- Funime Nr.26
- Editorial
- Now & Then, Here & There – Leben im Chaos
- Parumu no ki – A Tree of Palme
- Onegai Teacher – Ich, meine Lehrerin und Goethe
- Pressekonferenz mit dem Produzenten von Sen to Chihiro
- Chobits – Die TV Serie
- Manga Power – Phönix aus der Asche
- Shounentachi no ita Natsu – Melody of Jenny
- Manga Made in Germany
Und Los geht’s
Was für ein Frühjahrsauftakt!
Erst die Berlinale 2002, auf der so viele Anime liefen wie noch nie, mit der sensationellen Krönung durch den Sieg von Miyazakis Sen to Chihiro no Kamikakushi, dann die furiose Frühjahrsoffensive bei RTL II, bei der so mancher Wunsch endlich wahr wird. Ranma 1/2 und Detektiv Conan in deutscher Erstausstrahlung! Das Herz der Animefans macht Luftsprünge.
Ob die deutschen Premieren den hohen Erwartungen gerecht werden können, versuchen wir mit unseren Beiträgen in diesem Heft zu klären.
Über dieses Feuerwerk wollen wir die anderen gestarteten Serien wie Shin Chan und Escaflowne natürlich auch nicht vergessen.
Doch mindestens genauso wichtig ist uns der frühe Blick nach Japan, um möglichst schnell Trends zu erkennen und darüber berichten zu können. Wir hoffen, wir werden Euch auch hier nicht enttäuschen. Selbstverständlich könnt Ihr in dieser FUNime auch über den Anime Marathon, eines der Aushängeschilder der Anime no Tomodachi, lesen und vielleicht auch ein wenig daran teilhaben. Für alle, die die Nonstop-Anime-und-Event-Show verpaßt haben: Der nächste Anime Marathon kommt bestimmt! Zum Abschluß dieses Editorials noch eine Meldung, auf die wir ganz besonders stolz sind: Die FUNime wurde bei „BeTV“ auf RTL II vorgestellt. Gemeinsam mit AnimaniA und MangasZene wurde die FUNime ausführlich präsentiert, und zwar als erstes aller drei Magazine! An dieser Stelle ein großes Dankeschön an RTL II. Dieser Bericht ist für uns Ansporn und Motivation, uns noch mehr ins Zeug zu legen, Euch das uns bestmögliche Magazin zu präsentieren!
Viel Spaß beim Lesen !
Euer FUNime Team
Now & Then, Here & There – Leben im Chaos
Wer hört, daß diese Serie unter der Regie von DAICHI Akitaro entstand, der auch durch Titel wie Jubei-chan the Ninja Girl oder Elf Princess Rane bekannt wurde, mag auch hier eine leicht durchgeknallte Komödie erwarten und erst ein wenig ins Grübeln kommen, wenn dort weiterhin von einer Armee gekidnappter Kinder die Rede ist. Doch auch dann wird man die volle Härte dieser Serie noch unterschätzen.
Die 13teilige TV-Serie beginnt dabei zunächst ganz harmlos. So lernen wir den jungen Shu kennen, der zwar voller Energie steckt, dabei allerdings zu impulsiv vorgeht und häufig das Nachdenken vergißt. Er ist der eigentliche Hauptcharakter der Geschichte, die jedoch erst in Gang kommt, als er ein wenig frustriert von einem verlorenen Kendokampf nach Hause geht und dabei ein geheimnisvolles Mädchen auf der Spitze eines Schornsteins erblickt. Da die Leiter zu ihrem Schornstein zerbrochen ist, klettert er einfach auf einen Nachbarschornstein und versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Da erscheint jedoch ein seltsames Leuchten, die Welt um sie herum scheint still zu stehen und plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchen eine Frau und drei Männer mit geheimnisvollen Maschinen auf und nehmen das Mädchen gefangen. Wie üblich greift Shu ohne nachzudenken die Übermacht an, um dem Mädchen zu helfen, was ihm zunächst auch gelingt; doch plötzlich befinden sie sich in einer seltsamen Stadt, in der eine Zugbrücke ihre gemeinsame Flucht aufhält und Shu scheinbar rettungslos in die Tiefe stürzt. Dabei bekommt er den Edelstein des Mädchens zu greifen. Dank der merkwürdigen Bauweise des Komplexes überlebt er den Sturz (eine deutliche Anspielung auf den zweiten Star Wars-Film), doch er ist in einer seltsamen Welt gelandet, in der es fast kein Wasser gibt, und Kinder als Soldaten dienen, die von einem wahnsinnigen König regiert werden. Und Shu wird gejagt, da der Herrscher vor allem am blauen Edelstein des Mädchens interessiert ist, der jedoch in der Aufregung verloren ging. Seinen Worten wird zunächst allerdings keinen Glauben geschenkt, statt dessen wird er gefoltert, damit er das Versteck des Steines verrät. In einer Gefängniszelle lernt er dabei das Mädchen Sara kennen, das ähnlich wie Shu in diese Welt verschleppt wurde. Doch damit beginnen die Probleme erst. Shu wird zum Soldaten gemacht, während Sara zur Unterhaltung verdienter Soldaten herhalten muß.
Wie schon an dieser Beschreibung ersichtlich ist, handelt es sich bei Now & Then, Here & There um eine sehr düstere Serie, die so gar nicht zu Jubei-Chan passen will. Doch bei aller Brutalität und Härte – die in dieser Serie zuhauf vorhanden sind – entwickeln einige Charaktere eine Anpassungsfähigkeit und Stärke, die es ihnen ermöglicht, irgendwie zu überleben.
Die Zeichnungen und Animationen entsprechen gehobenem Mittelmaß, was in Anbetracht der schwierigen Thematik schon recht ordentlich ist. Auch der japanische und englische Dolby Surround-Ton lassen keine Probleme aufkommen, wobei der englischen Fassung auch noch eine zusätzliche Dolby Digital 5.1-Spur spendiert wurde, die ziemlich genau das ausdrückt, was die japanische Tonspur zu vermitteln versuchte – wobei man natürlich trotzdem keine derartigen Effektorgien wie bei einem Vampire Hunter D – Bloodlust erwarten darf. Und obwohl auch schon so mit fünf Folgen und drei Tonspuren einiges vorhanden ist, gibt es auch noch Extras, wie eine Art Gallery, einige Entwurfszeichnungen und ein paar Storyboards. Durch ihre detailliert dargestellten Charaktere und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist diese Serie eine Empfehlung wert, obwohl sie aufgrund ihrer brutalen und schonungslosen Handlung bei weitem nicht für jeden geeignet ist. Statt der drei einzelnen DVDs gibt es auch noch ein Boxset, das neben allen drei DVDs der Serie auch noch eine zusätzliche DVD mit Extras zu bieten hat
Karsten
Now & Then, Here & There
TV-Serie in 13 Folgen
Laufzeit: 13 x 25 Minuten
Ländercode: 1
Hersteller: Central Park Media
Preis: je DVD $29.99
Als Boxset alle DVDs zusammen für $89.99
Parumu no ki – A Tree of Palme
„Am Fuß eines gewaltigen Baumes lebt der alte Botaniker Fow mit einem defekten hölzernen Roboter namens Palme in einer Hütte. Eines Tages taucht bei ihnen Corlum, eine schwer verletzte Soldatin des Sol-Stammes, auf.“ – Der zweite Animebeitrag zur Berlinale 2002.
