- Funime Nr.3
- Editorial
- Neue Manga
- News and Trends
- Jungle Emperor Leo
- Im Gespräch mit Satoshi Kon
- AKIRA Club
- Garage Kit – Teil 1
- Venus Wars
- Stan Sakais „Usagi Yojimbo“
- Berlinale ’98 – Perfect Blue
- Berlinale ’98 – Prinzessin Mononoke
- Vampire Miyu – TV Serie
Hallo,
im Februar wähnten sich viele Animefreunde im siebten Himmel: Die Berlinale ’98 konnte mit zwei wirklich großen Filmen aufwarten. „Perfect Blue“ und „Prinzessin Mononoke“. Gleichzeitig war es DIE Gelegenheit, einige Gleichgesinnte aus dem Verein einmal direkt zu treffen.
Durch unsere bundesweite Ausrichtung sind solche Treffen leider viel zu selten. Auf der letzten Seite (Anm.: …der gedruckten Version) könnt Ihr ein paar fotographische Eindrücke bekommen. Wem es jetzt leid tut, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben, im Juni bietet sich gleich die nächste Möglichkeit.
Auf dem Comic-Salon in Erlangen wird man nicht nur an diversen Merchandising-, Anime- und Mangaständen einiges Geld loswerden können, sondern auch etliche Anime auf einer Leinwand bestaunen können. Daß die beiden Berlinale-Stars dabei sein werden, versteht sich schon fast von selbst.
Natürlich werden auch hier wieder viele Mitglieder des Vereins aus allen Teilen der Bundesrepublik zur Stelle sein…
Aber auch sonst gibt es viel zu berichten.
Der Verein war nicht untätig und trat der Firma Microsoft mit einem Brief ziemlich auf die Füße (wir berichteten in der letzten Ausgabe ausführlich über Microsofts Beitrag zum Thema Manga).
Auf dem deutsch-französischen Kulturkanal arte wurde endlich der lang erwartete Manga Themenabend ausgestrahlt. Mit welchem Erfolg, könnt Ihr in dieser Ausgabe nachlesen.
Daß Anime und Manga nicht zu kurz kommen, sollten die ausführlichen Berichte in dieser Ausgabe beweisen: „Vampire Miyu – Die TV Serie“ lief unlängst erst in Japan an.
Daß wir auch über den Tellerrand schauen, beweist der Review des Comics „Usagi Yojimbo“. Da viele das Werk als Manga einordnen, wird ein entsprechender Grundlagenartikel gleich mitgeliefert.
Allen, denen schon immer die hübschen Figuren aus diversen Anime so gut gefallen haben, sei der Artikel über Garage Kits wärmstens empfohlen.
Viel Spaß mit unserer neuen Ausgabe ! Lesern der FUNime mini (Anm.: …entspricht der Online-Version) stehen zwar nicht alle Artikel direkt zur Verfügung, aber einen kleinen Eindruck solltet Ihr trotzdem bekommen können.
Vielleicht können wir ja auch Euch bald als neue Mitglieder in unseren Reihen begrüßen? Auf der Vereinsseite findet Ihr einen Aufnahmeantrag, der Eure Eintrittskarte zu den „Anime no Tomodachi“ darstellen kann…
Ron
Neue Manga
The „Queen of Anime“ is back! – Nuku-Nuku gibt es jetzt nicht nur als TV-Serie, sondern auch als Manga! Seit Dezember erscheint sie monatlich in Shonen Ace von Kadokawa Comics, einem dieser Telefonbuch-Manga. Letzteres ist gut 500 Seiten dick (mit allerdings lausiger Papierqualität !), und enthält außerdem u.a. noch eine Story von Neon Genesis Evangelion (in der Januar-Ausgabe: Stage.27). Eva ist wenigstens 24 Seiten lang, im Gegensatz zu Nuku-Nuku mit nur 16… die anderen Titel sind bunt gemischt, sicher sind noch 3-4 interessante Sachen für jeden dabei, aber auch welche die einen wahrscheinlich überhaupt nicht ansprechen. Dafür kostet der ganze Spaß auch nur 390 Yen, was bei uns z.B. dann 17 DM ausmacht.
Ob sich ein Kauf lohnt, muß jeder selbst entscheiden, wer aber auch einmal wissen möchte wie diese Telefonbuch-Manga in natura aussehen: zu beziehen ist Shonen Ace über den Previews-Katalog bei größeren Comic-Shops.
Fans von Dragon Half können sich Mink nun auch als Manga besorgen! Die sicher zu den abgedrehtesten Animes überhaupt zählende Story ist von Kadokawa Comics Dragon Jr. im Januar neu als dreibändiges Manga erschienen, der erste (dicke !) Band umfaßt 342 Seiten, darunter einige in Farbe. Damit ist die ältere, mehrbändige (7?) Ausgabe wieder zu haben. Die Handlung entspricht weitgehend der in den Animes.
DNA² ist endlich als Fan-Translation (fast) komplett! Wer schon immer mal neugierig war, dieses wunderschön gezeichnete Manga von Masakazu Katsura zu lesen, dem steht nun nichts mehr im Wege! Andres und Paul Hetzel haben sich die Mühe gemacht und nach dem bereits 1993-94 von Timothy H. Clapin (und anderen) übersetzten Band 1 nun auch die restlichen Bände 2 bis 5 auf englisch übersetzt. Die files sind zusammen gut 100 kB groß und auf William Wongs Homepage: http://www.interlog.com/~immortal/dna/ (Anm. 2005: URL ist inzwischen veraltet) zu bekommen. Die Bände 1 bis 4 sind bequem in jeweils einem file zusammengefaßt, während beim letzten Band 5 die letzten Kapitel noch fehlen und die Kapitel 36 bis 39 daher noch einzeln vorliegen. Die Qualität der Übersetzung ist nach erstem Eindruck wie nicht anders erwartet sehr gut, so daß man nicht mehr unbedingt auf eine amerikanische (oder deutsche ?) Ausgabe warten muß. Zu bekommen ist DNA² in Deutschland z.B. von manchen mail-order-Firmen zum Preis von ca. 20 DM pro Band. Preiswerter wäre eine englischsprachige Ausgabe sicher auch nicht, abgesehen von der zu erwartenden schlechteren Druckqualität…
Markus
News and Trends
Conventions
FACTS VII, Gent Belgien
Die FACTS VII findet nun doch nicht – wie von uns angekündigt – im April statt. Sie wurde auf Anfang Mai verschoben.
Am Sonntag, den 3. Mai 1998 werden im Internationaal Congres Centrum (I.C.C. – Citadel Park, 9000 Gent, Belgien) auf über 1600 m² Händler aus vielen Ländern ihre Waren verkaufen. Wer sich für Star Trek, Dragonball, Star Wars, Evangelion, Sailor Moon, etc. interessiert kann hier fündig werden.
