Someday’s Dreamers – Die modernen Zauberer
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 47, Juni 2005
Die Geschichte spielt im Japan der Gegenwart mit dem kleinen Unterschied, daß Magie ein fester Bestandteil des Lebens ist. Die Zauberer stellen ihre Fähigkeiten in den Dienst der Menschen, um ihnen ihre Träume zu erfüllen.
Die Zaubereibehörde kümmert sich dabei um die Organisation. Natürlich gibt es bestimmte Regeln: Wer davon träumt, reich zu werden, dem wird sein Wunsch wohl nicht so leicht erfüllt werden. Zumindest nicht, wenn der zuständige Zauberer sich an die Vorschriften hält. Auch sind manche Wünsche selbst für den besten Magier unerfüllbar.
KIKUCHI Yume ist eine angehende Zauberin aus der Provinz Iwate. Um ihre Ausbildung zu vollenden, muß sie nach Tokyo reisen. Dort lernt sie bald ihren zukünftigen Lehrer OYAMADA Masami kennen, aber dummerweise kann sie mit Männern nicht umgehen.
Trotz dieses Handicaps versucht sie, die Aufträge, die von nun an auf sie zukommen, mit aller Kraft zu meistern.
Leider sind die jeweils ca. 120 Seiten eines Bandes ein wenig gelblich. Schade, denn die Zeichnungen sind wirklich sehr schön mit anmutigen, beinahe filigranen Körpern und hübschen Gesichtern. Die Story besteht aus mehreren nicht zusammenhängenden Episoden, die sich alle um den Traum eines Menschen drehen, der mit Hilfe von Yume erfüllt werden soll.
Nebenbei wird immer etwas mehr über Yume oder Masami erzählt. Sehr ernst geht es dabei nie zu und es herrscht eine lockere Atmosphäre. Wer so etwas mag, ist mit diesem Titel ganz gut bedient. Ich fand die Charaktere allerdings etwas einseitig – dadurch wirken die Geschichten immer ganz nett, aber auch seltsam leer.
Someday’s Dreamers
Mangaka:
YAMADA Norie (Text)
YOSHIZUKI Kumichi (Zeichnungen)
Verlag: Planet Shoujo
Band 1: ISBN 3-89921-900-7
Preis: 6,50 Euro
Strain
Autor: Norma
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 40, Seite 29, Dezember 2004
Buronson erzählt mit Hilfe Ikegamis die moderne, im westlichen Stil gehaltene Story eines Killers namens Mayo (zu dt. „Pferd“) und dessen Partner Sai, die für eine Handvoll Dollar in Kuala Lumpur (Malaysia) Aufträge erledigen. Doch durch das Erscheinen Shions, eines zwölfjährigen Mädchens, das sich für seine kranke Mutter prostituiert, ändert sich alles für Mayo, der zuvor keinen Sinn in seinem Leben sah.
Strain spiegelt das Leben im Untergrund Malaysias wieder, dunkle und schmutzige Straßen voller Prostituierter, Drogen und Gewalt. Doch dazwischen schimmert ein kleines Licht: Mayo, der Shion unter allen Umständen beschützen will, und Shion, die sich für ihre Mutter aufopfert.
Ein bisschen erinnert mich der Verlauf der Handlung an einen Actionfilm, alle Elemente dafür sind vorhanden und ich denke, so ist der Manga auch gedacht. Denn der Gekiga-Stil (jp. „dramatische Bilder“), den Ikegami für seine Werke verwendet, ist prädestiniert für solche Stories. Mir gefällt Strain wirklich gut, vielleicht aber auch nur weil mir auch schon Ikegamis andere Werke gefallen haben.
Sein Zeichenstil ist realistisch, keine zu großen Gliedmaßen oder übertrieben wirkende Augen, gerade Panels, fesselnde Figuren und viele saubere Speedlines. Obwohl er dazu neigt, viel Erotik und Gewalt zu zeichnen, wirkt es nie störend oder gar übertrieben, sondern passt sich immer der momentanen Situation an.
Der Manga wird eher dem erwachseneren Publikum gefallen und ist auch nur solchem zu empfehlen, da es sich um eine sehr ernste und realistische Story handelt; kein Slapstick oder ein zuckersüßes Maskottchen, das der Handlung Aufschwung geben muss.
