- Funime Nr.24
- Editorial
- Angel Dust
- Azuma Kyohiko
- Mahou Senshi Loui
- Earth Girl Arjuna
- Alien 9 – Schule ist grausam
- Final Fantasy Unlimited
- Artbook: Final Fantasy X
Hallo,
wieder geht ein Jahr zu Ende, und in allen Medien tauchen sie wieder auf, die Kommentare zum vergangenen Jahr. So auch in der FUNime, aber wir haben auch allen Grund dazu: Was sich schon in den letzten zwei Jahren abzeichnete und mit der TV-Ausstrahlung von Neon Genesis Evangelion zu Weihnachten letztes Jahr einen neuen Höhepunkt fand, setzt sich ungebrochen munter weiter fort: Anime wird mehr und mehr zum Mainstream. Nun haben wir Wedding Peach, Kamikaze Kaitou Jeanne, DoReMi oder gar Dragon Ball Z fast täglich im Fernsehen, und schon nach ein paar Wochen haben sich alle dran gewöhnt, es ist normal geworden. Schon sind überall die Rufe nach mehr zu hören. Das wird auch nicht allzu lange auf sich warten lassen, Escaflowne und Cowboy Bebop stehen schon vor der Tür, und mitten in die allgemeine Anime-Euphorie platzt die Meldung, daß Pro 7 sich jetzt offenbar auch ein Stück vom lukrativen Anime-Geschäft sichern will und mit dem Einkauf von Card Captor Sakura einen erfreulichen Start hinlegt. Die Fans sind selig, vielleicht war die Zeit einfach reif dafür.
Die Zeit? In anderen Ländern begann der Boom bereits vor Jahren, als wir noch mit Dauer-Wiederholungen alter Serien abgespeist wurden und die wenigen deutschen Manga überteuert und wenig attraktiv waren. Doch Quote sei Dank hat sich das ja nun geändert, und manche warnen sogar vor einem Kollaps des Booms in wenigen Jahren. Den mögen die Anime-Göttinnen verhindern, und man kann im übrigen ja auch durch überlegtes Handeln dazu beitragen, daß es nicht soweit kommt. Bis dahin können wir uns aber erstmal an den Genüssen laben, die uns die neuen Verhältnisse bringen: Soviel Anime und Manga wie nie, und oft in immer besserer Qualität. Und Anime wird immer etablierter: Allein die allnachmittäglichen Trailer von RTL II „anime@RTL II“ sorgen dafür, daß sich der Begriff in einer ganzen Generation von neuen Animefans festsetzt, das bringt mehr als alle Animezeitschriften der vergangenen Jahre zusammen bewegen konnten. Damit ist immerhin schon mal der Begriff einer breiten Öffentlichkeit bekannt und wird zur Zeit verbunden mit coolem, hippen Zeichentrick aus Nippon, mit den niedlichen Kulleraugen. Vor ein paar Jahren hieß es dazu noch „billige Zeichentrickware aus Fernost“. Der nächste Schritt ist nun, den vielen Anime-Genres auch bei uns eine Chance zu geben und Anime nicht nur als Kinderkram, sondern auch als attraktives Programm für die Jugend und anspruchsvolles Fernsehen für Erwachsene zu etablieren. Die Manga werden dabei auch hier wieder eine Vorreiterrolle übernehmen. Ob es gelingt, auch im Fernsehen die Zielgruppe zu erweitern, wird sich zeigen. RTL II hat ja bereits signalisiert, daß über eine weitere Serie im Vorabendprogramm nachgedacht wird, und am Wochenende ist es bei uns Anime-mäßig im TV vergleichsweise mäuschenstill… noch. Aber sicher nicht mehr lange. Man darf gespannt sein, was das neue Jahr bringen wird.
Die FUNime-Redaktion wünscht allen Lesern und allen Fans Kurisumasu de tanoshimi, yoi shougatsu wo mukaemashou! – Schöne Weihnachten, und ein schönes und erfolgreiches neues Jahr!
Markus und die Redaktion
Angel Dust
Dies ist die Erinnerung eines weit entfernten Planeten… Die Menschen wollten dieser Stärke, dieser Schönheit nahe sein… Seinen Himmel bevölkerten Kriegsmaschinen, die die Namen der Götter trugen…
Mit diesen Worten beginnt NANASE Aoi’s Erstlingswerk Angel Dust, das uns in ein Sci-fi Märchen entführt. Die zerbrechlich wirkende HATORI Yuina besucht die erste Oberstufenklasse und ist besonders stolz darauf, den Schulrekord im niemals schwänzen und niemals zu spät kommen zu halten. Sie lebt bei ihrer Tante, da ihr Vater aufgrund eines „Projektes“ keine Zeit hatte, sich um sie zu kümmern. Bis dahin hört sich ihr Leben verhältnismäßig normal an, was sich aber schlagartig ändert, als sich eines Tages einfach über ihr der Himmel öffnet und eine hübsche Frau mit Flügeln wortwörtlich vom Himmel fällt. Diese, so erklärt sie der verdutzten Yuina, ist ein Bioroid, genannt Emulator.
