- Funime Nr.22
- Editorial
- Interview mit der Gesangsgruppe Miyu
- Marco – The Movie
- Saber Marionette J – Androiden mit Herz
- Sen to Chihiro no Kamikakushi
- Replicant – Die Garage Kits-Bibel
- Shade
- Garou – Mark of the Wolves
- Natsumatsuri
Hallo,
während sich in Deutschland mit den Sommerferien auch das Sommerloch breitmacht und das Wetter so langsam endlich wärmer wird, ist den Animefirmen in Amerika aus einem ganz anderen Grund heiß: Auf Cons wie der AnimeExpo überschlagen sie sich mal wieder mit Neuankündigungen. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, werden dort in diesem Jahr so viele Anime-DVDs veröffentlicht wie in den vergangenen drei Jahren zusammen erschienen sind!
Doch dies ist nicht nur der Ausdruck eines boomenden Marktes, sondern es drängen auch immer mehr neue Firmen in dieses Marktsegment. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie viele von diesen Firmen langfristig überleben werden. Der große Konkurrenzdruck treibt die Lizensierungskosten in die Höhe, während auf der anderen Seite die Kunden immer selektiver werden.
Während Bandai, ADV Films und (man höre und staune) CPM sich um die Spitzenplätze balgen, sind Pioneer und MediaBlasters aufgrund schlechterer Preise oder Problemen bei der Qualität momentan ein wenig abgeschlagen. Doch insgesamt ist dies die Gruppe, die dank gefüllter Kassen und guter Verkaufszahlen den US-Markt beherrscht. Alle anderen Firmen müssen entweder versuchen, für sich eine Nische zu finden, oder sie sind gezwungen, alles auf eine einzige oder wenige gute Serien zu setzen, um damit ein Auskommen zu finden. Gerade einige der Neueinsteiger dürften sehr bald herausfinden, daß die Zeiten der Goldgräberstimmung vorbei sind. Wieso sollte der Durchschnittskunde sein Geld für eine DVD mit zwei bis drei Episoden ausgeben, wenn andere Firmen ebenfalls gute Titel mit 4-6 Episoden pro DVD verkaufen?
Doch auch in Deutschland gibt es einige interessante Entwicklungen. So werden wir ja in Kürze sehen, wie Dragon Ball Z im Vorabendprogramm ankommt oder wie viele Zuschauer Jeanne, die Kamikaze-Diebin oder Doremi gewinnen können.
Doch genug mit dem Ausblick auf die Zukunft, kommen wir zu dieser FUNime, wo wir uns neben einem ausführlichen Rückblick auf die diesjährige AnimagiC und vielen aktuellen Reviews auch wieder mit den deutschen Anime-Tapes vor 1990 beschäftigen.
Viel Spaß mit dieser Ausgabe!
Karsten und die Redaktion
Interview mit der Gesangsgruppe Miyu
Die meisten haben schon von ihnen gehört, viele haben sie bereits live erlebt: Kaum ein anderer Programmpunkt auf der AnimagiC ist so umjubelt wie die Auftritte der Musikgruppe Miyu, die mit perfekt dargebotenen Anime-Songs die Herzen ihrer Zuhörer im Sturm erobern. Doch wer steckt eigentlich hinter diesen drei Stimmen und was machen die Mädels, wenn Sie nicht gerade singen? Wir haben es geschafft, ein exklusives Interview der drei zu bekommen.
FUNime: Wer seid ihr und woher kommt ihr?
Katarzyna: Ich bin Katarzyna Bronowska, und mein Part bei Miyu ist Yoshiko.
Ewa: Ich heiße Ewa Bronowska. Mein Part bei Miyu ist Mako. (lächelt)
Ania: Mein Name ist Ania Cichecka, und mein Part bei Miyu ist Yoko.
Katarzyna: Wir kommen alle aus Warschau (Polen).
FUNime: Was macht ihr, wenn ihr nicht als Miyu auftretet?
Katarzyna: Ich arbeite als Musiklehrerin an einer Schule.
Ewa: Ich bin Visagistin. (grinst)
Ania: Mein Beruf ist Tänzerin.
Katarzyna: In meiner Freizeit komponiere ich sehr viel. Außerdem schreibe ich ein Buch.
FUNime: Wovon handelt das Buch?
Katarzyna (tut geheimnisvoll): Das ist ein Geheimnis!
alle lachen
Katarzyna: Im Ernst: Es hat was mit Record of Lodoss War zu tun. Außerdem schreibe ich an einem Buch über meine Freunde.
Ewa und Ania lächeln
Ewa: Früher habe ich viel im Manga-Stil gemalt, jetzt eher weniger, aber ich male immer noch sehr gerne, wenn ich dazu komme.
Ania (schüchtern): Ich tanze viel. Und ich zeichne auch. Ich mache auch Showdance.
FUNime: Wie kam es zur Gründung von Miyu?
Katarzyna: Die Idee dazu hatte unsere Mutter. Sie sagte zu mir und Ewa, daß wir das machen sollten. Und Ania kannten wir schon lange vorher. Es war von vorneherein klar, das wir die Sache nur mit ihr zusammen aufziehen würden.
Ewa nickt
FUNime: Erzählt doch mal etwas über die Anime-Szene in eurem Land!
Katarzyna: Die Szene dort ist noch nicht so groß und der Markt entwickelt sich erst. Die Cons sind nicht so riesig und so geschätzt. Die polnische Anime-Szene besteht seit ungefähr 1997.
Ewa und Ania grübeln
FUNime: Gibt es Unterschiede zu Deutschland?
Katarzyna: Ja, die Unterschiede sind recht groß.
Ewa: In Polen werden die Originale der Lieder bevorzugt.
Katarzyna: Hier in Deutschland werden dagegen auch Cover-Versionen der Lieder akzeptiert.
Ania hat es sich auf Katarzynas Schoß bequem gemacht
Katarzyna: Außerdem ist das Publikum nicht so spontan wie in Deutschland, es kommt einfach kein richtiger Spaß auf.
Ania (strahlend): Ist doch besser hier! (Deutschland)
Ewa: Ja, wir mögen es mehr.
