigkeit wird mit einem feinen Pinsel aufgetragen und härtet zu einem elastischen klaren Film aus, der sich nach der Trocknung mit einer Pinzette spurenlos vom Modell abziehen läßt.
Noch feinere Details erfordern dann allerdings einige zusätzliche Tricks, genauso wie gelungene Schattierungen oder hübsche Spezialeffekte wie Ruß-Spuren, Schmutz oder Schweiß, worauf in der nächsten Ausgabe eingegangen wird.
Venus Wars
Autor: Sören Grenzdörffer
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 20, April 1998

Die Venus im Jahre 2083. Seit 72 Jahren ist der Planet kolonisiert, da taucht zwischen den beiden Nationen auf der Venus, Ishtar und Aphrodia, ein Konflikt auf. Ishtar greift plötzlich Aphrodia an und schafft es innerhalb von kürzester Zeit fast die gesamte reguläre Armee von Aphrodia zu vernichten und die Hauptstadt Io einzunehmen.
In ihrer Not stellen die Aphrodianer eine Gruppe von Kampfmotorrädern zusammen. Das sind Motorräder, die mit einer starken, aber rückstoßarmen Kanone ausgestattet sind. Für diese Gruppe wird der junge Ken Seno rekrutiert, ein talentierter Battle-Bike-Fahrer (eine Mischung aus Motocross und Rugby). Diese Gruppe schafft es, dem Feind aus Ishtar einige Niederlagen zu bereiten, so daß dieser sich teilweise zurückziehen muß. Doch im Endeffekt wird die Übermacht so groß, daß Aphrodia verloren scheint.
Yoshikazu Yasuhiko hat mit Venus Wars einen Manga geschaffen, der relativ langatmig eine Geschichte erzählt, die nicht weiß, ob sie für oder gegen Krieg sein soll. Obwohl es einige Opfer zu beklagen gibt, wird hier jedoch mehr im Hurra-Patriotismus erzählt. Selbst der Tod von Miranda, der Queen von Kens Battle-Bike-Team, scheint nur in den Manga gesetzt worden zu sein, um das Gewissen zu beruhigen und wenigstens etwas die Grausamkeit des Krieges zu schildern.
Immerhin wird die Technik im Manga realistischer dargestellt als im Anime. Weitere Unterschiede sind in der Besetzung der Personen zu finden. So ist z.B. die Beobachterin von der Erde keine Reporterin, sondern ein Leutnant der Erdstreitkräfte.
Grafisch gesehen ist Venus Wars nur Mittelmaß. Nicht hervorragend, aber auch nicht schlecht.
Leider gehört Venus Wars auch zu den Serien, die in Deutschland eingestellt wurden. Immerhin hat es Feest mit den erschienenen fünf Bänden geschafft, das erste Buch komplett auf Deutsch herauszubringen.
Stan Sakais „Usagi Yojimbo“
Autor: Sören Grenzdörffer
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 20, April 1998

Stan Sakai wurde am 28. Mai 1953 in Tokyo geboren. Im Alter von zwei Jahren zogen seine Eltern nach Hawaii, wo er aufwuchs. Er lebt derzeit in Pasadena, Kalifornien.
1982 zeichnete er erstmals Usagi Yojimbo, der dann 1984 in der Zeitschrift Albedo Nr. 2 seinen ersten Auftritt hatte.
Usagi Yojimbo, eigentlich Miyamoto Usagi, zieht als Ronin im Japan des frühen 17. Jahrhunderts umher. Er verlor seinen Herrn in der Schlacht von Adachigahara zwischen Mifune, dem Herrn von Usagi, und Hikiji, einem skrupellosen Aufsteiger, der es später noch weit bringen sollte. Während der Schlacht wurde Mifune jedoch verraten und starb im Pfeilhagel. Usagi brachte den Kopf von Mifune in Sicherheit, damit er nicht von Hikiji entehrt werden konnte. Als Usagi zur Schlacht zurückkehrte, war sie vorbei und er ein herrenloser Ronin geworden. Nun zieht er umher und nimmt Aufträge als Leibwächter (Yojimbo) für die verschiedensten Leute an.
Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt man den Lebensweg von Usagi kennen. Sein Heimatdorf, der Tod seines Vaters, seine Jugend und seine Ausbildung zum Samurai werden genau beschrieben. Im Laufe seiner Reisen lernt Usagi immer neue Leute kennen, die entweder seine Freunde oder Feinde werden.

Eine Figur, die immer wieder auftaucht, ist das Nashorn Gen, ein schlitzohriger Kopfgeldjäger, der Usagi zunächst als Leibwächter anheuert. Da er immer wieder versucht, Usagi hereinzulegen, verbindet die beiden bald eine Haßfreundschaft.

Ein weiterer wichtiger Charakter ist die Katze Tomoe Ame, Dienerin von Noriyuki. Sie ist eine ausgezeichnete Kämpferin und wird die Freundin von Usagi. Im Gegensatz zu Gen folgt sie dem Weg des Bushido.
Weitere Figuren sind der nach Macht strebende Mensch Hijiki und das blinde Schwein Ino-Zato, beide Feinde von Usagi. Doch während Hijiki es mit List und Intrigen versucht, entscheidet Ino-Zato sich für den direkten Kampf mit Usagi.
Was die Menschen angeht, so scheint es bei Sakai so zu sein, wie im richtigen Leben: Wo der Mensch auftaucht, geht es den Tieren dreckig.
Die deutsche Ausgabe von Usagi Yojimbo scheint mit Buch Vier: „The Dragon Bellow Conspiracy“ (d.h. mit Band Sechs der deutschen Ausgabe) zu enden. In den USA sind aber bislang zwölf Bücher erschienen. Dazu kommt noch ein Band über „Space Usagi“, der in der Neuzeit spielt.
Einen Fernsehauftritt hatte Usagi bereits im deutschen Fernsehen, auch wenn es nicht so bekannt geworden ist. Es handelt sich nämlich um einen Gastauftritt in der Serie Ninja Turtles. Die wiederum kommen auch in den späteren Bänden von Usagi Yojimbo vor.
Mehr über Usagi Yojimbo, seine Freunde und den Autor Stan Sakai kann man unter https://www.UsagiYojimbo.com erfahren.