Wolf’s Rain – Wölfische Melancholie
Autor: Karsten Schubert
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 19, Oktober 2004
Wolf’s Rain ist eine 26-teilige TV-Serie, die schon vor ihrem Erscheinen sehnsüchtig erwartet wurde, schließlich stammt sie von den Schöpfern von Cowboy Bebop und die Musik kommt von KANNO Yoko.
Allerdings wurde bei der TV-Ausstrahlung die Handlung nicht abgeschlossen, diese Aufgabe wurde vier OVAs überlassen. In den USA erscheint die Serie gerade bei Bandai, während sie in Deutschland bei OVA Films angekündigt ist und ab dem 7. Oktober 2004 bei Viva ausgestrahlt werden soll (allerdings vermutlich nur die TV-Serie selbst).
Die Serie spielt auf einer langsam sterbenden Erde, in der die Menschen in zerfallenden Kuppelstädten leben, die von Adligen kontrolliert werden. Um die Städte herum gibt es nur noch ausgezehrte Landstriche. Wölfe gelten seit über zweihundert Jahren als ausgestorben, dennoch hält sich eine Sage, daß die Welt am Ende zu einem Paradies wird, doch den Weg in dieses Paradies können nur Wölfe finden.
Aber nicht alle Menschen sind davon überzeugt, daß die Wölfe wirklich ausgestorben sind. Der alte Quent zieht mit seinem Hund durch die Gegend und versucht, den Leuten klar zu machen, daß Wölfe Geschöpfe des Bösen sind, die sich immer noch auf der Welt herumtreiben und vernichtet werden müssen. Und so ganz falsch liegt er da nicht. Es gibt tatsächlich noch Wölfe auf der Welt, die jedoch bei Bedarf die Gestalt eines Menschen annehmen können.
So gibt es den weißen Wolf Kiba, der sich, immer noch von seinen Instinkten getrieben, auf vier Pfoten durch die Welt schleppt, immer auf der Suche nach dem Paradies, obwohl er kaum noch Hoffnung sieht, dieses je zu finden.
Dann haben wir den jungen Toboe, der sich eigentlich mehr in der Rolle eines Hundes als Beschützer von Menschen sieht, diese aber recht wenig versteht.
Der dritte Wolf ist Hige, der sich in der Stadt gut auskennt und eine Nase für Nahrungsmittel hat. Und schließlich gibt es noch den desillusionierten Kämpfer Tsume, der seit einiger Zeit eine Bande von Straßenjungen anführt, aber nie jemanden wirklich in seine Nähe läßt.
Obwohl sie vollkommen unterschiedliche Charaktere sind, folgen alle einem leichten Blumenduft, der offenbar von dem geheimnisvollen, schlafenden Mädchen Cheza ausgeht, das lange in einem Forschungslaboratorium der Menschen beobachtet wurde, bis der nicht minder geheimnisvolle, düstere Darcia es von dort entführte…
Die Handlung von Wolf’s Rain lebt vor allem von den Charakteren und ihren Mißverständnissen untereinander, wobei vor allem die unterschiedlichen Charakterzüge immer wieder zum Vorschein gebracht werden. Dabei lernen die Protagonisten – ebenso wie der Zuschauer – nach und nach ihre von Verzweifelung gekennzeichnete Welt kennen.
Aufgelockert werden diese eher charakter- und handlungsbetonten Szenen immer wieder durch recht eindrucksvolle Actionszenen. Leider gibt es später auch ein paar Probleme mit dem Handlungsverlauf. So fassen die Episoden 15-18 nur jeweils die ersten 14 Folgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zusammen, was im weiteren Verlauf teilweise zu sehr eng gepackten Episoden führt.
Die DVDs von Bandai können zu dieser anspruchsvollen Handlung auch noch ein sehr gutes anamorphes Bild bieten, bei dem die ziemlich hochwertigen Bilder und Animationen besonders gut präsentiert werden.
Auch dem eher melancholischen und trotzdem wunderschönen Soundtrack, der zum Teil auch Anleihen beim Flamenco macht, kann man das recht umfangreiche Produktionsbudget der Serie anmerken. Da wollte auch das US-Synchronstudio nicht zurückstehen und bot von Crispin Freeman bis Steve Blum so ziemlich jeden auf, dessen man habhaft werden konnte.