Ihr Hierarchie-Code (also ihr Name) ist Seraph und sie hat keinen blassen Schimmer auf welchem Planeten sie hier überhaupt ist. Sie verfolgte jemanden durch den Weltraum und landete hier. Nun möchte sie mit der immer noch fassungslosen Yuina ihre Erinnerungen und Informationen austauschen und besiegelt den Vertrag dann, ohne groß auf Yuinas Antwort zu warten, mit einem Kuß. Von nun an weicht Seraph nicht mehr von Yuinas Seite. Als sich Yuina endlich an ihre ständige Begleiterin gewöhnt hat, erfährt sie auch, was es mit diesem ominösen Vertrag auf sich hat: Seraph hat Yuina zu ihrem Master gemacht und kann nun mit ihr zu einem einzigen Wesen verschmelzen! Werden dem Master während einer Verschmelzung Wunden zugefügt, heben sich diese nach der Lösung wieder auf, während ein Emulator nur während des Zustands der Verschmelzung verletzt werden kann. Zudem werden dem Master erstaunliche Fähigkeiten verliehen: All seine latenten Potentiale werden entfaltet und er kann fliegen. Yuina hat nur kurze Zeit, um sich an diese Verschmelzung zu gewöhnen, bevor sie von einer dunklen Engelsgestalt angegriffen wird. Sie fällt daraufhin vom Himmel und wird, zerzaust wie sie ist, von Seraph nach Hause gebracht. Am nächsten Morgen stellt sich in Yuinas Klasse eine neue Englischlehrerin, Saeki, und gleichzeitig eine neue Schülerin vor. Zur Überraschung Yuinas handelt es sich um KUDOU Aki, eine alte Schulfreundin Yuinas. Diese nimmt sie nach dem Unterricht beiseite und erzählt Yuina, daß auch sie einen Vertrag mit einem Emulator eingegangen ist. Dieser Emulator ist die neue Lehrerin, Hierarchie Code: Luzifer…
Im Mai vergangenen Jahres dürften die schönen Bilder NANASE Aoi’s vielen einen Schrecken eingejagt haben, denn der Manga erschien dort, wo eigentlich etwas anderes hingehört: In der Newtype. Der Manga in der Newtype ist eigentlich Five Star Stories. Das weiß jeder, das war schon immer so und das wird wohl auch immer so sein. Wer die Newtype sammelt wird jetzt schmunzeln, denn er weiß, daß es sich nur um einen Aussetzer handelte und so erschien statt Five Star Stories von Newtype Ausgabe 5 im Mai 2000 bis zur Ausgabe 1 im Januar 2001 Angel Dust. Man spricht von NANASEs Erstlingswerk, was aber nicht bedeutet, daß sie sich nicht schon vorher bemerkbar gemacht hat. So wirkte sie bei vielen Doujinshi, vor allem zu Samurai Spirits (Shin Nakoruru Spirits, April 1995; Rakugaki 2, August 1997 usw.), Darkstalkers (All Right, Mai 1995) oder aber Tokimeki Memorial (Eien no Memorial, Dezember 1996), mit, illustrierte Cover von CDs und Spielanleitungen professioneller Hersteller (z.B. Eithea Deluxe Pack, für die PSX von Atlus) und Enix veröffentlichte im Dezember 1999 sogar einen Manga namens Shiroki Miko no Densetsu mit Auszügen aus ihren Doujinshi Shin Nakoruru Spirits, Karen und Darkside, sowie einem Interview. Auch für die Newtype-Leser war sie keine Unbekannte, denn schon seit der Februarausgabe 1999 hatte Nanase in der Newtype ihren eigenen kleinen Comicstrip namens Nanase Aoi no Girls Square, in dem auf humorvolle Weise Verhaltensweisen von Mädchen aufgegriffen wurden. Angel Dust ist nun ihr erster eigener „richtiger“ Manga, worauf sie, darf man einem Interview in der Newtype glauben schenken, auch mächtig stolz ist, und wofür sie auch allen Grund hat.
Angel Dust mischt sowohl von der Story als auch – vor allem – in Sachen Optik in der Oberklasse mit. Gekonnt wird auf die biblische Geschichte der gefallenen Engel angespielt: Luzifer und sechs seiner Kumpanen waren von Neid gegenüber den Seraphim erfüllt, denn nur diese höchste Klasse der Engel durfte Gott wirklich nahe sein.
So begannen die 7 Engel eine Revolution im Himmel und wurden daraufhin verbannt. Die 7 gefallenen Engel wurden nunmehr zu 7 Teufeln (s. auch Sailor Moon), Luzifer, dessen Name heute nunmehr ein Synonym für den Leibhaftigen ist, der Herrscher über die anderen Teufel, der „Gott“ der Unterwelt. In der Welt von Angel Dust spielte sich unter den Emulatoren ähnliches ab. Aus diesem Grunde verfolgt Seraph auch Luzifer, denn sie will sie für ihre Taten – sie hatte Seraphs geliebten ersten Master getötet – bestrafen. Der kleine geniale Kniff, der die Story des Manga erst wirklich interessant macht, beinhaltet leider zugleich die Auflösung der gesamten Geschichte, weshalb es unfair wäre, hier zu spoilern. Vielleicht, so mag mancher sagen, ist dieser Manga nicht hochphilosophisch oder regt zu vielen Diskussionen an, aber bei einem einzigen Band kann man dies wohl auch nicht erwarten. Es ist eine gutdurchdachte Story, die jeden reizen sollte, den Manga mindestens zweimal zu lesen um die Informationen, die man am Ende bekommen hat, zu erweitern.
Aber auch nach dem dritten oder vierten mal durchlesen wird Angel Dust nicht in irgendeiner Ecke landen. Warum weiß jeder, der schon einmal Bilder der Zeichnerin zu Gesicht bekommen hat: Sie sind einfach atemberaubend schön. Obwohl sie Körper sehr plastisch zeichnet, wirken die Figuren nicht zu muskulös. Die Art wie sie Haare, Augen und Kleidung zeichnet, ist einfach wunderschön, die Hintergründe sind detailliert und die Kolorierung und Schattierungen sind grandios. Zudem wird einem beim Durchblättern ein interessanter Effekt faszinieren: Bei einer Kampfszene, die völlig in schwarzweiß gehalten ist, tauchen plötzlich rote Blutflecke auf.
Außer dem Comic findet man in dem Tankoubon noch ein doppelseitiges Farbposter in Übergröße zum herausreißen für alle Blasphemisten, eine weitere Farbseite und hinten ein nettes Nachwort mit einer beigefügten schwarzweiß-Zeichnung.
Nach diesen Ausführungen erübrigt sich wohl die Frage, ob sich denn ein Kauf lohnen werde, und da es sich ja um nur einen Band handelt, kann man es sich durchaus leisten. Das Geld für den Kauf dieses Mangas ist bestimmt nicht zum Fenster hinausgeflattert.
Wer sich nun zum Kauf entschlossen hat, der findet unter http://atlas.spaceports.com/~skaven/Translations.html (Link nicht mehr gültig 9/23) auch die Fanübersetzung ins Englische. Diese ist, passend zum Manga, sehr gut gelungen; es werden neben dem englischen auch der japanische Text gezeigt, was sowohl das Suchen nach der richtigen Sprechblase als auch das Japanisch-Lernen erleichtert. Und für die, denen eine Fanübersetzung nicht gut genug ist, hat Kadokawa Shoten am 3. November bekanntgegeben, daß Angel Dust nicht nur ins Koreanische, Italienische und Französische, sondern auch ins Deutsche übersetzt wird!
Weitere Informationen und schöne Bilder gibt es auf NANASE Aoi’s privater Hompage: http://www.aoinanase.gr.jp/ (Link nicht mehr gültig 9/23).
Daniela
Angel Dust
Verlag: Kodakawa Shoten / Newtype 100% Comics
ISBN: 4-04-853362-2
Preis: ¥840 (ca. 15 DM)
AZUMA Kyohiko – Meister des yon-koma Manga
In fast jedem japanischen Release von AIC sind sie zu finden, ob es sich dabei nun um LDs, DVDs, CDs oder Kinofilm-Programmhefte handelt, und einige haben es auch in übersetzte Ausgaben geschafft: kurze, urkomische Comicstrips, die Charaktere und Handlung von Anime wie Tenchi Muyo, Battle Athletes oder El Hazard höchst respektlos durch den Kakao ziehen.
