- Funime Nr.6
- Editorial
- News & Trends
- Chibi Pop Manga
- New Kimagure Orange Road – Summer’s Beginning
- Fam und Ihrie – Ruin Explorers
- Maison Ikkoku Party Album: Chachamaru Karaoke Battle
- Golden Boy
Hallo,
es ist diesmal etwas später geworden als geplant. Dummerweise haben wir alle neben unserem Hobby noch einige andere Dinge zu erledigen, z.B. das Geld für Anime und Manga verdienen. Und wir alle wissen, daß dafür eine Menge Geld notwendig ist. Denn Merchandising-Krempel muß ja leider immer noch teuer aus dem gelobten Land importiert werden.
Doch immerhin, mit der EM AG tritt endlich einmal ein Lizenzinhaber auf den Plan, der versteht, was die Anime-Fans haben wollen… Oder etwa doch nicht? Wollen wir wirklich Sailor Moon Zahnbürsten, Sailor Moon Schreibmappen, Sailor Moon Schreibhefte, grottenschlechte (italienische) Sailor Moon Sammelbildchen, katastrophale Sailor Moon Pop CDs á la SuperMoonies und dergleichen kaufen?
Nun, zumindest glaubt EM das, denkt RTL2 das, bauen die Händler darauf. Auf den Gedanken, die Originalfiguren in Lizenz zu produzieren, die Unmengen an Originalsoundtracks, Postern, Cells etc. auf den Markt zu werfen, scheinen die Medienchefs noch nicht gekommen zu sein. Schade.
Um so bedauerlicher, da für Serien, die in Deutschland aktuell sind, kaum noch etwas aus Japan selbst zu bekommen ist. Dort heißt es nur lapidar: Out of print. Denn selbstverständlich wird in Japan nur für den japanischen Bedarf produziert. Der Rest der Welt interessiert dabei nicht. Deshalb heißt es für uns: Augen auf, und früh erkennen, was ein potentieller Hit werden könnte!
Daß die FUNime dabei helfen will, versteht sich von selbst. Allerdings wollen und werden wir nicht jedem Trend hinterherrennen! Aber einen Trend sollte niemand verpassen: die Anime aus dem Hause Disney. Mit „Kiki“ ging es vor kurzem los. „Laputa“ wird folgen. Im Laufe des nächsten Jahres ist mit „Prinzessin Mononoke“ im deutschen Kino zu rechnen.
Und denkt man an die üblichen Marketingstrategien, werden bei den diversen Fastfood-Ketten wieder jede Menge Merchandising-Produkte unters Volk geworfen. Hmmm … die Zeiten wo man das Zeug teuer aus Japan importieren mußte, waren so schlecht wohl doch nicht … Zumindest war es etwas besonderes. Und sowas ist natürlich teuer …
Einen schönen Herbst und eine noch bessere Lektüre der FUNime wünscht Euch
Ron
News & Trends
Ab Ende Oktober sind das Erscheinen der zweiten Kassette von El Hazard (Episoden 3 und 4, dt. synchronisiert) und endlich Neon Genesis Evangelion (Episoden 1-6, dt. untertitelt – das entspricht den ersten drei Kassetten von A.D. Vision!) geplant. Von „Eva“ gibt es noch eine Sonderausgabe, der zusätzlich ein Poster und ein T-Shirt beiliegt. Ob dieser Termin der endgültige sein wird, darf aber bezweifelt werden. Iczer 1 und Dark Side Blues sind auch weiterhin für den deutschen Markt geplant, jedoch ist noch kein Erscheinungsdatum abzusehen.
Ärger in Österreich: Anstelle von Anime- und Manga-Neuheiten war im aktuellen Katalog von Gamebusters, einem der wenigen österreichischen Händler, zu lesen daß sie aufgrund „der sogenannten Professionalität“ ihres Lieferanten, einer auch in Deutschland nicht ganz unbekannten Firma, nur noch auf Lager befindliche Artikel anbieten können, bis man einen geeigneten Ersatzlieferanten gefunden habe.
Anfang Oktober sind von A.C.O.G. Streetfighter V TV BOX 4, Record of Lodoss War 4 und Gunsmith Cats 3 erschienen, womit zugleich alle drei Serien abgeschlossen wurden! Ebenfalls noch Ende September soll Tekken erscheinen, eine zweiteilige OVA, die auf einer Videospiel-Prügelei beruht.