Die Tonspuren können diesem eher gehobenen Anspruch jedoch nicht ganz gerecht werden, da die japanische und englische Tonspur in einer eher schlichten Dolby Digital 2.0 Abmischung vorliegen. Für die englische Fassung gibt es zum Glück noch eine zusätzliche Dolby Digital 5.1 Abmischung, die ziemlich gut zeigt, wie viel Potential auch noch bei der japanischen Fassung zur Verfügung gestanden hätte.
Für Freunde etwas stimmungsvoller, nachdenklicher Unterhaltung ist diese Serie eine absolute Empfehlung wert, trotz aller Probleme im Handlungsverlauf. Wer jedoch eher an den Actionszenen oder leichter Unterhaltung interessiert ist, sollte sich besser zunächst die TV-Ausstrahlung ansehen, bei der man auch erfahren wird, ob die deutsche Synchronfassung mit den japanischen und englischen Synchronspuren mithalten kann.
Wolf’s Rain
Filmart und Umfang: TV-Serie, 26 Folgen + OVA-Serie, 4 Folgen
Ländercode: 1
Herausgeber: Bandai Entertainment
Listenpreis: $29.98 pro DVD
Wanna Be’s
Autor: Karsten Schubert
Bewertung:
Einstufung: ab 14 Jahre
besprochenes Material: OVA, englisch untertitelt. Laufzeit: 46 Min.
Firma: U.S. Manga Corps
Miki und Eri bilden zusammen das Damen-Wrestling-Team „Wanna Be’s“. Die beiden hübschen und vergleichsweise zarten Mädchen wollen ernsthaft in der rauhen Welt des Wrestling Karriere machen. Bei einem Turnier müssen sie jedoch schon zu Beginn feststellen, daß das ein schier unmöglicher Traum ist, als ihr Vorgängerteam, die „Dream Angels“, von den schwergewichtigen und hinterhältigen „Foxy Ladies“ praktisch vernichtet wird.
Nach diesem Kampf stellt ihr Trainer jedoch überraschend ihr Trainingsprogramm komplett um. Doch woher hat der sonst chronisch abgebrannte Trainer das viele Geld für die neuen Geräte her?
Und wieso hat plötzlich ein Pharmakonzern ein derartiges Interesse daran, die „Wanna Be’s“ zu fördern?
Steht dahinter wirklich nur rein sportliches Interesse, oder gibt es da in Wahrheit viel dunklere Pläne?
Die Zeichnungen und Animationen sind eher mäßig, auch wenn man bedenkt, daß dieser Film aus dem Jahre 1986 stammt. Auch der Soundtrack ist keiner besonderen Erwähnung wert. Und die Story ist ebenfalls kein Glanzstück. Dabei fängt der Anime gar nicht mal so schlecht an, und könnte locker einen Platz im unteren Mittelfeld einer Anime-Wertung einnehmen.
In den letzten gut zehn Minuten macht die Story jedoch eine Wendung und versucht auf einmal eine Horrorgeschichte zu werden, bevor sie schließlich in einem etwas abrupt kommenden Schluß endet, was den bisher ohnehin nur mäßigen Spaß an dem Anime doch arg strapaziert.
Das gefällige Chara-Design von Kenichi Sonoda, der hier sein Debut als Character-Designer gab, entschädigt immerhin für vieles, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist. Es bleibt ein Film, den man nicht gesehen haben muß, es sei denn, man will alle Sonoda-Werke kennen oder man interessiert sich für Sport-Anime oder speziell welche, in denen Wrestling vorkommt.
Daten
Titel: Wanna Be’s
Originaltitel: Wanna Be’s
Regie: Katsuhito Akiyama
Drehbuch: Toshimitsu Suzuki
Character Design: Kenichi Sonoda, Yoshiharu Shimizu
Musik: Hiroshi Arakawa
Vorlage: Manga von Toshimitsu Suzuki
Produktionsjahr: 1986
Genre: Action / Sport
Whisper of the Heart
Autor: Karsten Schubert
Bewertung:
Einstufung: ab 10 Jahre
besprochenes Material: Kinofilm, Originalfassung. Laufzeit: 111 Min.
Firma: Studio Ghibli
Dieser Studio Ghibli-Film erschien im Jahr 1995 unter dem Titel Mimi O Sumaseba, was man wohl am ehesten als „Wenn man die Ohren spitzt“ übersetzen könnte.
