Akamatasu Ken: Ai ga tomaranai
Autor: Elisa und Ron
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 36, Seite 39, Februar 2004
AKAMATSU Ken kennt seit Love Hina jeder. Weniger bekannt ist sein Erstlingswerk, und das ist schade. Ai ga tomaranai ist die geniale Verquickung von Ah! Megami-sama und Video Girl Ai unter völlig neuen Aspekten. Und mit viel, sehr viel, Fanservice.
Ai ga tomaranai! Der Titel ist ein klassisches Wortspiel. Ai kann sowohl Liebe bedeuten, als auch für die übliche Abkürzung für Artificial Intelligence (also künstliche Intelligenz) stehen. Der Titel bedeutet also A.I./Liebe kann man nicht aufhalten. Die Serie umfaßt 9 Bände, die von April 1994 bis Mitte 1999 beim Shounen Magazine Comics des Kodansha Verlags in der Shinshoban genannten Größe (kleines B6 Format) veröffentlicht wurden.
KOBE Hitoshi lebt allein, da seine Eltern in Amerika für eine Computerfirma arbeiten. Er ist weder besonders gut in der Schule, und da er auch sportlich nicht unbedingt zu überzeugen weiß, hat er nur wenige (bis gar keine) Chancen bei den Mädchen. Im Gegenteil, er ist ein waschechter Vollblut-Otaku. Seine einzige und ganze Leidenschaft gilt dem Programmieren von Computern. Diesem Hobby ordnet er alles unter. Computer sind sein Leben, besonders seine Programme, die sich mit dem Thema künstliche Intelligenz befassen. Mittlerweile sind diese ausgesprochen ausgereift. Das ELIZA-Projekt des MIT wirkt gegen seine sich selbst modifizierenden Systeme wie der erste Faustkeil eines Höhlenmenschen.
Während ELIZA per Tastatureingaben mit dem Anwender kommunizierte, verfügen Hitoshis Programme über eine Sprachsteuerung, welche mit einem Grafikinterface interagiert. Der Benutzeroberfläche verlieh er das Aussehen seiner heimlichen Träume. Es kommt wie es kommen muß: Bei einem Gewitter schlagen zwei Blitze in Hitoshis Haus ein, und er staunt nicht schlecht, als plötzlich Programm Nummer 30 („Thirty“) leibhaftig vor ihm steht.
Wer nun Parallelen zu Oh My Goddess! oder Video Girl Ai vermutet, liegt gar nicht so daneben. Allerdings versäumt Akamatsu es hier, besondere Akzente zu setzen. So entwickelt sich „nur“ eine simple Highschool-Story, ein bißchen gewürzt von Akamatsu-typischen Slapstickelementen (die er später bei Love Hina perfektionieren sollte) dem üblichen Romantik-Kitsch und natürlich jeder Menge freizügiger Einblicke sowohl bei den Kommilitonen als auch bei seinen anderen Programmen Twenty, Thirty und Forty.
Unverhoffte Wendungen nicht ausgeschlossen. Besonders Forty verspricht einiges, da ihre Persönlichkeit in einen ruhigen Jungen und in ein quirliges Mädchen gespalten ist. Außerdem gibt es noch einen Widersacher von Hitoshi: The Hacker.
Der Zeichenstil ist sehr rund, runder als bei Love Hina. Der Ecchi-Anteil ist deutlich höher, den vorwiegend männlichen Fans (Shounen-Manga) wird es gefallen. Auffallend ist, daß sich Hitoshi und Keitaro sehr ähnlich sind. Die Vermutung liegt nahe, daß Akamatsu hier viel von seiner Persönlichkeit in die Charaktere einfließen ließ. Wer Love Hina mag, dem stark ausgeprägten Fanservice nicht abgeneigt ist und mit dem noch unausgereiften Stil Akamatsus leben kann, dem kann man Ai ga tomaranai trotz einer stellenweise vor sich hinplätschernden Story durchaus empfehlen. Obwohl es keine deutsche Veröffentlichung gibt, sollte sich der Inhalt auch leicht dem Japanisch Unkundigen erschließen. Nette Unterhaltung ist es allemal!
Akamatsu Ken
Geboren: 5.7.1968
Geburtsort: Kanakawa
Blutgruppe: B
Gewann während seines Studiums zweimal den Weekly Shounen Jump Preis.
Ai ga tomaranai
Mangaka: AKAMATSU Ken
Verlag: Kodansha
Umfang: 9 Bände
Preis: je ca. ¥430 (+ Steuer)
Aria – Italienurlaub im Weltraum
Autor: Christian
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 23, Oktober 2004
Ihr habt keine Lust auf den ewigen Kampf Gut gegen Böse? Ihr wollt keinen Weltuntergang, keine Intrigen oder verworrenen Handlungsstränge? Falls Ihr Euch beim Lesen von Kokoro Library oder Yokohama Kaidashi Kikou entspannen könnt, dann solltet Ihr auch mal einen Blick auf Aria werfen.
