- Funime Nr.17
- Editorial
- A•LI•CE
- JRock – Die Rockgiganten
- Key – The Metal Idol
- Iria Vol.1 – Endlich Konkurrenz?
- Love Hina TV
- Escaflowne
- RG Veda
Hallo,
und wieder sind zwei Monate vorbei, und vor Euch liegt eine neue FUNime. Während in den letzten Ausgaben meist die USA oder Japan im Mittelpunkt des Interesses standen, werfen wir diesmal auch einen stärkeren Blick auf den deutschen Video-Markt, und natürlich gibt es nach der Aufregung um die Vorführung im EXPO-Kino auch ein Interview mit Buena Vista Deutschland über deren genaueren Pläne mit Prinzessin Mononoke.
Doch auch in der deutschen Fernsehlandschaft tut sich etwas: Nachdem im September schon die deutsch synchronisierten Fassungen von Blue Submarine No. 6 und Agent Aika auf VOX zu sehen waren, sollen ab dem 6. November innerhalb von drei Wochen alle 8 Folgen von Bubblegum Crisis und ab dem 27. November wöchentlich Neon Genesis Evangelion mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt werden. Allerdings sollen die TV-Episoden dabei wieder nicht einzeln, sondern in größeren Blöcken gesendet werden. Diese Fernsehausstrahlungen stoßen jedoch nicht überall auf Begeisterung. Während bei den synchronisierten Fassungen von Aika und Blue Sub die Qualität des Dubs stark kritisiert wurde, erregt die TV-Ausstrahlung von Evangelion vor allem bei denen Unmut, die sich erst vor kurzem die VHS-Kassetten gekauft haben.
Schließlich gab es noch eine unerwartete TV-Ankündigung, Sat.1 will offenbar auch auf den zaghaft ins Rollen kommenden Anime-Zug aufspringen und zeigt mit Cutey Honey Flash eine Serie, die im Westen noch in keinem anderen Land zu sehen war. Aber natürlich lassen wir bei all diesen Ereignissen auf dem deutschen Markt auch die internationale Lage nicht aus den Augen.
Außerdem: Lange ersehnt, hier nun endlich da – eine Übersicht über die räumliche Verteilung aller ANT-Mitglieder. Damit sollte die gegenseitige Kontaktaufnahme etwas einfacher werden, und vielleicht wohnen ja nette Leute ganz in Eurer Nähe? Doch nun will ich Euch nicht weiter aufhalten und wünsche Euch viel Spaß mit der FUNime 17!
Karsten
A•LI•CE
Abendfüllende, computeranimierte Kinofilme hießen bisher Toy Story oder A Bug’s Life, kamen aus Hollywood und bauten auf Multimillionen-Dollar-Etats und die schier endlose Rechenleistung von Firmen wie SGI. Alle diese Filme waren jedoch nie mehr als computergenerierte Analoga zu Disneys Kinderfilmen.
Mit weniger Etat und Rechenleistung, dafür jedoch an ein älteres Publikum gewandt, versuchen jetzt auch japanische Produzenten ihr Glück in diesem sehr jungen Sektor des Films.
Die Rückkehr von dem gewonnenen Ferientrip zum Mond hatte sich Alice etwas anders vorgestellt. Anstelle einer sanften Landung gerät das Shuttle beim Eintritt in die Atmosphäre außer Kontrolle und stürzt ab. Kurz vor dem Aufschlag verliert Alice das Bewußtsein… Als sie wieder erwacht, findet sie sich in einer endlosen Schneelandschaft, auf der Flucht vor einer Gruppe roboterhafter Krieger. Der junge Yuan, der Alice schließlich rettet, erklärt ihr, daß sie sich 30 Jahre in der Zukunft befindet, in einer Welt, die der Diktator Nero und sein allmächtiger Computer SS10X beherrschen. Menschen werden von den Roboterkriegern gejagt, gefangengenommen und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. In dieser Welt macht sich Alice zusammen mit einem widerstrebenden Yuan und dem Dienstmädchen-Androiden Maria auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und dem Grund, warum sie in die Zukunft gebracht wurde. Als die drei auf eine Gruppe von Widerstandskämpfern stoßen, werden sie gefangengenommen, und Alice erfährt endlich, was in den letzten 30 Jahren geschehen ist. Sie selber ist die Mutter des Diktators Nero, sie wurde in die Zukunft gebracht, da nur sie in der Lage ist, die Sicherheitssysteme des SS10X zu durchbrechen und so einen Angriff auf Neros Festung möglich zu machen. Kann Alice wirklich diese zukünftige Welt retten, und was ist in den 30 Jahren geschehen, die ihren Sohn zu einem gnadenlosen Diktator werden ließen?