Alle lächeln
FUNime: Wie kam es zu euren Auftritt auf der AnimagiC?
Katarzyna: Nun, Planet Manga hatte Kontakt zu Herrn Lamprecht. Eigentlich sollten wir schon auf der AnimagiC ´99 auftreten, aber leider kam es nicht dazu. Erst letztes Jahr, als Planet Manga einen anderen Besitzer bekam, hat es geklappt.
FUNime: Wie oft und wie lange probt ihr?
Ewa: Jeden Tag.
Katarzyna: Ja, so zwischen eine und drei Stunden.
FUNime: Nach welchen Aspekten wählt ihr eure Lieder aus?
Katarzyna: Sie müssen bekannt sein und das Zeug zum Ohrwurm haben.
Ewa: Wir müssen die Lieder mögen.
Katarzyna: Ja, wir müssen die Lieder selber mögen, aber wir wählen auch Sachen aus, die bei den Fans sehr beliebt sind.
FUNime: Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Katarzyna: Ich will meine beiden Bücher und eine CD mit Musik veröffentlichen.
Ewa: Ich möchte die CD auch mit aufnehmen. Meine anderen Träume möchte ich nicht so offenbaren.
Ania: Ich möchte später Tanzchoreographin werden. Und ich will unbedingt nächstes Jahr wieder zur AnimagiC kommen!
FUNime: Wir danken euch für dieses Gespräch!
Interview: Elisa
Fotos: Ron
Vielen Dank an unsere beiden Übersetzer von der Kawaii (Polen)!
Marco – The Movie
Ein Anime-Movie der Extraklasse, neunzig Minuten Genuß pur, komplett mit japanischem Originalsoundtrack und englischen Untertiteln, in DVD-Qualität, inkl. Versandkosten aus Asien für unter 25 DM – ein Witz?
Kein Witz!
[…] Die Tage, die sich leer und gleichförmig folgten, verwirrten sich in seinem Geiste, wie es bei Kranken vorkommt. Es schien ihm, als sei er seit einem Jahre auf dem Meere. Und jeden Morgen, wenn er erwachte, fühlte er einen neuen Schreck, allein in dieser ungeheuren Wasserwüste zu sein, auf der Reise nach Amerika. Und die fliegenden Fische, welche so oft auf das Verdeck fielen, jene wunderbaren Sonnenuntergänge der Tropen, mit den ungeheuren Wolken von Feuer und Blut, jene nächtlichen Phosphoreszenzen, von denen der ganze Ozean wie ein brennendes Meer von Lava erscheint, kamen ihm nicht wie wirkliche Dinge, sondern wie im Traum gesehene Sachen vor. […]
(Edmondo de Amicis – „Herz“)
Einige von euch werden Marco vielleicht noch aus den guten alten Zeiten des ZDF oder den Anfangsjahren von Sat.1 kennen. So mancher Junge namens Marco bekam damals das kalte Grausen, wenn es wieder hieß: „Ciao Marco, Ciao!“
Heute ist das alles mehr oder weniger Nostalgie, und viele, besonders jüngere Anime-Fans, kennen die alten World Masterpiece Theater-Serien leider gar nicht mehr. Insbesondere Marco lief schon ewig nicht mehr im deutschen Fernsehen, obwohl sich die WMT-Serien in Japan immer noch großer Beliebtheit erfreuen und ihr Charme bis heute ungebrochen ist. Um so erfreulicher, daß der Kinofilm zur Serie, der 1999 produziert wurde, inzwischen in Hongkong als legales Release auf DVD erschienen ist. Und zwar mit englischen Untertiteln!
Die Story ist ähnlich wie in der Serie (natürlich etwas gestrafft) und stammt von dem Italiener Edmondo de Amicis (1846-1908), der diese im Jahre 1878 schrieb und zusammen mit einigen anderen Erzählungen in seinem Werk Cuore (Herz) veröffentlichte. Die Geschichte von Marco (Von den Apenninen zu den Anden) umfaßt dabei nur ein Kapitel dieses lesenswerten Buches.
Italien 1881: Die Mutter des kleinen Marco, der mit seiner Familie in der Hafenstadt Genua lebt, entschließt sich, für ein paar Jahre nach Argentinien zu gehen um dort zu arbeiten. Zu dieser Zeit gab es in Europa eine Wirtschaftskrise, und viele Italiener machten sich auf in die neue Welt in der Hoffnung, dort möglichst schnell eine ansehnliche Summe zusammen zu bekommen um damit ihre daheim gebliebenen Familien zu unterstützen. Marcos Mutter verdingt sich also bei einer reichen argentinischen Familie als Hausangestellte, aber sie schreibt ihren Lieben jeden Monat einen Brief nach Hause. So vergehen ein paar Jahre, doch plötzlich reißt der Briefkontakt ab. Marco wird immer unruhiger, und da Vater und Bruder verhindert sind, macht er sich ganz allein auf den weiten beschwerlichen Weg nach Argentinien, um seine Mutter zu suchen…
Im Gegensatz zur TV-Serie von 1976, die doch schon etwas in die Jahre gekommen ist, brilliert der Movie mit atemberaubenden Landschaften in Widescreen und einem wunderschönen Soundtrack (mit dem Ending Carry a Dream von Sheena Easton). Computeranimationen wurden jedoch nur sparsam eingesetzt und dienen hier nicht zum Selbstzweck, wie es leider bei vielen neueren Produktionen der Fall ist. Natürlich kommt auch die für WMTs typische Liebe zum Detail und das Gefühl für Stimmung und Atmosphäre nicht zu kurz, und so kann der Film in allen Belangen durchaus mit einem Ghibli mithalten.
Die Hongkong-DVD wurde von Universe verlegt und kommt recht schmucklos in einer einfachen Plastikhülle daher. Die DVD (eine DVD-5) hat, wie für Hongkong-DVDs üblich, den Ländercode 3 und ist im NTSC-Format. Es sind eine kantonesische und eine japanische Sprachfassung in Stereo und Dolby Digital enthalten. Untertitel sind in traditionellem und einfachem Chinesisch und bemerkenswerter Weise auch in Englisch vorhanden. Der Film selbst ist 90 Minuten lang. Extras gibt es auf der DVD leider keine, aber die Bild- und Tonqualität ist sehr gut, und der attraktive Preis macht daraus ein echtes Schnäppchen, das in keiner Sammlung eines WMT-Fans fehlen sollte.