Nebenbei gibt es natürlich auch wieder Special Guest Stars und Anime zu sehen. Infos der Veranstalter unter http://freezone.exmachina.net/JapanComWWW/
Comicsalon Erlangen
Vom 11. – 14. Juni findet in Erlangen die alljährliche Comicbörse statt. Die AnimaniA hat es geschafft sich einen Vorführraum zu sichern, in dem sie einige Anime zeigen werden. Bereits fest zugesagt sind: Perfect Blue (engl. untertitelt), Tenchi Muyo in Love (engl. synchronisiert) und Mononoke Hime (deutsche Untertitel).
Der Eintritt pro Film wird ca. 12 Mark betragen und eine Tageskarte (4 Vorstellungen) ca. 32 DM kosten. Allerdings kann man Gutscheine für eine Preissenkung um ca. 3 DM in der nächsten AnimaniA, vom Stand der AnimaniA und von ACOG erhalten.
Die „Anime no Tomodachi“ versuchen wieder für Mitglieder Karten zu organisieren. Wer Interesse hat, möchte sich mit der Redaktion in Verbindung setzen.
Deutschland
Fernsehen
Die ARD scheint kein Interesse an Anime zu haben, statt dessen wollen sie für 60 Millionen Mark in Zusammenarbeit mit Saban eigene Serien produzieren. Unter anderen „Sissi“ und „Oliver Twist“. Ob sie damit wirklich beim Publikum Erfolge landen werden?
Im RTL2 Kinderprogramm führen momentan „Alvin und die Chipmunks“ (kein Anime), „Tico“ und die „Sailormoon“-Wiederholung die Quoten an. Mit Hilfe des gerade erschienen Sailormoon-Magazins soll geklärt werden ob man auch die Sailormoon-Manga verlegt. Aufgrund der recht dürftigen Qualität dieses Magazins kommen jedoch große Zweifel auf, ob die Verkaufszahlen wirklich ausreichen werden.
Video
Für April sind nur „Big Wars“ und „The Hakkenden 4“ angekündigt. Weitere Termine waren zur Drucklegung nicht bekannt.
Kino
Der deutscher Kino Start für „Prinzessin Mononoke“ scheint nun doch verschoben worden zu sein. Auch eine Videoveröffentlichung, sowohl synchronisiert wie auch untertitelt, ist vorgesehen (die aber noch einige Zeit auf sich warten lassen kann).
Sonstiges
Auf den Microsoft Encarta Artikel (vgl. FUNime Nr. 2) hat der Vorstand der „Anime no Tomodachi“ mit einem ausführlichen Brief an Microsoft reagiert, in dem er einige der gröbsten Fehler darlegte (aufgrund der Länge verzichten wir auf ein Abdrucken).
Inzwischen wurde auch von Microsoft bestätigt, daß der Bericht fehlerhaft war und hat eine Korrektur für die nächste Version angekündigt. Der neue Artikel dürfte weniger Fehler aufweisen, da er der japanischen Encarta – Redaktion zur weiteren Bearbeitung und Überprüfung übergeben wurde.
Voraussichtlich am 18.06.98 präsentiert der Uni Film Club Dortmund in Zusammenarbeit mit der Japan Foundation das „Grab der Leuchtkäfer“ („Grave of the Fireflies“ aus der FUNime 1). Der Film ist ab 22h im Hörsaal 6 des Hörsaalgebäudes I (Campus Süd) zu sehen. Weitere Informationen vom UFC: 0231/755-2537
Der Alpha Comic Verlag ist auf die dumme Idee gekommen, eventuell Silent Möbius einzustellen. Wer sich dagegen wehren will: SchwerMetall
Alpha Comic Verlag/Ed. Kunst der Comics GmbH
Köppelsdorfer Str. 197a
96515 Sonneberg eMail: comics@t-online.de
Großbritannien
Im Vereinigten Königreich ist der Anime-Markt recht ruhig. Dies hängt vor allen damit zusammen, daß Manga Entertainment im Grunde genommen aufgelöst wurde und der Videovertrieb nun aus den USA kontrolliert wird. Daher ist von Manga lediglich für Mitte März „Landlock“ (vgl. FUNime 1) angekündigt worden.
AD Vision veröffentlicht meist auch nur zwei Serien. Angekündigt sind für die nächsten Monate „Burn Up W File 4“ „Neon Genesis Evangelion 0:7 und 0:8“, „Shuten Doji“, „Ellcia 4 – Ship of God“ und In Zukunft wird man zwar auch nicht wesentlich mehr Kassetten pro Monat veröffentlichen, doch dafür gibt es inzwischen Pläne nach „Evangelion“ auch „Blue Seed“ zu veröffentlichen und eventuell einige ältere Serien der US-Mutterfirma, wie „Cat Girl Nuku Nuku“ auf den britischen Markt zu bringen.
USA
„Mononoke Hime“ wurde nun dem Miramax-Sub-Label Dimension übergeben, das eher für Horror- und Jackie-Chan-Filme bekannt ist. „Mononoke Hime“ soll zeitgleich in 1100 Kinos in den USA anlaufen. Für die Synchronfassung ist etwa das 10-fache Budget einer normalen Anime-Synchronfassung zur Verfügung gestellt worden.
Die Synchronfassung soll sich weniger an den genauen Wortlaut der japanischen Fassung orientieren, um manche Dinge dem westlichen Publikum leichter verständlich zu machen (was an manchen Stellen wirklich nötig ist). Diese Veränderungen sollen auch für die europäischen und brasilianischen Fassungen gelten. Um eingefleischte Animefans nicht als Kunden zu verlieren, sind untertitelte Videofassungen geplant.
In Hinsicht auf Kiki scheint das Veröffentlichungsdatum festzustehen (22. September 1998) und von Buena Vista konnte man auch die genaue Sprecherliste der englischen Fassung bekommen. Die Charakternamen und ähnliches wollte man nach Möglichkeit beibehalten, obwohl man natürlich Unterschiede in der Aussprache nicht ausschließen konnte. Offen ist noch, ob die Opening- und Endingsongs durch englische Versionen ersetzt werden.
Es gibt bei Buena Vista Überlegungen Kiki noch vor der Videoveröffentlichung auf dem Fernsehsender ABC (der Disney gehört) zu senden.
Die Rechtslage von Urusei Yatsura ist geklärt. AnimEigo ist im Besitz der Rechte und plant diesmal die einzelnen Folgen schneller zu veröffentlichen. Ob jedoch die gesamte TV Serie auf Tape gebannt wird, ist noch offen.
Japan
Fernsehen
Für den April sind in Japan wieder einige neue Fernsehserien angekündigt. So soll auf einem Pay-TV-Kanal z.B. die Serie „AH! My Goddess – Small is Useful“ (unverschlüsselt) anlaufen, eine SD-Version von „Ah! My Goddess“. Interessant könnte die Serie „Lost Universe“, eine SF-Action-Serie, werden, die immerhin vom Autor von „Slayers“ geschrieben wurde.