Der abendfüllende, vollständig computergenerierte Spielfilm (CGI-Filme) aus Japan hinterläßt einen etwas zwiespältigen Eindruck beim Zuschauer. Die technische Ausführung schwankt zwischen sehr beeindruckenden visuellen Effekten und Szenen, in denen an jeder Rundung die Ecken der Polygone zählbar sind. Die Animation der Figuren erinnert mehr an die Puppen des legendären Films Der dunkle Kristall von Jim Henson, ohne die Möglichkeiten der heutigen Computeranimation auszunutzen. Den aktuellen Stand der CGI-Animationstechnik, wie ihn Final Fantasy 8 oder Toy Story 2 demonstrieren, erreicht A•LI•CE nur in einzelnen Szenen. Die technische Problematik demonstriert eindeutig, daß CGI-Filme zumindest im Moment noch auf ein sehr großes Budget angewiesen sind, denn die Möglichkeiten der Animationsprogramme auszunutzen bedeutet, immense Rechenleistung zu benötigen, die noch sehr teuer ist.
Viele japanische Filme leben jedoch weniger von technisch revolutionärer Animation als von ihren aufwendigen, liebevoll erzählten Geschichten und den einprägsamen Charakteren. Zeitreise-Geschichten sind nicht unbedingt etwas Neues, A•LI•CE begeht jedoch leider den Fehler, in die Logikfallen des Zeitparadoxons hineinzutappen. Gerade am Ende, welches für sich alleine genommen bereits stark an das verkrampfte Happy-End eines Disney-Films erinnert, muß man sich fragen, ob der Drehbuchschreiber nicht schon den Anfang der Geschichte vergessen hatte. Die Charaktere des Films leiden unter der kurzen Laufzeit von nur 82 Minuten, bis auf die Hauptfigur Alice fehlt den Figuren eine Geschichte und damit auch eine gewisse Tiefe. Die Androidin Maria kann dies durch eine sehr gute Sprecherin und einige witzige Szenen ausgleichen, der Widerstandskämpfer Nicolai beeindruckt als eine der wenigen Figuren durch seine hervorragende Animation.
Mit anderen Filmen verglichen ist A•LI•CE nur durchschnittlich, aber das Genre der computergenerierten Filme ist noch jung, und in seinem Rahmen betrachtet stellt A•LI•CE eine beachtliche, sehenswerte Leistung dar. Auch ohne Dutzende Millionen Dollars und Hunderte Gigaflops an Rechenleistung lassen sich durchaus ansprechende Filme schaffen. A•LI•CE ist ein kleiner Ausblick auf eine interessante und großartige Zukunft des Anime.
Christof
A•LI•CE Laufzeit: 85 Min., Japan 1999
Produzent: Takemoto Katsuaki, GAGA Communications
Regie: Maejima Kenichi
Drehbuch: Yoshimoto Masahiro
Art Director: Kizaki Hirosuku
Musik: Murata Akira
Sprecher: Shimizu Kaori, Kouda Mariko u.a.
Der Film lief mit englischen Untertiteln im Rahmen des „Fantasy FilmFest“, das jedes Jahr ab Ende Juli durch Deutschland tourt.
JRock – Die Rockgiganten
… oder: Wie mache ich jede Menge Mäuse mit Musik?
Diesmal stellen wir Euch ein paar Giganten des J-Rock-Geschäftes vor. Sie sind meist auch in ganz Asien bekannt und berühmt.
Interpret: Luna Sea
Titel: Lunacy
Katalognummer: MVCH-29047
Preis: ¥3045
Erschienen am: 12.07.2000
Gegründet von Inoran und J schon in ihrer Schulzeit, entdeckt von hide, dem Gitarristen von X-Japan, entwickelten sich Luna Sea schnell zu einer der erfolgreichsten Rock-Bands in Japan. Auch in anderen asiatischen Staaten sind sie sehr beliebt. Ihr Musikstil ist ein sehr melodischer, aber etwas düsterer anmutender Rock. Früher eine richtige Visual Kei-Band, erscheinen sie heute eher gemäßigt. Vielleicht bis auf Sugizo… Langerwartet wurde Lunacy, ihr neuestes Album, das dieses Jahr erschienen ist. Nachdem viele Fans befürchtet hatten, Luna Sea würden allmählich „verpoppen“, stellte sich Lunacy als sehr rockig heraus. Dennoch haben sie sich geändert. Ryuichi (Vocal), Sugizo (Lead Guitar & Violin), Inoran (Guitar), J (Bass) und Shinya (Drums) scheinen eine moderne Version ihrer Musik geschaffen zu haben. Ungewöhnliche Rhythmen und Melodien ergänzen sich zu einem neuen, dennoch typischen, Luna Sea-Sound. Auch Luna Sea-Einsteigern kann man dieses Album nur empfehlen. Besonderer Anspieltip: FEEL.