Sie folgen damit größtenteils der in Japan „yon-koma“ genannten Tradition von in sich abgeschlossenen Strips aus vier Panels (man denke an Klassiker wie die Peanuts oder Garfield) und stammen allesamt aus der Feder von AZUMA Kyohiko. Mit seinen Azumanga Artbooks (in Ermanglung eines besseren Ausdrucks; es handelt sich im Wesentlichen um Sammlungen der Comicstrips) liegen sie nun endlich gesammelt vor und sind damit auch für westliche Fans besser zugänglich, die aus Kostengründen sonst eher die US-Ausgaben bevorzugen. Ein großes Hindernis ist da natürlich noch: Japanisch sollte man schon verstehen, auch wenn einige der Witze ohne Worte auskommen. Immerhin sind die kurzen Geschichten nicht so ermüdend beim Wörterbuch-unterstützten Lesen und man hat schnell Erfolgserlebnisse.
Azumanga 1
Dieses erste Artbook enthält etwas ältere Parodie-Strips ab 1996, die meisten davon zu Tenchi Muyo, aber auch einige zu Pretty Sammy, El Hazard und Battle Athletes sowie eine Crossover-Geschichte. Einige der Strips sind in Farbe, die meisten Schwarzweiß. Eine Besonderheit: Das Artbook existiert in zwei Versionen, einer teureren großformatigen Fassung, der auch eine 8 cm CD-ROM beiliegt, sowie einer „Recycle“- Fassung, die in kleinerem Format und mit niedrigerer Papier- und Druckqualität weniger als die Hälfte kostet. Inhaltlich gibt es keine großen Unterschiede, Besitzer der Billig-Ausgabe müssen nur auf acht Seiten mit (zugegebenermaßen hübschen) Illustrationen und Pioneer-Werbeanzeigen verzichten, sowie auf die CD, deren Inhalt (nur eine Handvoll zusätzlicher Comicstrips) bis auf ein paar Skizzen und Releaseinformationen jedoch am Ende der „Recycle“-Ausgabe einfach abgedruckt ist.
Azumanga 2
Beim zweiten Azumanga-Artbook handelt es sich eigentlich eher um eine kleinformatige Box, die drei Hefte und eine CD-ROM enthält. Es dominiert das Heft mit den neueren Parodiestrips (ab 1998), bei denen zu den im ersten Artbook veralberten Animeserien noch Dual! und das Baseball-Videospiel Doki Doki Pretty League hinzukommen. Der Anteil der farbigen Strips ist diesmal höher, fast 50%. Die beiden anderen Hefte enthalten kurze Originalcomics: Ein Special zum Online-Manga Try! Try! Try!, der sich um ein übermütiges kleines Mädchen dreht, und Wallaby, die Geschichte einer Schülerin, deren bei einem Unfall umgekommener Mitschüler als sprechendes Plüschtier aus dem Jenseits zurückkehrt – recht lustig, fast komplett in Farbe, und erstaunlicherweise in westlicher Leserichtung! Die beiligende CD ist diesmal wesentlich gehaltvoller: Neben einer Menge zusätzlicher Comicstrips (hauptsächlich zu Try! Try! Try! und Wallaby) sind Illustrationen, Skizzen, ein Bildschirmschoner und Radiowerbespots enthalten.
Azumanga Daiou
Mit Azumanga Daiou legte Azuma erstmals ein längeres eigenes Werk vor, und soviel sei vorweg genommen: Es ist ein absoluter Hit geworden! Seinen Stärken ist er dabei treu geblieben, es handelt sich also wiederum um yon-koma, diesmal jedoch mit eigenem Setting und Charakteren. Ersteres ist eher unspektakulär: Eine völlig normale japanische Oberschule, die durch totale Abwesenheit von außerirdischen, okkulten oder kriminellen Ereignissen glänzt. Im Mittelpunkt der Geschichten steht eine Mädchenclique mit ihren alltäglichen kleinen Freuden und Sorgen. Kaum zu glauben (und vielleicht in dem Alter auch etwas unrealistisch): Romantische Verwicklungen gehören nicht dazu! Nachdem damit 95% der üblichen Manga-Themen ausgeschaltet sind, so fragt man sich nun: Was bleibt denn dann noch übrig? – Tja, es handelt sich eben um einen reinen Gag- Manga, und die vielfältigen, allzu menschlichen Charaktere der Darstellerinnen (siehe Kasten) liefern reichlich Stoff für urkomische Situationen, Mißverständnisse und Verwicklungen. Etwas ungewöhnlich für einen yon-koma sind dabei die fortlaufenden Elemente; oft ist ein Strip nur verständlich, wenn man bestimmte vorhergehende Geschichten kennt. Auch schreitet die Zeit deutlich erkennbar voran, wodurch leider das Ende von Azumanga Daiou klar absehbar ist: Die bisher erschienenen drei Bände umfassen bereits mehr als zwei Jahre, und die Oberschule in Japan dauert nur drei… Der für Dezember angekündigte Kinofilm zum Manga wird höchstwahrscheinlich nach einem dann wohl auch erschienenen vierten Mangaband den Abschluß bilden. Der Kinofilm macht deutlich, daß der Manga ausgesprochen beliebt und erfolgreich ist, trotzdem ist er aber auch eine Art Geheimtip: Dengenki Daiou, das Manga- Magazin in dem Azumanga Daiou erscheint, ist nämlich keines der großen Magazine mit Millionenauflage, sondern richtet sich vor allem an Hardcore-Otakus mit Niedlichkeitsfetisch (es enthält beispielsweise auch Manga von URUSHIHARA Satoshi). Leider hat das zur Folge, daß auch die Tankoubon-Sammelbände nur in Spezialgeschäften wie Animate oder Manga no Mori zu finden sind, und nicht in jedem Buchladen, wie es bei Manga aus den Mainstream- Magazinen der Fall ist. Aber Azumanga Daiou hat durchaus das Zeug, auch außerhalb des Ghettos der DiGi Charat-Jünger erfolgreich zu sein.
Michael B.
Background-Information: Manzai Manzai ist der Name einer in Japan sehr bekannten und beliebten Tradition der Comedy. Es handelt sich dabei um einen komischen Dialog mit festgelegten Rollen: Einer der beiden manzaishi ist der boke, ein endloser Quell von Unsinn, Mißverständnissen und Tolpatschigkeiten. Sein Partner, der tsukkomi, liefert die Stichworte, regt sich über die Dummheiten des boke auf oder korrigiert ihn, doch er hat keine Chance: Zielsicher gelangt dieser auch bei genauester Anleitung unweigerlich zu völlig falschen Schlüssen, die oft aber auch einer gewissen Logik unterliegen und so die Absurditäten des Alltags enthüllen. Das Manzai hat seinen Ursprung in Osaka, und die meisten bekannten manzaishi stammen aus der Kansai-Region, deren Bewohner ja generell als Spaßvögel gelten. Dies hat zur Folge, daß Kansai-Dialekt und Manzai im Bewußtsein der Japaner eine fast untrennbare Einheit bilden.