Sonstiges
Gainax nächstes Projekt soll ein Shojou-Anime namens „Kareshi Kanojo no Jijou“ (übersetzt etwa: Seine Ihre Affairen) sein und unter der Regie von Hideaki Anno stehen, der sich damit aus dem Realfilm – Bereich zurückmeldet.
Karsten
Jungle Emperor Leo
Autor: Livius Halupczok
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 10, April 1998
Anfang Februar lud All Nippon Airways (ANA) wieder einmal zu einer exklusiven Animevorführung in Frankfurt und Düsseldorf. Im Ballsaal des Frankfurter Hotel Intercontinental präsentierte man zum ersten Mal in Deutschland den Kinofilm Jungle Emperor Leo von 1997. Er basiert auf der Fernsehserie Jungle Taitei von 1965, hierzulande besser bekannt als Kimba der weiße Löwe.
Der Schöpfer der Serie war der 1989 verstorbene, in Japan als „Gott des Manga“ hoch verehrte Osamu Tezuka. Das Publikum in Frankfurt bestand zumeist aus japanischen Familien mit Kindern, es waren nur etwa zehn Deutsche unter den Gästen. Natürlich wurde die japanische Originalfassung ohne Untertitel gezeigt.
Die Geschichte beginnt mit der Geburt Leos (so heißt Kimba im Original) Sohn Lune und Tochter Lukio, einem großen Ereignis für die Tiere des Dschungels. Als Lune eines Tages beim Spielen unter einem Ast begraben wird, befreit ihn der Wildhüter Higeoyaji. Diese erste Begegnung mit dem Menschen führt bei Lune zu einer immer größer werdenden Schwärmerei für die Welt der Menschen. Lune gelangt später tatsächlich dorthin, muß jedoch lernen, daß nicht alle Menschen freundlich zu Tieren sind. Derweil hat der skrupellose Egg Ham eine zerstörerische Expedition nach dem geheimnisvollen Mondstein, Quelle einer ungeheuren Energie, gestartet. Leo muß sich dem Mörder seines Vaters entgegenstellen, doch zur gleichen Zeit werden die Tiere des Dschungels von einer tödlichen Krankheit befallen.
Trotz des heute etwas antiquiert wirkenden Charakterdesigns präsentiert sich Jungle Emperor Leo technisch voll auf der Höhe der Zeit. Bereits in der Anfangssequenz wird umfangreiche Computergraphik demonstriert, vielleicht etwas überdeutlich. Glücklicherweise wird sie danach deutlich dezenter eingesetzt und beeindruckt besonders mit der realistischen Darstellung von Schneewehen in einem Sturm.
Eigentlich wollte ANA Mononoke Hime zeigen, auch die Eintrittskarten waren dementsprechend bedruckt. Doch Buena Vista, Teil des Disney Konzerns und seit einigen Monaten Inhaber der internationalen Vertriebsrechte fast aller Studio Ghibli Filme, sperrte sich gegen eine Aufführung vor der Berlinale, selbst bei dieser nichtöffentlichen Veranstaltung. Die Wahl von Jungle Emperor Leo als Ersatzfilm lenkt das Augenmerk deshalb auf den Streit um Disneys König der Löwen: Bei diesem 1994 produzierten Film sind deutliche Ähnlichkeiten zu Tezukas Jungle Taitei zu erkennen. Diese Serie lief Ende der Sechziger Jahre in veränderter Form als Kimba the white Lion in den USA.
Tezuka Production erhob zwar offiziell keine Plagiatsvorwürfe, doch als Disney verkündete, man kenne dort weder Jungle Taitei, noch sei man davon beeinflußt gewesen, faßten das viele Japaner als Beleidigung des Andenkens an Osamu Tezuka auf. Machiko Satonaka, selbst Zeichnerin, bat stellvertretend für die japanischen Fans in einem Brief an Buena Vista um die Nennung Tezukas im Vorspann von König der Löwen. Fast fünfhundert Personen hatten diesen Brief unterzeichnet, darunter viele aus der Manga- und Animebranche. Die Zahl der Unterschriften stieg noch viel weiter. Disney blieb von der Aktion unbeeindruckt und hat deshalb in Japan und bei westlichen Fans viel Sympathie verloren. Der aktuelle Film Jungle Emperor Leo ist als Reaktion auf den Streit quasi als Gegenkönig entstanden.
Tezuka selbst war zeitlebens ein großer Bewunderer von Walt Disney und übernahm in seinen Werken Disneys übergroß gezeichnete Augen. Dieser Zeichenstil wurde rasch von anderen Japanern aufgegriffen und legte den Grundstein für das heute bekannte Charakterdesign.
im Gespräch mit Satoshi Kon (Perfect Blue)
Autor: Ron Carow
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 10, April 1998
Zuschauer: Was ist das Besondere an Perfect Blue?
Kon: Nicht nur in Japan herrscht die Meinung vor, Zeichentrick sei nur für Kinder. Meinen Film versteht kein Kind. Für Erwachsene ist er sicherlich auch schwer verständlich. Alle sagten, laß die Finger davon.
Z: Wieso?
K: Es waren alle dagegen, weil es keine Zuschauer für solch einen Film gäbe.
Z: Warum sind Sie mit diesem Film von traditionellen Sci-fi-Elementen wie Robotern und ähnlichem weggegangen, veränderten den Malstil radikal und blieben trotzdem bei markanten Elementen des japanischen Animationsfilms wie Sex’n Crime?
K: Ich glaube, ich wollte die bisherigen Animationsströmungen herausfordern.
Z: Bei Perfect Blue merkt man einen deutlichen Unterschied zu üblichen Anime. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
K: Die meisten Anime sind Science-fiction. Das ist eine Hauptströmung. Man muß es ja nicht immer so machen.
Z: Zu diesem Film wird gesagt, Sie hätten gegen jede Konvention verstoßen und hätten insgesamt einen neuen Stil geprägt…
K: Das ist richtig. Im Rahmen der Unterhaltung werde ich immer versuchen, etwas Neues zu entwickeln.
Z: Wie ist denn die bisherige Reaktion in Japan?
K: Perfect Blue ist noch nicht normal angelaufen. Bei internen Vorführungen vor Journalisten wurde er jedoch sehr positiv aufgenommen.
Z: War der Film von Anfang an als Kinofilm geplant?
K: Es sollte immer ein Kinofilm werden.
Z: Wie hoch waren die Kosten?
K: Ca. 3 Millionen Dollar. (etwa 5 Mio DM)
Z: Wieviele Zeichner waren beteiligt?
K: Ungefähr 15 Hauptzeichner und ca. 100 für einfache Bilder.
Z: Sie schickten einen Teil der Arbeiten also auch nach außerhalb, nach Korea?