Im 24. Jahrhundert ist der Mars besiedelt. Beim Terraforming sind die Polkappen stärker als erwartet geschmolzen und haben 90% des Planeten mit Wasser bedeckt, so dass er statt Mars jetzt „Aqua“ genannt wird. Die dort lebenden Menschen reden von der Erde nur noch als „Man Home“. Die Technologie auf Aqua hinkt der auf der Erde ungefähr ein Jahrhundert hinterher, wodurch sich ein ganz anderer, ruhigerer Lebensstil als auf der Erde entwickelt hat.
Die Geschichte spielt in der Stadt Neo-Venezia, die nach dem Vorbild von Venedig auf Aqua als Wasserstadt erbaut worden ist. Die Stadt ist ein beliebtes Touristenziel. Hier arbeiten die Undines, die Passagiere in Gondeln durch die Gegend rudern und gleichzeitig so etwas wie Touristenführer sind. Hauptcharakter des Mangas ist MIZUNASHI Akari, ein von der Erde stammendes Mädchen, das bei der Firma Aria seine Ausbildung zur Undine angetreten hat.
Dieses Review bezieht sich nur auf den ersten Band, den ich durch Zufall bei meinem Comichändler im Regal gefunden habe. Akari ist mitten in ihrer Ausbildung zur Undine. Sowohl der Beruf der Undine als auch das Leben auf Aqua gefallen ihr ausgesprochen gut. Bis zum Ende des ersten Bandes ist kein durchgehender Handlungsbogen vorhanden, episodenhaft werden verschiedene Erlebnisse aus dem Leben von Akari erzählt: Mal geht es um einen besonderen Fahrgast, ein andermal besucht sie einen japanischen Tempel auf einer anderen Insel.
Sie nimmt an einem Ruder-Wettbewerb teil oder verbringt einen Nachmittag damit, in der Stadt auf ihre Freundin zu warten. Das Chara-Design ist niedlich, aber trotzdem detailliert, die Körperproportionen sind realistisch. Häufig ziehen die Charaktere Grimassen, ohne allerdings in SD-Proportionen abzugleiten. Einzig Präsident Aria, die blauäugige Katze (sie ist das Firmensymbol von Aria), ist ziemlich unförmig geraten.
Auffallend ist die Architektur von Neo-Venezia. Die Stadt ist eine 1:1-Kopie von Venedig. Die Gebäude sind sehr detailliert dargestellt, so dass man die bekannten Bauwerke sofort wiedererkennt. Es werden teilweise sogar geschichtliche Hintergründe zu den Bauwerken genannt. Mein letzter Venedig-Urlaub liegt ein paar Jahre zurück, aber die Genauigkeit der Zeichnung ist hier ähnlich hoch wie die Darstellungen bekannter deutscher Bauwerke in Urasawas Monster.
Die Übersetzung ist in sich schlüssig und enthält keine offensichtlichen Fehler. Am Ende des Bandes gibt es eine Seite mit Translator’s Notes, in der kulturelle und übersetzungstechnische Details dargestellt werden. Während ADV Manga den zweiten englischen Band im Juli veröffentlicht hat, ist in Japan im August bereits Band 5 erschienen. Der direkte Vergleich mit Yokohama Kaidashi Kikou (siehe FUNime 37) drängt sich geradezu auf.
Meiner Meinung nach hat YKK in puncto Ruhe und Entspannung die Nase vorn. Es gibt dort weniger Dialoge, der Zeichenstil ist einfacher und leichter und es wird mehr Wert auf Landschaftsdarstellungen gelegt, während bei Aria zeichnerisch eher die komplex dargestellte venezianische Architektur sowie die putzigen Grimassen der Charaktere in den Vordergrund treten. Dafür bietet Aria den großen Vorteil einer englischen Veröffentlichung – YKK gibt es nur japanisch oder als englische Scanlation.
Dieser Manga ist das richtige, um sich zu entspannen und vom Trubel der Welt zurückzuziehen. Ein Stück heile Welt ohne Action und Kämpfe. Wer bisher nur Action-, Gag- und Science-Fiction-Manga kennt, sollte sich Aria einmal anschauen, wer an dieser Art Manga bereits Interesse gefunden hat, sowieso.
Aria
A.D. 2301
The voyage from Neo-VENEZIA.
Mangaka: AMANO Kozue
Verlag: ADV Manga (USA)
Umfang: mindestens 5 Bände
ISBN:
- 1-4139-0040-2
- 1-4139-0071-2
- 1-4139-0089-5
Preis: $9.99 pro Band
Barfuß durch Hiroshima – Das Grauen durch Kinderaugen
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 45, Juni 2005
NAKAZAWA Kenjis Kriegsepos nimmt in der Manga-Literatur durch seinen autobiographischen Charakter und durch die Thematisierung des Atombombenabwurfs auf Hiroshima einen besonderen Platz ein. Gleichzeitig persönlich und weltoffen, fand die Geschichte auch im Westen früh Beachtung.
Nicht Akira und nicht Dragon Ball, sondern Barfuß durch Hiroshima war der erste in Deutschland veröffentlichte Manga, damals noch im Rowohlt-Verlag. Er wurde damals wenig beachtet, aber nun, da japanische Comics ein wenig salonfähig geworden sind, faßte sich Carlsen ein Herz und legte das Werk neu auf.