Mit dem Bewußtsein um die eigene Existenz ist auch das Bewußtsein um die eigene Vergänglichkeit entstanden: die Angst. Und Palme hat Angst. Palme mag aus dem Holz eines mächtigen Krupp-Baumes geschnitzt sein, doch auch er ist nicht unsterblich. Als er das erste Mal dem Tod begegnete, konnte er sich noch in die Nichtfunktionalität flüchten. Doch der Mord an seinem Schöpfer und eine wichtige Kapsel, die ihm die unbekannte Kriegerin anvertraut, zwingen ihn, in die Welt hinauszuziehen. Eine fantastische Welt voller seltsamer und tödlicher Gefahren. Vorbei an mörderischen Kakteenrudeln und in der Luft schwebenden Quallen der Oberwelt Arkana gelangt er in die riesige Stadt Flamingo. Er lernt Personen mit vielfältigen Ansichten zum Leben kennen. Die Straßenkinder Puu und Muu, die nur für das Jetzt leben, den jungen, von Rache getriebenen Krieger Shata und schließlich das Mädchen Popo, die, anders als die anderen Kinder, zwar eine gesicherte Existenz hat, jedoch in ständiger Schikane durch ihre Mutter, einer alternden Diva, lebt. Nicht nur ihre Unfreiheit erweckt in Palme ein bis dahin vergessenes Gefühl der Zuneigung, denn sie hat auch große Ähnlichkeit mit Cyan, der verstorbenen Frau seines Schöpfers. Er will mit ihr zusammen leben, doch dazu müßte er genauso werden wie sie: ein Mensch. Gejagt von Kriegern des Mohi-Stammes machen Palme und seine neuen Freunde sich auf die Suche nach Soma, dem Schöpfer der Unterwelt Tamas und seiner Bewohner. Nicht ahnend, daß Palme nur die Marionette einer von Haß zerfressenen Person ist.
Auf dieser Reise wird jeder einzelne vor die Frage nach seiner eigenen Bestimmung gestellt. Diese Reise ist nicht nur eine Reise in eine mysteriöse Unterwelt, sondern auch eine Reise in sich selbst. Dabei erleben sie Momente der Qualen und Momente der Freude. Sie sündigen und sie büßen. Und schließlich findet jeder für sich seine eigene persönliche Antwort. „Diese Figur gleicht uns. Sie fragt wie wir nach dem spirituellen Wohin, danach, was von uns bleibt“, so beschreibt Regisseur NAKAMURA Takashi (Robot Carnival) Palme. Ihm „macht die Vergänglichkeit seiner Existenz Angst. Trotzdem begibt er sich auf eine Reise in die gequälten Seelen und Gedanken der Menschen und kommt zu einem festen Standpunkt.“
Zwar kann man über Palmes Standpunkt am Ende des Filmes streiten, doch fest steht, daß Parumu no ki („Palmes Baum“) ein ganz besonderer Film ist. 10 Jahre hat es gedauert, bis Takashi sein Werk vollenden konnte. Was als seine eigene eigenwillige Interpretation von Pinocchio für Grundschulkinder startete, wurde schnell zu einem Mammutwerk von epischen Ausmaßen, worin auch die einzige Schwäche des Filmes liegt: Der Zuschauer wird von Myriaden Eindrücken und Personen geradezu bombardiert, so daß er sehr schnell den Überblick verliert. Eine mehrteilige OVA-Serie wäre da vielleicht sinnvoller gewesen. Jedoch hätte man auch ein geringeres Budget gehabt.
Ansonsten ist an dem Film nichts auszusetzen. Die einfach gestalteten Charaktere mögen nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen, aber dafür wurden fast schon verschwenderisch viele Cels für sie benutzt. Doch das wohl stärkste Argument für Parumu ist die Ausarbeitung der Welt von Palme, die nur anfangs wie eine typische Endzeitwelt aussieht. Doch sobald er seine heimatliche Wüste verläßt, eröffnen sich Landschaften, die den Betrachter nicht mehr aus dem Staunen lassen. Selten hat man so surreale wie schöne Landschaften gesehen, die trotz ihrer Seltsamkeit doch irgendwie natürlich wirken. Man bewegt sich wie im Traum zwischen baumgroßen Teichrosen, gelangt in fabrikartige Höhlen voller Röhren und Leitungen und erlebt die fluoreszierenden Pollen der gigantischen Selene-Blumen, die wie Leuchtkäfer dem Himmel zustreben. Es ist eine bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Welt, die geradezu dem Hirn eines Naiven Malers wie Rousseau entsprungen sein könnte.
Parumu no ki erlebte seine Weltpremiere unter der Anwesenheit des Regisseurs am 8. Februar im Internationalen Forum der Berlinale 2002. In Japan kam der Film erst am 16. März in die großen Kinos. Wegen der Teilnahme (und des späteren Sieges) von Sen to Chihiro no Kamikakushi am Wettbewerb der Berlinale hat Parumu leider nicht die Beachtung erlangt, die er verdient hätte, denn Parumu braucht keinen Vergleich mit MIYAZAKIs Rekordfilm zu scheuen. Ob man im Westen jedoch irgendwann in den Genuß kommen wird, den Film erneut auf der großen Leinwand (oder auch nur auf der teuren Silberscheibe) zu sehen, ist fraglich. Trotz – oder gerade wegen – seiner Qualitäten wird dem Film jedoch der ganz große kommerzielle Erfolg versagt bleiben. Schade eigentlich.
Fan-Yi
NAKAMURA Takashi
NAKAMURA Takashi, geb. 1955 in der Präfektur Yamaguchi. Seit 1976 Zeichner und Charakterdesigner für Animationsfilme. Sein bekanntester Film als Animation Director: Akira (1989). Als Regisseur: Catnapped! (1995), Parumu no ki (2002).
Parumu no ki – A Tree of Palme
Erscheinungsland, -jahr: Japan, 2002
Spielzeit: 130 Min.
Regie: NAKAMURA Takashi
Buch: NAKAMURA Takashi
Kamera: AZUHATA Takashi
Animationsregie: SASAKI Mamoru
Charakterdesign: INOUE Toshiyuki
Musik: HARADA Takashi
Sektion: Int. Forum
Produktion und Weltvertrieb: Genco Inc.
Onegai Teacher – Ich, meine Lehrerin und Goethe
Eine Liebesgeschichte zwischen Schüler und Lehrerin. Eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und Alien. Eine dramatische und ernste Liebesgeschichte voller Gefühle – oder einfach nur Fanservice?
Des Otakus liebstes Mädel ist normalerweise Oberschülerin, ein wenig schüchtern, aber auch ein wenig temperamentvoll, süß und gut erzogen. Jedoch ist sie in allen Fällen jünger oder zumindest gleich alt. Daß nun eine etwas „reifere“ Dame von 23 Jahren den MOE-Part übernimmt, ist (zumindest im Anime-Bereich) nicht nur ungewöhnlich, sondern schafft auch viele Möglichkeiten für ebenso ungewöhnliche Situationskomik und Dramatik:
Der Oberschüler Kei wird mit seiner neuen Lehrerin wiederholt in sehr prekären Situationen erwischt. Da niemand an unglückliche Zufälle glauben will, sind beide gezwungen, heimlich zu heiraten, um einen großen Skandal zu vermeiden, aber auch, um Kazami-senseis Arbeitsplatz zu retten, denn sie ist nicht nur eine umwerfend gutaussehende Lehrerin mit Traummaßen, sondern auch die geheime Gesandte einer außerirdischen Weltraumbehörde.
Letzteres erscheint leider ein wenig gezwungen. Kazami erklärt etwas verworren von einer Weltraumbehörde, „die die Schüler der Erde überwacht“. Man hat ständig das Gefühl, daß die Macher sich selbst ein wenig unterschätzt haben und deshalb die Geschichte mit etwas Sci-fi aufpeppen wollten. Doch erkennbar waren sie sich auch da nicht so sicher. Zwar sorgen die Teleportationstechnik und die kleinen Computer im Laufe der Serie immer wieder für nette, humorvolle Einlagen, haben aber eigentlich nie wirklich dramaturgische Notwendigkeit und werden auch immer weniger, so daß man sie fast schon völlig vergißt. Das liegt nämlich daran, daß Onetei auf etwas völlig anderes abzielt:
Trotz des nicht gerade geringen Anteils an Fanservice und Komödie will Onegai Teacher -kurz Onetei – eher ein „Junjou-Anime“ (Reine Gefühle-Anime) als eine „Love Comedy“ sein. Für beide Partner ist diese Heirat viel zu plötzlich, und sie müssen erst langsam lernen, was das für sie eigentlich bedeutet. Obwohl beide theoretisch erwachsen sind, so benehmen sie sich noch immer sehr kindisch. Kei fehlen drei Jahre seines Lebens und Kazami ist eine Außerirdische, die die Gebräuche und Sitten der Erde noch nicht völlig beherrscht. Selbst über ihr gegenseitiges Verhältnis sind sich beide nicht sicher: Noch immer spricht er sie mit „sensei“ (Lehrer) an und sie ihn mit „Kei-kun“ (Anrede für Mitschüler). Dazu kommt, daß ein geheimes Liebesverhältnis zwischen ihnen wie ein Verrat an Keis Freunden wäre.