K: Ja.
Z: Wie lange dauerte es bis zur Realisierung?
K: Der Vorgang ist etwas anders: Es kam jemand mit der Idee zur Realisierung zu mir. Seit dem Lesen des Drehbuches vergingen dann ca. zwei Jahre.
Z: Gab es Überlegungen, den Film als Realfilm zu machen?
K: Ich bin Japaner. Ich spreche weder Deutsch noch Englisch. Meine Sprache ist Japanisch. Ich kann nur zeichnen. Das ist meine Sprache.
Z: Worin sehen Sie die Vorteile des Animationsfilms?
K: Ich kann zeichnen. Und ich bin der Meinung, wenn ich etwas darstellen will, kann ich es genauer und prägnanter machen.
Z: Wie nähern Sie sich einem Charakter an?
K: In mehreren Phasen. Es gibt Charakterstudien. Und die Figuren werden gezeichnet, immer und immer wieder. Dadurch werden die Charaktere immer realistischer.
Z: Am Ende sagt die Hauptperson, sie sei jetzt sie selber. Was denken Sie als Regisseur? Ist sie ein Popstar oder Schauspielerin?
K: Ich denke, sie wählt Schauspielerin.
Z: Im gesamten Anime ist nicht ein einziger Polizist zu sehen. Ist das Sozialkritik?
K: Nein. Nicht unbedingt. Wenn die Polizei noch mitgespielt hätte, würde der Film nie zu einem Ende gekommen sein.
Z: Warum heißt der Film Perfect Blue?
K: Die Romanvorlage hieß so. Während der Arbeit sind wir etwas davon weggekommen. Der Titel bedeutet nicht so viel… Wenn sie gute Ideen haben, warum der Film Perfect Blue heißen sollte, sagen Sie es mir bitte.
Z: Vielleicht in Analogie zu Blue Prints? (Blaupausen, den identischen Abbildungen realer Objekte)
K: Interessant. Darf ich diese Idee benutzen?
Z: Sind die Verleihrechte in Europa und Amerika vergeben?
K: Bis auf Skandinavien sind sie schon vergeben.
Z: Wie gehen Sie als Regisseur mit Zensur um? In Deutschland müßte einiges herausgeschnitten werden, was zu enormen Inkonsistenzen im Ablauf führen würde.
K: In Japan ist Perfect Blue ab 15 Jahren freigegeben. Während ich zeichnete, habe ich nicht daran gedacht, daß der Film ins Ausland verkauft werden könnte.
Z: Gibt es schon neue Projekte?
K: Ich arbeite eng mit Otomo zusammen. Ich habe Ideen. Es ist aber schwer, ein leistungsfähiges Studio zu finden.
Z: Eine Frage an die Produzentin: Wieso gingen Sie als Produzentin solch ein Risiko ein? Perfect Blue markiert ja immerhin ein neues Genre?
Produzentin: Es war riskant. Aber wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, neue Ideen zu fördern und zu verkaufen. Deshalb unterstützen wir solche Projekte.
K: Eigentlich sind Sie noch recht neu auf diesem Gebiet. Das haben wir ausgenutzt.
Satoshi Kon, der Regisseur von Perfect Blue, stellte sich nach der Premiere auf der Berlinale ’98 den Fragen aus dem Publikum. Diese Niederschrift erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit. Durch Übersetzung der Fragen und Antworten können Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen auftreten
AKIRA Club
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 16, April/Mai 1998
Das Artbook zum Manga-Bestseller Akira ist schon seit längerem erschienen, deshalb war es schon höchste Zeit für ein Review. Wie üblich findet man so etwas nicht im Comicladen um die Ecke, und durch eine Bestellung aus dem Ausland ist auf den Originalpreis von umgerechnet ca. 52 DM ein saftiger Aufschlag zu erwarten. Mal sehen, ob sich die Ausgabe dennoch lohnt.
Das Artbook präsentiert sich vom Titelcover her schon mal äußerst gelungen. Der Pappdeckel wurde kreisförmig ausgeschnitten, so daß das darunterliegende Blatt mit einem eingearbeiteten Relief sichtbar wird. Auf diese Weise schwer beeindruckt, schlägt man also das Inhaltsverzeichnis auf und erfährt so die vier Schwerpunkte: Akira Illustrations, Title-page Collection, Memorial Gallery und Unpublished Works.
Bei Akira-Kennern dürfte jetzt schon eine Glocke läuten. Eine Sammlung von Titelbildern, die Titelseiten der serialisierten Akira-Version im Young Magazine, gibt es schon im von Carlsen herausgegebenen deutschen Akira-Spezialband „Die Legende“. Genauer gesagt handelt es sich bei diesem Band um eine komprimierte Form der eben erwähnten Title-page Collection und fast aller Illustrationen aus Akira Club. So gesehen würde der Kauf von Akira Club nicht viel Neues bieten, zumal diese beiden Teile bereits ungefähr dreiviertel des Gesamtumfangs abdecken. Was bleibt, ist die höhere Druckqualität der Farbbilder, die größeren Dimensionen der Abbildungen, deren Pendants im Carlsen- Band bisweilen schon etwas mickrig wirken, und die beiden noch ausstehenden Schwerpunkte.
Die Memorial Gallery ist eine Sammlung von Fotos von allen bekannten Merchandise-Artikeln inklusive einem (realen) Hubschrauber mit Akira-Aufdruck, einem Irrgarten und drei japanischen Schönheiten, die sich auf einer Collage aus Goodies räkeln. Zusätzlich gewinnt man einen guten Einblick in die ausländischen Versionen von Akira.
Das Kapitel Unpublished Works beinhaltet eine Reihe von Skizzen von Szenen, die es, aus welchen Gründen auch immer, nicht in den Manga geschafft haben; ein interessanter Einblick in die Entstehung des Comics.
Als Fazit würde ich sagen, daß Akira Club eher etwas für die eingeschworenen Akira-Cracks ist als für den unbedarften Durchschnitts-Fan. Aufgrund des Mangels an eigenständigen Bildern wäre es angemessener, Akira Club als Fan-Buch zu bezeichnen statt als „herkömmliches“ Artbook
AKIRA Club
Herausgeber: Kodansha
Erscheinungsjahr: 1995
Umfang: 263 Seiten
Format: 21 x 26 cm
ISBN: 4-06-330003-X
Preis: ¥3.500 (ca. 52 DM – Stand April 1998)
Garage Kit – Teil 1 oder die Geschichte von obskuren Plastikteilen
Autor: Christof Weber
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 17, April 1998
Irgendwann ist es wohl bei jedem Fan einmal soweit. Neugierig gemacht von endlos vielen Fotos wunderschöner Figuren in der „Newtype“ oder „Hobby Japan“ hielt er es nicht mehr aus und bestellte sich ebenfalls so ein seltsames, teures Plastikteil: das Garagekit.