Zu bestellen ist die DVD am besten bei http://www.hivizone.com/ (Link ex nicht mehr 9/23) für unglaubliche $5.50 + $5 Versand (Kreditkarte erforderlich) – das sind ganze 24 DM…! Nähere Infos zur Serie und zum Film gibt es auf http://www.wmtworld.de/ (Linkex nicht mehr 9/23) und außerdem auch auf der Nippon Animation Homepage: http://www.nippon-animation.co.jp/ (japanisch).
Die Buchvorlage ist auf deutsch erhältlich bzw. wird gerade neu verlegt: Cuore – Eine Kindheit vor hundert Jahren (ISBN 3889420184) sowie Vom Apennin zu den Anden (ISBN 3423094141, erscheint 2002). Außerdem wäre für die wirklichen Hardcorefans noch das japanische DVD-Release (von 1999) der TV-Serie (Originaltitel: Haha wo tazunete sanzen ri) zu erwähnen. Die Serie ist auf 13 DVDs erschienen, die z.B. bei http://www.cdjapan.co.jp/ für ¥3990 (ca. 73 DM) pro Stück bestellt werden können.
Anja
World Masterpiece Theater
Mit dem Namen World Masterpiece Theater wird eine Serie von Zeichentrickserien aus dem Hause Nippon Animation zusammengefaßt, die 1974 startete. Miyazaki Hayao und Takahata Isao, die Gründer des berühmten Animestudios Ghibli, arbeiteten damals zusammen an der Umsetzung von Heidi, dem bekannten Kinderbuch von Johanna Spyri. Die Serie wurde ein so großer Erfolg, daß beschlossen wurde, von diesem Zeitpunkt an jedes Jahr eine Serie auf der Grundlage eines Klassikers der Kinderliteratur zu produzieren. Später kam zu Miyazaki und Takahata noch Kondo Yoshifumi (Akage no Anne) hinzu.
Marco DVD
Erschienen bei: Universe Laser & Video Co. Ltd.
Spielzeit: 90 Minuten
Videonorm: NTSC 4:3
Audio: Japanisch, Dolby Digital 5.1
Untertitel: Chinesisch (traditionell), Chinese (vereinfacht), Englisch
Ländercode: 3 (Südostasien)
Preis: US $5.50 + $5 Versand (ca. 24 DM)
Saber Marionette J – Androiden mit Herz
Diese 25teilige TV-Serie spielt auf dem Planeten Terra II. Vor über 300 Jahren verunglückte hier ein Raumschiff, und nur sechs Besatzungsmitglieder männlichen Geschlechts konnten sich retten…
Dank fortgeschrittener Biotechnologie waren sie zwar in der Lage, sich fortzupflanzen, aber mangels Rohmaterials besteht die Bevölkerung des Planeten heute nur aus Männern (zugegeben, von Biologie hatten die Autoren offenbar wenig Ahnung…). Die einzigen „Frauen“ auf Terra II sind daher menschenähnliche Roboter, die allerdings vom Verhalten her nicht im geringsten menschenähnlich sind und deshalb als Marionettes bezeichnet werden.
Insgesamt haben sich die Verhältnisse jedoch recht gut stabilisiert, und die Bevölkerung geht in sechs Stadtstaaten ihrem Lebensunterhalt nach. Der Junge Otaru lebt in Japoness, wo man versucht, im traditionellen japanischen Stil zu leben, ohne dabei jedoch auf technische Annehmlichkeiten wie Autos oder Fernsehen zu verzichten. Otaru hat sich nie für Marionettes interessiert, doch eine Auseinandersetzung mit dem reichen Hanagata verschlägt ihn in ein altes Museum, wo er aus Versehen eine Marionette aktiviert. Doch Lime ist keine normale Marionette, sie hat Gefühle. Sie kann lachen, aber auch ausgesprochen sauer reagieren, wenn sich jemand mit ihrem geliebten Otaru anlegt. Und sie hat übermenschliche Kräfte: Sie kann schneller laufen als ein Auto oder auch selbige als Wurfgeschosse verwenden. „Perfekt“ wie sie ist, konzentriert sie sich jedoch immer auf eine Aufgabe, egal wieviel dabei zu Bruch geht… Im weiteren Verlauf stoßen auch noch zwei weitere dieser besonderen Marionettes zu Otaru: Cherry, die eher still und zurückhaltend ist und sich um die Küche kümmert, und Bloodberry, die eine sehr direkte und offene Art hat. Und schließlich mischt auch immer wieder Hanagata mit, da er schließlich verhindern muß, daß Otaru von diesen Marionettes vom Weg der wahren Zuneigung abgebracht wird, die natürlich niemand anderes als Hanagata verkörpert. Doch als ob das Chaos damit nicht schon perfekt wäre, gibt es auch noch den Stadtstadt Gartlant, der sich auf Militär und Industrie spezialisiert hat und dessen „Fuhrer“ Faust nun die Herrschaft über Japoness erlangen möchte. Und auch Faust verfügt über drei besondere Marionettes, Tiger, Luchs und Panther, die alles für ihren Herren tun würden. – Was ist das Geheimnis dieser Marionettes, und wird es Japoness gelingen, Gartlant Widerstand zu leisten?
Die Zeichnungen und Animationen von Saber Marionette J sind für eine TV-Serie ausgesprochen gut gelungen, vor allem wenn man die unheimliche Menge schneller Actionszenen sieht und bedenkt, daß die Serie aus dem Jahre 1996 stammt. Auch der Soundtrack gefällt und paßt zur Serie. Die englischen und spanischen Synchronfassungen der DVD sind ganz brauchbar, jedoch können sie sich kaum mit der japanischen Fassung messen, wo die Hauptrollen mit Sprecherinnen wie Hayashibara Megumi (Amano Ai in Video Girl Ai, Saotome Ranma in Ranma 1/2), Shiratori Yuri (Nonohara Aiko aus Hime-chan no Ribbon, Kasumi Nagisa aus Iczer 3) oder Hiramatsu Akiko (Nene Romanova in Bubblegum Crisis, Kobayakawa Miyuki in You´re Under Arrest!) besetzt wurden.