Azumanga Daiou – Die Hauptcharaktere
Chiyo-chan – Ist ein Genie und geht deshalb schon mit 10 Jahren in die Oberschule; zudem sind ihre Eltern auch noch steinreich. Sie ist jedoch keineswegs arrogant, sondern immer freundlich, hilfsbereit und gibt sich in allem große Mühe. Sie hat aber auch noch viele sehr kindliche Eigenschaften und wäre gern älter (und größer). Chiyo-chan ist aber vor allem unglaublich niedlich!
Tomo – Ein unverbesserliches Großmaul; sieht sich selbst am liebsten als tsukkomi (siehe Kasten: Manzai) und will immer alles am besten wissen und können. In Wirklichkeit ist sie jedoch faul und tolpatschig und wird damit ironischerweise immer wieder mit dämlichen Bemerkungen und Aktionen zum boke.
Osaka – Heißt eigentlich Ayumu, aber da sie aus Osaka kommt (und breitesten Kansai-Dialekt spricht) wurde sie von Tomo umgetauft und taucht mittlerweile sogar in Klassenlisten als „Osaka“ auf. Sie ist, entgegen des Kansai-Stereotyps, eher still und zurückhaltend, nicht sonderlich gut in der Schule und auch etwas tolpatschig, aber liebenswert.
Sakaki – Ist die größte und am besten gebaute Schülerin der Klasse, ein As im Sport und hat dazu noch gute Noten. Allerdings ist sie ausgesprochen ruhig, ja fast abweisend, was von manchen als bedrohlich, von anderen dagegen als unglaublich cool empfunden wird. Insgeheim hat sie aber eine riesige Schwäche für alles niedliche, insbesondere Katzen – leider wird diese Zuneigung von den Katzen nicht erwiedert…
Yomi – Der Ruhepol der Clique, die „Normale“, die ständig vergeblich versucht, Tomo im Zaum zu halten (die beiden sind seit der Grundschule in der gleichen Klasse), und damit die wirkliche Inhaberin der tsukkomi-Rolle. Sie ist gut in der Schule und im Sport, nur singen kann sie nicht.
Yukari-sensei – Die Klassenlehrerin der Mädchen und, kurz gesagt, Tomo in groß: verantwortungslos, faul und großmäulig. Den Stoff, den sie lehren soll, beherrscht sie oft selber nicht richtig, und um beim Sportfest mit ihrer Klasse die ihrer Kollegin zu schlagen ist ihr jedes Mittel recht. Doch irgendwie kann man ihr nichts übelnehmen, denn eigentlich läßt sie ja nur dem uns allen bestens bekannten inneren Schweinehund freien Lauf.
Azumanga
Verlag: Pioneer
Code: PIRW-1023
ISBN: 4-8945-2222-5
Preis: ¥1.905
Azumanga Recycle
Verlag: Mediaworks
Label: Dengenki Comics
Code: DE-60-3
ISBN: 4-8402-1861-7
Preis: ¥850
Azumanga 2
Verlag: Pioneer
Code: PIRW-1028
ISBN: 4-89452-4953-C
Preis: ¥1.905
Azumanga Daiou
Verlag: Mediaworks
Label: Dengenki Comics
Code: DE-60-1, DE-60-2, DE-60-4
ISBN: 4-8402-1467-0, 4-8402-1691-6, 4-8402-1943-5
Preis: ¥680
Mahou Senshi Loui – Der magische Ritter Loui
Und so brachen der starke tapfere Held, der kleine Dieb und die hübsche, aber schwache Magierin auf und…
„Komm mir nicht mit dem Schrott!“ ist vermutlich das, was dem Mahou Senshi Loui Fan dazu als erstes einfällt, denn bei Loui ist alles andersrum. Man kennt das alte Klischee aus Rollenspielen und Fantasyfilmen: Ein starker Paladin (weißer Ritter), ein junger Dieb, eine Priesterin und eine Zauberin bilden eine Party und brechen auf, immer brav dem strahlenden Krieger folgend, Abenteuer zu erleben. Mahou Senshi Loui stellt dieses Klischee nun bewußt auf den Kopf: Die Kriegerin Jeeny, die Diebin Mireille und die Priesterin Melissa sind drei unzertrennliche Abenteuerinnen, denen bei all ihren Stärken nur eines fehlt: eine Zauberin.
Glücklicherweise gibt es in ihrer Stadt eine Magiergilde, in der sie nach einer Zauberin suchen können. Zauberinnen gibt es dort natürlich jede Menge, nur wollen sich die werten Damen mit unseren Heldinnen partout in kein Abenteuer stürzen. Die kluge und zugleich schöne Aira weiß jedoch Rat. Eine Mitstudentin, Loui, soll die Lösung all ihrer Probleme sein. Die Sache hat nur den einen Haken, denn die Verteilung der Weichteile bei dieser Mitstudentin ist anders geraten als erwartet: Loui ist ein Mann und erfüllt alle Klischees. Er ist nicht besonders intelligent, raufsüchtig, unbegabt in Sachen Magie, hat dafür aber das Herz am rechten Fleck. Natürlich wollen unsere Heldinnen keinen Mann in ihrer Truppe und sind nun ziemlich bestürzt darüber, daß es nur einen Menschen in der ganzen Stadt gibt, der Magier ist und mit ihnen mitziehen würde. Pech gehabt. Damit die vier doch noch zusammen kommen, haben sich die Produzenten natürlich etwas ausgedacht. Mireille ist Priesterin des Kriegsgottes Mairi und ihr wurde geweissagt, daß der Kriegsgott ihr eines Tages einen Ritter als Mann zuweisen wird, dem sie treu zu dienen hat und der die Welt retten wird. Natürlich träumt Mireille von einem wunderschönen, starken, intelligenten, höflichen Mann… und bestimmt hat sie nie daran gedacht, daß ihr der Kriegsgott jetzt einen Neandertaler wie Loui zuweisen würde! 🙂 Den Anweisungen ihres Gottes folgend, die, wie sie oft genug sagt, gegen ihren Willen sind, muß sie nun bei Loui bleiben, was denselben überhaupt nicht stört, da er nun zum Magier der Truppe gemacht wird. So ziehen die vier aus, um Abenteuer zu erleben und natürlich stellt sich Loui dabei entsprechend dämlich an.