Und da steht er nun, der Otaku, und hat ein paar Stücke Kunstharz oder PVC in Händen, und ein Foto, wie das Ganze fertig aussehen soll. Leider ist der Weg von den Einzelteilen zum fertigen Kit ziemlich lang, und deshalb soll der folgende Artikel ihn mit ein paar Tips erleichtern.
Zuerst einmal, was braucht man an Werkzeug: Farben, und zwar am besten lösemittelfreie Mattfarben, das schont die Umwelt und die eigene Gesundheit. Empfehlenswert sind Modellbaufarben von Tamiya oder Gunze Sangyo.
Pinsel, ein breiter, weicher Borstenpinsel und viele kleine, feine Pinsel. Ein Airbrush erleichtert viele Arbeiten, ist aber für die ersten Versuche nicht unbedingt nötig. Spätestens ab 3 Kits pro Jahr lohnt sich ein solches Gerät allerdings.
Klebstoff, bewährt haben sich Cyanacrylat-Superkleber und Zweikomponentenkleber, z.B. „UHU sofortfest plus“.
Spachtel, zum Reparieren, Fugenfüllen, Glätten, gibt es in großer Auswahl von Tamiya in Modellbaugeschäften. Hier bekommt man auch das nötige Schleifpapier in den Körnungen 200 – 1000.
Diverser Kleinkram, der das Leben leichter macht: Ein sehr scharfes Modellbaumesser, eine Zange, ein Seitenschneider, eine Pinzette, ein kleiner Bohrer, ein Haarfön, kurze Drahtstücke, Gips, mehrere Schüsseln mit Wasser, Grundierspray, z.B. „Revell Basic“, Gummihandschuhe.
Alles da? Dann können wir loslegen. Nach dem Auspacken sollte das Kit auf fehlende Teile oder Transportschäden geprüft werden, vor allem Finger oder Haarspitzen brechen leider häufig ab, lassen sich aber meist problemlos wieder ankleben. Während der Inspektion kann man sich schon einmal überlegen, wie das Kit am günstigsten zusammenzubauen ist. Viele Kits sind nach dem Schema Kopf-Rumpf-Arme-Beine (evtl. noch Hände und Füße), sowie Haare aufgeteilt. Hände und Arme bzw. Füße und Beine sind problemlos nach dem Zusammenkleben als Einheit bemalbar, klebt man aber die Beine zuerst an den Rumpf, stellt man oft fest, daß sich einige Stellen nicht mehr zum Bemalen erreichen lassen. Ebenso muß man häufig das Gesicht einer Figur bemalen, bevor die Haare angesetzt werden können, da Haarsträhnen sonst Teile des Gesichts verdecken würden.
Bevor geklebt oder bemalt wird, muß das ganze Kit mit einer alten Zahnbürste in warmem Seifenwasser gründlich gereinigt werden, um Reste von Trennmittel zu entfernen. Auf diesen Trennmitteln haftet kein Klebstoff und keine Farbe, also wirklich gründlich putzen!
Gußgrate entfernt man vor dem Zusammenkleben sorgfältig mittels Seitenschneider und Schleifpapier. Beim anschließenden probeweisen Zusammensetzen der Teile wird man feststellen, daß sie nicht exakt passen. Das ist bei Garage Kits normal, und Teil des Bastelspaßes. Vinyl-Kits (hohle Bauteile aus PVC) kann man mit dem Fön erwärmen, verbiegen bis sie passen, und in kaltem Wasser erhärten lassen, bei Resin Kits (massive Teile aus Epoxidharz) hilft nur Spachteln und Schleifen. Spachtel wird mit Zahnstochern oder einem weichen Messer im Überschuß aufgetragen und nach mindestens 24 Stunden Aushärtung naß abgeschliffen, angefangen mit Korn-200-Papier für die groben Sachen bis hinauf zu 1000er Korn zum abschließenden Polieren.
Bei Resin-Kits empfiehlt es sich auch, die Klebestellen mit kurzen Drahtstiften zu verstärken, da die Teile oft erstaunlich schwer sind und nur sehr kleine Klebestellen haben. Man bohrt ins Zentrum der Klebestellen ein ca. 5 mm tiefes Loch und knipst von einer Büroklammer ca. 1 cm Draht ab, den man beim Kleben mit hineinsteckt. Bei den hohlen und leichten Vinyl-Kits ist das selten nötig, wenn doch, dann kann man die Teile mit Gips ausgießen und nach der Aushärtung hier die Drähte einsetzen. Das „Ausgipsen“ empfiehlt sich immer bei den Beinen einer Vinyl-Kit-Figur, da es dem Kit einen sichereren Stand verleiht (und es durch das hohe Gewicht auch viel edler wirkt). Nach dem Kleben werden noch vorhandene Fugen mit Spachtel geglättet; bei Zweikomponentenkleber kann man diesen auch im Überschuß auf die Klebestelle streichen, den herausquellenden Kleber stehenlassen und nach 48 Stunden naß abschleifen.
Sind alle Teile soweit wie möglich verklebt, glattgeschliffen und gesäubert, geht es ans Bemalen. Hierbei sind Gummihandschuhe praktisch, sie schützen nicht nur die Hände vor der Farbe, sondern auch das Kit vor fettigen Fingerabdrücken, an denen die Farbe nicht haftet.
Generell sollte jedes Kit grundiert werden. Eine spezielle Grundierfarbe ist nicht unbedingt nötig, aber von Vorteil, da sie mit fugenfüllenden Eigenschaften und einer saugfähigen Oberfläche einen idealen Untergrund für die weitere Bemalung bietet. Aufpassen muß man hierbei allerdings auf eine sehr dünne Sprühschicht, sonst werden kleine Details zugekleistert. Lieber zweimal ganz dünn sprühen als einmal dick draufschütten (gilt auch für alle anderen Bemalungen)!
Wer sich einmal seine eigene Haut und Kleidung ansieht, wird feststellen, daß sie höchst selten hochglänzend ist, und sich auch nicht auf Hochglanz polieren läßt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (Augen, Mund) sind deshalb nur matte Farben für Figurenkits geeignet. Die zum Bemalen verwandten Modellbaufarben sind im „Urzustand“ direkt aus dem Glas kaum brauchbar, da sie viel zu dickflüssig sind und der Farbton auch nur selten genau paßt. Mischen sollte man Farben wenn irgend möglich in hellem Tageslicht ohne zusätzliche Neon- oder Halogenbeleuchtung. Die künstlichen Lichtquellen führen zu Verfälschungen der Farbwahrnehmung und zu einer unschönen Überraschung, wenn man das Kit anschließend bei Tageslicht betrachtet. Zu beachten ist außerdem, daß praktisch alle Farbtöne bis auf Weiß und Schwarz beim Trocknen nachdunkeln, also empfiehlt es sich eher zu helle Farben anzumischen. Das genaue Trocknungsverhalten läßt sich leider nicht voraussagen, hier hilft nur Erfahrung.