Zu Beginn wirkt die ganze Geschichte wie eine vollkommen überdrehte Komödie ohne wesentlichen Inhalt, doch schon bald kommen auch ernstere Punkte zum Tragen. Mit dem Auftauchen Gartlants meint man dann die eigentliche Haupthandlung erreicht zu haben, doch auch das ist nicht ganz richtig, denn alles ist in eine größere Rahmenhandlung eingebettet, die jedoch erst nach und nach zu Tage tritt und schließlich zum eigentlichen Höhepunkt der Geschichte führt. Dabei lebt die Story vor allem von ihren liebenswerten Charakteren, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln und den Zuschauer in die Geschichte einbeziehen. Da verzeiht man auch kleinere Logikfehler in der Rahmenhandlung.
Bandai hat die Serie in Form von 3 Boxen mit jeweils 2 DVDs veröffentlicht, ähnlich wie Outlaw Star. Dabei hat die erste Box 9 Folgen anzubieten, die beiden folgenden jeweils 8; der Listenpreis liegt bei jeweils annehmbaren $44.98. Als Masteringstudio hat man sich mal wieder auf die bewährten Dienste von Cinram POP verlassen, was der Bildqualität zugute kam. In kaum einer Szene kann man wesentliche Artefakte finden. Lediglich ein leichtes Grieseln, das aber vom Master stammen dürfte, macht sich bemerkbar. Der Stereoton aller drei Sprachfassungen ist ebenso fehlerfrei. An Extras enthalten alle 3 Boxen auf der zweiten DVD einige kleine Beschreibungen über die Hauptcharaktere, ein Musikvideo und Trailer von jeweils vier anderen Titeln aus dem Angebot von Bandai. Auf der ersten DVD der dritten Box kann man außerdem ein kleines Osterei finden: Wenn man etwas länger im Hauptmenü bleibt, kann man einen weiteren Menüpunkt anwählen, hinter dem sich Interviews mit dem Autor und den japanischen Synchronsprecherinnen verbergen.
Alles in allem ist diese Serie ohne Frage eine Empfehlung wert.
Karsten
Saber Marionette J
TV-Serie von 1996, 25 Folgen
Erschienen bei: Bandai Entertainment
Format: 3 DVD Boxen mit je 2 DVDs
Sprachfassungen: Japanisch, Englisch, Spanisch
Untertitel: Englisch
Ländercode: 1
Listenpreis: je $44.98
Sen to Chihiro no Kamikakushi
Der neue Ghibli – gerade in Japans Kinos angelaufen
Die zehnjährige Ogino Chihiro ist von dem Umzug in eine Kleinstadt nicht gerade begeistert, doch selbst in ihren wildesten Träumen (oder Albträumen) hätte sie sich nicht vorstellen können, was sie wirklich erwartet…
Denn auf der Anfahrt zum neuen Heim verfährt sich ihr Vater und landet auf einem Feldweg, der an einem seltsamen Tunnel endet. Aus Neugier wird dieser durchquert. Auf der anderen Seite findet sich eine scheinbar absolut verlassene Ansammlung von Häusern. Doch als es Nacht wird, ist das Städtchen auf einen Schlag mit Leben erfüllt – wenn das überhaupt der richtige Ausdruck ist für eine Bevölkerung aus furchterregenden Geister- und Märchengestalten.
Doch es kommt noch schlimmer: Chihiros Eltern haben sich in Schweine verwandelt, der Rückweg endet plötzlich an einem Seeufer, und sie selbst erregt als einziger Mensch in der Menge recht unangenehmes Aufsehen. Immerhin findet sie in Haku einen Freund, einem Jungen, der ihr rät, in dem riesigen, die Stadt dominierenden Gast- und Badehaus als Putzhilfe anzuheuern. Dadurch hat sie zwar wenigstens eine Bleibe, doch der Hausherrin ist Chihiros Name auf dem Anstellungsvertrag zu lang, und sie kürzt ihn mittels Magie auf „Sen“ (das erste Kanji in „Chihiro“ in einer anderen Lesung) – und bald kann sich Sen nur noch verschwommen an ihre eigene Vergangenheit und ihren richtigen Namen erinnern! Sollte sie ihn ganz vergessen, so erklärt ihr Haku, wird sie für immer hier bleiben müssen und ihre Eltern landen im Kochtopf…
Soweit also das Szenario in dem langerwarteten neuesten Kinofilm aus dem Hause Ghibli. Im weiteren Verlauf der Geschichte lebt sich Sen in ihre neue Umgebung ein, gewinnt weitere Freunde und muß eine Reihe schreckenerregender Fabelwesen konfrontieren, um schließlich… aber wir wollen ja nicht die ganze Handlung verraten!
Auf jeden Fall ist Sen to Chihiro, wie eigentlich alle Ghibli-Filme, ein ziemlich einzigartiges Kleinod – und wer hätte auch etwas anderes erwartet? Dabei gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch grundlegende Unterschiede zu früheren Ghiblis. Dem Kenner läßt sich der Film vielleicht am besten beschreiben als eine Mischung aus der Dramatik und der teilweise düsteren Grundstimmung von Laputa sowie dem sense of wonder und der kindlichen Sicht auf eine Märchenwelt aus Totoro. Die komplexen Geflechte aus Politik und Ethik wie in Mononoke Hime fehlen hier hingegen völlig – die Story von Sen to Chihiro ist, wie bei Märchen üblich, relativ einfach gestrickt. Miyazaki Hayao, der das Studio Ghibli ja zwischenzeitlich verlassen hatte, an diesem Film aber doch wieder entscheidend mitwirkte, hat ihn ganz ausdrücklich vor allem für Kinder konzipiert. Doch das heißt natürlich nicht, daß man sich als Erwachsener langweilen würde.