Mahou Senshi Loui stammt aus der Feder von MIZUNO Ryou, der einst zusammen mit YASUDA Hitoshi Record of Lodoss War erschuf. Der Anime erscheint wie eine Parodie auf Lodoss und Co., die Serie spielt dabei geschickt mit genretypischen Klischees und nichts ist so, wie man es als Fantasyfan erwartet. Die Story reicht nicht an RoLW heran, aber das ist auch gar nicht die Absicht des Animes, der einfach nur zum Brüllen komisch ist. Diese Heldentruppe handelt völlig irrational und ist vielleicht gerade deshalb so sympathisch. Die Animation selber ist wirklich gut gelungen, wobei das Charakterdesign einigen vielleicht zu kantig ist.
Weil ein Anime allein nicht genug ist, gibt es natürlich auch noch einen Manga, der in Kadokawas Comics Dragon Jr. erscheint, außerdem eine achtbändige Romanreihe, auf der der ganze Spaß auch basiert, sowie neben diversen Standardextras natürlich auch die DVDs, wovon am 25.11. gerade die vierte erschienen ist. Jede DVD umfaßt zwei Folgen und wird von Clock Works für 5.800 Yen das Stück veröffentlicht. Die TV-Serie selbst lief seit dem 3.4.2001 jeden schönen Dienstag Abend um 18:30 Uhr auf WOWOW und umfaßt mittlerweile 25 Folgen.
Mahou Senshi Loui ist nicht unbedingt der Anime, aber wer dem Comedy-Genre nicht völlig abgeneigt ist, wird sich mit dieser Serie auf jeden Fall anfreunden können. Alle Informationshungrigen unter euch sollten sich auch die wunderbar ausführliche Homepage http://www.runesoldier.com (Link nicht mehr gültig 9/23) nicht entgehen lassen.
Daniela
Mahou Senshi Loui
TV-Serie, derzeit 25 Folgen
TV-Premiere: 3.4.2001 – 18.9.2001
Sender: WOWOW
Autor: MIZUNO Ryou
Original Artwork: YOKOTAMA Mamoru
Charakterdesign: IWAKURA Katsuhiko
Konzept: CHIBA Katsuhiko
Musik: KAWAI Genji
Animation: J.C. Staff
Earth Girl Arjuna
„An einem heißen Sommertag, da bin ich gestorben…“
Nach einigen Jahren Abstinenz meldete sich Anfang diesen Jahres KAWAMORI „Macross“ Shoji wieder in den japanischen Haushalten mit gleich zwei neuen TV-Serien zurück. Eine davon ist Chikyu Shoujo Arjuna. Für diese Serie hat er gleich ein neues Produktionshaus egangiert. Es sind aber auch alte Bekannte mit von der Partie, z.B. wurden KANNO Yoko für den Soundtrack der Serie und SAKAMOTO Maya für die Endingsongs gewonnen. Beide haben schon in Vision of Escaflowne für Kawamori gearbeitet.
Die Geschichte von Earth Girl Arjuna läßt einem am Anfang keine Verschnaufpause, innerhalb der ersten Folge stirbt bereits die Hauptdarstellerin Juna. Während sie im Sterben liegt, erscheint in einer Art Traumsequenz ein Junge mit dem Namen Chris und stellt sie zur Wahl, ob sie weiterleben möchte oder nicht, doch wenn sie weiterleben möchte, muß sie sich ihm anschließen und gegen ein Wesen namens Ra-jer kämpfen. Ra-jer versucht, unseren Planeten von innen zu zerstören. Juna entscheidet sich natürlich für das Weiterleben. Gerade noch tot, das EKG zeigt Herzstillstand, wacht Juna plötzlich zum Erstaunen der Ärzte auf, doch ihre Verwunderung hält nur kurz an, denn wenig später steht sie auf und läuft davon. Tokio, ihr Freund, der bei dem Motorradunfall, in dem Juna angeblich tödlich verunglückt ist, dabei war, rennt ihr hinterher, während ihre Mutter überhaupt nichts mehr versteht.
– Wer nun glaubt, das war noch nicht genug, der irrt sich, denn am Ende droht noch in einem Atomkraftwerk die Kernschmelze und Chris sagt zu Juna, daß es ihre Aufgabe ist, dies zu verhindern, da Ra-jer dahintersteckt. Inzwischen versucht Tokio, Juna zu folgen. Eine weiße Taube, die ihm den Weg zeigt, hilft ihm dabei und bringt ihn zu ihr, doch plötzlich wird er durch eine Explosion von seinem Motorrad gerissen. Juna hat Angst um Tokio und versucht ihm zu helfen. Durch den Schock verwandelt sie sich plötzlich in eine Art „Spiritwesen“. „Spiritwesen“ deshalb, da nur bestimmte Menschen mit speziellen Fähigkeiten sie in dieser Gestalt sehen können; für alle anderen sieht sie ganz normal aus.
Die Rasanz läßt in den darauffolgenden Episoden zum Glück etwas nach, und was am Anfang noch wie eine gewöhnliche Magical-Girl-Serie aussieht, entwickelt sich später als etwas völlig anderes. Juna und auch einige andere Angehörige der Organisation, der Chris angehört, haben starke Zweifel, ob sie ihrer Aufgabe überhaupt gewachsen ist, da Chris immer wieder sein Leben für sie aufs Spiel setzen muß, um ihr zu helfen. Und auch hinter Ra-jer verbirgt sich mehr als ein normaler Bösewicht.
Das Böse in Chikyu Shoujo Arjuna ist aber vielmehr vom Menschen erzeugt, durch Umweltverschmutzung, Müll, Pestizide und andere negative Umwelteinflüsse des Menschen; ein einfaches Töten ist nicht die Lösung, was Juna auch in den nächsten Folgen schmerzhaft erfahren muß. Vielmehr ist diese Naturverbundenheit und das Zusammenleben mit der Natur eines der Kernthemen der Serie, zumindest am Anfang. Besonders klar wird dies in der dritten bzw. vierten Folge, die sehr ähnlich zu Szenen in Mononoke Hime auf die Natur und den Einklang mit der Natur abzielen. Daraus entstanden auch einige negative Stimmen gegenüber der Serie, da manche glauben, daß es eine Propagandaserie für eine Art Naturreligion, der sich KAWAMORI Shoji einige Jahre zuvor angeschlossen hat, sein soll. Ob dies stimmt oder nicht, sollte denke ich jeder für sich selbst entscheiden.