Vom 19.-21. Februar 1999 wird in Rotterdam eine große Anime-Convention stattfinden. Auf der „Anime 99“ werden in drei bis vier Räumen Anime gezeigt werden, des weiteren wird es neben anderen Attraktionen noch einen besonderen Videospielraum geben. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite http://anime99.home.ml.org.
Manga Entertainment hat seinen Namen inzwischen in Palm Videos geändert und wird sich hauptsächlich auf Realfilme konzentrieren. Die angekündigten Anime-Releases bleiben jedoch bestehen.
Nach Bandai plant nun offenbar auch Sony sein eigenes Anime-Label. Als Debut soll dabei die Serie Rurouni Kenshin dienen.
Nach den Manga hat sich Viz jetzt auch die Rechte an den DNA2-Anime gesichert.
Nach der OVA von Battle Athletes (Daiundokai), von der zur Zeit die erste Kassette in den USA erschienen ist, soll im März auch die TV-Serie kommen, die der OVA wesentlich überlegen sein soll.
Der Film ist noch nicht einmal in Japan fertig gezeichnet, und schon hat zwischen den amerikanischen Anime-Distributoren der Kampf um die Rechte für den neuen Oh My Goddess! Kinofilm begonnen.
Urban Visions hat angekündigt, daß der neue Film von Vampire Hunter D, der im März 1999 fertiggestellt werden soll, auch in den USA in die Kinos kommen wird.
Im Frühjahr 1999 wird in Japan ein Kinofilm zu Utena erscheinen.
Gainax‘ Probleme mit dem japanischen Fiskus scheinen dramatische Ausmaße angenommen zu haben. Es existiert sogar ein Gerücht, daß eventuell eine Übernahme durch Pioneer bevorsteht.
KIKUKO Inoue, die erst im Februar eine Tochter zur Welt brachte, ist schon wieder bei der Arbeit und hatte im August auch schon einen ersten Live-Auftritt.
Die nächste Slayers-Serie, Slayers Again, soll sich einigen Gerüchten zufolge verzögern, da HAYASHIBARA Megumi, die Synchronsprecherin von Lina, durch ihre ganzen Synchronrollen einfach keinen freien Platz in ihrem Terminkalender findet.
Karsten
Chibi Pop Manga
In den USA kommen nun immer mehr Magazine auf den Markt, in denen verschiedene Manga-Serien laufen. Nach Mixxzine, Pulp, Animerica Extra ist mit Chibi Pop Manga nun ein weiteres Magazin dieser Art auf dem Markt. Es beinhaltet mit den Serien Adventures of Tokyo Kid von Suzuki Tetsu, Kunoichi Fubiki Sanjyou! von Tsugumi, The Coast Guard von Denjiro und Artifacts Breaker von Cagiva Ataru vier Manga-Serien.
Tokyo Kid ist die Geschichte von der jungen Tomiko, deren Vater, ein Angestellter in einem Vergnügungspark, gefeuert wird und einen neuen Job bekommt. Im neuen Vergnügungspark geschehen allerdings seltsame Dinge.
In Kunoichi Fubiki Sanjyou! untersuchen Hideyoshi und Sakura ein verfluchtes Haus, als Sakura in einen Spiegel gezogen wird. An ihrer Stelle erscheinen ein Dämon und Fubuki, ein weiblicher Ninja. Mit Fubukis Hilfe kann Hideyoshi den Dämon besiegen, aber erst, nachdem er sie gefragt hat, ob sie seine Frau werden will. Das Chaos ist vorprogrammiert.
In The Coast Guard wird ein Mädchen von riesigen Robotern angegriffen. Doch sie kann sich und ihr Geheimnis sehr gut verteidigen.
Der Artifacts Breaker ist schließlich ein Junge, der gegen Konzerne kämpft, die uralte (Schuß-)Waffen ausgegraben haben, mit deren Hilfe einmal die Welt verwüstet wurde.
Während die ersten drei Serien sehr gut aussehen und sich gut lesen lassen, erinnert Artifacts Breaker stark an Striker. Aber das kann sich (hoffentlich) noch legen, zumal erst sechs Seiten veröffentlicht worden sind. Ein weiterer Wermutstropfen ist, daß die Geschichte The Coast Guard abgeschlossen scheint. Die Charaktere dieser Geschichte haben einen Touch von Shirow. Glücklicherweise steht aber im Vorwort, daß die Chibi-Pop-Crew den Zeichner behalten möchte.