Denn das hervorragende Merkmal von Sen to Chihiro ist die Erschaffung einer neuen, unbekannten Welt voller fremdartiger Wesen, deren Regeln, Freuden und Gefahren sich Sen, genauso wie dem Zuschauer, erst nach und nach erschließen. Dies wird hauptsächlich durch den enormen Detailreichtum und die Vielfalt in den Charakter- und Locationdesigns erreicht, die teilweise in der japanischen Sagen- und Märchenwelt verwurzelt, teilweise aber auch völlig neu erdacht und vor allem bis ins kleinste Detail durchdacht sind. Egal, ob es das gebührenpflichtige Heißwassersystem des Badehauses oder die altertümliche Fahrkartenentwertungsmaschine des Geisterzuges ist: alles macht irgendwie Sinn.
Die Charaktere sind allerdings, anders als in den meisten Märchen, keine Stereotypen, und der erste Eindruck täuscht oftmals: Eigentlich ist kaum einer der Hauptcharaktere ganz das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Sen selbst erscheint am Anfang als ziemlich zaghaft und ängstlich, gewinnt im Laufe der Geschichte jedoch deutlich an Mut und Selbstvertrauen. Rin, die sie in ihre Arbeit einweisen soll, benimmt sich zunächst schroff und abweisend, wird dann jedoch zu einer guten Freundin. Und Haku… aber das wäre schon wieder zu viel verraten.
Wer sich übrigens fragt, was der Name des Films bedeutet: Nun, Sen to Chihiro sind natürlich die beiden Namen des Hauptcharakters, doch Kamikakushi ist eine ziemlich schwer zu übersetzende Wortschöpfung, bestehend aus einer Kombination von „kami“, der generischen Bezeichnung für übersinnliche Wesen, und dem Verb „kakusu“, verstecken. Ghibli selbst hat als englische Übersetzung dafür „spiriting away“ gewählt, was wohl recht treffend ist, doch eine gute deutsche Übersetzung fällt mir jedenfalls nicht ein.
Kommen wir zur technischen Seite: Sen to Chihiro ist, nachdem der Wasserfarben-Stil von Tonari no Yamada-kun beim Publikum nicht so gut ankam, wieder komplett im altbekannten Ghibli-Stil gehalten. Und natürlich bewegt sich auch die Animationsqualität auf gewohnt hohem Niveau. Einige computeranimierte Szenen fallen etwas (so finde ich) negativ auf, nicht weil sie etwa künstlich aussehen würden, sondern weil sie sich durch superweiche, detaillierte Zooms einfach zu sehr vom normal animierten Rest des Films abheben; weniger wäre hier mehr gewesen. Die Synchronsprecher bieten eine ausgezeichnete Leistung, und die Musik von Hisaishi Joe fügt sich wie immer wunderbar stimmungsvoll in den Film ein. Das Abspannlied „Itsumo nando demo“, gesungen von Kimura Yumi, ist zwar ganz nett anzuhören, man vermißt aber irgendwie die sonst übliche Integration in den Film, die ja gerade bei Ghibli Tradition hat (man denke an Mimi o sumaseba / Whisper of the Heart!).
Stattdessen untermalt das Lied lediglich die Credits, die vor einem schwarzen Hintergrund vorbeiscrollen, während der Zuschauer den Film noch einmal geistig Revue passieren läßt -oder sich den schmerzenden Hintern massiert: Sen to Chihiro no Kamikakushi gelang es, den Besucherrekord von Mononoke Hime für die erste Woche zu brechen, und selbst am zweiten Wochenende war der Andrang noch so groß, daß die Kinos überfüllt waren und so mancher Zuschauer den Film nur auf dem Boden sitzend sehen konnte (!). Dies liegt jedoch auch an der etwas seltsamen Vertriebspolitik, wegen der der Film nur in einer relativ kleinen Zahl von Kinos läuft (in etwa jedem vierten oder fünften). Bei Animefilmen ist das (oder weniger) zwar auch in Japan die Regel, doch in diesem Fall war der Andrang ja eigentlich vorherzusehen, und der neue Pokemon-Film wird schließlich auch fast überall gespielt.
Noch eine interessante Notiz am Rande: Im Programmheft zu Sen to Chihiro findet sich auch ein wirklich interessant aussehender Artikel über das Ghibli-Museum in Mitaka, in dem endlich auch ein festes Datum für die Eröffnung angegeben wird: der 1. Oktober dieses Jahres.
Michael B.
Sen to Chihiro no Kamikakushi
©2001 Nimaryoku, TGNDDTM
Idee, Szenario, Aufsicht: Miyazaki Hayao
Leitender Produzent: Tokuma Yasuyoshi
Musik: Hisaishi Joe
Regie: Andou Masashi
Künstlerische Leitung: Takeshige Youji
Animation: Gainax, AIC, Madhouse (u.a.)
Spieldauer: 125 Minuten
Replicant – Die Garage Kits-Bibel
Allen Liebhabern von Garage Kits möchte ich in dieser Ausgabe die halbjährlich in Japan erscheinende Zeitschrift Replicant ans Herz legen.
In der mir vorliegenden Ausgabe (Vol. 6 – Juni 2000) werden im ersten Teil verschiedene Figuren von sowohl aktuellen als auch älteren Anime Serien – wie z.B. Neon Genesis Evangelion, Nadesico, Agent Aika, Di Gi Charat, Wickie, … – vorgestellt. In der zweiten Rubrik folgen unter dem Titel „Game Character Figure“ 16 Seiten mit Garage Kits von verschiedenen Rollenspielen (u.a. To Heart, Sakura Wars, Final Fantasy). Neben wunderschönen Artworks, die einzelne Figuren gekonnt in Szene setzen, umfaßt das Heft natürlich auch eine Anleitung zum Bau eines der begehrten Objekte (hier: Belldandy aus Ah! My Goddess). Zwar wird die Beschreibung, wie man was wo anmalen und zusammensetzen muß, mit jeder Menge Bilder graphisch unterstützt, jedoch sind Japanischkenntnisse zum Verständnis der Erklärungen nicht fehl am Platz. Die letzten Seiten der Zeitschrift bieten – neben jeder Menge Werbung – noch ein Interview und eine Sektion über Computergrafiken.