Fazit: Technisch gesehen stellen Satellite und Kawamori die Meßlatte für Anime-TV-Serien wieder ein wenig höher. Anders als es z.B. Gonzo bisher gelang, ist die Integration zwischen digitalen und celbasierten Animationen deutlich besser und erinnert schon ein wenig mehr an die gute Integration wie in Blood – The Last Vampire von Production I.G. Überhaupt ist die Detailtreue und der Ideenreichtum von Chikyu Shoujo Arjuna enorm. Musikalisch gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden, vor allem das Openinglied konnte mich ungemein beeindrucken, auch wenn es sehr traurig und nachdenklich macht. Die Geschichte scheint zwar manchmal ein wenig stark mit dem gehobenen Zeigefinger daherzukommen, aber sie regt finde ich auch zum nachdenken an und manchmal möchte man nach dem Anschauen so mancher Folge einfach rausrennen und den nächsten Baum umarmen. Vielleicht ist dies aber auch genau das, was KAWAMORI Shoji bewirken wollte, daß die Menschen – nicht nur in Japan – einfach mal wieder anfangen, die Natur mehr zu schätzen.
Earth Girl Arjuna hat auch sehr viele symbolische Ebenen, diese sind allerdings nicht unbedingt auf den ersten Blick und für unsere westlichen Kulturen erkennbar.
Mir persönlich gefällt die Serie sehr gut und sie ist eine willkommene Abwechslung zu den inhaltlich leeren Eindrücken, welche die TV-Serien der TV-Season davor bisher bei mir hinterlassen haben. Leider ist ein westlicher Release bisher nicht angekündigt und es bleibt auch fraglich, ob es bei dieser Thematik überhaupt einen geben wird, auch wenn die dahinter stehenden Namen durchaus für Furore sorgen könnten.
Joachim
Earth Girl Arjuna
Originaltitel: Chikyu Shoujo Arjuna
Produktion: Satellite / TV Toyko
Erstausstrahlung: 9.1.2001 – 27.3.2001
Länge: 12 Folgen à 25 Minuten
Alien9 – Schule ist grausam
„Du brauchst nicht den Klassenraum zu putzen, Hausaufgaben zu machen oder Klausuren zu schreiben! Und du kannst später auf jede beliebige Oberschule wechseln. Irgendwie beneide ich dich um das Amt. Wenn man nur nicht diese Aliens auf dem Kopf tragen müsste…“
Wir befinden uns im 25. Jahr nach der Thronbesteigung Heiseis (= 2013 a.D.). Aliens haben eine Invasion der Erde begonnen und fallen nun ständig vom Himmel. Da diese damit für Kinder eine potentielle Gefahrenquelle darstellen und die Stadtverwaltung natürlich kein Geld für deren Beseitigung hat, müssen sich die Schulen eben selbst darum kümmern. Deshalb werden sogenannte „Alien-Abwehr-Teams“ gebildet, die stets von Schülern der obersten Klassen besetzt werden. Nun ist es aber so, daß Aliens zu dieser Zeit das Ekligste sind, was sich junge Mädchen vorstellen können, weshalb freiwillige Kandidaten trotz all der Vorteile, die sich daraus ergeben, nur sehr schwer gefunden werden können.
Ein Mädchen, das von ihrer Klasse zu diesem Amt gezwungen wird, ist die elfjährige OTANI Yuri: Ein „viel zu normales“ und zurückhaltendes Mädchen, das sich eigentlich auf das letzte Schuljahr an der 9. Grundschule gefreut hatte und dessen schlimmster Alptraum nun wahr geworden ist. Selbst die Aufmunterungsversuche ihrer Freundin TAMAKI Miyu können sie nur wenig besser stimmen. Von einem ganz anderen Kaliber sind ihre zwei Teamkameradinnen: TOMINE Kasumi, ein ebenso hochbegabtes wie extrovertiertes Mädchen, das freiwillig zum Team hinzustößt, und die schon ziemlich erwachsen wirkende KAWAMURA Kumi. Betreut werden die drei von der mysteriösen Lehrerin HISAKAWA Megumi, die ihnen ihr wichtigstes Werkzeug bei der Alien-Abwehr gibt: die Bougus, Aliens in Form von geflügelten Helmen, deren Zweck es ist, die jungen Mädchen vor gefährlichen Aliens zu schützen. Die Bougus sind – anders als die meisten Aliens – hochintelligent, können sprechen und ernähren sich sehr zum Entsetzen Yuris von dem Dreck, der sich im Schweiß der Mädchen angesammelt hat!
Wer nun denkt, daß Alien9 nur ein nettes Schulmädchen-Sci-fi-Abenteuer wäre, der wird schnell eines Besseren belehrt. Schon der erste Einsatz zeigt, daß sich die Zielgruppe der Serie im späten Stadium der Pubertät befindet: Das Alien, das die Mädchen einfangen sollen, wird von Yuris Bougu, das seine vor Angst gelähmte Trägerin in Gefahr sieht, mit seinen spiralartigen Fangarmen aufgespießt und in Stücke gerissen. Dennoch schickt die Schulleitung, die ominöse Pläne verfolgt, die Mädchen immer wieder in neue Einsätze gegen Aliens, die zum Teil selbst den Bougus weit überlegen sind. Selbst als die Situation zu eskalieren droht und Hisakawa-sensei immer wieder eingreifen muss, um die Mädchen aus ausweglosen Situationen zu retten, bleiben sie im Dienst. Gelangweilte Jungen beschaffen sich Aliens, und versuchen die Mädchen umzubringen, Kumi wird von Aliens halb aufgefressen und schließlich versucht sogar Yuris Bougu, sie zu einer Verschmelzung mit ihm zu zwingen. Immer mehr verlieren die Mädchen die Kontrolle über die Situation, aber auch ihre Menschlichkeit geht ihnen langsam abhanden: Kasumi beginnt, Aliens mit MagLite-Taschenlampen – wortwörtlich – plattzuhauen, Kumis menschlicher Körper scheint nur noch eine Außenhülle von etwas Unglaublichem darunter zu sein und Yuris anfangs mädchenhaftes Weinen aus Ekel vor den ihr verhassten Aliens wird immer mehr zu einem Weinen der nackten Verzweiflung. Selbst die aufkeimende kindliche Liebe zwischen Yuri und Kumi kann das Unvermeidliche nicht verhindern: Wie bei einer antiken Tragödie wird der Leser über die Einleitung langsam zum Höhepunkt und dann, von einer Zäsur (den Sommerferien) kurz unterbrochen, unaufhaltsam zur Katastrophe geführt.