Von der Konsistenz her kann man die Farben soweit verdünnen, bis sie etwas dickflüssiger als Wasser sind, bei Airbrushes eventuell sogar noch mehr. Große Flächen werden mit einem breiten, weichen Pinsel bemalt, der nicht mehr vor Farbe triefen soll. Nach der ersten Schicht wird die nächste um 90 Grad versetzt aufgetragen, also erste Schicht horizontal pinseln, zweite senkrecht (oder umgekehrt). Zwischen jeder Schicht muß man der Farbe genug Zeit zum Trocknen geben, sonst kann es zu häßlichen Schlieren kommen, wenn die frische Farbe die alte anlöst.
Beim Airbrushen geht man genauso vor. Für feine Details bis runter zu 1 Millimeter hat es sich bewährt, die Farbe nur wenig zu verdünnen, um nicht durch verlaufende Farbe die Umgebung zu verschmieren. Etwas Übung und eine sehr ruhige Hand sind allerdings schon erforderlich, man nimmt sehr wenig Farbe auf den Pinsel und sollte ihn nach jedem Farbauftrag gründlich reinigen, sonst schmiert man eingetrocknete Farbbröckchen aus dem Pinsel auf das Kit. Nach etwas Training sind feine Linien bis zu einem halben Millimeter kein Problem mehr. Wer feine Details airbrushen will, muß mit Flüssigmasken arbeiten, die nicht zu lackierende Areale abdecken. Als Masken bietet z.B. Revell seine „Liquid Mask“ an, genausogut eignet sich Latexmilch, die deutlich billiger ist (bekommt man in Geschäften für Live-Rollenspiel-Zubehör). Die Flüssigkeit wird mit einem feinen Pinsel aufgetragen und härtet zu einem elastischen klaren Film aus, der sich nach der Trocknung mit einer Pinzette spurenlos vom Modell abziehen läßt.
Noch feinere Details erfordern dann allerdings einige zusätzliche Tricks, genauso wie gelungene Schattierungen oder hübsche Spezialeffekte wie Ruß-Spuren, Schmutz oder Schweiß, worauf in der nächsten Ausgabe eingegangen wird.
Venus Wars
Autor: Sören Grenzdörffer
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 20, April 1998
Die Venus im Jahre 2083. Seit 72 Jahren ist der Planet kolonisiert, da taucht zwischen den beiden Nationen auf der Venus, Ishtar und Aphrodia, ein Konflikt auf. Ishtar greift plötzlich Aphrodia an und schafft es innerhalb von kürzester Zeit fast die gesamte reguläre Armee von Aphrodia zu vernichten und die Hauptstadt Io einzunehmen.
In ihrer Not stellen die Aphrodianer eine Gruppe von Kampfmotorrädern zusammen. Das sind Motorräder, die mit einer starken, aber rückstoßarmen Kanone ausgestattet sind. Für diese Gruppe wird der junge Ken Seno rekrutiert, ein talentierter Battle-Bike-Fahrer (eine Mischung aus Motocross und Rugby). Diese Gruppe schafft es, dem Feind aus Ishtar einige Niederlagen zu bereiten, so daß dieser sich teilweise zurückziehen muß. Doch im Endeffekt wird die Übermacht so groß, daß Aphrodia verloren scheint.
Yoshikazu Yasuhiko hat mit Venus Wars einen Manga geschaffen, der relativ langatmig eine Geschichte erzählt, die nicht weiß, ob sie für oder gegen Krieg sein soll. Obwohl es einige Opfer zu beklagen gibt, wird hier jedoch mehr im Hurra-Patriotismus erzählt. Selbst der Tod von Miranda, der Queen von Kens Battle-Bike-Team, scheint nur in den Manga gesetzt worden zu sein, um das Gewissen zu beruhigen und wenigstens etwas die Grausamkeit des Krieges zu schildern.
Immerhin wird die Technik im Manga realistischer dargestellt als im Anime. Weitere Unterschiede sind in der Besetzung der Personen zu finden. So ist z.B. die Beobachterin von der Erde keine Reporterin, sondern ein Leutnant der Erdstreitkräfte.
Grafisch gesehen ist Venus Wars nur Mittelmaß. Nicht hervorragend, aber auch nicht schlecht.
Leider gehört Venus Wars auch zu den Serien, die in Deutschland eingestellt wurden. Immerhin hat es Feest mit den erschienenen fünf Bänden geschafft, das erste Buch komplett auf Deutsch herauszubringen.
Stan Sakais „Usagi Yojimbo“
Autor: Sören Grenzdörffer
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 20, April 1998
Stan Sakai wurde am 28. Mai 1953 in Tokyo geboren. Im Alter von zwei Jahren zogen seine Eltern nach Hawaii, wo er aufwuchs. Er lebt derzeit in Pasadena, Kalifornien.
1982 zeichnete er erstmals Usagi Yojimbo, der dann 1984 in der Zeitschrift Albedo Nr. 2 seinen ersten Auftritt hatte.
Usagi Yojimbo, eigentlich Miyamoto Usagi, zieht als Ronin im Japan des frühen 17. Jahrhunderts umher. Er verlor seinen Herrn in der Schlacht von Adachigahara zwischen Mifune, dem Herrn von Usagi, und Hikiji, einem skrupellosen Aufsteiger, der es später noch weit bringen sollte. Während der Schlacht wurde Mifune jedoch verraten und starb im Pfeilhagel. Usagi brachte den Kopf von Mifune in Sicherheit, damit er nicht von Hikiji entehrt werden konnte. Als Usagi zur Schlacht zurückkehrte, war sie vorbei und er ein herrenloser Ronin geworden. Nun zieht er umher und nimmt Aufträge als Leibwächter (Yojimbo) für die verschiedensten Leute an.
Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt man den Lebensweg von Usagi kennen. Sein Heimatdorf, der Tod seines Vaters, seine Jugend und seine Ausbildung zum Samurai werden genau beschrieben. Im Laufe seiner Reisen lernt Usagi immer neue Leute kennen, die entweder seine Freunde oder Feinde werden.
Eine Figur, die immer wieder auftaucht, ist das Nashorn Gen, ein schlitzohriger Kopfgeldjäger, der Usagi zunächst als Leibwächter anheuert. Da er immer wieder versucht, Usagi hereinzulegen, verbindet die beiden bald eine Haßfreundschaft.
Ein weiterer wichtiger Charakter ist die Katze Tomoe Ame, Dienerin von Noriyuki. Sie ist eine ausgezeichnete Kämpferin und wird die Freundin von Usagi. Im Gegensatz zu Gen folgt sie dem Weg des Bushido.