Bisher liegt der Manga außer im Original noch in Englisch, Französisch und Italienisch vor, auf eine deutsche Veröffentlichung werden wir wohl lange warten müssen. Zwar sind schon andere Werke von Ikegami auf Deutsch erschienen, blieben aber meist unvollständig. Die englische Übersetzung ist dagegen recht gelungen und wirklich empfehlenswert.
Strain
Story: Buronson (Fist of the Northstar)
Zeichnungen: IKEGAMI Ryoichi (Mai, Crying Freeman)
Erschienen: 1996 – 1998 bei Shogakukan Productions Co., Ltd.
Anzahl Bände: 5
erschienen z.B. in den USA:
Verlag: Pulp
Preis: $16.95 pro Band
Survival Dead – Ich bin noch nicht tot
Autor: Fan-Yi
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 38, Seite 44, Juli 2004
Unsere namenlose Heldin erwacht mit dem süßen Gesicht in der salzigen Brandung einer kleinen verlassenen Insel. „Ich bin tot“, schießt ihr durch das von einem Flugzeugabsturz lädierte Köpfchen. „Ich bin eine lebende Leiche.“
Auf der Suche nach Eßbarem durchstreift unsere „Zombie“ die Insel. Doch diese ist nicht ungefährlich und so findet sie sich schnell wieder im Meeres-Schlamm. „Zombies haben es wirklich schwer.“ Da findet sie einen Koffer – voller Pornos. Am nächsten Tag findet sie wieder etwas – den toten Körper eines Menschen. Auf diesen stürzt sie sich ohne nachzudenken und beginnt, ihn gierig zu verspeisen. „Nach nur einem Tag habe ich mich so sehr verändert.“ Um kurzen Prozeß mit sich zu machen, gräbt sie sich lebendig in die Erde ein. Doch sie kann die Würmer, die an ihr saugen, nicht mehr länger ertragen und kehrt erneut ins Leben zurück, lebendiger als je zuvor.Umgeben von unzähligen selbst gebauten Kreuzen zerreißt sie die Pornohefte und zerstreut sie in den Wind…
Die Botschaft dieses viel zu kurzen „Entwicklungs-Dôjinshi“ ist eindeutig: „Hör nicht auf zu leben, solange du noch nicht tot bist.“ Und wer noch tiefer in dieses Werk einsteigt und die verschiedenen Dinge als Symbole auffaßt, kann dann unter anderem auch eine dicke fette Gesellschaftskritik vorfinden. Präsentiert wird das ganze in schlichten mit dem Computer eingefärbten Bildern und einem interessanten Layout, bei dem die wenigen Panels übereinander geschoben montiert wurden. Sprachlich ist die Geschichte – typisch Dôjinshi – leider nur mit guten Japanischkenntnissen zu verstehen. Besonders interessant sind hier die Sprechblasen: weiße Schrift auf schwarzem Grund. Erhältlich ist das Werk auch in spezialisierten Fach- und Zeichenbedarfgeschäften.
Survival Dead
Zirkel (Künstler): yosHiHiko aRawi (ARAWI Yoshihiko)
Format: A5
Seiten: 36 (grün eingefärbt, 3-Farben-Cover)
Veröffentlicht: 04.05.2004
Preis: ¥300
Tuxedo Gin – Mein Herzblatt ist ein Pinguin!
Autor: Stefan Nesemann
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 38, Seite 43, Juli 2004
SASEBO Minako führt eigentlich ein ganz normales und durchschnittliches Leben. Sie besucht eine renommierte Schule und hilft nebenbei ihrem Vater im Restaurant aus. Doch was wird ihr Daddy wohl sagen, wenn sie ihm ihren neuen Freund vorstellt? Denn – ihr Lover ist ein Pinguin!
KUSANAGI Ginji hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann. Nicht nur, daß er der ungekrönte und respektierte Box-König an seiner Schule ist, nein, er plant sogar schon sein professionelles Debüt in dieser Sportart. Alles, was ihm zu seinem Glück noch fehlt, ist eigentlich nur eine nette Freundin. Und da die Glücksgöttin Fortuna es gut mit Ginji meint und ihm (und natürlich auch dem Leser) eine längere Suche ersparen will, läuft ihm die Gesuchte dann auch bereits auf der ersten Manga-Seite direkt vors Motorrad.
Folgsam wie es sich für ein tugendsames Mädchen gehört, erliegt sie dann auch brav ohne zeitliche Verzögerung unvermittelt seinem Charme (was dem Leser allerdings ein Rätsel bleibt). Minako – denn um ebenjene handelt es sich hier – ist zudem die Kusine seines besten Freundes Musashi und so sollte man meinen, daß dem trauten Glück nun nichts mehr im Wege stehen sollte.