Insgesamt faßt das Heft 132 Seiten, entspricht etwa der Größe DIN-A4 und enthält ein doppelseitig bedrucktes ausklappbares Poster. Im hinteren Teil wirkt die Replicant durch die eingeschobenen Werbeseiten und die oft wechselnden Rubriken etwas unübersichtlich. Über diesen Kritikpunkt können Fans von Garage Kits jedoch getrost hinwegsehen. Weibliche (oder männliche) Leser, die auf der Suche nach ansehnlichen männlichen Figuren sind, seien jedoch gewarnt: Das sogenannte „Male Figure Archive“ macht mit 6 Seiten einen erschreckend geringen Anteil aus.
Für alle, die vergeblich versucht haben, an die alten Ausgaben der Replicant heranzukommen, oder die auf die Bauanleitungen, Interviews usw. verzichten wollen und einfach nur Garage Kits ihrer Lieblingscharaktere bewundern möchten, gibt es einen Sammelband: Replicant Works ´97- ´99. Dieses Softcover Artbook bietet auf 175 Seiten (davon 160 in Farbe) alles, was das Herz begehrt.
Einige ausgewählte Artworks zu den schönsten Figuren bilden in dem Buch den Anfang. Es folgen unzählige Abbildungen verschiedener Garage Kits aus bekannten Serien und Spielen aus allen Perspektiven: Von vorne, von hinten, von rechts, von links, … U.a. sind Charaktere von Sailor Moon, Card Captor Sakura, Battle Athletess oder Yesterday Once More zu finden. Vor allem Evangelion-Fans kommen in diesem Buch voll auf ihre Kosten: Alleine 33 Seiten mit 58 (!!) verschiedenen Figuren sind der Serie gewidmet. NGE ist aber leider auch die einzige Serie, von der männliche Charaktere zu finden sind (kein Herz für weibliche Fans…). Zum Abschluß enthält das Buch auf den letzten 15 schwarz-weißen Seiten noch eine Liste mit allen weiblichen Garage Kits (Hey! Und was ist mit den männlichen…! grummel…) aus den Jahren 1997 – 1999.
Die Arbeiten der Replicant sind wirklich wunderschön und äußerst detailgetreu, was auch gekonnt dargestellt wird. Einige der Figuren hat man schon im Angebot von Händlern auf der einen oder anderen Con gesehen, andere sind längst vergriffen. Es gibt übrigens Händler, die aufgrund der begrenzten Stückzahl und des stetig wechselnden Angebots in ihren Preislisten ihre lieferbaren Garage Kits nicht aufführen und deshalb empfehlen, die jeweils aktuellen Ausgaben der Replicant, Hobby Japan, Model Graphix… als Katalog zu verwenden.
Cathrin
Replicant Vol. 6 132 Seiten, davon 108 in Farbe
Größe: ca. DIN-A4
ISBN: 4-8124-0623-4
Preis: ¥1.000 (ca. 18 DM)
Importpreis: ca. 40,- DM
Replicant Works #97-#99 175 Seiten, davon 160 in Farbe, Softcover
Größe: ca. DIN-A4
ISBN: 4-8124-0459-2
Preis:¥3.200 (ca. 59 DM)
Importpreis: ca. 100 DM
Shade
Dunkle Mächte lauern überall, Magie regiert die Welt, die Zukunft hat schon angefangen – zumindest in den Geschichten von Akiyama Tamayo.
Akiyama Tamayo, ein ehemaliges Mitglied von CLAMP, wirkte an Werken wie Cluster oder Mouryoukiden mit. Die CLAMP-Zeichnerin merkt man ihr auch an. Ihre eigenen Werke erinnern sowohl vom Charakterdesign als auch von der Erzählweise her an die von CLAMP, was vielleicht auch daran liegt, daß Akiyama noch immer mit dem beliebten Zeichnerinnen-Team befreundet ist. Zu den Zeichnungen des Manga ist also nichts weiter zu sagen – CLAMP-Freunde werden sie einfach phantastisch finden.
Mit Shade erschien 1999 die erste Kompilation ihrer im Comics Ace Magazin veröffentlichten Kurzgeschichten. Diese acht Kurzgeschichten sind jeweils einem Thema unterstellt. So handelt zum Beispiel „hoshi“ (Stern) von einem Jungen, der seinem Vater, einem Wissenschaftler, zu den Sternen folgen will, während „yume“ (Traum) von einem immer wiederkehrenden Traum eines Jungen erzählt: Er sieht ein geheimnisvolles Mädchen, welches ihm sagt, sie hätte schon immer auf ihn gewartet…
Allen Geschichten gemein ist der mysteriöse Unterton, sei es in einer gruseligen Horrorgeschichte oder in einer Science-fiction Lovestory; vom Alltagsleben handeln Akiyamas Geschichten jedenfalls ganz und gar nicht. Das Paket runden dann noch zwei kleine SD-Geschichten ab, man muß also keine Angst haben, nach der Lektüre völlig gefesselt zu bleiben.
Durch die gewählte Form sind die Geschichten natürlich zu kurz, um allzu viele Details zu zeigen oder die Story weit zu entwickeln. Wer also eher auf Endloslegenden à la X fliegt, wird sich für Shade kaum interessieren. Ansonsten ist es eine nette Lektüre für zwischendurch. Die einzelnen Geschichten fesseln, solange sie dauern, und lösen dann sofort ihren Griff; und so soll es auch sein. CLAMP-Fans haben den Manga schon längst im Bücherregal liegen, aber auch alle anderen können mit diesem Buch nicht wirklich etwas falsch machen. Als Vorspeise wird zudem, wie bei vielen Tankoubon üblich, ein aufklappbares Farbposter serviert.
Zum Abschluß sei Shade besonders denen ans Herz gelegt, die Akiyama Tamayo noch nicht kennen, denn durch diese Kurzstories bietet sich die seltene Gelegenheit, ihre Erzählweise in verschiedenen Geschichten in nur einem Tankoubon kennenzulernen.
Daniela
Shade
Mangaka: Akiyama Tamayo
Verlag: Eyes Comics
ISBN: 4-8342-6111-5
Veröffentlicht: 30.3.1999
Preis: ¥680 (ca. 13 DM)
Garou – Mark of the Wolves
1991 machte ein Prügelspiel Street Fighter 2 den Rang als bestes Beat´em Up streitig: Es handelte sich um Garou Densetsu, hier besser bekannter als Fatal Fury.