Die Heirat von Kei und Mizuho erinnert an die Ehen früherer Zeiten, in denen die Verheirateten sich erst lieben lernen mußten. Dazu stehen im Kontrast Keis Klassenkameraden, wie die jugendlich schwärmerische Koishi, die noch an die Heiligkeit der ersten Liebe glaubt. Oder Hyosuke und Kaede, die trotz ihrer Liebe zueinander wegen der ungewissen Zukunft vor einem Zusammenkommen zurückschrecken.
Tatsächlich geht es in Onegai Teacher aber um die Frage nach der Beständigkeit des Glücks. Die Parallelen zu Goethes Faust sind dabei mehr als nur zufällig. Genau wie Heinrich Faust läßt auch Kei sich hinreißen zum Wunsch „oh Augenblick, verweile doch, du bist so schön!“. Aber nicht ewige Verdammnis, sondern ein Schlaf von drei Jahren ist die Folge. Und dieser Wunsch nach ewigem Glück, der ihn in diesen Schlaf trieb, zerstörte schließlich sein Leben. Kei war gezwungen, sich von seinen nun erwachsen gewordenen Freunden und seiner von ihm entfremdeten Familie zu trennen und aufs Land zu fliehen, wo ihn niemand kannte. Doch die Furcht vor der Zukunft und der damit verbundenen Möglichkeit, unglücklich zu werden, ist noch immer sehr groß. Aber langsam beginnt er zu begreifen: Er muß stetig „beschleunigen“ und dabei glücklich werden. Und trotzdem mit Zuversicht in die Zukunft schauen können. Einen zweiten „Stillstand“ würde er nämlich nicht wieder überleben.
Daß die Macher schon Erfahrung im Bishoujo-Genre haben, zeigt die Besetzung, die größtenteils vom erfolgreichen Hanaukyo Maid-tai-Anime stammt. Verstärkt wurde das Team vom Charakterdesigner Goda, der sich bereits einen Namen mit Anime-Umsetzungen von FUJISHIMA Kosukes Werken (Oh! My Goddess) gemacht hat, sowie dem Komponisten Orito vom Studio I‘ve, das im Bishoujo-Game-Bereich sehr bekannt ist, und Kuroda, der zu den besten Drehbuchautoren im Anime-Bereich zählt und von derbsten Komödien (Excel Saga) über wüste Action-Spektakel (Scryed) bis zu düsteren, hochkomplizierten Geschichten (Infinite Ryvius) alles beherrscht. Aber auch bei den Synchronsprechern hat man nicht gegeizt. Es wurden ausschließlich bewährte Stars engagiert, die schon in diesem Genre Erfahrung gesammelt haben. Allen voran natürlich Superstar INOUE Kikuko als Kazami-sensei, die mal wieder zeigt, daß sie nicht zu Unrecht so viele Fans hat.
Onegai wird im Nachmittagsprogramm von WOWOW ausgestrahlt. Die Animationsqualität ist zwar nicht überwältigend, aber ordentlich, sehr sorgfältig und mit kräftigen Farben, und auch die träumerischen Titelsongs, gesungen von der Sängerin Kotoko, haben Ohrwurm-Qualitäten. Eingeleitet wird alles von einem Vorspann, dessen Kameraführung und Bildeinstellung an einfache Handkameras erinnert und den Gedanken an alte Familienvideos aufkommen läßt. Der Abspann der letzten Folge endet schließlich mit Flackern und Knacken: Die Filmrolle ist zu Ende.
Onegai Teacher gehört zur Gattung der MOE-Serien wie Sister Princess oder Kanon (MOE: Der MOE-Charakter ist derjenige, der die Sympathien der Zuschauer auf sich ziehen soll; meistens das süßeste Mädchen.). Technisch wie inhaltlich übertrifft Onetei sie aber alle. Daß die Serie am Anfang noch ein wenig naiv daher kommt, wird durch dramaturgische Spitzenleistungen der späteren Folgen, die teilweise richtige Schockwirkung besitzen, mehr als wettgemacht. Ein Beispiel ist die Szene, in der Ichigo und Kei sich gegenseitig ihre Geheimnisse gestehen. Sie ist komplett ohne Musik oder Hintergrundgeräusche unterlegt und findet in einem aufs Spärlichste eingerichteten Apartment statt. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers ist komplett auf die Interaktion der beiden Personen und ihr Gespräch gerichtet. Und wenn Ichigo mit ihrer kalten, gefühllosen Stimme fast wie beiläufig von ihrem „Problem“ und ihrer ein Jahr jüngeren Schwester erzählt, die demnächst Mutter wird, während Ichigo selbst noch immer in der Oberschule ist, ist Gänsehaut garantiert.
Dafür endet Onegai – für Kuroda untypisch – mit einem richtigen Ende. Wem die 12 Folgen jedoch zu wenig waren, der kann sich schon auf den Herbst freuen, wo eine OVA zu Onetei erscheinen soll, oder den Manga dazu von HAYASHI Yahizuru (Sister Red) im monatlichen „Dengeki Daioh“-Magazin lesen. Auf ein westliches Release kann man dagegen wohl lange warten. Aber vielleicht fängt man auch hierzulande an, „zu beschleunigen“. Please!
Fan-Yi
Die Hauptcharaktere
KUSANAGI Kei (Seiyuu: HOSHI Souichiro (SOMA Ryu / Argento Soma))
Ein ruhiger Junge, der seine „Krankheit“ selbst vor den eigenen Freunden geheim hält. Von seinem 15. bis zum 18. Lebensjahr lag er bewußtlos im Krankenhaus und lebt seitdem bei seinem Onkel EDAJIMA Minoru und dessen Frau Konoha. Sein körperliches Gebrechen läßt ihn wie einen 15jährigen Oberschüler aussehen, obwohl er schon volljährig ist.
KAZAMI Mizuho (Seiyuu: INOUE Kikuko (Belldandy / Oh My Goddess!))
Als neue Lehrerin kommt sie in Keis Klasse und ist von der Situation komplett überfordert. Sie liebt „Pocky“-Schokoladensticks über alles, die sie an ihren Vater, der ein Mensch war, erinnern. Sie hat die Angewohnheit, ständig „saiyuu senjiko yo“ zu sagen, wenn sie es eilig hat.
Marie (Seiyuu: KANEDA Tomoko (Akaha / Kokoro Library))
Mizuhos kleiner koboldgestaltiger Computer unterstützt sie in allen Lebenslagen. Seine Hauptaufgabe ist das Steuern des Raumschiffes und das Kontrollieren des Teleporters. Obwohl ziemlich dumm, kennt es doch Kazamis Gefühle sehr gut.
HERIKAWA Koishi (Seiyuu: KAWASUMI Ayako (Mahoro / Mahoromatic))
Die sowohl burschikose als auch mädchenhafte Züge aufweisende Koishi ist die „Anführerin“ von Keis Clique. Sie ist heimlich in Kei verliebt. Ihren Andeutungen und Annäherungsversuchen gegenüber scheint er jedoch blind, weshalb sie sich beim Technik-Lehrer Yamada regelmäßig ausheult.
MAGUMO Hyosuke (Seiyuu: IWATA Mitsuo (Pyoro / Vandread))
Einer von Keis Freunden. Er sieht gut aus und ist ausgesprochen selbstbewußt. Er hat einen starken Akzent und gibt sich nach außen hin gerne rebellisch. Dennoch kann er auch sehr gefühlvoll sein. MISUMI
Kaede (Seiyuu: OHARA Sayaka (Ezra / Vandread))
Die schüchterne Halb-Japanerin ist für japanische Verhältnisse ziemlich groß. Sie ist heimlich in Hyosuke verliebt, traut sich aber nicht, ihm dies zu gestehen.
MORINO Ichigo (Seiyuu: TAMURA Yukari (Ai / I -wish you were here-))
Durch ihre geringe Größe sieht sie fast noch wie eine Grundschülerin aus. Sie wirkt völlig gefühllos. Im Geheimen versucht sie, Kei und Koishi zusammenzubringen. Genau wie Kei verbirgt auch Ichigo ein Geheimnis, aus dem sie ihre Motivation nimmt. Sie ist der Meinung, daß sie „niemals wieder glücklich“ werde.