Die Geschichte handelt von dem 14-jährigen Mädchen Shizuku Tsukishima, die am liebsten nur einem Hobby nachgeht, dem Lesen. Eines Abends fällt ihr jedoch auf, daß sich vor ihr häufig ein gewisser Seiji Amasawa genau dieselben Bücher aus der Bücherei ausgeliehen hat, und sie fragt sich, was dies wohl für ein Junge sein mag, der offenbar den gleichen Geschmack hat wie sie.
Und so gerät eine Geschichte in Gang, in deren Verlauf Shizuku durch eine Katze einen seltsamen Laden findet, der sie dazu inspiriert, selbst eine eigene Geschichte zu schreiben, wobei ihr vor allem der Enkel des Ladenbesitzers eine Hilfe ist, der Geigenbauer werden will, und sie ermuntert, ihre Träume zu realisieren. Doch hat Shizuku überhaupt Talent zur Schriftstellerin?
Vom Optischen her ist dieser Film hervorragend. In einigen Szenen sind die Hintergründe sogar so gut gezeichnet, daß man sie für Fotos halten könnte. Der Soundtrack ist zwar ebenfalls gut gelungen, kann jedoch, meiner Meinung nach, nicht ganz mit der Bildqualität mithalten.
Die Story selbst basiert zwar im Grunde auf einem Manga, doch nicht nur durch das Chara-Design weckt sie sehr starke Erinnerungen an Kiki’s Delivery Service. Im Grunde hat man es auch hier wieder mit einem Mädchen zu tun, das seinen Platz in der Welt sucht und nach einigen Selbstzweifeln auch findet.
Da diese Story jedoch in der realen Welt spielt, kommen diesmal auch einige gesellschaftskritische Töne in die Geschichte. Insgesamt kommt dieser Film zwar nicht ganz an Kiki’s Delivery Service heran, doch nicht zuletzt durch die gute Beschreibung der Charaktere und die atemberaubenden Hintergründe hat er seine Höchstwertung mit 5 Sternen mehr als verdient.
Obwohl Whisper of the Heart wie ein typischer Miyazaki-Film wirkt, entstand er in Wirklichkeit unter der Regie von Yoshifumi Kondo, den Miyazaki wohl als seinen möglichen Nachfolger bei Studio Ghibli ansah, bis Kondo 1998 überraschend verstarb.
Miyazaki selbst zeichnete bei diesem Film allerdings für Produktion und Storyboard verantwortlich.
Daten
Titel: Whisper of the Heart
Originaltitel: Mimi O Sumaseba
Regie: Yoshifumi Kondo
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Character Design: Kitaro Kousaka
Musik: Yuji Nomi
Vorlage: Manga von Aoi Hiirage
Produktionsjahr: 1995
Genre: Fantasy
Wicked City
Autor: Karsten Schubert
Bewertung:
Einstufung: Sex & Violence, also nichts für Kinder
besprochenes Material: OVA, englisch synchronisiert (geschnitten), deutsch synchronisiert. Laufzeit: 90 Min. Firma: Manga Video
Der Vertrag, der den Frieden zwischen der Menschenwelt und der Welt der Dämonen sicherte, läuft in Kürze ab. Die Black Guards, Spezialisten beider Seiten, die die Einhaltung des Vertrages garantierten, haben nun verstärkt zu tun, da Terroristen beider Welten die Verlängerung des Vertrages verhindern wollen.
Rensoboru Taki ist einer dieser Black Guards. Er soll zusammen mit einer Kollegin von der anderen Seite Dr. Giuseppe Mayart beschützen, der für die Unterzeichnung des neuen Vertrages unverzichtbar ist. Keine leichte Aufgabe, denn der will in Tokyo etwas erleben.
Die zeichnerische Qualität ist für eine OVA des Jahres 1987 ziemlich gut, während der Soundtrack nicht erwähnenswert ist. Die Story ist überraschend gut durchdacht und der englische Dub zufriedenstellend. Allerdings verwandeln sich hier auch jede Menge Charaktere in wirklich abartige Monster. Von diesem Film gibt es übrigens auch eine (wesentlich schlechtere) Real-Version.
Daten
Titel: Wicked City
Originaltitel: Yoju Toshi
Regie: Yoshiaki Kawajiri
Drehbuch: Kisei Cho
Character Design: Yoshiaki Kawajiri
Musik: Osamu Shoji
Vorlage: Roman von Hideyuki Kikuchi
Produktionsjahr: 1987
Genre: Horror
Wind of Amnesia
Autor: Karsten Schubert
Bewertung:
Einstufung: ab 12 Jahre
besprochenes Material: OVA, englisch synchronisiert, deutsch synchronisiert. Laufzeit: 90 Min.