Weitere Figuren sind der nach Macht strebende Mensch Hijiki und das blinde Schwein Ino-Zato, beide Feinde von Usagi. Doch während Hijiki es mit List und Intrigen versucht, entscheidet Ino-Zato sich für den direkten Kampf mit Usagi.
Was die Menschen angeht, so scheint es bei Sakai so zu sein, wie im richtigen Leben: Wo der Mensch auftaucht, geht es den Tieren dreckig.
Die deutsche Ausgabe von Usagi Yojimbo scheint mit Buch Vier: „The Dragon Bellow Conspiracy“ (d.h. mit Band Sechs der deutschen Ausgabe) zu enden. In den USA sind aber bislang zwölf Bücher erschienen. Dazu kommt noch ein Band über „Space Usagi“, der in der Neuzeit spielt.
Einen Fernsehauftritt hatte Usagi bereits im deutschen Fernsehen, auch wenn es nicht so bekannt geworden ist. Es handelt sich nämlich um einen Gastauftritt in der Serie Ninja Turtles. Die wiederum kommen auch in den späteren Bänden von Usagi Yojimbo vor.
Mehr über Usagi Yojimbo, seine Freunde und den Autor Stan Sakai kann man unter https://www.UsagiYojimbo.com erfahren.
Berlinale ’98 – Perfect Blue
Neben „Mononoke Hime“ hatten die Berlinale-Verantwortlichen auch noch einen zweiten Anime ins Programm geholt, Sotoshi Kons brandneuen „Perfect Blue“. Im Vorfeld war zu lesen, daß Kon mit seinem Debutwerk ein neues Anime-Genre schaffen wollte. Große Worte, man durfte gespannt sein auf das Ergebnis. Sicherlich wollte der Otomo-Mitarbeiter mit diesem Film aus dem Schatten des übermächtigen Akira-Schöpfers treten.
Das Kino war überraschenderweise ausverkauft – immerhin lief die Vorstellung Dienstag abends um 24 Uhr. Was wir sehen sollten, war tatsächlich ein Psycho-Thriller in Reinstform. Das Publikum hielt schon nach wenigen Minuten förmlich den Atem an, zu unerwartet war das, was man da zu sehen bekam. Unerwartet im Sinne von ernüchternd: Das Characterdesign ist wenig schmeichelhaft ausgefallen, einzig die Hauptdarstellerin Mima und ihre beiden Idol-Partnerinnen sind noch halbwegs cute, alle anderen, ob Mitarbeiter oder Fans, sehen sehr unvorteilhaft aus oder sind sogar abstoßend häßlich. Das wird auch unterstrichen durch die eher graue Hautfarbe, hier sind doch gewisse Einflüsse durch Akira unverkennbar.
Die Story: Ein Pop-Sternchen (in Japan werden diese ja Idol-Sängerin genannt und professionell vermarktet) wird von ihren Beratern auf eine neue Karriere als Schauspielerin vorbereitet, bevor sie als Sängerin in Vergessenheit gerät.
Allerdings bekommt sie nur eine wenig attraktive Rolle in einer fragwürdigen Fernsehserie. Währenddessen lernt sie auf unangenehmste Weise die Schattenseiten des Ruhms kennen: ein Fan belästigt sie mit obszönen Telefonanrufen und schickt per Fax Drohbriefe in ihre Privatwohnung. Unheimlich wird es, als klar wird, daß er sie offenbar minutiös beobachtet; von nun an hat Mima keine ruhige Minute mehr, wird von schlimmsten Alpträumen geplagt und fühlt sich ständig verfolgt.
Ihre schon paranoide Angst ist durchaus begründet, denn es folgen mehrere Anschläge, schließlich werden ihr Produzent sowie ein weiterer Mitarbeiter aus ihrem Umfeld auf äußerst brutale Weise ermordet. Währenddessen sind die Grenzen zwischen den tatsächlichen Ereignissen, Mimas Wahnvorstellungen und der Rolle, die sie spielt, fließend. Als Mima schließlich schon am Rande des Wahnsinns angelangt ist, gelingt es dem Täter tatsächlich, ihr alleine aufzulauern…
Besonders verblüfft der Film durch die perfekten Schnitte, kommt gerade wieder eine neue beklemmende Szene, so stellt sich heraus daß das nur ein Teil aus dem Film ist, den Mima gerade dreht, oder es ist einer ihrer schlimmen Alpträume und Wahnvorstellungen. Kaum daß man das erleichtert erkannt hat, folgt schon wieder der nächste Tiefschlag – und so setzt sich das praktisch den ganzen Film über fort, dabei weiß der Zuschauer nie genau, was nun gerade Realität ist, was Dreharbeiten und was Wahnvorstellung.
Dabei hat „Perfect Blue“ auch durchaus einige – wenige – witzige Momente, jedoch nur, um einem noch im gleichen Augenblick das Lächeln auf den Lippen gefrieren zu lassen. Dieses Wechselbad der Gefühle, in dem man mit der Haupdarstellerin leidet, hält den Zuschauer bis zum Schluß gefangen.
Fazit: Ich bin froh, einen weiteren Anime im Kino erlebt haben zu dürfen, verbuche den Film aber eher als „Erfahrung“. Man braucht einige Zeit, um ihn zu verarbeiten, und man kann sich den Wunsch, ihn bald wiederzusehen leicht verkneifen. Insofern braucht niemand sagen, er/sie habe was verpaßt. Etwas stolz bin ich jedoch, daß Animes nun um eine weitere Facette reicher sind – so einen Stoff als „Zeichentrick“ gab es bislang wirklich nicht, Respekt !
Markus
Berlinale ’98 – Prinzessin Mononoke
Zahlen sprechen für sich – die Bezeichnung „erfolgreichster Film Japans aller Zeiten“ wird das Abschiedswerk des jahrelangen Teams Hayao Miyazkaki/Studio Ghibli wohl noch lange Zeit krönen, und war nicht zuletzt der ausschlaggebende Faktor dafür, daß dieser Anime nun auch zu einem weltweiten Kinoereignis in den Händen des Disney-Konzerns werden wird.
Bis zum August vergeht bei uns in Deutschland noch einige Zeit – auf dieser Berlinale feierte das über zwei Stunden lange Epos nun seine Premiere außerhalb des asiatischen Raums.
Schauplatz des Films ist die Muromachi Ära Japans (um 1470), eine Zeit des industriellen Aufbruchs und politischen Aufwühlungen. Das von Kriegen gezeichnete Hügelland ist gleich Narben durchzogen von abgeholzten, kahlen Stellen, wo einst Wald war. Die großen Eisenhütten, Quellen von Reichtum und Kriegsmaschinerie, fressen wie große Untiere Holz, um mit seiner Hitze die schweren chinesischen Büchsen dieser Zeit zu gießen.