SHIDO Matagu (Seiyuu: MIURA Hiroaki (Snowman / Orphen Revenge))
Der eher gemäßigte Matagu bildet ein gutes Gegengewicht zum impulsiven Hyosuke. Er schwärmt für Mizuho und interessiert sich für Astronomie.
KAZAMI Maho (Seiyuu: KOOROGI Satomi (Chu Chu / Utena))
Mizuhos kleine Schwester ist gegen die Heirat. Sie hetzt sogar ihren kleinen Computer Miruru auf Kei. Karamelsticks ißt sie am liebsten.
KAZAMI Hazuo (Seiyuu: TAKADA Yumi (Ayeka / Tenchi Muyo))
Mizuhos Mutter sieht auf den ersten Blick genauso aus wie sie. Im Gegensatz zu ihren Töchtern ist sie aber stets gelassen und für Dummheiten gut. Sie mag Schokoladensticks mit weißer Schokolade.
Onegai Teacher
Original TV-Serie, 2002, 12 Folgen und 1 OVA (geplant)
Planung & Vorlage: Please!
Regie: IDE Yasunori (Hanaukyo Maid-tai)
Drehbuch: KURODA Yosuke (Kokoro Library)
Charakterdesign: GODA Hiroaki (Oh My Goddess! OVA)
Mecha-Design: MORIKI Yasuhiro (Scryed), WATANABE Yoshihiro (D4 Princess)
Art Director: HORI Sotaro (Hanaukyo Maid-tai)
Musik: I’ve / ORITO Shinji (AIR)
Produzent: Bandai Visual
Co-Produzent: DOOM, GENCO
Sender: WOWOW (10.01.02 bis 28.03.02)
Pressekonferenz mit dem Produzenten von Sen to Chihiro
Moderator: Können Sie ein bißchen von der Entwicklung von Prinzessin Mononoke zu Sen to Chihiro no kamikakushi auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Herrn Miyazaki erzählen?
Suzuki: Ja. Seit der Fertigstellung von Mononoke Hime 1997 sind vier Jahre vergangen. Kurz danach hat Herr Regisseur Miyazaki seine Konzeption für Sen to Chihiro erstellt. Er wollte wohl erst eine 20jährige Titelheldin haben. Und in Japan gibt es z.B. öffentliche Badehäuser für die Bürger, die zu Hause kein eigenes Badezimmer haben, und sie können dort hingehen und baden. Dort gibt es auch einen riesigen Schornstein. Und diese 20jährige Titelheldin sollte diesen Schornstein bemalen, als Beruf. Und in Tokyo gab es vor 60 Jahren ein Riesenerdbeben, das sogennante Kantou-Beben. Die neue Geschichte handelt davon, daß noch ein Riesenerdbeben stattfindet, was den Menschen noch irgendetwas mehr gibt, wie z.B. Hoffnung und Zukunftszuversicht.
Das war also die erste Konzeption des Films, und ich war mit Herrn Miyazaki einverstanden. Wir haben das ungefähr ein Jahr lang verfolgt. Dann haben wir uns noch mal abgesprochen und uns gefragt, ob wir diese Geschichte wirklich weiterverfolgen wollen. Daraufhin habe ich dann gesagt, daß wir lieber einen Film für Kinder machen sollten, statt eines Erwachsenenfilmes. Herr Miyazaki sagte dann, daß es in Ordnung sei, aber unter diesen Umständen die Titelheldin statt 20 Jahre nur noch 10 Jahre alt sein sollte.
Und diese Geschichte sollte dann im Japan vor ein paar Jahren spielen, also nicht in der Gegenwart.
In der Nähe unseres Studiogebäudes gibt es einen Themenpark, wo man Gebäude der Edo-Zeit sehen kann, also Gebäude von vor 150 Jahren. Und Herr Miyazaki und ich haben diesen Park oft besucht, weil wir ihn so toll fanden. Und dann haben wir gedacht: Ach, das könnten wir als Schauplatz nehmen.
Also das Mädchen, 10 Jahre alt, macht sozusagen eine Reise in die Vergangenheit und schaut sich die Stadt an, wie sie so vor 100 – 150 Jahren war. Die Kinder in Japan heute sind ja ziemlich beschäftigt, wegen der Schule und vieler anderer Sachen, und sind ziemlich müde. Und wenn das Mädchen jetzt in die Vergangenheit geht und wieder Energie schöpft, das sollte unsere Geschichte sein. Mit dieser Konzeption haben wir ungefähr vor 3 Jahren angefangen. Und so ist auch die Geschichte von Chihiro entstanden.
Jpn. Journalist: Sie haben also ein Badehaus benutzt, was ja typisch japanisch ist. Meinen Sie, das wird auch im Ausland verstanden? Diese Konzeption mit dem Badehaus. Haben Sie da keine Sorge?
Suzuki: (seufzt tief und überlegt): Ja, also in erster Linie haben wir natürlich an das japanische Publikum gedacht. Und wenn das dadurch auch im Ausland ginge, dann würden wir uns freuen. Das wäre dann idealtypisch.
Wenn ein Film Überzeugungskraft gegenüber einer Nation hat, dann denke ich, daß der Film auch international Überzeugungskraft haben wird. So war das jedenfalls gedacht. Und ich denke, um international agieren zu können, muß man auch national und regional denken. Vom regionalen Level können wir dann in die Welt hinaus. Also von vorne herein eine internationale Konzeption zu machen führt dazu, daß man gesichtslos wird. Charakterlos.
Jpn. Journalist: Sie haben gesagt, man muß erst einmal im eigenen Land Anerkennung finden. Aber z.B. Yubaba, die Oberhexe, ist doch eine europäische oder westliche Hexe. Wieso haben Sie die Oberhexe so westlich gestylt? Heißt das, daß Sie von vornherein so international gedacht haben? Sie meinten auch, daß Sie die Regionalität bewahren wollen. Denken Sie nicht, daß das dadurch verloren geht?
Suzuki: Nein. Diese Befürchtung hatte ich überhaupt nicht. Denn in der Edo-Zeit hat sich ja Japan gegenüber gegenüber der Welt abgeschottet. Danach kam die Öffnung durch das sogenannte Schwarze Schiff. Alles hat sich geändert und wurde verwestlicht. Das moderne Japan besteht aus den neuen, westlichen und den uralten japanischen Elementen, die sich gleichsam vermischt haben. Auch eine westlich gestylte Oberhexe zeigt das heutige, wirkliche Japan. Und ich glaube auch, daß Herr Regiesseur Miyazaki das so gedacht hat. Sie sehen im Film ja viele Gebäude. Einige davon sind typisch japanisch, andere wiederum sehr westlich, was Sie sicherlich bemerkt haben. Und das ist wirklich die Entwicklung Japans in den letzten 100 Jahren gewesen.
Moderator: Als Anmerkung möchte ich noch loswerden, daß Chihiro und ihre Eltern ja auch nicht typisch japanisch, sondern eher westlich aussehen.
Suzuki (lacht auf und strahlt): Nun, ich lebe in Japan und kann das deshalb nicht so eindeutig beurteilen. Kinder sehen wirklich so aus in Japan.
Also kann man nur sagen, das waren wirklich typische Eltern – oder ein typisches Elternbild.
Westl. Journalist: Im vorhergehenden Werk, Prinzessin Mononoke, gab es auch berühmte Hollywoodstars als Synchronstimmen. Vor allem, weil dieser Film sich ja an Kinder richtet, sind Untertitel ein Problem. Haben Sie da schon Pläne?
Sollen die Synchronsprecher Hollywoodstars sein, oder Deutsche, oder Briten? Überhaupt andere Sprachen?
Suzuki (grübelt): Ja, also der Film soll auch international vorgeführt werden. In Amerika, Europa, Asien. Da wir aber nicht selbst die Kopien erstellen, suchen wir natürlich Unternehmen, denen wir vertrauen können und schließen dann einen Vertrag ab.
Und je nachdem, wie sich die Firmen entscheiden, erstellen sie dann die Kopien unserer Filme. Die Kriterien für unserer Meinung nach vertrauenswürdigen Firmen sind: 1. Die Firmen müssen gute Kopien erstellen können und 2. Sie müssen sich im Marketing wirklich einsetzen. Diese beiden Voraussetzungen sind sozusagen die Vertrauensbasis.