Da es aber offenbar immer noch ein riskantes Geschäft ist, mußte man sich entsprechend absichern: ganze 12 Euro kostet ein Band, dafür ist das Format größer als üblich und die Bände haben alle etwas mehr als 250 Seiten. Aber die Zeiten, in denen selbst als literarisch anzusehende Comics zu einem erschwinglichen Preis erhältlich sein werden, sind definitiv noch nicht gekommen.
Der Junge Gen überlebt nur mit Glück die verheerende Atombombenexplosion. Als er sich aufrappelt, breitet sich vor seinen Augen das nackte Grauen aus. Trümmer und Leichen, wohin er sieht und Überlebende, denen die Haut in Fetzen vom Körper hängt. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach seiner Familie und muß schließlich mit ansehen, wie sein Vater, seine Schwester und sein jüngerer Bruder Shinji in den Flammen des elterlichen Hauses ums Leben kommen.
Zusammen mit seiner Mutter und seiner neugeborenen kleinen Schwester versucht er, im Chaos der zerstörten Stadt über die Runden zu kommen. Doch in der Not ist sich jeder selbst der Nächste und die Suche nach Lebensmitteln und Unterkunft wird zu einer entbehrungsreichen Odyssee. Doch der Frechdachs Gen ist hart im Nehmen und zeichnet sich durch ein optimistisches Wesen aus, weshalb er nicht nur seiner Familie, sondern auch vielen anderen Menschen, denen er unterwegs begegnet, eine große Hilfe ist.
Die Geschichte ist wie ihr Held Gen von Optimismus und der Hoffnung nach besseren Zeiten geprägt. Und das, obwohl die Grausamkeiten des Krieges in aller Deutlichkeit gezeigt werden. Aber Gen zeigt sich gegenüber allen Schrecken unerschütterlich. Gleichzeitig gibt er ein Vorbild für seine Mitmenschen ab, im Krieg nicht selbstsüchtig auf Nächstenliebe zu verzichten. Denn das Bild von der japanischen Gesellschaft, das Nakazawa zeichnet, ist ein überaus häßliches.
Das ist bemerkenswert, gerade in einem älteren Werk, weil das Thema der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki geradezu einlädt, Japan in die Opferrolle zu manövrieren. Stattdessen wird der im Krieg vorherrschende Militarismus in Japan nach allen Regeln der Kunst gegeißelt. Gens Mitbürger sind zum großen Teil undankbare Duckmäuser, deren Autoritätshörigkeit nur noch durch ihren Egoismus übertroffen wird.
Noch vor der Bombenexplosion wird Gens Familie wegen ihrer liberalen Haltung das Leben zur Hölle gemacht. Das macht den Manga zu einem künstlerischen Aufbegehren gegen das auch heute noch aktuelle Problem der unbefriedigenden japanischen Vergangenheitsbewältigung.
Der Zeichenstil wirkt dagegen sicherlich antiquiert und ist wohl nicht jedermanns Sache. Daran sollte man sich aber nicht stören, denn die Geschichte ist flüssig und angenehm zu lesen. Der erste Band beinhaltet ein Vorwort des Maus-Autors Art Spiegelman, das sich von manch anderen Vorworten zu feuilleton-kompatiblen Manga angenehm unterscheidet, da auf die sonst üblichen unnötig verdrechselten Satzkonstruktionen verzichtet wird.
In den folgenden Bänden ist zudem noch ein interessantes Interview mit dem Autor abgedruckt, das der amerikanische Journalist Alan Gleason für das Fachblatt The Comics Journal geführt hat.
Barfuß durch Hiroshima
Mangaka: NAKAZAWA Kenji
Verlag: Carlsen Comics
Band 1: ISBN 3-551-77501-X
Band 2: ISBN 3-551-77502-8
Band 3: ISBN 3-551-77503-6
Preis: je Band 12 Euro
Blue Inferior
Autor: Stefan Nesemann
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 30, Oktober 2004
„…Marine. Es tut mir leid. Bitte vergib deiner Mutter, daß sie dich einfach so fortschickt. Bitte verzeih mir.“ Diese Worte sind das Einzige, an das sich Marine noch erinnern kann, als sie eines Tages von den Wellen an den Strand eines fremden Landes gespült wird…
Mit diesen Worten beginnt der auf vier Bände angelegte Manga Blue Inferior von SHITOU Kyoko aus dem Jahre 1999. Die Geschichte ist in einer durch Umweltverschmutzung und andere Katastrophen vergifteten und zerstörten Welt angesiedelt. Nur noch wenige menschliche Siedlungen existieren, in sich geschlossen und größtenteils von der Außenwelt abgeschnitten, entlang den Küsten der Meere.
In einer derart ihrer einstigen Schönheit und Vitalität beraubten kargen Welt ermöglichen die Ressourcen einen gerade mal verschwindend geringen Wohlstand für die Einwohner der kleinen Siedlungen, und so ist es kein Wunder, daß Außenstehende mißtrauisch beäugt werden und Besucher mehr als unerwünscht sind.