Interpret: L´Arc~en~Ciel
Titel: Real
Katalognummer: KSC2-333
Preis: ¥3059
Erschienen am: 30.08.2000
Ebenfalls eine Band, die Millionen scheffelt. Letztes Jahr brachten sie gleich zwei Alben heraus, und im Jahr zuvor hatten sie vier Singles unter den Jahres-Top-Ten. Gegründet 1991, stoppte nichts ihren Aufstieg, bis 1997 ihr ehmaliger Drummer Sakura mit Drogen erwischt wurde. Mit neuem Drummer legten sie 1998 richtig los. Dieses Jahr ließen sie es etwas ruhiger angehen und legten nur zwei Singles vor. Nun erscheint ihr neues Album, auf dem hyde (Vocal), Ken (Guitar), Tetsu (Bass) und Yukihiro (Drums) außer ihren Singles noch andere neue Songs präsentieren. Der Stil von L´Arc~en~Ciel ist schwer einzuordnen, obwohl man sagen könnte, daß sie eher Pop als Rock machen. Fröhliche Popsongs wechseln sich mit sanften Balladen und rockigen Ohrwürmern ab. Ein weiteres „Muß-ich-haben“-Album dieses Jahr.
Interpret: X-Japan
Titel: Singles
Katalognummer: KSC2 70
Preis: ¥2500
Erschienen am: 20.11.1993
Warum stellen wir so ein altes Album vor? Weil es X-Japan nicht mehr gibt, wir dieses Album sehr schätzen und an X-Japan einfach kein Weg vorbeiführt. Diese Band ebnete den Weg für alle folgenden Rock-Gruppen. Ihr Leader und Drummer Yoshiki gründete das Plattenlabel Extasy-Records, das dieses Jahr 15jähriges Jubiläum feiert und heute junge vielversprechende Bands fördert. Yoshiki entdeckte Glay und produziert Dir en grey. Ebenfalls sehr einflußreich in der japanischen Musikszene war der ehemalige Gitarrist hide, der nicht nur Luna Sea endeckte, sondern sich auch in der Öffentlichkeit für die Leukämie- und AIDS-Hilfe einsetzte. Als er 1998 erhängt aufgefunden wurde, war dies ein riesiger Schock für die gesamte japanische Musikszene. Aber zur Musik… X-Japan machten Speed-Metal mit ebenso viel Rafinesse wie langsame Balladen. Ein besseres Album als Singles kennen wir nicht, um sich einen objektiven Eindruck von ihrer Musik zu verschaffen. Nachdem sich die Band 1997 aufgelöst hatte, erschienen eine Menge Alben, die ebenfalls Singles der Band beinhalten. Dieses gefällt uns bisher am besten, definitiv ein Muß.
Interpret: Various Artists
Titel: hide – Tribute Spirits
Katalognummer: PCCM-00002
Preis: ¥3150
Erschienen am: 01.05.1999
Nach dem Tod von hide, dem Ex-Gitarristen von X-Japan, taten sich einige Musiker zusammen und nahmen ein Tribute-Album auf. Hier versammeln sich einige der Top-Musiker aus Japan um Songs von hide neu zu interpretieren. Hotei Tomoyasu gibt Rocket Dive zum Besten, Siam Shade und auch Cornelius „Pink Spider“. Mit Luna Sea und Glay geben zwei Bands, die wir schon vorgestellt haben, eine interessante Interpretation von Scanner und Misery. Auch der alte X-Japan Klassiker Celebration wird von hide selbst noch einmal wieder vorgestellt. Die Mischung macht´s. Wer einen Einblick gewinnen will, wer von hide beeinflußt worden ist oder mit ihm befreundet war, kann sich hier einen Überblick verschaffen. Wer lieber Musik hört, hat hier eine Menge wirklich guter japanischer Rock-Bands versammelt. Hallelujah.