Die Manga-Künstler stammen aus der japanischen Manga-Gruppe Hanamaru. Da die Manga von Chibi Pop Manga für den amerikanischen Markt gezeichnet wurden (aber in Japan und von Japanern), brauchten sie nicht wie andere Manga gespiegelt zu werden. Das merkt man daran, daß z.B. die japanischen Schriftzeichen (Lautschrift) im Manga lesbar sind.
Ein weiterer Pluspunkt dieses Magazins sind zwei „Ask“-Seiten, auf denen angeboten wird, Fragen zum Zeichnen von Manga bzw. zur japanischen Kultur zu beantworten. Außerdem ist für die dritte Ausgabe (im September-Heft der Previews angekündigt) eine Cos-play-Sektion mit Bildern aus Japan geplant.
Wenn die Geschichten weiter ihr Niveau halten, vor allen Dingen Kunoichi Fubiki Sanjyou!, kann ich nur diejenigen bedauern, die die ersten Ausgaben verpaßt haben. Aber vielleicht gibt es den einen oder anderen Manga ja bald als Trade Paperback.
Sören
New Kimagure Orange Road – Summer’s Beginning
Dieser Film basiert auf der erfolgreichen Fernsehserie Kimagure Orange Road, die schon zuvor mehrere OVAs und einen Kinofilm nach sich zog.
Die Serie handelte von der Dreiecksbeziehung zwischen dem jungen Kyosuke und den beiden Freundinnen Hikaru und Madoka. Kyosuke stammt aus einer Familie von Psi-Begabten, und es gibt für seine beiden jüngeren Schwestern nichts Besseres zu tun, als ihrem Bruder böse Streiche zu spielen.
Summer’s Beginning spielt drei Jahre nach der Serie. Der inzwischen 19jährige Kyosuke hat soeben mit seinen Fotografien einen Preis gewonnen, wofür ihm auch Madoka einen persönlichen Preis versprochen hatte, während Hikaru in die USA umgezogen ist, um sich zur Tänzerin ausbilden zu lassen. Als Kyosuke jedoch von einem Auto angefahren wird, findet er sich plötzlich drei Jahre später in der Zukunft wieder. Wie kann er in seine Zeit zurück, und wen kann er fragen? Er muß schnell feststellen, daß sich in den vergangenen drei Jahren einiges verändert hat. Immer mehr kristallisiert sich die Frage heraus: Wo ist sein drei Jahre älteres Ich?
Die Geschichte ist nicht besonders komplex, dafür hat man den Charakteren jede Menge Zeit gelassen, um sich zu entfalten. Dabei hat man Neueinsteigern mit einer ganzen Reihe von Rückblenden den Einstieg ermöglicht, während für alte Fans mit diesem Film die Serie abgeschlossen wird. So wird durch den Zeitsprung sehr schön die Weiterentwicklung der Charaktere verdeutlicht, die in den vergangenen drei Jahren stattfand.
Die Zeichnungen sind gut, und auch die Animationen sind, von ein paar Fehlern einmal abgesehen, recht gut gelungen.
Der Soundtrack gruppiert sich um ein sehr schönes Klavierstück, das für die Geschichte eine große Rolle spielt, während der Rest aus eher einfachen Synthesizermelodien besteht.
Die englische Synchronfassung ist zwar nicht überragend, geht aber von kleineren Problemen einmal abgesehen auch in Ordnung.
Kein Film für Actionliebhaber, doch wer mit eher ruhigen Geschichten klar kommt und einen NTSC-fähigen Rekorder besitzt, sollte ihn in die engere Wahl ziehen.
Karsten
Fam und Ihrie – Ruin Explorers
Fam: eine blonde Elfe mit einem niedlichen Schwanz. Sie ist mit Hilfe der Spirits, die sie beschwören kann, in der Lage zu zaubern. Freundlich und lieb, wie sie ist, vermeidet sie es, ihren Zauber zu zerstörerischen Zwecken einzusetzen, was mehrfach zu Problemen führt.
Ihrie: eine burschikose Kämpferin, die zwar auch zaubern kann, worauf aber zum Erhalt der Spannung nicht weiter eingegangen werden soll. Obwohl sie die Anführerin der beiden ist, benimmt sie sich gegenüber Fam eher wie eine große Schwester.
Diese vierteilige OVA, hervorgegangen aus dem gleichnamigen Manga von TANAKA Kunihiko, ist eine klassische Fantasy-Geschichte. Die beiden Heldinnen Fam und Ihrie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit dem Durchsuchen und Plündern von Ruinen – Überbleibsel einer untergegangenen Kultur.