Dies bekommt auch die ungefähr 13-jährige Marine zu spüren, die eines Tages am Strand der kleinen Siedlung Liber bewußtlos von MISAKI Kazuya, einem aufgeweckten und an der Außenwelt ungewöhnlich interessierten Jungen, aufgefunden wird. Vorerst scheint jedoch alles gut zu gehen, denn Dr. Floren, der einzige Arzt in der Siedlung, dem die Bewohner von Liber in Abwesenheit ihres Anführers Istria das meiste Vertrauen entgegenbringen, bescheinigt ihr Unbedenklichkeit.
Es ist nicht zu befürchten, daß Marine irgendetwas mit der gefürchteten mysteriösen Spezies der sogenannten Sub-Humans zu tun hat, einer legendären Menschenart, die nur wenige zu Gesicht bekommen haben und die doch alle Bewohner Libers gleichermaßen fürchten. Denn diesen Menschen wird nachgesagt, daß sie gewalttätige Monster seien, die mit ihrem giftdurchtränkten Organismus auch die letzten unbefleckten Oasen der Erde heimsuchen und hemmungslos verseuchen würden…
Doch wie Marine schon bald mit Schrecken feststellen muß, verbirgt sich hinter der Fassade des ruhigen und sympathischen jungen Arztes eine scheinbar viel größere Bedrohung für die vertrauensseligen Bewohner Libers als durch die so verhaßten Sub-Humans…
Blue Inferior ist ein Manga, der sich trotz seines für fernöstliche Verhältnisse eher geringen Umfangs viel Zeit mit der Einführung des Lesers in die Handlung läßt. Man kann in aller Ruhe die Welt der Bewohner Libers kennenlernen – sowohl die reale als auch die gedankliche – erfährt viel über ihre Sorgen und Ängste und wird schon nach kurzer Zeit selbst in den Bann dieser bezaubernden kleinen maritimen Inselwelt gezogen.
Dafür sorgt nicht zuletzt auch der filigrane Zeichenstil Shitous, der gerade durch eine eher klassische Gestaltung seiner Charaktere – und den erfreulichen Verzicht auf die unsäglichen Spitzzackenfrisuren vieler heutiger Werke – der Geschichte den Charme der reizvollen Dimension einer möglichen alternativen Zukunft der Menschheit mit all ihren Freuden und Nachteilen beschert.
Shitou selbst läßt daran auch keinen Zweifel und bestätigt u.a., daß sie Kazuya optisch der Hauptfigur eines Animes ihrer Kindheit (dies dürften stilistisch die 80er Jahre sein) nachempfunden hat. Und wie angedeutet entsteht hieraus und aus den zauberhaften Landschaftsbildern einer unverdorbenen Meereswelt eine homogene Einheit, die den Fluß der Handlung trotz einiger ruhiger Passagen zusehends beflügelt und damit überhaupt erst die Atmosphäre des Mangas ermöglicht.
Die heutzutage oftmals im übermaß beschworene, angeblich so unverzichtbare Action vermißt man gar nicht – ein patenter Beweis dafür, daß es auch ohne geht! Eine gute Geschichte lebt halt von ausgefeilten Charakterstudien und interessanten Handlungswendungen und eben nicht von verzichtbarer Zoff- und Prügel-Action.
Und so kann man ADV Manga (www.adv-manga.com) zweifellos zum Erwerb eines echten Geheimtips für ihr neu im Aufbau befindliches Manga-Segment – zusätzlich zum bekannten Anime-Angebot – gratulieren. Sehr zur Freude der Leserschaft präsentiert ADV Manga auch die Bonusseiten des japanischen Originals (die für viele andere Verlage ja leider bekanntlich nur ein überflüssiges Anhängsel darzustellen scheinen).
So äußert sich Shitou auf vier Seiten näher zu den wichtigsten Figuren ihres Werkes, gibt zudem kurze Anmerkungen zu ihrer Vorstellung von Liber und gewährt dem Leser auf weiteren ca. zwei Seiten Einblicke in ihre Gedanken zur Schöpfung der Geschichte an sich sowie in die Gestaltung der farbigen Cover.
Gerade solche scheinbar „überflüssigen“ Zusätze sind es erst, die eine viel engere Bindung zwischen dem Leser und dem Autoren des jeweiligen Mangas entstehen lassen und damit die Geschichten selbst auch interessanter gestalten, denn damit erhält der Mangafreund im Grunde zwei Geschichten in einem Band: die eigentliche Handlung und – in Ansätzen – die sich dahinter verbergende nicht minder spannende Entstehungsgeschichte.
Japanische Mangaverlage haben dies erfreulicherweise bereits sehr früh erkannt und bieten ihren Käufern eine Vielfalt an Bonusseiten und Omake-Einschüben (während in westlichen Comics oftmals nicht einmal die Zeichner beim Namen genannt werden). Schön, daß ADV Manga auch diese Passagen mit übersetzt und sie nicht einfach wegfallen läßt.
Mehr Mangas wie dieser oder auch der ebenfalls hervorragende Manga Aria (dazu an anderer Stelle mehr), und ADV Manga wird vielleicht schon bald zu den bekannten US-Manga-Giganten wie z.B. VIZ aufschließen können…
Nachtrag: Leider hat ADV Manga kurz nach Erscheinen dieses Artikels das Mangaprogramm stark gekürzt, so dass die geplanten Bände 2 bis 4 nie erschienen sind. (Stand: Mai 2007).