Die Erstellung der Kopien und alles weitere liegt aber außerhalb unserer Kontrolle.
Wir hoffen natürlich immer, daß es gut und erfolgreich ist. Hoffentlich konnte ich damit ihre Frage beantworten.
Derselbe Journalist: Kann ich dann also davon ausgehen, daß Sie mit der Übersetzung und Synchronisation von Prinzessin Mononoke zufrieden waren? Und würde das bedeuten, daß, wenn das der Fall ist, sie es bei Sen to Chihiro no kamikakushi genauso machen wollen?
Suzuki (ernst): Natürlich werden wir auch eine englische Version erstellen, also keine Untertitel mehr. Also, ob wir mit Mononoke Hime zufrieden waren, kann ich nicht richtig einschätzen, da ich kein Englisch verstehe. Daher kann ich nur vermuten, ob die engl. Version gut war. Aber es war schon lustig, denn bei Mononoke Hime hatten wir einen Vertrag und daher gab es viele unterschiedliche Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Chinesisch. Natürlich habe ich alle Sprachen gehört und hatte das Gefühl, daß alles national gefärbt war, aber auch alles witzig war in seiner Art.
Westl. Journalist: Sie sagten, daß der Film als Kinderfilm geplant war. Ich habe ihn gerade gesehen und fand ihn hervorragend. Sollte das in Japan wirklich ein Film für Kinder werden?
Ich glaube kaum, daß der Film hier in Deutschland, falls er gezeigt werden soll, wirklich als Kinderfilm eingestuft wird.
Ich bin der japanischen Götterwelt unkundig. Worauf basieren diese verschiedenen Göttergeschichten des Filmes?
Suzuki (denkt nach und seufzt): Wir wollten einen Zeichentrickfilm machen, was ja eigentlich eher für Kinder ist. Wir wollten schon immer Filme für Kinder machen. Das denken wir jedes Mal, aber das Ergebnis ist, daß in Japan viele Erwachsene unsere Filme anschauen. Und gerade dieser Film, Sen to Chihiro no Kamikakushi, wird in Japan von allen Altersgruppen gesehen, vom Kindergartenkind über Grundschüler, Gymnasiasten und Erwachsene bis hin zu den Senioren.
Ich glaube, wenn man einen Film wirklich konzentriert, bewußt aufbaut und versucht ihn gut zu machen, wird das von allen Generationen begrüßt werden.
Zu ihrer zweiten Frage: In Japan spricht man von 8 Mio. Gottheiten. Japan hatte ja ursprünglich seine eigene Religion, später kamen dann der Buddhismus und das Christentum dazu. Aber davor gab es in Japan nur den Animismus. Und in dieser Welt waren 8 Mio. Gottheiten. Nachdem der Buddhismus nach Japan gekommen war, haben aber trotzdem alle diese Gottheiten überlebt. Und es gibt ja viele Regierungen, aber in Japan ist es so, daß, wenn eine Regierung die andere ablöste, nichts weiter passiert. In Europa hingegen änderte sich der Glauben mit den verschiedenen Herrschern, z.B. vom Katholizismus zum Protestantismus. Das heißt, in Japan wurden die Gottheiten immer mehr, was auch weiterhin so sein wird. Wir werden auch neue Kulturen haben, d.h. Wir behalten das Alte und das Neue kommt hinzu.
Westl. Journalist: Wie sehen die Verleihrechte außerhalb Japans aus? Denn bei Prinzessin Mononoke hatte man eher den Eindruck, daß der Film zurückgehalten wurde.
Suzuki: Also in Hong Kong und Taiwan läuft der Film bereits, und zwar mit sehr guten Erfolg. Für Südkorea sind wir gerade dabei einen Vertrag abzuschließen, das ist also noch nicht fest. Für Frankreich werden wir diesen Film ab April zeigen können. Für Nordamerika, Europa und den anderen Ländern stehen wir gerade kurz vor einem Vertragsabschluß, so daß ich heute noch nichts Genaues dazu bekanntgeben kann. Da aber der Vertrag fast unter Dach und Fach ist, kann ich das bestimmt in Kürze bekanntgeben. Dann sage ich Ihnen auch, wie das mit dem Vertrieb und Verleih sein wird. Wir hoffen natürlich, daß dieser Film für möglichst viele Menschen zu sehen sein wird. Es sollte auch ein Erfolg werden, aber da müssen wir schauen, wie es weitergeht.
Westl. Journalist: Dieses Feuerwerk berührt sehr tief, dennoch bleiben uns diese Symbole hier im Westen weitgehend verschlossen. Könnten Sie etwas dazu sagen? Zum kulturellen Hintergrund z.B. welche Bedeutung das dicke Baby hat, als der Schatz der Hexe?
Suzuki (lacht herzhaft): Nun, das ist ziemlich schwierig. Also, dieses dicke Baby ist für uns Japaner als Symbol ziemlich leicht zu verstehen, wenn wir es betrachten. Das Kind an sich ist etwas sehr kostbares, ein Schatz, und es wächst auf. Das Baby ist eigentlich ein Erwachsener, wird aber immer noch wie ein Baby behandelt. Das ist das Symbol. Und es ist ja eigentlich das Kind von Yubaba, der Oberhexe. Es soll ihren Umgang mit dem Baby verdeutlichen, die Beziehung, die sie zu ihm hat. Sie ist ja als Managerin ziemlich streng, aber als Mutter ist sie lieb und zart und hat völlig die Kontrolle über ihr Kind verloren. Das Baby sieht also wirklich noch aus wie ein Baby, ist aber eigentlich schon erwachsen. Es ist zwar körperlich groß, aber innerlich doch noch unreif. Wenn man es so erklärt, ist es zwar nicht mehr witzig, aber das ist nun mal eine Seite der japanischen Gegenwartssituation. Also wenn Sie noch andere Symbole nennen, werde ich dann versuchen sie zu erklären.
Jap. Journalist: Sie haben doch vorhin über den Vertragsabschluß mit ausländischen Verleihern gesprochen. Es ist zwar keine Frage, sondern eher eine Botschaft des deutschen Publikums: Vom Zeitpunkt, als Mononoke Hime in Japan aufgeführt wurde, bis zum Kinostart in Deutschland hat es ziemlich lange gedauert. Und die Fans hier in Deutschland haben ziemlich lange darauf warten müssen, was wohl eine ziemlich traurige Situation war. Und daher meine Botschaft des deutschen Publikums: Sen to Chihiro no Kamikakushi soll schneller nach Deutschland kommen, denn die Kinder und die 30 – 40jährigen Erwachsenen sind ja mit der Fernsehserie Heidi großgeworden und haben auch viele Filme von Regisseur Miyazaki gesehen. Und sie (das deutsche Publikum) sind auch gute Kritiker. Und deshalb ist es doch ziemlich wichtig für Deutschland, daß dieser Film so frühzeitig wie möglich hier öffentlich aufgeführt wird. Und nun zu meiner Frage: Es geht ja in diesen Film darum, den Namen zu nehmen, also aus dem Namen Chihiro wurde der Name Sen. Und der Name sollte wieder zurückerobert werden. Und Herr Miyazaki behandelt auch das Thema Arbeit ja immer wieder. Haben Sie mit Herrn Miyazaki darüber diskutiert?
Suzuki (denkt kurz nach und lacht auf): Also wegen ihrer Botschaft: Ja, ich denke, das wird früh geschehen. Ich kann zwar nichts versprechen, weil wir den Vertrag noch nicht abgeschlossen haben. Aber ich kann ihnen einen Wink geben. Die Spanne wird auf jeden Fall kürzer sein als bei Mononoke Hime. Und zu ihrer Frage was es bedeutet den Namen zu stehlen: Nun, ich glaube das ist nichts neues. Es gibt ja viele Geschichten, in denen der Name gestohlen wird. Vielleicht ist das ja auch eine Zivilisationskritik, gerade in Japan. Die Angestellten dort, die in einem Unternehmen arbeiten, vergessen oft, wer sie sind. Das hieße doch auch, daß der Angestellte seinen Namen vergessen hat. Ich glaube, Japaner können das ziemlich gut verstehen. Ob das ausländische Publikum das verstehen kann weiß ich nicht, aber Herr Regisseur Miyazaki und ich sind in diesem Punkt des Namenstehlens ziemlich schnell zu einem Konsens gekommen.