Inga, Maike
Key – The Metal Idol
Das Mädchen Key hält sich für einen Roboter. Oder ist sie wirklich einer? Als ihr Großvater plötzlich ums Leben kommt, sieht es für Key schlecht aus. Nur seine letzten Worte geben ihr Hoffnung: Wenn sie es schafft, 30.000 Freunde zu finden, kann sie ein echter Mensch werden.
Key ist zwar überzeugt, daß sie ein Roboter ist, hat jedoch keine Ahnung über ihre Fähigkeiten oder technischen Geheimnisse. Aber sie weiß, daß es in ihrem kleinen Heimatdorf zu wenig Einwohner gibt, die ihre Freunde werden könnten. Daher entschließt sie sich, nach Tokyo zu gehen. Dort hat sie jedoch zunächst viel Pech, bis sie schließlich ein Mädchen trifft, die sich als eine alte Schulfreundin herausstellt und Key erstmal mit zu sich in ihre Wohnung nimmt. Doch wie soll Key in dieser großen fremden Stadt so viele Freunde gewinnen? Und könnten diese Freunde ihr tatsächlich helfen, oder waren es nicht nur die letzten verzweifelten Worte eines verwirrten alten Mannes? Schließlich kommt die stille und scheue Key auf eine irrwitzige Idee: Ausgerechnet sie will ein Idol werden, scheinbar der leichteste Weg, schnell 30.000 Freunde zu gewinnen…
Als hätte sie nicht schon genug Probleme, wird sie auch noch von den Schergen eines Konzerns gejagt, der hofft, durch die Erforschung von Keys Körper die eigenen Roboter verbessern zu können, um sie als Kampfmaschinen ins Ausland verkaufen zu können.
Die 15teilige OVA-Serie wirft in den ersten Folgen mehr Fragen auf als beantwortet werden, weshalb die Serie auch oft mit Serial Experiments Lain verglichen wird. Erst nach und nach werden die Rätsel zum Ende gelöst.
Die Zeichnungen und Animationen sind für eine OVA-Serie von 1994 zufriedenstellend, auch wenn hier und da mit Standbildern gearbeitet wurde. Der Soundtrack kann jedoch auch nach heutigen Maßstäben voll überzeugen. Dies trifft auch auf die englische Synchronfassung zu, die unter Fans als sehr gelungen gilt.
Insgesamt kann man diese Serie jedem ans Herz legen, der sich auch für Anime jenseits reiner Komödien begeistern kann. Dies trifft um so mehr auf die DVDs zu, die mit einem phantastischen Preis/Leistungsverhältnis aufwarten können. So kostet die erste DVD laut Liste lediglich $29.98, wartet dabei aber immerhin mit 7 Episoden und einer Gesamtspielzeit von 175 Minuten auf – damit kostet sie nur ein Drittel der VHS-Fassung! Die zweite DVD wird 6 Folgen beinhalten, während die letzte DVD nur zwei Folgen umfassen wird, die dafür aber jeweils so lang wie drei normale Folgen sind.
Die Bildqualität der ersten DVD ist recht ordentlich, auch wenn es zahlreiche Nachzieheffekte gibt, die ihre Ursachen jedoch teilweise im Alter der Masterbänder finden dürften. Auch der englische und japanische Stereoton weisen keine Probleme auf, ebenso wenig wie die zuschaltbaren englischen Untertitel. An Extras gibt es ein Interview mit dem Regisseur Sato Hiroaki, eine Liste häufig gestellter Fragen, einige Charaktererklärungen und Entwurfszeichnungen.
Karsten
Key – The Metal Idol Ländercode: 1
Preis: je $29.98
DVD Vol. 1: Awakening
Bestellnummer: D-KM001
Laufzeit: 175 Minuten
DVD Vol 2: Dreaming
Bestellnummer: D-KM002
Laufzeit: ca. 165 Minuten
DVD Vol 3: Singing
Bestellnummer: D-KM003
Laufzeit: ca. 190 Minuten
Iria Vol.1 – Endlich Konkurrenz?
Iria ist eine angehende Kopfgeldjägerin und träumt davon, eines Tages mit ihrem Bruder als Team zur Tat schreiten zu können.
Nach langer Zeit der Dürre in der Anime-Wüste Deutschlands, welche nur von einer einzigen nicht besonders ergiebigen Oase mit Leben erfüllt wurde, stellt sich mit Anime Video in Deutschland nun ein neues Label dem hierzulande sehr kritischen Kunden. Als Einstieg in den deutschen Markt wählte die Firma die sechsteilige Iria OVA, wobei auf dem Tape die ersten beiden Folgen (Nubatama und Akashima) zu finden sind.