Firma: Manga Video
Von einer Sekunde zur anderen vergaßen die Menschen alles – ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Fähigkeiten. Nur der Junge Wataru hat mit Hilfe eines militärischen Experiments einen Teil seines Wissens wiedererlernt.
Auf der Suche nach der Ursache für den „Wind des Vergessens“ durchquert er die gesamten USA, und sucht nach Möglichkeiten, den nur noch durch ihre Instinkte gesteuerten Menschen zu helfen.
Die zeichnerische Qualität und der Soundtrack sind in Ordnung (für das Jahr 1993). Die Story bietet einige interessante Aspekte, ohne einen jedoch in Begeisterungsstürme zu versetzen. Vor allem der Roboter, der Wataru durch die gesamten Staaten verfolgt, ist ziemlich unnötig.
Daten
Titel: Wind of Amnesia
Originaltitel: Kaze no Namae wa Amnesia
Regie: Kazuo Yamazaki
Drehbuch: Kazuo Yamazaki & Yoshiaki Kawajiri
Character Design: Satoru Nakamura
Vorlage: nach einer Geschichte von Hideyuki Kikuchi
Produktionsjahr: 1993
Genre: Science-fiction
Wings of Honneamise
Autor: Karsten Schubert
Bewertung:
Einstufung: Für Kinder ist die Handlung zu komplex und undurchschaubar; ab 14 Jahre
besprochenes Material: Kinofilm, englisch untertitelt, englisch synchronisiert (geschnitten), deutsch synchronisiert. Laufzeit: 120 Min.
Firma: Manga Video
Der erste Geniestreich von Studio GAINAX, das auch mit Gunbuster, Nadia (lief im deutschen Fernsehen unter dem Titel Die Macht des Zaubersteins) und später durch Neon Genesis Evangelion von sich reden machte.
Im Grunde wird hier die Geschichte des ersten bemannten Raumfluges erzählt. Doch die Story spielt nicht auf der Erde, wie wir sie kennen. Es gibt zwei Staaten, die sich waffenstarrend gegenüber stehen.
Shiro wollte eigentlich zur Luftwaffe, doch wegen schlechter Noten schaffte er es nur zur Royal Space Force, die von niemandem respektiert wird. Wen soll diese lächerliche Truppe auch bekämpfen…
Und so lebt er in den Tag hinein, in einer Einheit, die sich einen guten Teil ihrer Zeit mit Wäsche waschen beschäftigt. Doch dann trifft er eines Tages auf eine Frau, die in der Stadt versucht, das Wort Gottes zu verkünden, dabei aber von allen ignoriert wird. Durch diese Frau verändert sich Shiro und er erklärt sich bereit, bei einem abenteuerlichen Plan mitzumachen: Er will der erste Mensch im Weltraum werden.
Überraschenderweise schreitet das Projekt gut voran, denn verschiedene Seiten haben so ihre eigenen Absichten damit…
Was auffällt, ist der Detailreichtum, mit dem hier das Universum, in dem der Film spielt, gestaltet wurde. Von ganz alltäglichen Gegenständen bis hin zu den Flugzeugen erzeugte man eine völlig neue, eigene Welt.
Die Zeichnungen des Films sind extrem aufwendig geraten – wen wundert es, bei einem Budget von 8 Milliarden Yen und etwa 3000 Mitarbeitern. Der Soundtrack, von keinem Geringeren als Ryuichi Sakamoto, erreicht ähnliche Höhen. Das alles macht den Film zu einem Meisterwerk, welches man sich jedoch nicht einfach mal so nebenbei zur Unterhaltung ansehen kann; der Film regt eher an zum Nachdenken über den Menschen an sich, dessen Entwicklung und seine Ziele.
Wirklich schade, daß dieser Film finanziell eine Entäuschung war. Er hätte ein besseres Schicksal verdient.
Daten
Titel: Wings of Honneamise
Originaltitel: Honneamise no Tsubasa Oritsu Uchu Gun
Regie: Hiroyuki Yamaga, Hideaki Anno
Drehbuch: Hiroyuki Yamaga
Character Design: Yoshiyuki Sadamoto
Musik: Ryuichi Sakamoto
Produktionsjahr: 1987
Genre: Science-fiction