Zu ihrer zweiten Frage wegen der Arbeitsformen: Nun, das gab es schon immer und Herr Regisseur Miyazaki hat dieses Thema schon oft aufgegriffen. Ich möchte mal eine kleine Nebengeschichte erzählen: Nun, Chihiro wurde ihr Name gestohlen und sie mußte arbeiten. Bei einer normalen Geschichte würde gezeigt werden, daß Arbeit Freude macht, und auch wir sind eigentlich mit dieser Konzeption gestartet, aber wir haben festgestellt, daß es schwierig wäre zu zeigen, daß Arbeit Freude macht. Dann haben wir überlegt, wieso das so ist. Uns fiel auf, daß Herr Regisseur Miyazaki schon oft solche Szenen gezeigt hat. Und daher ist es schwierig, ein neues Bild davon zu entwickeln. Ich denke, daß dieser Konzeptionswandel eine Antwort auf Ihre Frage ist.
Westl. Journalistin: Ich habe zwei Fragen. Die erste ist zu Herrn Miyazaki und seiner Arbeitsweise. Sie haben gesagt, daß Sie sich vor ca. einem Jahr auf diese Story geeinigt haben. Setzt er sich dann hin und schreibt das Drehbuch zur Story vom Anfang bis zum Ende, und dann wird es animiert? Oder schreibt er erst den Rahmen und die einzelnen Sektionen, und die werden dann animiert?
Suzuki: Nein, Herr Regisseur Miyazaki schreibt nicht die ganze Geschichte auf einmal, sondern wir machen Momentaufnahmen. Schon wenn er ein Viertel der Geschichte geschrieben hat, fangen wir mit der Animation an. Das ist schon immer recht schwierig, das verständlich zu machen, denn keiner glaubt uns. Weder Japaner noch die ausländischen Kollegen. Man sagt zwar immer, daß man erst die ganze Geschichte mit ihren Highlights schreiben muß und danach erst die Bilder zeichnet. Das sagen die anderen. Aber Herr Regisseur Miyazaki ist in dieser Hinsicht ziemlich einzigartig. Wir beginnen sozusagen ohne zu wissen, wie die Geschichte weitergeht. Wir wissen auch von vornherein nicht, wie lang die Geschichte sein wird. Das ist auch für uns intern eine Spannung. Thrill and suspense. Sie fragen sich jetzt sicher, weshalb wir so arbeiten. Natürlich haben wir dazu auch einen Grund: Der Herr Regisseur Miyazaki hat früher immer das Buch bis zu Ende geschrieben. Aber nicht zu wissen, wie die Geschichte ausgeht oder wie lang der Film wird, erzeugt eine Spannung. Diese Spannung soll jetzt auch im Film eingesetzt werden. Das ist im Gegenzug zu seinen letzten Filmen eine neue Haltung, die er auch sonst nur bei Mononoke Hime und Kaze no Tani no Naushika hatte. Also daß er nicht wußte, wie es ausgeht. Und ich als Produzent leide immer darunter. (lacht)
Dieselbe Journalistin: Meine zweite Frage. Vielleicht können Sie es ein bißchen erklären, denn wir haben über Prinzessin Mononoke gelesen, daß der Verleih von Studio Ghibli die Rechte hat. Aber ich hatte den Eindruck, daß künftige Werke beim Disney-Verleih für das Ausland sein werden. Aber vielleicht ist das ja doch nicht so. Sie sagten ja, daß der Verleih für andere Länder von ihnen ausgehandelt wird. Also, wie ist ihr Verhältnis zu Disney?
Suzuki (überlegt sehr lange): Also unser Verhältnis zu Disney ist freundschaftlich. Und ich werde jetzt etwas offener reden. Also mit Disney hatten wir unsere ersten Verhandlungen. Disney schaut sich erst unseren Film an und dann entscheidet Disney für sich, ob es den Vertrieb machen will oder nicht. Bei Mononoke Hime sind wir damals so verfahren, daß sich Disney den Film erstmal angeschaut hat. Natürlich zeigen wir den Film nicht nur Disney. Wir zeigen ihn auch vielen anderen Firmen und holen uns deren Meinung ein, um dann zum Schluß unsere Auswahl zu treffen. Also so war das mit Disney, und wir sind jetzt noch am verhandeln.
Moderator: Prinzessin Mononoke lief ja damals außer Wettbewerb, und Sen to Chihiro no Kamikakushi läuft jetzt im Wettbewerb. Vielleicht können Sie uns ja sagen, wie Sie die Aussichten für die Zukunft eines Animationsfilmes sehen, auch mal bei einem Festival zu gewinnen. Ist das eine Entwicklung, die realistisch ist? Werden wir auch demnächst den ersten animierten Schauspielpreis haben?
Suzuki (lacht kurz auf): Also wenn ich die Jury wäre, die die goldenen und silbernen Bären auswählt, würde ich natürlich diesen Film an die erste Stelle setzen. Nur ich bin ja nicht die Jury. Ich hoffe es natürlich. Ich wäre sehr glücklich. Aber daß Sen to Chihiro no Kamikakushi überhaupt im Wettbewerb läuft, ist für uns eine sehr große Ehre. Animationsfilme kamen ja nie als Wettbewerbsfilme.
Und ich glaube unsere Filme, die wir bis jetzt produziert haben. Nun ich glaube, vorhin wurde Disney genannt. Wir waren ja immer der Auffassung, Disney hätte bisher nur Musicalfilme gemacht, also keine Animationsfilme, sondern animierte Musical-Filme. Und Herr Regisseur Miyazaki hat ja auch gesagt, daß er einen Zeichentrickfilm mit Spielfilmmethode drehen will. Sozusagen die russische und französische Tradition.
Daß wir diesmal unseren Film im Wettbewerb einbringen können und er überhaupt von der Jury gesehen wird, das ist für uns eine sehr große Freude und eine Ehre.
Westl. Journalist: Nach der Produktion von Prinzessin Mononoke ging ein Aufschrei infolge eines großen Schrecks durch die große Fangemeinde von Ghibli und speziell Herrn Miyazaki. Es ging das Gerücht um, daß Herr Miyazaki nie wieder einen Film mit Ghibli machen würde. Dann kam jetzt dieser Film, Sen to Chihiro no Kamikakushi. Wann wird es einen weiteren Film von Hayao MIYAZAKI geben? (Anm. d. Red.: Dies ist der einzige Journalist, der den Namen Hayao richtig ausgesprochen hat. Selbst bei der Premiere des Films auf der Berlinale ist das nicht gelungen.)
Suzuki (grinst): Der Herr Regisseur Miyazaki sagt, im Jahre 2004. Und ich versuche ihm zu glauben. (lacht) Moderator: Vielen Dank an Herrn Suzuki, daß er in Berlin war. Viel Glück für Sen to Chihiro no Kamikakushi im Wettbewerb. Dankeschön.
Suzuki: Vielen herzlichen Dank.
Chobits – Die TV Serie
Chobits ist ein ungewöhnliches Manga von CLAMP, doch der Erfolg gibt den Mangaka Recht. Nach einem überaus erfolgreichen Jahr schickt sich Chobits nun an, auch die japanischen TV Charts zu stürmen.
Der junge Hideki ist durch die Aufnahmeprüfung der Tôdai, der Tokyoter Uni, gerasselt und muß nun sein Leben als Rounin, als Student ohne Studienplatz, fristen. Weit weg von seinem schönen Zuhause, Hokkaidô, muß er selbst mit Gelegenheitsjobs für seinen Unterhalt sorgen. Da bleibt natürlich kaum Geld für Hobbys, schicke Klamotten oder auch einen Computer. Computer sind in Chobits besonders attraktiv, denn statt dem üblichen kleiner-grauer-Kasten Design haben Computer dort das Aussehen von schönen jungen Frauen. Noch ein Grund mehr, warum jeder Mann eine Computer haben will und Hideki besonders gefrustet darüber ist, daß er sich keine leisten kann. Doch es wäre kein Manga, wenn Hideki nicht unverhofft doch noch an seine Computer kommen würde. Eines schönen Abends findet er rein zufällig auf einem Müllhaufen eine Computer, die er natürlich prompt zu sich nach Haus ins Studentenwohnheim verfrachtet. Nach einem langen Kampf und so mancher Überwindung gelingt es ihm auch schließlich, seine neue PC in Betrieb zu nehmen. Doch statt ihm den erhofften Zugang zu Sexseiten zu ermöglichen, schaut die, wie könnte es anders sein, extrem süße Computer ihn mit großen Augen an und gibt statt dem vom Zuschauer erwarteten „Nyao?“ ein niedliches „Chii“ von sich. Leider scheinen sich damit ihre Fähigkeiten auch schon zu erschöpfen. Hideki läßt das arme kleine Ding, kreativerweise Chii getauft, nun vom Nachbarn untersuchen, der feststellen muß, daß Chii gar kein Betriebssystem (OS) hat und wie selbst der größte Computerneuling (d.h. jeder außer Hideki) genau weiß, kann ein Computer ohne OS eigentlich gar nicht funktionieren. Der Computerexperte von nebenan, natürlich klischeegerecht im Kindergartenalter, hat die passende Idee: Es existiert das Gerücht, es solle eine spezielle, von der Regierung streng geheimgehaltene Serie von Computern geben, die ohne OS funktionieren. Die Bezeichnung der Serie war „Chobits“.