Die wortwörtlichen (Un-)tiere, die uralten Tiergottheiten der tiefsten und heiligen Wälder, werden immer weiter zurückgetrieben. Eine Frau fürchtet weder den Tod noch diese Teufel: Lady Eboshi, Inhaberin einer Eisenhütte nahe des Waldes des großen Tiergottes (Shishigami), hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzen Überbleibsel der alten Zeiten auszurotten.
Durch ihre vergifteten Kugeln wird der Ebergott, wild vor Schmerzen und durch seine Wut zum Ungeheuer geworden, in die Gegend von Ashitakas Dorf in den westlichen Bergen getrieben, wo ihn der Junge erledigen muß, um seine Leute zu retten. Der Zorn des Gottes jedoch vernagt sich in einer brennenden Wunde an seinem Arm. Verflucht und dem langsamen Tod durch den ätzenden Zorn nahe, muß Ashitaka auf seinem Hirschreittier seine Heimat verlassen, um der Ursache des Unglücks auf die Spur zu kommen.
Dabei gerät er mitten in den Krieg, den Eboshi mit dem Wald im Osten führt – und trifft die menschliche San, Prinzessin der Geister, die, genauso verbittert wie ihre Widersacherin, mit ihren Wölfen den Kampf für ihren Wald aufgenommen hat.
Die spielerische Unschuld der Charaktere und Einfachheit der Kernaussagen, beides Eigenschaften, die sich wie ein roter Faden durch alle vorherigen Miyazakifilme zogen, finden sich in diesem Film nicht so leicht wieder. Schwarz-Weiß-Malerei konnte man Miyazaki auch früher nicht nachsagen, aber die Antagonisten von „Mononoke Hime“ erscheinen mir um so fleischlicher, um so realer, je mehr sie durch ihre eigenen Limitationen und Welten gefangen sind. Alle drei Hauptcharaktere können mit ihrer eigenen, aus Not gewonnenen Stärke, das große Gefüge der Geschichte tragen, in der alte Götter ihre gewaltigen Fußstapfen hinterlassen.
Die Tragik der Vorkommnisse wird, typisch für Miyazaki, untermalt von einer Fülle von wunderschönen Landschaftsbildern. Technisch setzt Mononoke Hime für einen Anime sicherlich einige Maßstäbe, und vermag es, Neues mit Altem zu einer Einheit zu verschmelzen. „Mononoke Hime“ ist kein einfacher Film. Er läßt gegen Ende das Publikum in einer Art geisterhafter Waldesstille zurück, in die ein enthusiastisches Klatschen zerstörerisch wirken würde.
Als Ahitaka und San in die Zukunft schreiten, und das erste Grün sich über die verwüstete Landschaft bettet, hat sich ein großer, mystischer, wunderschöner Kreis geschlossen – ein Kreis, der genauso die Traurigkeit und Unabänderlichkeit des Geschehenen beinhaltet, als auch die Hoffnung und die Fähigkeit vielleicht zu Verzeihen, die durch Ashitaka in San und Eboshi aufkeimen konnte. Es ist kein glückliches, aber ein bittersüßes Ende, genau so, wie die leise anklingende Musik des Endthemas zum Schluß…
Sasha
Vampire Miyu – TV Serie
Diese Geschichte dreht sich um das 13jährige Vampirmädchen Miyu, das mit ihrem Gehilfen Larva die Menschenwelt von Dämonen befreit die aus den Kerkerdimensionen entkamen. Dabei kommt die Geschichte praktisch ohne Blut aus, statt dessen spielt die Psyche der einzelnen Charaktere eine wesentliche Rolle.
Das Licht der Welt erblickte Miyu in einer 4teiligen OVA-Serie. In dieser OVA begleitet der Zuschauer das Medium Himiko, die am Anfang der Reihe auf Miyu stößt und sich danach immer stärker mit dem Vampirmädchen beschäftigt, so daß der Zuschauer im Verlauf der Serie immer besser Miyu und ihre Lebensgeschichte kennenlernt.
Die ganze Serie ist recht gut gezeichnet, und durch geeignete Kameraeinstellungen konnten die Animationen auf das nötigste reduziert werden, ohne daß dies beim Betrachten auch nur auffällt. Hinzu kam noch ein sehr schöner Soundtrack von Kenji Kawai. Kein Wunder also, daß diese Reihe, trotz ihres Alters, als Höhepunkt gilt.
Schon bald nach Fertigstellung der Serie kamen Forderungen nach weiteren Folgen auf, die jedoch bis vor kurzen ignoriert wurden. Als jedoch 1997 Gerüchte bestätigt wurden, daß man an einer Fernsehserie arbeitet ging ein Raunen durch die Fangemeinde. Neben Larva hat man Miyu jetzt noch einen kleinen Begleiter verpaßt, Shiina, ein Shinma der aussieht wie ein rosa Häschen das allerdings Tentakel anstelle eines Schwanzes hat. Außerdem hat Miyu in ihrer Schule noch einige Freundinnen gewonnen, die in den meisten Folgen dabei sind.
Als Miyus Gegnerin, oder besser Konkurrentin, hat man die Shinma Reiha eingebaut, die ab Episode 4 auftaucht. Sie ist jedoch kein gewöhnlicher Shinma, den Miyu zurückschicken kann, sondern genau wie diese ein Wächter über die Shinmas. Sie wird normalerweise von Matsuzake begleitet, der aussieht wie ein Puppe und ein ziemlich loses Mundwerk hat.
Die Qualität der Zeichnungen und Animationen kann nicht ganz mit der OVA-Serie mithalten. Der Soundtrack wurde glücklicherweise wieder von Kenji Kawai komponiert, so daß von dieser Seite alles in Ordnung ist. Auch der Vorspann der TV-Serie erinnert wieder an die schlichte Eleganz die auch schon die OVA aufwies. Bei der Story durfte man natürlich nicht das hohe Niveau der OVA-Serie als Vergleich heranziehen, deshalb war es eine positive Überraschung als bei einigen Folgen tatsächlich wieder die Brillanz des Vorgängers durchschimmert und man weitere Blicke auf Larvas und Miyus Vergangenheit werfen konnte.
Im weiteren Verlauf der Story traten jedoch auch einige Schwachstellen zu Tage. Die meisten Episoden scheinen in keinem weiteren Zusammenhang zueinander zu stehen. Auch die neu hinzugekommenen Magical Girl Elemente stoßen nicht gerade auf viel Gegenliebe. Die Wortgefechte von Shiina und Matsuzake kann man ja noch akzeptieren, doch was man manchmal aus Miyu gemacht hat ist ziemlich übertrieben. Fans der OVA werden sich die TV-Serie vermutlich trotzdem kaufen (durch das große Interesse dürfte eine Videoveröffentlichung in den USA wohl nur eine Frage der Zeit sein). Alle anderen sollten sich jedoch lieber an die OVA halten, die der TV-Serie trotz ihres Alters deutlich überlegen ist.
Karsten