Als sie wieder einmal ihre recht magere Beute an den Mann zu bringen versuchen, machen sie Bekanntschaft mit dem zwielichtigen Händler Gulf und seinem Hund Gill. Gulf erzählt ihnen von der „großen Macht“ und daß er zufällig eine Karte der Burg besitzt, wo sie zu finden sei …
Die Suche nach der Macht scheint zunächst einfach zu verlaufen, die kleinen Unfälle durch Fams Schusseligkeit nicht mitgerechnet, bis ein Problem in Form zweier „Kollegen“ auftaucht: die Magierin Rasha und der Kämpfer Miguel, die zusammen mit Gulf und Gill unseren niedlichen Heldinnen das frisch gefundene Artefakt unter der Nase wegklauen.
Leider ist dieses Artefakt nur eines von mehreren Teilen, die zusammen zur Macht führen, und auch die Konkurrenz wird auf Dauer nicht untätig bleiben – jeder mit anderen Ambitionen. Auf ihrer weiteren Suche nach den fehlenden Teilen treffen unsere Cuties auf den Prinzen Lyle, der prompt die Hormone der einen Heldin in Wallung bringt und seine eigenen Gründe für die Suche nach der Macht hat.
Am Ende der Suche steht schließlich der große Showdown mit dem Oberbösen auf dem Programm – nur einer kann die Macht bekommen ...
David
Maison Ikkoku Party Album: Chachamaru Karaoke Battle
Karaoke-CDs sind so eine Sache. Einige schätzen sie und nutzen gern die Gelegenheit, ihren Lieblingssong selbst anstimmen zu dürfen, andere kaufen sie höchstens, um die Sammlung lückenlos zu halten.
Kitty präsentiert hier eine CD, die sich durch Zugaben bemüht, auch den letzten Maison Ikkoku Fan zufriedenzustellen. Zuerst mit Dramatracks. Diese formen die Hauptlast des Tonträgers und sind im Aufbau einer typischen Maison Ikkoku Episode nachempfunden. Der erste Track, „Opening“ [0:55], bildet die kurze Einleitung. Kyoko und Godai erledigen getrennt voneinander Besorgungen, während sie von Yotsuya und Akemi beschattet werden. Nach dem Eröffnungslied „Yume no Iriguchi e“ [1:43], einem verträumt-fröhlichen Imagesong, geht das Hörspiel „Chachamaru Karaoke Battle“ [17:35] erst richtig los. Der Karaoke Battle. Eingebettet in das Hörspiel geben die Seiyuu einige Openings und Endings der Serie zum Besten.
Während sie die Lieder entsprechend ihrer Charaktere interpretieren, hören wir im Hintergrund immer auch die anderen Figuren. Sie kommentieren das Dargebotene, stimmen mit ein und klatschen Beifall. Das Resultat ist ein großer Spaß, wenn man nur halbwegs mit den Stimmen vertraut ist. Ichinose bietet den ersten Song, „Cinema“ [4:18], dar. Dazu sei nur gesagt: die angetrunkene Frau klingt eher wie ein alter Mann. Mit Track 5, „Ahita hareru ka“ [4:44], folgt der Auftritt von Godai und Yotsuya. Letzterer macht den Anfang. Yotsuya-Fans sei hiermit versichert, daß allein dieser Part die Anschaffung der CD rechtfertigt.
Als das Ganze zu albern wird, übernimmt Godai-kun, der sich sichtlich bemüht. Auf sehr annehmbare Weise singt Kozue das nächste Stück, „Sunny Shiny Morning“ [4:28]. Im Publikum bemerkt man treffend „kawaii“. Nach Akemis hübscher Version von „Suki Sa“ und einer kleinen dramatischen Einlage ist Yusakus Großmutter an der Reihe. Sie performt das stimmungsvolle erste Opening der Serie, „Kanashimi yo Konnichi wa“ [5:25], in das am Ende viele der Personen einstimmen.
Anfangs ungewohnt, dann aber doch schön – irgendwie. Track 9 ist ein Song, der unvermeidlich war und auf den die Fans lange warten mußten. Kyoko und Godai singen ein Duett. Leider ist das romantische „Fantasy“ mit 2:14 etwas zu kurz geraten. Ein passendes Abspannlied, „Begin the Night“ [1:49], beschließt die akustische Maison Ikkoku Folge und den ersten Teil der CD.