Der Versuch, Capcoms Klassiker die Krone abzunehmen, mißlang, da das Spiel für eine Konsole veröffentlicht wurde, die damals nicht unter 1000,- DM zu haben war, und die SNES- Umsetzung für Nintendos Hardware heruntergeregelt werden mußte. Deshalb fehlte auch der beliebte Zweispieler-Modus, in dem zu zweit gegen Computergegner gekämpft werden konnte. Leider war der erste Teil der Fatal Fury-Saga mit drei spielbaren Charakteren, nämlich den Wolves Terry Bogard, Joe Higashi und Andy Bogard, sowie einem Schlag- und Tritt-Button ohnehin nicht ganz konkurrenzfähig zu Street Fighter 2 – trotz zwei Kampfebenen und wechselnder Tageszeiten und Wetterbedingungen.
Jetzt, nach einigen Umsetzungen von Fatal Fury von der PC-Engine bis zum Mega Drive und inzwischen auch dem PC, geht es nun in die achte Runde, die man wohl als Neuanfang bezeichnen könnte. Sowohl Gameplay- als auch Storytechnisch hat sich einiges getan. So wurde auf das Line-Battle-Prinzip (die zweite Kampfebene, die es erlaubte in den Hintergrund zu wechseln) und den doppelten Lebensbalken aus Real Bout Fatal Fury 2 verzichtet. Neu sind dafür die „Just Defended“-Funktion und das TOP-System. Bei „Just Defended“ erhält der Spieler Energie wieder zurück, wenn er einen Angriff erst kurz vor dem Treffer abblockt und das TOP- System läßt ihn einen Teil seiner Energieleiste auswählen, währenddem Super Special Moves zur Verfügung stehen. So kann man dem Gegner bereits von Anfang an die überdimensionalen Feuerbälle entgegenschleudern oder erst, wenn man etwas oder gar tödlich angeschlagen ist.
Bei der Story hat man wesentlich größere Eingriffe vorgenommen. Terry Bogard hat nun endlich den Unterweltboß Geese Howard besiegt und ihn dabei getötet. Übrig bleibt Rock, der Sohn von Geese, der nun von Terry adoptiert wird. Zehn Jahre nach diesem Ereignis trifft bei Terry Bogard und einigen anderen eine Einladung von der Heinlein-Familie ein – eine Einladung zum neuesten Fatal Fury-Turnier, die man als Titelverteidiger natürlich nicht ablehnen kann.
Der auffälligste Unterschied ist neben dem Namenswechsel zur japanischen Bezeichnung wohl die Tatsache, daß von der alten Fatal Fury-Riege außer Terry niemand, aber wirklich niemand mehr dabei ist. Und der Lone Wolf hat sogar tatsächlich auf die rote Kappe, sein Markenzeichen schlechthin, verzichtet und eine neue Jacke angelegt. Dem alten Terry ist Rock Howard nachempfunden, der auch das Rising Tackle seines Adoptivvaters beherrscht. Komplett auf die alten Haudegen muß aber kein Fan verzichten, denn beispielsweise das koreanische Aushängeschild für Taekwondo, von Freunden auch Kim Khapwan genannt, schickt seine zwei Söhne ins Rennen: Kim Jae Hoon ist charakterlich und movetechnisch dem Vater ähnlicher als Kim Dong Hwang, der dafür mit abgewandelten Special Moves und einer nicht zu verachtenden Arroganz auffällt. Der Shiranui- Clan, bekannt durch die üppig ausgestattete Mai und Vorfahr Gen-An aus Samurai Showdown, ist durch den kleinen Ninja Hokutomaru vertreten, dem in bester Animemanier auch mal ein Autoreifen auf den Kopf fällt. Neuzugang Hotaru könnte ebenfalls in einem Anime zu Hause sein und überzeugt durch eine schöne Glockenturmstage. Marco Rodriguez alias Butt entstammt allerdings keinem der ehemaligen Fatal Fury-Kämpfer, sondern der legendären Kyokugenryu Karateschule aus Art of Fighting und erinnert somit wie der erste Endgegner Grant an Ryo bzw. Sakazaki Takuma /Mr.Karate. Doch fehlen mir ein wenig die Haßcharas wie beispielsweise Gen-An aus Samurai Showdown oder der chinesische Geschäftsmann aus Fatal Fury 2.
Aber auch ohne Vorkenntnisse der vorherigen Teile kann Garou begeistern. Zwar entgehen einem viele Anspielungen wie Andy Bogard und Shiranui Mai auf einer Bankwerbung im Hintergrund, jedoch überzeugen die malerischen Stages, die nun Last Blade-like mit einem kleinem Intro versehen wurden, auf ganzer Linie. Ob nun Militärbasis oder Barbaroi-Wasserfälle, man kann eigentlich nur einen Satz aus einem SNK-Forum im Internet zitieren: „Man sieht, daß bei SNK jede Stage ihren eigenen Designer hatte.“ Auch die Animationen, der Soundtrack und der Schwierigkeitsgrad können überzeugen. Erstklassige Arbeit, SNK!
Jedem Videospieler lege ich dieses Spiel ans Herz, denn es hat die Zutaten, die ein gutes Videogame ausmachen. Gut gestaltete Charaktere mit Hintergrundgeschichte, schönen Stages, gutem Sound und das Wichtigste: Atmosphäre und Spielspaß. Allerdings wird sich nicht jeder dieses 688-bit starke Modul leisten können. Kostete es bereits anfangs DM 700, sind heutzutage aufgrund geringer Stückzahlen Sammlerpreise von DM 1000 und höher zu zahlen, wenn man in den Besitz von MotW kommen will. Das Neo Geo hat schließlich den Ruf als Exotenkonsole zu verlieren… Preisgünstige Alternative sind die FF-Umsetzungen auf Saturn und Playstation oder SNK vs. Capcom für das Dreamcast. Letzteres ist zwar auch sehr gut, doch Garou ist noch etwas besser. Damit ist Mark of the Wolves also momentan das beste 2D Beat´em Up auf dem Markt. Doch sollte man nicht zwischen Teil 8 der FF-Reihe und SNK vs. Capcom wählen müssen, dann ist es eine Entscheidung zwischen „hervorragend“ und „erstklassig“.