Könnte Chii so eine Chobits sein? Und wenn ja, was hat das zu bedeuten?
Chobits das Manga, das seit über einem Jahr im Young Magazine von Kodansha erscheint, war von Anfang an ein Hit. Kein wirkliches Wunder, da CLAMP Manga sich mittlerweile immer verkaufen. Jedoch hebt Chobits sich dadurch von anderen CLAMP Werken ab, daß es sich zum ersten mal vorwiegend und mit Absicht an ein männliches Publikum richtet. Eine Flut von verschiedensten Merchandising Produkten setzte ein, noch größer und verheerender als sonst schon üblich. Am 26.4.2002 wird der mittlerweile fünfte Band des Erfolgsmangas erscheinen, welcher wie jeder Band natürlich auch in einer Special Edition mit nettem Extra, diesmal einem Puzzle, verkauft wird. Einen Artikel zum Chobits Manga findet ihr übrigens in der FUNime 20 (Seite 38-39) und die passenden Fanübersetzungen auf Englisch unter http://sekaiseifuku.net/chobits.html (Link nicht mehr gültig 9/23), oder seit neuestem nun auch auf Deutsch in der Manga Power.
Bei dem Erfolg war es also nur eine Frage der Zeit, bis die vielen Fans endlich ihre lang ersehnte TV Show auf die Mattscheibe bekommen sollten, und am 2.4.2002 war es soweit: Chobits läuft nun jeden Dienstag auf TBS über die japanischen Bildröhren.
Die Animation stammt diesmal von Mad House und ist oberer TV Standard. Sie ist flüssig, und wenn Standbilder vorkommen, dann stets so, daß es gewollt erscheint. Das Charakterdesign hält sich sehr eng an die Mangavorlage, besonders Nase und Augen sind sehr getreu umgesetzt und sowohl Hidekis chaotischer und bisweilen leicht lächerlicher Charakter und Chiis unbegrenzte „Knuffigkeit“ kommen voll zur Geltung. Interessant sind auch die Darstellungen verschiedener Freude- oder Verzweiflungsanfälle Hidekis: Als Hintergrund schwirren verschiedene Muster durch die Landschaft, während Hideki stark umrandet wird, was insgesamt sehr stark den Eindruck eines Cartoons erweckt.
Die Story weicht nur in Details vom Manga ab. Es wurden einige Szenen hinzugedichtet, um die einzelnen Charaktere besser einzuführen. Statt der einseitigen Erklärung der Lebensumstände Hidekis wird zum Beispiel einfach gezeigt, wie er noch in Hokkaidô den fatalen Brief mit seinen Prüfungsergebnissen erhält und Shinbo, der mit ihm zusammen die Vorbereitungsschule besucht, versucht noch am Abend von Chiis Aktivierung, Hideki in ein öffentliches Badehaus zu entführen. Diese kleinen feinen Änderungen jedoch schaden der Geschichte nicht das kleinste bißchen und tragen statt dessen zum besseren Verständnis der Situation und zu einer Vermehrung der ohnehin zahlreichen lustigen Szenen in Chobits bei.
Die Besetzungen der Seiyuu von Chii mit TANAKA Rie, die auch das Ending singt, und der anderen Charaktere ist passend und bestärkt noch einmal den Eindruck, daß die Umsetzung von Chobits wirklich gelungen ist.
Genauso wie das Manga schaffte es auch die TV Serie zu Chobits nicht nur die Fans von Liebeskomödien mit Magietouch à la Oh! My Goddess zu begeistern – Chobits zieht jeden in seinen Bann, der es wagt, sich ein paar Folgen anzuschauen. Definitiv empfehlenswert!
Daniela
Chobits – TV-Serie
Story: CLAMP
Regie: ASAKA Morio
Charakterdesign: ABE Tsune
Musik: TAKANAMI Keitarou
Tonregie: SANKAN Masafumi
Animation: Mad House
Produktion: TBS
Produktionsjahr: 2002
Manga Power – Phönix aus der Asche
Bereits im Jahre 1996 erschien die erste Ausgabe der Manga Power bei FeestComics. Damals war es ein wenig erfolgreiches 100 Seiten starkes Heft mit drei Serien (Hellhounds, Ranma 1/2 und AD Police) im Alben-Format für DM 9,90 und wurde nach sechs Ausgaben bereits wieder eingestellt. Am 21.3. diesen Jahres erlebte das Magazin seine Auferstehung im neuen Gewand.
Was beim Anblick der Manga Power als erstes auffällt, ist sicherlich der hohe Seitenumfang. Ganze 480 Seiten bekommt der Käufer für nur 5 Euro, womit die Anthologie bei dem „großen“ Mangaformat von 21 x 14,7 cm satte 3,5 cm dick ist. Das Cover ist im Gegensatz zu Carlsens Banzai! eher ruhig und bei weitem nicht so überladen. Papier und Druck des Einbandes entsprechen denen anderer Manga des EMA-Programms und haben damit einen großen Vorteil gegenüber der Banzai! mit ihrem dünnen Cover und der sich leicht ablösenden Farbe. Doch nun zum viel wichtigeren Teil, dem Inhalt.
Die Manga Power ist durchgehend schwarzweiß – Farbseiten sind bei einem solch niedrigen Preis aber auch wirklich nicht zu erwarten – mit einer insgesamt recht guten Druckqualität. Die sehr selten auftauchende Werbung, gerade einmal elf Seiten, also etwa 2%, wurde größtenteils dazu benutzt, um bei der folgenden Geschichte auf die richtige Startseite zu kommen. Innerhalb der einzelnen Manga ist keine Werbung vorzufinden. Nach dem Aufschlagen der Manga Power ist zuerst ein kurzes Vorwort zu finden, gefolgt von einer Inhaltsangabe und dem Impressum. Nach einer zweiseitigen Erklärung, was Emas sind, folgt der erste Manga.
- Chobits (CLAMP) 37 Seiten
- Turn A Gundam (Story: YADATE Hajime, TOMINO Yoshiyuki; Zeichnungen: SOGA Atsushi) 61 Seiten
- Gunsmith Cats (SONODA Kenichi) 24 Seiten
- Peach Girl (MIWA Ueda) 51 Seiten
- Cyborg Kuro-chan (YOKOUCHI Naoko) 32 Seiten
- Psychic Academy (KATSU Aki) 44 Seiten
- Ichabod (SHOJI Hiroyuki) 40 Seiten
- The Big O (Story: YADATE Hajime; Zeichnungen: ARIGA Hitoshi) 71 Seiten
- Wings of Vendemiaire (KITOH Mohiro) 33 Seiten
- Kindaichi Shonen (Story: KANARI Yozaburo; Zeichnungen: SATO Fumiya) 61 Seiten
- What’s Michael (KOBAYASHI Makoto) 6 Seiten
Diesen elf Geschichten aus dem Hause Kodansha, von denen Chobits, Turn A Gundam, Psychic Academy und Wings of Vendmiaire garantiert komplett veröffentlicht werden, folgen ein Gewinnspiel, dessen Aufgabe sich leicht lösen läßt, wenn man die Manga Power aufmerksam gelesen hat, eine zweiseitige Vorstellung des Zeichnerinnen-Quartetts CLAMP und abschließend eine auf vier Seiten ausgelegte Aufschlüsselung über die Zusammenhänge der einzelnen Gundam-Serien mit hauptsächlichem Augenmerk auf die Anime.