Diese OVA bildet die Vorgeschichte zu den beiden Iria-Real-Verfilmungen; die erstere dieser Verfilmungen geistert auch als Zeiram durch diverse deutsche Privat-Fernsehsender. Nun möglichst kurz zur Story (wir wollen ja nicht zuviel verraten und dem werten Leser womöglich den Spaß nehmen).
Da Iria nur Lehrling ist und ihre Lizenz noch auf sich warten läßt, wird sie, während sich ihr Bruder Glenn und sein Partner Bob auf ihre nächste Mission vorbereiten, zum Haushüten eingeteilt. Etwas, was unserem kleinen Hitzkopf nicht besonders schmeckt, und so ist es nicht verwunderlich, daß sie sich sofort an die Verfolgung von Glenn und Bob macht, als diese in Schwierigkeiten mit den lokalen Behörden geraten. Nachdem sie sich den beiden quasi ganz unschuldig als Begleitung aufgedrängt hat (wenn man den notwendigen Sprung in den Schweber der beiden, nachdem es eine Schießerei mit den Behördenrobotern gegeben hat, als unschuldiges Aufdrängen bezeichnen darf), wird sie in die Mission der beiden eingeweiht.
Sie sollen ein von Piraten geentertes Raumschiff finden und die Besatzung bergen. An Bord angekommen, finden sie allerdings ein grauenvolles Massaker vor, bei dem nur sehr wenige der Besatzung das Glück hatten zu überleben. Ist dies das Werk von Piraten, oder schleicht noch etwas viel Grauenvolleres durch die Gänge und Hallen des Schiffes?
Soweit der Appetizer zur Story. Die im Jahr 1994 entstandene OVA ist handwerklich sehr gut geraten, mit einem herrlich anzuhörenden Soundtrack und einer bestechenden Story ausgestattet und hat nicht zu Unrecht bei Helen McCarthy mit sehr, sehr gut abgeschnitten. Und wie gut ist die deutsche Umsetzung gelungen?
Die Untertitel sind weiß und von etwas größerer Höhe als üblich. Auch wenn mich die doch etwas extreme Größe stört, so wird es doch für das ungeübtere Auge leichter sein, dem Text zu folgen. Die Übersetzung ist mit leichten Mängeln in Ordnung, auch wenn man sich am Anfang wundert, warum Iria und ihre Freunde ständig als Ermittler bezeichnet werden, obwohl alle anderen mir bekannten Übersetzungen und auch der Orginaltext von Kopfgeldjägern sprechen. Auch wurden manche kurzen Ausrufe (z.B. Nani?) nicht untertitelt, so daß der des japanischen Unkundige doch etwas verliert. Es geht zwar nichts Wichtiges verloren, was das Verständnis der Story beeinträchtigen könnte, allerdings würde ich mir für das nächste Tape etwas mehr Sorgfalt wünschen. Allerdings wurde dankenswerterweise Opening- und Endingsong einmal in deutsch und einmal in japanisch untertitelt, etwas, was sonst in Deutschland bisher nicht unbedingt üblich war. Der zwischen Teil 1 und Teil 2 befindliche Teaser für den zweiten Teil wurde nicht übersetzt, was man in diesem Falle allerdings verschmerzen kann.
Besonders gefallen hat der Verzicht auf ein Macrovision-Kopier-Verfahren und der in Verbindung mit einem vernünftigen Tape erreichten guten Bild- und Tonqualität, welcher bei mir zu Hause sogar einen Hauch von Surround aus dem DSP zauberte. So sollte das aussehen, und nicht wie bei anderen Firmen, wo man ständig umtauscht!
Fazit: Wenn man auf SF-Action steht und zumindest einer Story mit etwas Tiefgang nicht gleich die rote Karte zeigt, sollte man Iria auf seine Wunschliste setzen. Und wenn man dann noch ein Faible für niedliche Kopfgeldjägerinnen hat, sollte man die OVA in der Liste ganz nach oben schieben.
Marcus B.
Iria Vol.1 sub Direktor: Amino Tetsuro
CharaDesign: Otonashi Ryunosuke
Visuals: Amemiya Keita
Musik: Yoshikawa Yoichiro
Story: Dojaga Gen, Amino Tetsuro
Scipt: Arakawa Nahurisa, Amino Tetsuro
Laufzeit: 60 Minuten
Preis: 39,95 DM
Hersteller: Anime Video
AV 00021
Love Hina TV
„Love Hina als Anime – Genial!“ So oder so ähnlich dürften viele Leser des Manga reagieren… oder etwa doch nicht??