Blue Inferior
Mangaka: SHITOU Kyoko
Verlag: ADV Manga (USA)
ISBN: Band 1: 1-4139-0086-0 (Mai 2004)
Preis: $9.99
Devil Children – Kleine Kinder, große(s) Schlachten
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 47, Juni 2005
Der Grundschüler KAI Setsuna verliert in seiner Kendo-Gruppe ständig gegen seine Rivalin KANAME Mirai und der Frust darüber hat zusammen mit dem Tod seiner Mutter zu seinem schwierigen und aufbrausenden Charakter beigetragen. Der wahre Ärger beginnt aber erst.
Unversehens bekommt er Besuch aus der Dämonenwelt, und ihm wird eröffnet, daß er eines der „Devil Children“ ist. Das sind auserwählte Kinder, die den König der Dämonen bekämpfen, welcher die Dämonenwelt und die irdische Welt erobern möchte. Zu seinem anfänglichen Ärger gehört auch Mirai zu ihnen.
Viel Zeit, sich darüber aufzuregen, hat er aber nicht, denn in der Monsterwelt tobt bereits ein halber Krieg. Ähnlich wie in anderen Geschichten bekommt auch Setsuna einen Monster-Partner, der ihn bei seinen Abenteuern unterstützt.
Auch die graphische Aufmachung ist mehr kindlich gehalten, was den Manga für eine jüngere Leserschaft interessant machen sollte. Ich sehe da aber ein kleines Problem: Die Story ist ziemlich gewalttätig und wird später auch noch einigermaßen komplex, was so gar nicht zum cartoonhaften Zeichenstil mit seinen sprechenden Tieren paßt. Zudem sterben auch noch Charaktere wie die Fliegen, allerdings ohne daß vorher eine emotionale Bindung zu ihnen aufgebaut wird. Das alles hinterläßt doch einen unausgegorenen Eindruck.
Aber einige mögen den Kontrast ganz interessant finden. Die Geschichte selbst ist ein klassisches Gut gegen Böse und hat ein sehr hohes Erzähltempo, ist aber leider nicht allzu spannend. Dagegen gibt es eine Fülle von Charakteren und Verwicklungen, bei denen es schon mitunter schwer sein kann, den Überblick zu behalten.
The Devil Children
Mangaka: FUJII Hideaki
Verlag: EMA
Band 1: ISBN 3-7704-6133-9
Band 2: ISBN 3-7704-6134-7
Preis: je Band 5 Euro
Doudemo iikedo
Autor: Michael B.
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 25, Oktober 2004
Manga sind, wie alle Formen der Kunst, auch Zeitdokumente. Doch so ausgeprägt wie bei AKIZUKI Risus 4-koma-Sammelband ist dieser Aspekt selten.
Die vor allem mit ihrem Dauerbrenner OL Shinkaron über den Alltag von Büroangestellten (siehe Review in der FUNime 23) bekannt gewordene Mangaka präsentiert hier Comicstrips, die über fast 10 Jahre (von April 1992 bis März 2001) in der Wochenendausgabe der Asahi Shinbun, einer der größten Tageszeitungen Japans, erschienen.
Das Interessante daran ist nun, daß die insgesamt 373 komischen Geschichtchen über die alltäglichen Sorgen und Freuden des Durchschnittsjapaners dabei sehr oft auf (zum Erscheinungszeitpunkt) aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen im In- und Ausland Bezug nehmen.
Dies sind teilweise Großereignisse, an die man sich auch hierzulande erinnert, wie zum Beispiel das Erdbeben in Kobe und die französischen Atomtests 1995, teilweise eher japanische Angelegenheiten wie Hochzeiten im Kaiserhaus oder unter Prominenten, wirtschaftliche Entwicklungen wie Grundstückspreise, Dollarkurs und zunehmende Arbeitslosigkeit, und schließlich banale Dinge des Alltags wie das Wetter, Grippeepidemien oder Modetrends.
Man erlebt das Aufkommen der Mobiltelefone mit, lernt, daß es die Popgruppe SMAP schon 1995 gab, und amüsiert sich über den „internationalen Standard der Taifunberichterstattung“. Der dokumentarische Charakter des etwas teuren aber qualitativ hochwertigen Bandes wird zusätzlich unterstützt durch eine Seite zu Anfang jeden Jahres mit einer Liste von wichtigen Ereignissen, „Schlüsselwörtern“, sowie erfolgreichen Schlagern und Büchern des jeweiligen Jahres.
Für das japanische Publikum fungiert Doudemo iikedo natürlich vor allem als Anlaß für gepflegte Nostalgie, doch für japaninteressierte Ausländer bietet es einen ungewöhnlichen, aber interessanten und amüsanten Einblick in die jüngste japanische Geschichte.