Peter
Garou – Mark of the Wolves
System: Playstation 2
Genre: Action / Beat´em Up
Entwickler: SNK
Publisher: SNK
Erschienen: 3/2001 (Japan)
Das Spiel unterstützt die Memory Card und hat eine japanische Sprachausgabe mit englischem Text.
Natsumatsuri
Kommt und seht, was sich die Geister von anderen Kulturen ausgedacht haben. Schaut es Euch mit interessiertem Blick an, versucht zu lernen und verinnerlicht den Geist der Verständigung.
Am 23. Juni 2001 lud die Deutsch-Japanische Gesellschaft Chado-Kai e.V. zu ihrem Sommerfest im Stadtpark von Hannover ein. Viele Animefans aus dem Raum Hannover nahmen dies zu Anlaß, einmal einen Blick über den Tellerrand zu werfen und etwas tiefer in die japanische Kultur einzutauchen. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht und uns wurde viel Interessantes geboten: Die Veranstaltung begann mit einer leider nur sehr kurzen Vorführung von Taiko-Trommlern. Nach einem Grußwort des Generalkonsuls Sakurai Hiroshi folgten Präsentationen in Ikebana (Blumenstecken), Kyudou (rituelles Bogenschießen), Laidou (Schwertpräsentationen) und Aikidou (Kampfsport). Daneben konnte man sich an einzelnen Ständen über Themen wie Kalligraphie, Origami (Papierfaltkunst), Faden- und Körperskulpturen, Windspiele, japanische Keramik, Bonsai und selbst über japanische Zwerghühner informieren. Ein besonderes Highlight waren aber drei Vorführungen der japanischen Teezeromonie durch die Meisterin der Ueda-Teeschule aus Hiroshima, Nakamoto Hiroyo. Auf besonderes Interesse traf auch ein GO-Tunier, bei der Mitglieder des Hannoverschen GO-Vereins Interessierte zu einem Spiel einluden.
Der Tag verging wie im Flug und war für alle Teilnehmer äußerst interessant und zufriedenstellend. Vor dem Beginn der Veranstaltung hatten wir uns mit über 20 Leuten zuerst zum Eisessen und Klönen getroffen, und abgerundet wurde der Tag nach den vielen neuen Eindrücken durch ein spontanes Animetreffen bei einem der Mitglieder in der Umgebung. Ich kann allen Lesern wirklich nur nahelegen, sich einmal zu erkundigen, ob es in ihrer Umgebung eine Deutsch- Japanische Gesellschaft gibt und ob diese ähnliche Kultur-Programme anbietet. Die Veranstaltung war zwar nicht annähend so groß wie das Tempelfest in Düsseldorf, doch bot es durchaus einen sehr interessanten Einblick in die japanische Kultur und damit einen sehenswerten Blick über den Tellerrand unseres „normalen“ Hobbys.
Bernhard
Chanoyu oder Chadou – Der Weg des Tees
Chanoyu, der alte Name der Teezeremonie, bedeutet eigentlich nichts anderes als „heißes Teewasser“. Hinter diesem einfachen Wort verbirgt sich jedoch eine vielschichtige Verbindung aus Zen und Taoismus, die in besonderer Weise Einfluß auf die japanische Kultur genommen hat. Die Teepflanze findet in Japan das erste Mal im Jahre 729 Erwähnung; später im 15. Jahrhundert bürgerte sich die Teezeremonie in ganz Japan ein und eine sehr schlichte Form wurde vom Teemeister Jo-o Takeno (1502-1555) entwickelt, der sogenannte Wabi-Tee (wabi kann man mit „bäuerlich“ übersetzen, meint aber eigentlich eher eine Geisteshaltung der Genügsamkeit, Schlichtheit und Bescheidenheit). Diese Teeschule wurde von Jo-o´s Schüler Rikyuu Sen (1522-1591) vervollkommnet, der lange Zeit ein Freund des Taiko und späteren Shogun Tokugawa Hideyoshi war. (Über das Ende Rikyuus gibt es übrigens auch einen Kinofilm: Rikyu) Bis heute lebt die Schule, die Rikyuu gegründet hat, fort, ohne dabei leblos und reine Tradition zu werden. Die Geisteshaltung der Teezeremonie prägte die Japaner in der Zeit des Tokugawa-Shogunats und darüber hinaus bis in die heutige Zeit. Eine wirkliche Erläuterung der Teezeremonie würde jedoch diesen Kasten sprengen und muß einem ausführlicheren Artikel vorbehalten bleiben.
Chado-Kai e.V.
Die Deutsch-Japanische Gesellschaft Hannover wurde am 11. Mai 1989 gegründet, um das Teehaus im Stadtpark von Hannover mit Leben zu füllen. Hannover ist die Partnerstadt von Hiroshima, und damals wurde der Stadt ein Teehaus im Stil der Ueda-Teeschule aus Hiroshima gespendet. Später wurde das Teehaus noch durch einen äußeren und einen inneren Garten erweitert und präsentiert sich heute als eine typische Teeanlage, wie man sie auch in Japan finden kann. Freundlicherweise reist oft ein Teemeister der Ueda-Teeschule nach Hannover, um deutsche Interessenten in den Weg des Tees (Chadou) einzuführen. Diese Veranstaltungen sind nicht an besondere Feste gebunden, sondern finden in regelmäßigen Abständen statt. An einem Schild am Teehaus kann man den Termin der nächsten öffentlichen Teezeremonie erfahren, man kann sich wegen der Termine aber auch direkt an die Deutsch- Japanische Gesellschaft wenden (https://djg-hannover.de). So fand nach dem Natsumatsuri (Sommerfest) im Juni bereits Mitte August wieder eine Vorführung statt. Das Teehaus kann aber auch jederzeit besichtigt werden. Für die Teilnahme an der Teezeremonie, bei der auch dem Publikum Tee und Gebäck gereicht wird, ist allerdings eine Anmeldung erforderlich.