Im zweiten folgen sechs Tracks, die Karaoke-Versionen der im Drama dargebotenen Songs.
Robert
Maison Ikkoku Party Album: Chachamaru Karaoke Battle
Preis: 2500 ¥ / 50 DM
Laufzeit: 69:02 (16 Tracks)
Hersteller: Kitty Records
Ref.-Nummer: KTCR-1197
Golden Boy

OE Kintaro ist ein sehr, sehr ungewöhnlicher junger Mann. Obwohl er alle Prüfungen geschafft hatte, hat er sein Jurastudium abgebrochen und schlägt sich nun mit Gelegenheitsjobs durch.
Sein Ziel: lernen. Egal was, egal wie. Allerdings gilt sein besonderes Interesse dem weiblichen Geschlecht in seiner ganzen Vielfalt …
Die Handlung verläuft bei dieser Serie nach einem ziemlich festen Schema, wobei die Variationen allerdings sehr amüsant und überraschend sind: Kintaro findet einen neuen Job und lernt dabei eine Frau kennen, die ihn fasziniert. Diese ist jedoch von seiner Aufmerksamkeit wenig angetan, denn Kintaros Bemühungen – sowohl beruflich als auch amourös – zeichnen sich eher durch Enthusiasmus als durch Kompetenz oder Feingefühl aus.
Im Klartext: Er läßt keine Gelegenheit aus, sich bis auf die Knochen zu blamieren. Einen großen Anteil daran hat Kintaros Neigung, extrem theatralische Reden zu halten, bei denen jedoch meist auch eindeutige Absichten bezüglich der gerade aktuellen „Angebeteten“ durchscheinen.

Eine weitere ungewöhnliche Eigenheit sind die Grimassen, die Kintaro immer wieder schneidet, und bei denen das sonst recht konventionelle Charakterdesign heftig ins Abstoßend-Realistische umschlägt.
Dies alles könnte nun eine ganz gewöhnliche Romantic-Comedy-Serie sein – wäre da nicht noch eine gehörige Portion an sexuellen Anzüglichkeiten! Denn Kintaros Phantasie (die dem Publikum stets detailliert verbildlicht wird) macht vor kaum etwas halt. Das fängt an mit Gedanken wie „Sie hält meine Hand! Oh, wenn doch nur meine Hand mein Penis wäre!“ und endet bei S/M-Spielen, „Natursekt“ und diversen Fetischen. Seine Erfahrungen beim Anprobieren von Damenunterwäsche werden ebenso in Kintaros Notizbuch verewigt wie die Geheimnisse der Computerprogrammierung.
Doch er ist keineswegs einfach nur ein notgeiler Lustmolch. Seine Phantasien behält Kintaro für sich, und ansonsten ist er stets hilfsbereit und von dem Willen beseelt, sein Bestes zu tun. Dabei erweist er sich als fast übermenschliches Allroundtalent. Doch gerade wenn seine Qualitäten zu Tage treten, ist er schon wieder zum nächsten Job unterwegs und läßt ein gebrochenes Frauenherz zurück …
Wer sich nun nicht sicher ist, ob ihm dieses Konzept gefällt, der sollte sich zumindest die dritte Episode ansehen, die bei weitem die „zahmste“ ist, was Sex angeht. Und da es keinen übergreifenden Handlungsbogen gibt, ist die Reihenfolge sowieso egal.
Allerdings scheint der auf einem Manga von EGAWA Tatsuya basierenden Anime von A.D. Vision leider trotzdem bei jenen Serien eingeordnet zu werden, die dem „Sex sells“ Prinzip unterliegen und die man daher als Einzelepisoden zum vollen Preis verkaufen kann.
Fazit: Wer den Preis nicht scheut und nach einer abgedrehten Sexkomödie mit einer interessanten Story, aber ohne Tentakel sucht, der kommt um Golden Boy kaum herum.
Michael Borgwardt
Golden Boy ©1995 Shueisha, KSS
Originalautor: EGAWA Tatsuya
Regisseur: KITAKUBO Hiroyuki
Charakterdesign: KAWAMOTO Toshihiro
Englische Fassung: A.D. Vision Films
Erhältlich als:
6 OVA-Folgen mit je ca. 30 Min. als Einzelepisoden auf VHS dub ($20), VHS sub ($25) oder Hybrid-LD ($40). (Stand: Herbst 1998)
Links (Stand: 02/2001) Gute Golden Boy-Homepages:
http://digilander.iol.it/KintaroOeHome/