Alien9 kann man getrost in die Reihe der Horrormangas stellen, trotz des sehr kindlichen Charakterdesigns und des geringen Verbrauchs an Rasterfolie und Tusche, was den Manga sehr hell und sauber erscheinen lässt. Erschienen ist der Manga von TOMIZAWA Hitoshi 1999 im „Young Champion Comic“ (Akita Shoten), das sich trotz des Namens vornehmlich an ältere Jugendliche richtet. Ähnlich wie einige andere Zeichner, musste Tomizawa anfangs nach einem eigenen festen Stil suchen, was gut zwischen dem ersten und zweiten Manga erkennbar ist. Nicht nur sein rundes Charakterdesign mit den weit auseinander liegenden Augen und den wilden Rötungsstrichen ist ungewöhnlich, sondern auch das komplette Fehlen von Manga-typischen Speedlines und Tomizawas Hang zu Totalaufnahmen, wodurch insbesonders die Kampf-Szenen wie Momentaufnahmen wirken und so ein einzigartiges Gefühl des Horrors, der Hilflosigkeit und Passivität erzeugen. Der gesamte Manga wirkt zeitlupenartig, ja sogar unwirklich. Diese Mischung aus ungewöhnlichem Erzählstil, den extrem niedlichen Mädchen und den äußerst bizarren Kreaturen kann auf manchen sehr befremdlich oder sogar abstoßend wirken, zeigt aber auch Tomizawas Fähigkeit zur Individualität.
Jedenfalls hatte er Erfolg mit seinem Konzept, so daß im Juni 2001 die erste OVA zu Alien9 erschienen ist – mit einem gewaltigen Werbeaufgebot. Der von GENCO und dem bekannten J.C.STAFF produzierte Film hält sich sowohl inhaltlich als auch vom Charakterdesign sehr dicht an der Manga-Vorlage. Bekannte Synchronsprecherinnen sind ebenfalls zu finden: u.a. SHIMIZU Kaori (Lain aus Serial Experiments Lain) für KAWAMURA Kumi und HISAKAWA Aya (Ami aus Sailor Moon) für HISAKAWA (!) Megumi. Der Anime selber ist – wie heute üblich – am Computer fertiggestellt worden, wodurch der insgesamt recht dunkel gehaltene Film sehr rein und neu wirkt. Die Zeichenqualität ist guter OVA-Standard und die komplett computergenerierten Fangarme der Bougus gut gelungen. Das beeindruckendste an der OVA ist aber der Sound. Zwar ist der nur in PCM- Stereo, aber so glasklar, daß man glaubt, direkt dabei zu sein. Die wohl schönste Szene der ersten OVA ist der erste Einsatz des Mädchen-Teams, mit den über den Sportplatz schabenden Rollerblades der Mädchen, der Hintergrundmusik in Form eines fröhlichen Kinderchors, den rasanten Kamerafahrten und das abschließende metallische Geräusch, wenn die Fangarme von Yuris Bougu das Alien durchbohren. Die Musik, die manchmal wie fehl am Platz wirkt, gibt dem Anime noch die Prise Befremdlichkeit, die er visuell nicht meistern konnte.
Die OVA ist insgesamt nicht so gewöhnungsbedürftig wie der Manga und deshalb als Einstieg besser geeignet. Aber spätestens nach der zweiten OVA, die die zweite Hälfte des ersten Mangas wiedergibt, wird auch dort klar, daß die Sache nicht so harmlos bleiben wird wie in der ersten OVA…
Der Manga selbst findet mit dem dritten Band sein böses Ende. Von der OVA ist in Japan Ende September die zweite und Ende November die dritte DVD erschienen, wobei insgesamt vier Folgen geplant sind. Mit einem amerikanischen oder gar deutschen Release der OVAs in den nächsten Jahren ist nicht zu rechnen und eine Veröffentlichung des Mangas wohl ausgeschlossen. Mittlerweile arbeitet Tomizawa an seinem Manga Milk Closet, der in Kodanshas „Afternoon“ erscheint, viele Elemente aus Alien9 enthält und noch bizarrer als dieser ist. Wer sich für Skurriles interessiert, der sollte sich Tomizawas Namen gut merken.
Fan-Yi
Alien9
Manga-Serie: von TOMIZAWA Hitoshi
3 Bände (1999), abgeschlossen
Verlag: Akita Publishing Co, Tokyo Ltd.
Anime-Serie:
3 OVAs (2001), 4 geplant
Produktion: Genco und J.C.Staff
Offizielle HP: http://www.alien-nine.com (Link inzwischen veraltet)
Final Fantasy Unlimited
Nach dem weltweiten Erfolg der Spieleserie und einem Kinofilm war der nächste logische Schritt, der Familie noch ein weiteres Mitglied zu geben: Eine neue Final Fantasy TV-Serie, animiert natürlich. Das Kind wurde Final Fantasy Unlimited getauft und läuft seit dem 2.10.2001 jeden Dienstag abend von 6.30 bis 7 Uhr auf Terebi Tokyo.
Momentan sind von der Serie 52 Folgen geplant. Die Aufstellung der Beteiligten liest sich wie ein Who is Who der Animeszene: KAWAZU Akitoshi, der das Grundkonzept lieferte, hat sich als Produzent der storylastigen SaGa Serie (PSX) einen Namen gemacht. TOMIOKA Atsuhiro wirkte bei Pokémon und Vandread mit, der Mech Designer hat seine Fähigkeiten schon bei Gundam gezeigt, und für die Animation zeichnet – ta-da! – Gonzo verantwortlich. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber natürlich hätte auch niemand erwartet, daß Squaresoft völlige Neueinsteiger engagieren würde.