Doudemo iikedo
Mangaka: AKIZUKI Risu
Umfang: 220 Seiten
Verlag: Takeshobo
Label: Bamboo Comics
ISBN: 4-8124-5885-4
Preis: ¥838
Family Compo – Die etwas andere Familie
Autor: Stefan Nesemann
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 23, Seite 32, Oktober 2001
Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst – am Ende bekommst du es noch! Diese Erfahrung muß auch YANAGIBA Masahiko machen, der – nachdem bereits in frühester Kindheit seine Mutter verstorben ist – nur wenige Monate vor der Aufnahmeprüfung für die Uni auch seinen Vater verliert.
Doch gerade jetzt scheint sich sein Wunsch nach einer richtigen Familie zum Glück doch noch zu erfüllen, als sein Onkel und seine Tante ihn zu sich holen… zum Glück? HOUJOU Tsukasa ist hierzulande vor allem durch die Animeserien Ein Supertrio (Cat’s Eye, RTL 2) sowie City Hunter – ein Fall für Ryo Saeba (früher DF1, jetzt auf Premiere World) bestens bekannt.
Daß er aber auch neben dem Krimi-Genre noch einiges andere auf dem Kasten hat, stellt er mit einem seiner neueren Manga, Family Compo (auch F. Compo genannt) eindrucksvoll unter Beweis. Und dabei beweist er Sinn für Innovationen, denn in diesem Manga ist nur sehr wenig so, wie es auf den ersten Blick scheint. Diese Erfahrung muß auch Masahiko machen, als er, nur kurz nachdem er bei seiner neuen Familie eingezogen ist, schon recht früh erkennen muß, daß Tante Yukari und Onkel Sora anatomisch doch etwas von der Regel abweichen – denn in dieser Familie hat die Frau die Hosen an, im wahrsten Sinne des Wortes!
HOUJOU Tsukasa erklärt, daß am Anfang die Idee stand, einen Manga über das Thema „ein Mann und seine Frau tauschen einfach mal die Rollen, die ihnen die Gesellschaft auferlegt“ zu machen. Doch da Houjou zu dieser Zeit für das eher an ein jugendliches Publikum gerichtete Magazin „Jump“ arbeitete, war man dort von seiner Idee weniger angetan. Da Houjou seine Idee jedoch unbedingt umsetzen wollte, wechselte er zum Magazin „Allman“ beim selben Verlag, wo eine der wohl ungewöhnlichsten Familien der Manga-Geschichte endlich ein printtechnisches Heim finden konnte. Und Masahiko hat es schwer, sich in diese seltsame Familie hineinzufinden. Nun ist ihm auch klar, warum seine verstorbenen Eltern mit ihren Verwandten nie etwas zu tun haben wollten…
Da kann es dann auch schon mal vorkommen, daß der gute Onkel frühmorgens am Frühstückstisch mit seiner Tochter über das Thema „Damenbinden“ fachsimpelt. Oder daß Masahiko seinem Kumpel nach einem mißglückten Schäferstündchen erklären muß, warum seine hübsche Tante wohl eher nichts für ihn sei.
Überhaupt stellt ja Shion, die Tochter des Hauses, auch noch ein gewisses Problem dar. Die Gute hat in ihrem Fotoalbum nämlich ebensoviele Fotos, die sie als Mann zeigen, wie umgekehrt… Und Masahiko, der sich eigentlich doch zu ihr hingezogen fühlt, muß sich in den entscheidenden Situationen immer zusammenreißen – denn es bestünde ja doch die Gefahr, daß man da eventuell mit einem Kerl anbandeln würde…
Um jetzt Mißverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle erwähnt, daß es in dieser Manga-Serie keinesfalls um gleichgeschlechtliche Bindungen geht! Alle Charaktere führen Beziehungen im herkömmlichen Sinne, nur eben nach außen hin mit vertauschten Rollen. Wobei dieser Tausch interessanterweise nach außen hin kaum auffällt.
So kommt das große Desaster bei der Aufnahmefeier an Masahikos Uni dann auch erst, als sein Onkel und seine Tante auf seinen Wunsch hin ihren richtigen Rollen entsprechend gekleidet kommen – denn gerade dann sehen sie nämlich wirklich erst wie Transvestiten aus…
F. Compo ist HOUJOU Tsukasas Plädoyer für eine tolerantere Welt. Er versteht es meisterhaft, ein nicht ganz leichtes Thema locker zu verpacken und schafft es auf diese Weise, daß auch diesem Thema gegenüber weniger offen eingestellte Menschen diese doch so liebenswürdige Familie schätzen und verstehen lernen. Und letzten Endes wird wohl jeder zu dem gleichen Schluß wie Masahiko kommen, nämlich daß die Wakanaes halt doch irgendwie eine ganz normale Familie sind…
Wer nun wissen will, wie Masahiko mit den alltäglichen Problemen seiner seltsamen Familie umzugehen lernt und vor allem, was er selbst durch seinen neuen Umgang an neuen Problemen hinzubekommt (nur soviel sei gesagt: ein Yakuza kommt auch noch vor!), der kommt um den Manga nicht herum.
Eine englische Fassung existiert leider nicht, und auch eine deutsche Fassung ist zur Zeit noch nicht geplant (obwohl hier bei Erfolg des neuen City Hunter-Mangas von Egmont Manga & Anime eventuell Chancen bestehen könnten). Jedoch veröffentlicht der französische Verlag Editions Tonkam F. Compo seit September 1999 in zweimonatlichem Abstand. Die Druckqualität läßt keine Wünsche offen und auch Farbseiten sind enthalten.