Aber wie es halt so ist: Wer erfolgreich ist, hat Feinde! Und diese fordern Ginji am Vorabend seines ersten Rendezvous mit Minako zu einer unfreiwilligen Motorrad-Wettfahrt heraus, die für ihn durch unlautere Mittel tödlich ausgeht!
Aber wie gesagt, Ginji hat ja eine Glücksgöttin, und die schickt ihm sogleich ihren besten Mann vorbei (naja, eigentlich trifft es diese Umschreibung nicht so ganz… schaut ihn euch halt selbst mal an). Dieser bietet Ginji rettenderweise Top-Konditionen für eine doch noch glückliche Zukunft an: Er muß nur als ein Tier seiner Wahl reinkarnieren und dessen vollständige Lebensspanne durchleben, wobei er sich jedoch nicht bewußt das Leben nehmen oder sich umbringen lassen darf!
Gelingt ihm dies, so erhält er anschließend seinen Original-Körper zurück und darf mit Minako dort weitermachen, wo die beiden stehengeblieben waren. Seine Wahl fällt auf das Leben eines Pinguins – ohne jedoch zu ahnen, daß er damit unbewußt – welch hilfreicher Zufall – ausgerechnet Minakos Lieblingstier gewählt hat!
Aber schon bald muß Ginji einsehen, daß es gar nicht so einfach ist, mit dem Mädchen seiner Wahl zusammenzuleben – schon gar nicht als Pinguin.
Tuxedo Gin ist eine erfreulich ungewöhnliche Love-Story, bei der es weniger um die Beziehung zwischen Ginji und Minako im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr um das besondere Dilemma von Gin-chan, dem Pinguin, geht.
Der Arme macht eine Erfahrung durch, die wohl noch keiner vor ihm durchleben mußte und gewiß auch kaum einer überhaupt erleben will. Doch Ginji versucht, das Beste daraus zu machen, immer mit dem großen Ziel vor Augen, eines Tages wieder in seiner richtigen Gestalt vor der ahnungslosen Minako stehen zu können.
Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Zuvor muß er erstmal mit einer aufdringlichen Pinguindame, die ihm Avancen macht und ihm ein Ei unterjubeln will (wie im richtigen Leben halt…), fertigwerden, muß – als Pinguin (!) – seinen ehemaligen Boxverein vor dem sicheren Ruin bewahren und sogar gegen einen mit allen Wassern gewaschenen Nebenbuhler um Minakos Gunst antreten.
Doch wie soll ein kleiner Pinguin seiner Angebeteten beistehen? Kein leichter Job, doch Ginji läßt sich nicht unterkriegen. Daß den Leser dabei jede Menge witziger Verwicklungen und Überraschungen erwarten, versteht sich dabei fast schon von selbst. Und so ist es eigentlich ziemlich seltsam, daß der amerikanische Manga-Verlag Viz, der diesen Manga von MATSUURA Tokihiko aus dem Jahre 1997 seit Juli 2003 im zweimonatlichen Turnus herausbringt, ihn ausgerechnet der Rubrik „Action“ zugeordnet hat.
Nicht, daß bei Tuxedo Gin nicht auch jede Menge los ist, aber „Comedy“ wäre hier doch wohl noch um einiges treffender gewesen. Kommen wir nun zur optischen Präsentation. Matsuuras Zeichenstil ist filigran und unterstützt dadurch erfreulicherweise die detaillierte Darstellung der Handlungs-Umgebung (was leider gerade bei Manga neueren Datums immer öfter viel zu kurz kommt).
Auch Rasterfolie wird im richtigen Maß verwendet, nicht zu viel und nicht zu wenig. Wem der Zeichenstil bekannt vorkommt, ohne ihn jedoch einordnen zu können: Matsuura hat vor seinem Debüt als Assistent für EGAWA Tatsuya (Golden Boy) gearbeitet, und ein bißchen sieht man das auch noch.
Was schließlich die Handlung betrifft, so ist diese schon allein aufgrund der ungewöhnlichen Ausgangssituation erfrischend abwechslungsreich. Wer ein Herz für Comedy-Manga hat, kann also beruhigt zugreifen – Spaß ist garantiert! Jedenfalls dann, wenn man überhaupt an den Manga herankommt.