Um diversen Fragen gleich vorzubeugen: Ich liebe den Manga zu Love Hina. Selten war ich von einer Serie so begeistert. Und da verwundert es nicht, daß ich ungeduldig auf den Start von Love Hina im TV gewartet habe. Als mich die ersten Folgen erreichten, konnte ich endlich meine Neugier stillen:
Das Opening begann recht forsch. Doch was zunächst noch sehr schräg klang, entpuppte sich schnell als ausgesprochen netter Song. Die Stimme schien auch irgendwie bekannt. Nur war die Zuordnung in jenem Moment ausgesprochen schwierig, da man abgelenkt wurde, und zwar von den visuellen Eindrücken. Kein Zweifel, es lief Love Hina, doch irgendwie schienen die Figuren verändert. Das ansprechende Design von Akamatsu Ken mit seinen einfachen und klaren Zügen war klar erkennbar, doch irgendwie schien es nicht dasselbe zu sein. Die Zeichnungen waren nur sehr sparsam ausgeführt, was sich in einem veränderten Chara-Design niederschlug. Das Aufwendigste waren manchmal nur die Hintergründe, diese sahen dann aber richtig klasse aus. Ein Meilenstein in der Kunst der Animation ist Love Hina ebenfalls nicht. Da ist eher Sparflamme angesagt, was bei der Umsetzung der Dynamik des Manga nicht gerade hilft. Doch der Gipfel von alldem: Was für eine Geschichte wird hier überhaupt erzählt?
Urashima Keitarou zieht bei seinen Eltern aus und nimmt die Stelle als Verwalter des Hinata an, dem Mädchenpensionat seiner Großmutter, das vorübergehend von seiner Tante geführt wurde. Dort wohnt auch Narusegawa Naru, die er zuvor (!) in der Vorbereitungsschule der Toudai getroffen hat. Sie gibt sich sehr unnahbar und explodiert bei leichtester Berührung. Die Reaktion ist üblicherweise blanke Brutalität, die unseren Helden buchstäblich durch alle Wolken (und Wände) schleudert. Trotzdem fühlt sich Naru sehr zu Keitarou hingezogen und zeigt ihm das auch (!!).
Soweit ist es ja bekannt, aber das alles schon in der ersten Folge? Kommen Details nicht erst später? Was ist mit der wunderbaren Debatte: „Das ist ein Mädchenpensionat. Perverse haben hier nichts zu suchen!“. Im Manga hatte Keitarou außerdem zuvor noch… ah ja, das kommt jetzt also danach. Da wurde aber recht übel gekürzt. Was sollen übrigens die ganzen zusätzlichen Figuren? Die hat man doch im Manga auch nicht gebraucht. Und überhaupt: Wieso hab´ ich nur das Gefühl, daß es in dieser Story hier viel mehr darum geht, wie die Mädels mit Keitarou klarkommen? Im Manga war es doch eher umgekehrt. Apropos Manga: Was ist übrigens mit dem ganzen Fanservice geschehen? Nach zwei Stunden noch immer nicht der kleinste Zipfel eines Pantys zu sehen. Nicht, daß man so etwas unbedingt brauchen würde, es hat aber auch nicht geschadet, oder? Unser armer Held muß aber immer noch seine obligatorische Prügel von allen Seiten einstecken, na wenigstens etwas.
Der Aufbau der Episoden zeigt im wesentlichen wenig Zusammenhang. Es handelt sich eher um eine Aneinanderreihung von Einzelepisoden, die zwar aufeinander aufbauen, jedoch keinen richtigen Handlungsfaden bilden. Dazu kommen noch reine Füllfolgen (Kitsune als Detektiv), die außer der Location und den Charakteren gar keinen Bezug zur Handlung geschweige denn zum Manga haben.
Ich bin zunächst erst einmal stark enttäuscht. Ob ich vielleicht viel zu subjektiv urteile? Vielleicht muß man doch etwas genauer hinsehen: Zielgruppe des Mangas (erschienen bei Shounen Magazine) sind Jungen von 12 bis 16, jedoch hat Love Hina, wie seinerzeit auch Kimagure Orange Road (ebenfalls unter einem Shounen-Label erschienen), starke Resonanz bei weiblichen Lesern ausgelöst. Das hat man sicher berücksichtigt, als man mit dem Anime begann. So scheint die Zielgruppe des Anime wesentlich jünger und weiblich zu sein. Völlig unverständlich, denn Love Hina läuft im Abendprogramm (mittwochs 22:30 Uhr). Aber das ist die einzige Erklärung, wieso man z.B. den (harmlosen) Fanservice extrahiert hat, der im Manga häufig ein handlungstreibendes Element darstellt. Völlig verzichten konnte man indes auf zwei-ein-deutige Szenen nicht, jedoch sind diese so modifiziert, daß nur der Leser des Manga „wirklich“ weiß, worum es eigentlich geht. In späteren Folgen der Serie kommt man jedoch auch in den Genuß einiger echter „handlungstreibender Elemente“.