Einziger Schwachpunkt: Dort wo es keine Farbseiten gab, fühlte man sich leider genötigt, die jeweils ersten vier Seiten eines Bandes selbst zu colorieren (was man lieber gelassen hätte…). Doch auch das ist noch erträglich und sollte nicht vom Kauf dieses innovativen Comedy-Manga abhalten. Erschienen sind bisher 8 Bände.
Dieser Manga enthält vieles, was man bei vielen anderen neuen Serien leider oft vermißt, so z.B. eine gehörige Portion Situationskomik (anstelle von platten Gags), emotionalen Tiefgang und vor allem eine Handlung, die aus sich selbst heraus interessant und spannend ist und nicht erst durch irgendwelche Gewaltorgien oder digitierende Kuschelviecher künstlich aufgepeppt werden muß.
Wer gar nicht weiß, wo er französische Manga wie gerade auch Family Compo herbekommen kann, der sei an dieser Stelle z. B. an den Groben Unfug in Berlin oder Anime Virtual in Dietzenbach (jawohl, die sind auch ein Versand!) verwiesen; die vollständigen Adressen findet man in den einschlägigen Anime und Manga-Fachmagazinen. Nur ein wenig Geduld sollte man mitbringen, denn der Import aus Frankreich kann mitunter manchmal etwas dauern…
Family Compo
Manga in 14 Bänden
Mangaka: HOUJOU Tsukasa
Umfang: je 208 Seiten
Preis: ca. 48 FF (14,30 DM)
Erschienen in Frankreich bei Tonkam
Galaxy Express 999 – Der Manga
Autor: Stefan Nesemann
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 46, Juni 2005
Stammleser der FUNime wissen, daß wir MATSUMOTO Leiji und seine Werke in diesem Magazin schon von Anfang an regelmäßig wiederkehrend mit großer Aufmerksamkeit bedacht haben. Warum also jetzt schon wieder ein Artikel? Ganz einfach – weil in Frankreich ganz unbemerkt eine kleine Sensation stattgefunden hat…
Freunde der Werke des Meisters wissen, daß diesen bisher ein ganz eigentümliches Schicksal beschieden war, jedenfalls außerhalb Japans. Matsumoto, ein Mangaka der ersten Generation mit einem eigenwilligen Zeichenstil und einem poetischen Geschick, Geschichten zu erzählen, ist schon zu einem recht frühen Zeitpunkt in westlichen Gefilden bekanntgeworden. Tatsächlich hat die von ihm maßgeblich mitgestaltete Anime-Serie Space Battleship Yamato (auch unter dem US-Titel Starblazers bekannt) in den End-70ern in den USA zu einer Initialzündung geführt, der wir quasi die westliche Fanszene, wie wir sie heute kennen, überhaupt erst zu verdanken haben.
Einen ähnlichen Effekt hat Anfang der 80er Jahre seine ’78er Serie Captain Harlock in ganz Europa hervorgebracht. Ganz Europa? Nein, in einem kleinen germanischen Bundesstaat… – Scherz beiseite, Deutschland hatte damals in bester Dornröschen-Manier auch diesen Anime-Trend (wie später noch so viele andere) komplett verschlafen.
Das lag einfach daran, daß man meinte, die Serie anstatt in Form einer Fernsehausstrahlung wie im Rest Europas hierzulande sinnigerweise in Form von überteuerten, gerade mal halbstündigen Videokassetten vermarkten zu müssen. Kurzum, erst die Tele 5-Legende Die Königin der 1000 Jahre hat Matsumoto auch in unseren Breiten den so lange vorenthaltenen Erfolg beschert.
Was das alles mit der erwähnten „französischen Sensation“ zu tun hat? Eine ganze Menge! Fällt es Euch auf? Nun, in allen Ländern ist MATSUMOTO Leiji nur und ausschließlich durch die Anime-Umsetzungen seiner Werke bekanntgeworden. Seine Manga sucht man außerhalb Japans vergebens. Nicht einer der vielen regionalen Matsumoto-Anime-Hypes konnte über all die Jahre irgendwo den Boden für seine Manga bereiten.
In den USA ließ man damals lieber grottenschlechte heimische Zeichner langweilige Mini-Stories nachzeichnen, als mal ein Original des Meisters zu übersetzen. In anderen Ländern hielt man noch nicht einmal eine solche Kopie für nötig. Bis auf den heutigen Tag hat es soweit bekannt nur einen einzigen ernsthaften Versuch durch VIZ-Manga gegeben, ein Matsumoto-Original zu übersetzen, und zwar in Form der Galaxy Express 999 Bände 1-5.
Sinnigerweise hat man da aber mit der zweiten Manga-Serie begonnen und die dabei zugrundeliegenden 18 Bände der ersten Serie komplett ignoriert. Und wenn man die Vorgeschichte wissen will? Dann gab es nur den Kinofilm. Dies war für jeden Matsumoto-Fan ein unhaltbarer Zustand – der jetzt endlich beendet ist (jedenfalls für Fans, die die französische Sprache nicht scheuen). Denn seit September 2004 veröffentlicht der französische Manga-Verlag Kana (www.mangakana.com) in zweimonatigen Abständen eben jene ersten Galaxy Express 999-Bände, die den eigentlichen Erfolg der Serie erst ausmachen und die zweifelsohne eines der zenralsten Werke Masumotos darstellen.