Das Problem ist nämlich, daß er beim amerikanischen Viz-Verlag erschienen ist. Noch bis vorletztes Jahr war der Bezug von Viz-Manga auch für deutsche Fans kein Problem. Leider hat sich das gründlich geändert, als Viz urplötzlich, nach etwa 15 Jahren (!) Export in alle Welt, überraschend feststellte, daß sie ihre Manga rechtlich gesehen ja eigentlich überhaupt nur in den USA und Kanada vertreiben dürfen Das Ergebnis: Seitdem sind Manga von Viz zwar in den Previews-Katalogen der Comicläden noch aufgeführt, können aber leider nur noch innerhalb der beiden genannten Länder geordert werden.
Nichtsdestotrotz sollte man aber trotzdem nicht gleich aufgeben, denn jede Mauer hat bekanntlich Lücken, wie in diesem Fall z.B. Amazon oder bestimmte Comicläden, die diese Manga dennoch führen. Und wer sucht, der findet sicherlich noch mehr Möglichkeiten, sich den wohl niedlichsten Pinguin der Manga-Welt frisch ins Haus holen zu können…
Lohnen tut es sich auf jeden Fall! Und wer weiß, wenn Gin-chan genug Freunde in aller Welt findet, vielleicht folgt dann ja auch noch irgendwann mal ein Anime?
Tuxedo Gin
Mangaka: MATSUURA Tokihiko
Verlag: VIZ (USA)
ISBN:
- Band 1: 1-59116-071-5
- Band 2: 1-59116-072-3
- Band 3: 1-59116-102-9
- Band 4: 1-59116-131-2
- Band 5: 1-59116-255-6
Weitere Bände in Vorbereitung
Preis: $9.95 je Band
Vitamin
Autor: Taro Rehrl
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 37, Seite 32, April 2004
In der Schule ausgegrenzt und gedemütigt, sucht YARIMIZU Sawako nach einem Ausweg aus ihrer verzweifelten Situation…
Die Mittelschülerin Sawako steht vor der Aufnahmeprüfung zur Oberschule und hat im Gegensatz zu den meisten anderen Mädchen in ihrer Klasse schon einen Freund, Kouta, mit dem sie auch schon Sex hat. Kouta ist intelligent und sportlich und Sawako gibt sich deshalb zufrieden mit ihrer Beziehung, obwohl er sich oft egoistisch und fordernd verhält.
Erst später stellt sich heraus, daß sie sich auf seine inneren Werte nicht verlassen kann und ihre zu späte Einsicht bitter bereut. In einem leeren Klassenzimmer wird Sawako von Kouta bedrängt, und gibt schließlich nach. Aber die beiden, genauer: Sawako, werden durch einen Türspalt beobachtet und für die „Schlampe“ beginnt ein endlos scheinendes Martyrium, in dem sie die gesamte Klasse allein gegen sich sieht.
Der Klassenlehrer und besonders Kouta geben keinerlei Rückhalt. In der Schule setzt man ihr so sehr zu, daß sie sich außerstande sieht, weiterhin hinzugehen. Ihre Familie ist mit der Situation überfordert, dabei wünscht Sawako sich gerade von ihrer Mutter sehnlichst Unterstützung. Zurückgezogen in ihrem Zimmer findet sie schließlich neue Zuversicht bei sich selbst, durch ihre eigene Vergangenheit. Früher hatte sie gerne und oft gezeichnet, nur ist ihre einstige Leidenschaft dafür inzwischen abgeflaut.
Nun flackert sie wieder auf, und was zunächst nur als Ablenkung gedacht war, wächst allmählich zu etwas größerem und wichtigerem. Es ist ein besonderes Merkmal der meisten Manga, daß sie die reale Welt mehr noch als gewöhnliche Fiktion gerne abwandeln, bis hin zu völlig eigenständigen Fantasy-Welten, um dann darin ihre Geschichten spielen zu lassen. Stories, die sich denkbar ähnlich auch in der Realität abspielen könnten, sind seltener, aber es gibt sie dennoch, wobei übliche Seifenopern nicht in diese Kategorie eingeordnet werden sollten.
Vitamin hebt sich von so etwas deutlich ab, indem es nicht Träumereien bedient, sondern eine Gefühlswelt wie im echten Leben beschreibt. Die Geschehnisse werden sehr subjektiv aus der Sicht von Sawako erzählt und der Manga schafft es mühelos, daß sich der Leser in sie hineinversetzen kann. Dabei ist es besonders gut gelungen, das Gefühl der Unverstandenheit zu vermitteln, mit dem sich besonders Jugendliche oft auseinandersetzen müssen und so der Geschichte direkt auf Augenhöhe begegnen können.