Der Abspann erklärt dann weiteres: „basiert auf Love Hina von Akamatsu Ken“. Also doch nur adaptiert. Es scheint sich in Japan durchgesetzt zu haben, daß man die Rechte zu einem Werk fein säuberlich zerlegt und zur Umsetzung an verschiedene Stellen gibt. So ist natürlich auch das geänderte Chara-Design zu erklären. Die Story mußte geändert werden, damit man den komplexen Handlungsfaden des Manga wenigstens ansatzweise in die 26 Folgen der TV-Serie packen konnte. Es scheint ein weiterer Trend bei heutigen Animeproduktionen zu sein, kein Risiko mit langen Serien einzugehen. Meiner Meinung nach sind 26 Folgen viel zu wenig, Love Hina hat weitaus mehr Potential, selbst wenn man sich nur auf die besten Episoden des Manga beschränkt hätte.
Aber vielleicht sollte man das alles nicht so negativ sehen. Trotz aller Unzulänglichkeiten ist Love Hina durchaus sehenswert, wenn nicht gar eine der Top-Serien dieses Jahr. Man darf sie nur nicht mit dem Manga vergleichen. Der gleiche Witz, zum Teil noch überdrehter und übertriebener als im Manga („Chibi-Naru-Attack“), wurde halt nur anders verpackt.
Auch akustisch ist Love Hina durchaus gelungen. Die Musik ist ansprechend, und die Stimmen passen zu den Charakteren. Das ist nicht weiter verwunderlich, da man bekannte Seiyuu für die Hauptrollen verpflichten konnte, wie Ueda Yuuji (Rurouni Kenshin, Nadesico, Fancy Lala) oder Horie Yui (To Heart, Risky Safety). Nicht zuletzt weiß Hayashibara Megumi in der Rolle von Urashima Haruka zu überzeugen. Ihre Stimme ist es auch, die mir im Opening (Sakura Saku) und auch im Ending (Kimi Sae Ireba) so bekannt vorkam. Alles in allem kann man Love Hina durchaus empfehlen, wenngleich man aber besonders die Manga-Liebhaber davor warnen sollte, vom Titel auf den Inhalt zu schließen.
Stephan
Love Hina TV Umfang: 26 Folgen, 9 DVDs
Best.-Nr.: KIBA-484 bis KIBA-492
(limited release mit Figur KIBA-9487 bis KIBA-9492), Vol. 3 mit Box
Preis: ¥5.775 / ¥7.875 (ca. 125 / 170 DM)
Escaflowne
Mit The Vision of Escaflowne ist einer der beliebtesten Fansubs der letzten Jahre nun auch in einer deutsch untertitelten Version bei uns zu haben. Lohnt sich der Kauf, und vor allem, wie ist die technische Qualität?
Bevor wir aber Hitomi, Van und ihren Freunde auf ihren spannenden Abenteuern begleiten können, gilt es erstmal, die üblichen Werbetrailer durchzustehen. Nach 10 Minuten geht Esca aber los, und es wird spannend. Auf eine eingehende Beschreibung der Handlung soll hier jedoch verzichtet werden, dazu gab es bereits den Artikel in der
FUNime Nr.4.
Daher an dieser Stelle mehr zur technischen Qualität des Tapes: Die Untertitel sind wie gewohnt in Gelb und gut lesbar. Gelegentliche Schreibfehler und eine stellenweise etwas holprige Übersetzung sind verzeihlich. So wird z.B. Hitomis Schwarm, Amano-sempai, von ihr ständig und in allen Situationen „Trainer Amano“ genannt – sicher gewöhnungsbedürftig.