Da man dabei auf eine japanische Ausgabe von 1997 zurückgreift, die je Einzelband im Umfang gegenüber der Originalveröffentlichung erweitert war, dürfte die französische Ausgabe sicher gleichermaßen mit weniger als den originalen 18 Bänden auskommen. Die Bände umfassen durchschnittlich 240 bis 270 Seiten und sind – bis auf gelegentliche, kleinere Schwächen – auch in erfreulich guter Druckqualität erschienen. Auch mit einem Schutzumschlag kann jeder Band aufwarten. Als Bonus beinhaltet (bisher) jeder Band noch ein mehrteiliges Interview mit Rin Taro, der Matsumotos Werke des öfteren gekonnt in bewegte Bilder umzusetzen vermochte.
Auch mit einem kurzen aber interessanten „Hättet ihr’s gewußt?“ kann Band 3 (und hoffentlich auch spätere Bände) aufwarten. Hier erfährt man z.B., daß im französischen Fernsehen von den existierenden 113 Original-TV-Folgen dieser Serie (übrigens vor geraumer Zeit in Japan komplett auf 6 DVD-Boxen erschienen) immer nur die Folgen 1 bis 37 und 39 ausgestrahlt wurden, Folge 38 und der ganze Rest wurde den dortigen Fans einfach ohne ersichtlichen Grund vorenthalten (und da beschweren wir uns über die seltsame Sendepolitik hiesiger Sender…).
Wie kommt es nun, daß nach so vielen Jahrzehnten endlich auch der Westen auf Matsumotos Originalkunst aufmerksam geworden ist? Nun, zu verdanken haben wir das zum einen Captain Harlock und zum anderen dem Faktor Zeit. Vor rund zwei Jahrzehnten überlegten die zuständigen TV-Gremien in Frankreich, womit sie im Kielwasser der geradezu überschäumend erfolgreichen Anime-Serien Goldorak und Candy Candy deren Fans eine ähnlich hohe Sehbeteiligung entlocken könnten und sind dabei auf Captain Harlock gestoßen.
Die ’78er Serie wurde kurzerhand gekauft und schlußendlich unter dem Titel Albator (78) auch ausgestrahlt. Der Rest ist Legende: Harlock wurde ein Riesenerfolg und veränderte damit die französische Fernsehlandschaft im Zeichentrick-Bereich für immer. Damit hat Harlock in Frankreich das geschafft, was in Deutschland zu nahezu gleicher Zeit Captain Future nur knapp verwehrt blieb. Hiesige Fans mußten noch rund 15 Jahre warten, bis schließlich Sailor Moon auch hierzulande den großen Durchbruch brachte.
In Frankreich jedenfalls haben sich gewiß nicht wenige Harlock-Fans gewünscht, nach der TV-Serie nun auch einmal den Original-Manga komplett lesen zu können. Und einer dieser Fans, Yves Schlirf, konnte sich und seinen Mitfans rund 20 Jahre später als Verantwortlicher des 1996 gegründeten Manga-Verlages Kana endlich diesen Kindheitstraum erfüllen.
Somit wurden, ebenfalls zweimonatlich, 2002/2003 die fünf Harlock-Mangabände unter dem Titel Capitaine Albator von Kana herausgegeben. Und das offenbar mit einem derartigen Erfolg, daß nunmehr auch Galaxy Express 999 und außerdem Matsumotos L’Anneau des Nibelungen dort veröffentlicht werden! Und wir Fans können eigentlich nur hoffen, daß dieser Erfolg bei Kana (und vielleicht irgendwann auch endlich mal bei uns?) mit weiteren Werken des Meisters fortgeführt wird.
Wer also die französische Sprache nicht scheut, ist als Matsumoto-Freund gut beraten, sich diese Bände zu holen, denn eine deutsche Veröffentlichung ist leider bisher mehr als unrealistisch, da hiesige Verlage schon des öfteren deutlich gemacht haben, daß für sie nur die geradezu sklavisch verehrte Zauberformel „neu und trendy“ gilt.
Nur keine Experimente… Aber wie schief man mit einer solchen rein profitorientierten Denkweise liegen kann, hat ja erfreulicherweise Kana mit seinen erfolgreichen Matsumoto-Veröffentlichungen mehr als deutlich bewiesen. Zeit also, daß auch unsere Verlage mal ein bißchen mehr Mut zeigen.
Galaxy Express 999
Mangaka: MATSUMOTO Leiji
Verlag: Kana (Frankreich)
Band 1: ISBN 2-87129-686-3
Band 2: ISBN 2-87129-687-1
Band 3: ISBN 2-87129-707-X
Band 4: ISBN 2-87129-725-8
Band 5: ISBN 2-87129-778-9
Preis: je Band 6,25 Euro
Weitere Bände in Vorbereitung