Anfangs muß Sawako miterleben, wie ihr Vertrauen auf Verständnis und Zuwendung anderer wegbricht, als sie merkt, wie dünn die Tatsachendecke war, auf der es fußte. Nach einer Phase der völligen Zurückgezogenheit lernt sie, nach besseren Kriterien neues Vertrauen zu schöpfen.
Durch diese sehr auf Sawako zugeschnittene Sicht bekommt man von den anderen Personen nicht allzuviel mit, so daß eine genauere Betrachtung des Phänomens Mobbing an der Schule ausbleibt und die Geschichte mehr eine Abrechnung mit Tätern und Gesellschaft ist. Bis auf Sawakos Mutter werden diese nicht näher charakterisiert.
Es liegt im Auge des Betrachters, ob man das als Nachteil auslegt oder nicht. Wichtiger ist die Botschaft, nicht zurückzustecken und einen Ausweg aus der Misere zu suchen, die sehr gut und emotional vermittelt wird. Doch erscheint der hier vorgezeichnete Weg etwas zu geradlinig. Für ein Debüt ist SUENOBU Keikos Vitamin jedoch eine äußerst bemerkenswerte Leistung und beweist, daß sich hinter einem typischen Shoujo-Zeichenstil keine typische Story verbergen muß.
Ijime Gewöhnlich wird das Wort mit „Mobbing in japanischen Schulen“ definiert, aber im Grunde ist es in Japan für jede Art von Mobbing gebräuchlich, obwohl es im Zusammenhang mit der Schule durch die hohe Selbstmordrate und auch einige grausame Racheakte traurige Prominenz erlangt hat. Das Wort leitet sich aus dem Verb „ijimeru“ ab, was mit „mißhandeln“ oder „quälen“ übersetzt werden kann.
Vitamin
Mangaka: SUENOBU Keiko
erschienen bei: Planet Shojo
Übersetzung: Burkhard Höfler
ISBN: 3-89921-685-7
Preis: EUR 6,50 (D)
Yokohama kaidashi kikou – Quiet Country Café
Autor: Christof
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 37, Seite 29, April 2004
„Wie sehr sich die Welt in all den Jahren doch verändert hat… Leise, ganz leise ist die Abenddämmerung unserer Zeit hereingebrochen. Ich werde wohl hier bleiben, bis zum Ende dieser Dämmerung. Ich habe ja alle Zeit der Welt…“
Mit diesen Worten beginnt HATSUSENO Alpha ihre Geschichte aus einer Welt irgendwann in der Zukunft. Die Welt ist ein ruhiger, stiller Ort geworden. Der unaufhaltsame Anstieg des Meeresspiegels hat die grossen Metropolen überflutet und aus Japan ein Archipel weit verstreuter Inseln gemacht. Ein Stück weit südwestlich von Yokohama liegt auf einer solchen Insel das „Cafe Alpha“.
Vor vielen Jahren brach sein Besitzer zu einer Reise auf, und seither hat Alpha nichts mehr von ihm gesehen. Aber sie kann warten solange es nötig ist, sie hat alle Zeit der Welt, denn Alpha ist ein Android.
Ebensoviel Zeit sollte auch der Leser mitbringen, der sich auf ASHINANO Hitoshis zauberhafte Geschichte einläßt, denn hier gibt es keine Action, keine Explosionen, keine wilden Verfolgungsjagden, Superkräfte, Raumschiffe, Dämonen oder all das andere Manga-Zubehör.
In unbeirrbarer Langsamkeit und Ruhe erzählt Ashinano seine Geschichte von Alpha und einer Welt, die sich langsam, aber stetig um sie wandelt. Mag die Geschichte zuerst fast ziellos erscheinen, entwickelt sie im Laufe der Zeit viele einzelne Handlungsfäden, je mehr Alpha und mit ihr der Leser von dieser Welt entdeckt. Und zu entdecken gibt es vieles. So ruhig und schön die Welt auch scheint, gibt es doch einiges Rätselhafte.