Die allgemeine Bildqualität ist erfreulicherweise in Ordnung, es gibt keine Bildstörungen. Dennoch besitzt das Bild die ganze Zeit über eine leichte Unschärfe. Woran das liegen könnte, wird deutlich, wenn der Eyecatch in der Mitte der ersten Folge kommt: Was beim normalen Ansehen nur ein kurzes Aufblitzen ist, entpuppt sich im Standbild als grobes, bunt gepixeltes Computerraster. Offenbar wurde das Video mit dem Computer bearbeitet – und hier mag auch die Ursache für die leichte Unschärfe liegen. Möglicherweise kann man die Parameter für die notwendige Bildkomprimierung noch optimieren?
In der vierten Folge kommt es dann im unteren Drittel des Bildes doch noch zu mehreren kurzen Unschärfen, die bis zu leichtem Schnee reichen, aber nie kritisch werden. Möglicherweise liegt das an dem Kopierschutz, mit dem das Band versehen ist.
Der Ton ist wie das Bild größtenteils okay, aber ebenfalls nicht optimal. Es gab 4 kurze Tonausfälle, sogenannte Drop-outs, teilweise nur auf einem Kanal. Auffällig sind auch die stellenweise merkwürdig pumpende Musik und die starken Rauschfahnen nach den Dialogen.
Das alles sind aber Peanuts, und das meiste davon fällt nur auf, wenn man genauer hinsieht/hinhört. Unterm Strich betrachtet ist Escaflowne sicherlich eine Empfehlung wert – und eine interessante Bereicherung für den deutschen Animemarkt.
Markus
Escaflowne Vol.1 Laufzeit: 96 Min. (4 Episoden)
Fassung: dt. Untertitel
Erschienen bei: OVA Films
Listenpreis: 49.95 DM
RG Veda
Lange hat es gedauert, bis dieser Anime-Klassiker nun endlich auch auf dem deutschen Markt erschienen ist. Ursprünglich zur AnimagiC ´99 angekündigt, ist RG Veda ein Jahr später nun zu haben.
Während ganz Anime-Deutschland auf den Manga wartet, können CLAMP-Fans jetzt immerhin schon mal eine der schönsten Fantasy-Anime erwerben, die je produziert wurden. Einen Haken hat die Sache jedoch, die packende Story hört mittendrin auf, eine Fortsetzung der zwei 1992 erschienenen OVAs ist nie produziert worden. Aber nicht nur CLAMP-Anhänger kommen hier auf ihre Kosten, denn das Artwork ist einfach wunderschön, und auch die Story ist packend und dazu fließend animiert. Nicht umsonst gilt RG Veda neben Battle Angel als eine der besten Anime seiner Zeit.
Eine angenehme Überraschung gibt es gleich am Anfang: Es gibt keine Werbetrailer! Die sind dafür am Ende untergebracht, wie es sich gehört. Bravo!
Die zweite Überraschung: Die gelben Untertitel sind deutlich kleiner, als wir es z.B. von den dt. Devil Hunter Yohko-Kassetten kennen, und damit etwas anstrengend zu lesen. Dafür verdient die Übersetzung ein großes Lob, hier ist alles stimmig, und die Ausdrucksweise vermittelt die dichte Atmosphäre der OVAs nahezu perfekt.
Die Bild- und Tonqualität vermag ebenfalls zu gefallen, nirgends gab es bei mir irgendwelche Aussetzer oder Tracking-Probleme, trotz des auch hier eingesetzten Kopierschutzes. Das Prädikat „sehr gut“ verpaßt die Kassette aber dennoch, denn wie bei Escaflowne ist auch hier das Bild von einer leichten Unschärfe überzogen. Daß es besser geht, zeigt das britische Band mit der engl. Dub-Fassung, das Bild ist schärfer und zeigt sattere Farben, und das, obwohl dieses Video mittlerweile schon 7 Jahre alt ist und entsprechend oft abgespielt wurde.
Für den Ton gilt ebenfalls dasselbe wir auch beim Esca-Tape, obwohl RG Veda hier keinerlei Drop-outs zeigt, hört man schnell schwankende Unterschiede im Lautstärke-Pegel (was man als „pumpen“ bezeichnen kann) und Rauschfahnen nach den Dialogen in leisen Passagen. Dasselbe Phänomen fiel z.B. auch schon bei den dt. VHS Kassetten von Record of Lodoss War auf. Einen perfekten Ton besitzen dagegen die dt. Armitage III und Phantom Quest Corporation Kassetten. Es geht doch! Wenn alle deutschen Veröffentlichungen diese Qualität besäßen, gäbe es kaum Anlaß zur Kritik.
Markus
RG Veda Laufzeit: 85 Min.
Fassung: dt. Untertitel, FSK 16
Erschienen bei: Manga Video / OVA Films
Listenpreis: 49.95 DM