In der nahen Zukunft erscheint plötzlich ein schwarzer Turm im Meer und öffnet das Tor in eine andere Welt, genannt Ikai, was soviel heißt wie seltsame, andere Welt. Das Wissenschaftler-Ehepaar Hayakawa macht sich auf, diese seltsame Welt zu erforschen, kehrt zurück und schreibt ein Buch über ihre Erlebnisse. Von einer erneuten Entdeckungstour kommen sie jedoch nicht zurück. Ihre beiden Kinder, Yuu und Ai, machen sich nun mit dem Buch ihrer Eltern als Reiseführer auf den Weg, die Vermißten in der anderen Welt zu suchen. Und hier fängt die Geschichte an, Fantasy zu werden: In die andere Welt gelangt man mit einer „U-Bahn“, die sich durch die Erde bohrt. Dort treffen sie eine junge Frau namens Lisa, die sich spontan entscheidet, sich den beiden anzuschließen und ab sofort ein waches Auge auf die Kinder zu haben. Als sie nun in der anderen Welt landen, fangen die Probleme an. Aus Versehen wecken sie Kaze (Wind), den Hauptcharakter des Anime, auf, der in einer Art unfreiwilligem Winterschlaf lag und nun mehr als nur ein paar Lücken in seinem Gedächtnis hat. Für lange Vorstellungen bleibt keine Zeit, denn sogleich erscheint ein riesiger Pilz (!) und attackiert (!) die Gruppe. Lisa zeigt sich nun recht kampfbegabt: Sie ist eine Magierin. Leider zeigt dies nur vorrübergehenden Erfolg und der Pilz wird stattdessen nur noch größer. Doch da selbst in Final Fantasy Helden nicht sofort sterben, werden die drei von Kaze gerettet, der das Pilzmonster mit der mit seinem rechten Arm verbundenen „Magie Waffe“, einer Art Kanone, erledigt. Kaze verschwindet, und die übrige Party macht sich auf die Suche nach den Hayakawas. Auf ihrer Suche treffen sie immer wieder auf Wesen, die ihnen, den Eindringlingen aus der äußeren Welt, schaden wollen, und immer wieder taucht dann Kaze wie aus dem Nichts auf und hilft ihnen. Hinter den Angriffen steckt der Graf Tairanto, der – eigentlich noch ein kleines Kind – die uneingeschränkte Herrschaft über die andere Welt erstrebt. Einer seiner Streiter ist der magische Ritter ShiroiKumo (weiße Wolke), der überaus starke Erzgegner Kazes. Die Bewohner der Welt fürchten den Grafen und das Chaos, das er verbreitet. Was verbirgt sich in Kazes Vergangenheit? Wo stecken die Eltern von Ai und Yuu? Und vor allem: Was zum Geier ist das für eine komische Welt?!
Die Welt der TV-Serie ist seltsamer als es die Welt eines der Spiele je war. Häuser aus Früchten, dunkle Wälder mit seltsamen Pflanzen und ein seltsames Wesen namens Fabura, die Führerin, die alles weiß, was in der Welt vorgeht und den Helden auch völlig nach Belieben erscheinen kann… Die Produzenten haben alles getan um die Welt wirklich zur Ikai, zur fremden Welt, zu gestalten.
Wer die Serie sieht, weiß sofort, daß er Final Fantasy vor sich hat und das ist, man bedenke die Kritiken am Film, bemerkenswert. Natürlich tauchen Chocobos auf, Luftschiffe schwirren umher und durch Kazes Magiewaffe werden durch Kombination verschiedener Elementkapseln Magiewesen hervorgerufen. Um es besonders authentisch zu gestalten, ertönt nach jedem Sieg über ein Monster der klassische Siegesjingle, den jeder aus dem Spiel kennt. Und um der allgemeinen Definition gerecht zu werden, läuft den Helden auch bald ein besonders intelligenter und hilfsbereiter Mann namens Shido (Cid) über den beschwerlichen Weg.
Und trotz alledem ist die Serie doch „anders“. Zum ersten Mal im Final Fantasy Universum gibt sich Mutter Erde die Ehre und die Serie wird komplett aus der Sicht von zwei jungen Menschen erzählt. Dieser Umstand macht die Serie auch erst interessant. Die für Gonzo typischen Computeranimationen der Mecha, die nicht so recht zur restlichen Animation passen wollen, keine klar erkennbare Grundhandlung und eine wirklich finstere, verwirrende Welt sind sehr gewöhnungsbedürftig. Spannung wird sicher nicht durch die etwas durcheinandergeratene Story aufkommen, aber dieser Umstand, Final Fantasy aus der Sicht von Menschen zu sehen bekommen… Jeder, der die Spiele spielt, wird sich schon einmal in diese zauberhaften Welten gewünscht haben, aber die eigene hatte nie Platz in diesem fantastischen Universum. Zudem ist es natürlich vom Storytechnischen her für Anime eher ungewöhnlich, daß die Geschichte der Hauptperson, hier Kaze, aus anderen Augen, so quasi im Vorbeigehen, erzählt wird.
Natürlich ist es noch zu früh, um die Serie sicher und abschließend zu beurteilen. Wenn diese FUNime erscheint, wird in Japan gerade erst einmal die zehnte Folge ausgestrahlt worden sein. Wir können nur abwarten, wie sich die Reihe entwickelt und ob aus dem innovativen Ansatz eine wirklich gute Serie wird.
Daniela
Final Fantasy Unlimited
Chefregisseur: MAEDA Mahiro
Planung: TOMIOKA Atsuhiro
Grundkonzept: KAWAZU Akitoshi
Thema Musik: UEMATSU Nobuo
Musik: HAMARO Shirou, TADA Akifumi
Digital Director: TOMOHIRO Hirata
Assistant Director: TAKESHITA Ken’ichi
Character Design: Carmel-7
Mechanic Design: KOBAYASHI Makoto
Animation: GONZO/DIGIMATION
Artbook: Final Fantasy X
Visual Arts Collection CG & Illustration Works
Dieses besondere Werk fällt schon durch sein für Artbooks untypisches Format auf, denn FF X Collection ist etwas größer als DIN-A4 – aber: Es handelt sich um ein knapp 90seitiges Hardcover Artbook mit Schutzumschlag.
Dieses besondere Werk fällt schon durch sein für Artbooks untypisches Format auf, denn FF X Collection ist etwas größer als DIN-A4 – aber quer. Es handelt sich um ein knapp 90seitiges Hardcover Artbook mit Schutzumschlag.
Das Buch ist in die drei Bereiche „Image CG Collection“, „Character Design Collection (Tetsuya Nomura)“ und „Image Illustration Collection (Yoshitaka Amano)“ aufgeteilt. Die CG und die Design Collection gehen oft fließend ineinander über und ergänzen sich so.
Für Final Fantasy Fans ist dieses Artbook uneingeschränkt zu empfehlen. Die (teilweise ganzseitigen) Illustration sind von brillianter Qualität und wunderschön anzusehen. Es werden viele bislang unbekannte Szenen aus dem Spiel gezeigt. Der „Image Illustration Collection“ Bereich ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, denn nicht jeder mag Amanos Stil. Auch wenn man kein Final Fantasy Fan ist, so sollte man es sich mal angesehen haben, denn es lohnt sich. Der Preis für dieses Artbook ist mehr als gerechtfertigt.
Zusammen mit diesem Artbook sind noch drei weitere Bücher erschienen: FF X Scenario Ultimania (Format A5; ¥1.400, ca. 16 DM), FF X Battle Ultimania (Format A5; ¥1.400) und die gigantische „The Art Of Final Fantasy“ Yoshitaka Amano Box (mehrere DIN-A4 Artbooks und Extras, ¥28.000, ca. 500 DM).
Fritjof
Final Fantasy X – Visual Arts Collection CG & Illustration Works
Format: ca. DIN-A4 (Quer), Hardcover
Umfang: 88 Vollfarbseiten
ISBN: 4-88787-007-8
Preis: ¥2.300 (ca. 41 DM)
Importpreis: ca. 60-80 DM