Pflanzen, die Gebäude und Laternen nachahmen, vielleicht sogar Menschen. Das „Tarpon“, ein riesiges Flugobjekt, das die Erde umkreist, von dem niemand mehr zu wissen scheint, wer es erbaute. Die Geschichten der einzelnen Figuren, die nach und nach in Alphas Leben treten, und von denen einige enger mit Alpha verbunden sind, als es zuerst den Anschein hat.
Mit jedem Kapitel ein bißchen mehr von Alphas Welt zu entdecken macht einen Großteil der Faszination dieses Manga aus. Den anderen Teil tragen die liebevoll gestalteten, oft etwas skurrilen Figuren bei. Lebendig und einprägsam schaffen sie es, auch über viele Seiten ganz ohne Worte den Leser zum Lächeln oder Nachdenken zu bringen. Schließlich sind da auch die nur scheinbar so einfachen schwarzweiß-, ebenso wie die in Pastelltönen gehaltenen Farbzeichnungen.
Sie vermitteln die Stimmungen in Ashinanos Erzählungen, auch oder gerade eben, ganz ohne den Einsatz modernster Computergrafik und Hochglanzdruck, und fesseln den Leser je nach Situation durch ihre Dynamik oder strahlen eine Ruhe aus, die es schwerfallen läßt, sich von ihnen zu lösen und weiterzublättern.
Neben den bisher 10 Bänden des Manga gibt es eine zweiteilige OVA-Staffel von 1998, sowie eine zweite Staffel von 2002, mit ebenfalls zwei Episoden. Die aufwendig produzierten OVAs fangen die Stimmung der Manga gut ein, sie haben sogar noch den Vorteil, daß der Zuschauer Alphas Lieder, gesungen von ihrer Sprecherin HEKIRU Shiina, genießen kann.
Als einzigen Nachteil setzen die OVAs eine gute Kenntnis des Manga voraus, da sie nur willkürlich ausgewählte einzelne, kurze Kapitel wiedergeben. Leider sind weder die Manga noch die OVAs offiziell auf Deutsch oder Englisch erhältlich, da sich die Verlage von einem wenig massenkompatiblen Manga wie diesem wohl keine hohen Verkaufszahlen erwarten.
Die Serie würde dabei gut zu anderen, bereits erschienenen passen, z.B. Planetes oder Spirit of Wonder. Einer der Vorteile unserer hektischen Zeit ist jedoch, daß es kein großes Problem ist, die Manga über das Internet aus Japan zu bestellen, und wer ein bißchen sucht, findet dort auch akzeptable englische Fan-Übersetzungen.
ASHINANO Hitoshi ist ein ebenso wunderbarer Geschichtenerzähler, wie er Mangaka ist. Seine leisen, ruhigen und manchmal melancholischen Erzählungen um Alpha und ihre Welt wirken in unserer allzu hektischen, ruhelosen Zeit fast deplatziert. All der Streß, die Rastlosigkeit und der Lärm sind in Alphas Welt Vergangenheit, diese Manga sind wie kleine Inseln der Ruhe, die jedem zu empfehlen sind, der noch bereit ist, sich einfach die Zeit zu nehmen sich hinzusetzen, zu lesen und zu staunen. Und allen anderen ebenso, damit sie genau das wieder lernen.
Christof
(der in einer Nacht alle 10 Bände gelesen hat, weil er nach Band 1 nicht mehr aufhören konnte).
Yokohama kaidashi kikou
Anime
Format: OVA, 2 Staffeln
Herausgeber: Sony Music
Ländercode: 2
1. Staffel: (2 Folgen)
Katalognummer: SVWB-7040
Preis: ¥3.990
2. Staffel: (je 1 Folge)
Katalognummer: SVWB-7120 (Disc 1), SVWB-7122 (Disc 2)
Preis: je ¥5.880
DVDs und Manga sind erhältlich z.B. über Amazon Japan, Mandarake (Second Hand) oder spezialisierte Importhändler in Deutschland.
Manga
Erscheinungsjahr: 1995, noch nicht beendet bisher Band 1-10 veröffentlicht
Mangaka: ASHINANO Hitoshi
ISBN:
- Band 1: 4-06321050-2
- Band 2: 4-06321055-3
- Band 3: 4-06321061-8
- Band 4: 4-06321066-9
- Band 5: 4-06321081-2
- Band 6: 4-06321095-2
- Band 7: 4-06321110-X
- Band 8: 4-06321120-7
- Band 9: 4-06321134-7
- Band 10: 4-06321147-9
wird in „Afternoon KC“ fortgesetzt