Alles in allem betrachtet deckt die Manga Power mit ihrer Vielfalt ein breites Interessen-Spektrum ab. Dadurch wird es zwar kaum einen Leser geben, dem alle diese Serien zusagen, es dürfte aber auch für jeden mehr als nur eine interessante Geschichte geben. Die Zukunft wird hier zeigen müssen, ob das Konzept der Manga Power aufgeht oder nicht. Als weitere Serien für die Manga-Anthologie sind immerhin noch einige interessante Titel angekündigt: Kung Fu Girl von KAKINOUCHI Narumi (Vampire Miyu) und Saint Tail von TACHIKAWA Megumi. Außerdem erscheint in Ausgabe 3 und 5 der deutsche „Manga“ Blood Rushing Night von Kitsune und Eve. Ich jedenfalls wünsche EMA alles Gute für die Manga Power!
Claudius
Manga Power
Umfang: je 480 Seiten
Erscheinungsweise: monatlich
Verlag: Egmont Manga & Anime Europe
ISBN: 3-89885-600-3 (Band 1)
Preis: je EUR 5,00
Shounentachi no ita Natsu – Melody of Jenny
HOUJOU Tsukasa ist mit seinen Actionkomödien City Hunter und Cat’s Eye weithin bekannt, doch daß er auch anders kann, zeigt diese Kurzgeschichtensammlung, in der sich der Autor mit dem Zweiten Weltkrieg befaßt.
Held der ersten Geschichte Aozora no hate ist der 17jährige Junbei, der nach seinem Schulabschluß nun ebenso wie der von ihm so sehr bewunderte große Bruder versucht, ein Fliegeras zu werden. Doch der Krieg ist schon so gut wie verloren, und das Militär sieht nur noch einen Weg, mit unerfahrenen Piloten etwas gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Amerikaner auszurichten: Junbei und seine Kameraden sollen sich bei der Schlacht um Okinawa als lebende Bomben mit ihren Flugzeugen auf gegnerische Schiffe stürzen. Zuvor erhalten sie noch eine Woche Heimaturlaub – doch ihre Mission müssen sie geheimhalten.
Zur zweiten Geschichte, deren Titel der Band trägt: Zum Schutz vor Luftangriffen wurden in Japan (ebenso wie in Deutschland und England) hunderttausende von Kindern aus den Städten evakuiert. Doch Takashi und vier seiner Freunde fliehen aus dem Tempel, in dem sie einquartiert waren, da sie dort hart arbeiten mußten. Auf dem Weg zu ihren Eltern in Tokyo treffen sie Dave, einen aus einem Internierungslager entflohenen Amerikaner, der ebenfalls nach Tokyo zu seiner japanischen Frau und seiner Tochter will. Nachdem die Kinder ihre Angst und Vorurteile überwunden haben, macht man sich gemeinsam auf den Weg.
American Dream handelt von einer (auch in Wirklichkeit stattgefundenen) Reise der japanischen Baseball-Nationalmannschaft durch die USA im Jahr 1931. Das Team um den Starpitcher Murakawa wird begleitet vom Reporter Sam, seiner japanischstämmigen Dolmetscherin Yuu, und dem Talentscout Johnny. Während Johnny es sich in den Kopf gesetzt hat, Murakawa dazu zu bringen, einen Vertrag mit einem amerikanischen Team zu unterschreiben, kommen sich Murakawa und Yuu näher.
Die beiden letzten Geschichten, Taxi Driver und Family Plot, fallen aus dem Rahmen, sie sind wesentlich älter und eher das, was man von HOUJOU gewohnt ist. Die erste handelt von einem Vampir, der als Taxifahrer arbeitet und es mit einem unerwartet problematischen Fahrgast zu tun hat, während es in Family Plot um einen geschiedenen, alleinerziehenden Fotografen geht, der gegen den Widerstand seines Sohnes wieder heiraten will und dann bei einem Unfall sein Gedächtnis verliert.
Tatsächlich ist der direkte Vergleich zwischen der ungewohnten Kriegsthematik und den „normalen“ HOUJOU-Geschichten durchaus interessant, denn dadurch wird erst klar, daß das prägende Element, die komplexen und gut ausgearbeiteten Charaktere und deren Entwicklung, im Grunde immer das gleiche ist. Der Band, bei dem es sich um den zweiten in einer Reihe von Kurzgeschichtensammlungen des Autors handelt, ist daher für HOUJOU-Fans, aber auch sonst, sehr empfehlenswert.
Michael B.
Shounentachi no ita Natsu – Melody of Jenny
© 2000 HOUJOU Tsukasa
Verlag: Shueisha
Label: Houjou Tsukasa Tanpenshuu
ISBN: 4-08-617305-0
Preis: ¥571 (ca. 5 Euro)
Manga Made in Germany
„Halt!! Dieser Comic beginnt nicht auf dieser Seite. Das ist nämlich ein, äh, deutscher Comic, aber irgendwie doch ein Manga? Ach lassen wir das.“
Die deutsche Fanszene treibt überaus interessante Blüten. Vor gar nicht mal allzu langer Zeit hätte ich nie im Traum daran gedacht, daß ein Verlag einen von einem Deutschen im Manga-Stil gezeichneten Comic veröffentlichen würde, und dieser auch noch Erfolg hat. Und jetzt sind mit Dragic Master und Naglayas Herz gleich zwei solche Projekte Wirklichkeit geworden. Und dabei handelt es sich bei den Autoren keineswegs um bereits etablierte Comic-Zeichner, die nun ein wenig mit dem Manga-Stil experimentieren wollen, sondern sie kommen aus den Reihen der Fans.
Das Zeichnen von Fan-Arts war aus bekannten Gründen schon immer sehr beliebt. Wer wollte nicht schon mal seine Lieblingsfiguren selber zeichnen (können). Klappt das nicht so recht mit dem Zeichnen, bleiben nur noch die wenig befriedigenden Alternativen. Zum Beispiel wird man ein „Kenner“ der Anime- und Manga-Kultur, was immer das auch ist. Oder man begnügt sich mit dem schnöden Drumherum, der langweiligen Welt der Lizenzrechte, Videorekorder und Computerkarten. Oder man endet gar als FUNime-Redakteur. Verständlich, daß viele mehr sein wollen, als nur Konsument. Der Schritt zu einem eigenständigen Comic ist jedoch trotzdem etwas Besonderes. Denn dazu ist schon ein viel höheres Maß an Kreativität notwendig. Vor allen Dingen wird einem nichts vorgekaut. Deshalb gebührt den Autoren dieser Comics schon einiger Respekt.
Trotzdem finde ich diese Entwicklung eher ungesund. Damit meine ich nicht einmal die Tatsache, daß Deutsche jetzt plötzlich Manga zeichnen, sondern den seltsamen „Kulturbrei“, der dadurch in fast allen Fällen entsteht. Von allen Kunstformen sind Comics vielleicht mit am stärksten von Kultur und Gesellschaft geprägt, und wenn man sich wie in Dragic Master nur großzügig bei den Stilmitteln des aktuellen Trends Manga bedient, kommt einfach nichts rundes dabei heraus. Deshalb wirkt der Comic auch nicht japanisch, trotz umgekehrter Leserichtung, des angepaßten Zeichenstils und den übrigen entliehenen Elementen. Es ist eine seltsame Mischform, die aber anscheinend doch ihre Anhänger hat. Aber Gegner gibt es auch zuhauf. Man konnte im Internet im Comicforum schon eine Menge interessanter Diskussionen zur Reizfigur Robert Labs verfolgen. Trotz der vielen Fans, die Comics im Manga-Look aus deutscher Feder gerade haben würde ich sagen, daß das Phänomen Germanga nicht allzu lange Bestand haben wird, jedenfalls nicht in dieser Form. Manga haben schon auf andere Weise ihren Einfluß auf andere Comics ausgeübt. Viele Comiczeichner haben sich schon inspirieren lassen, aber ohne ihre eigene Identität dabei aufzugeben. Das ist das eigentliche Problem, das ein Zeichner hat, wenn er die Nähe zu den Manga sucht. Man kann und will sich ja nicht in einen halben Japaner verwandeln. Das Problem wird oft einfach umgangen, indem in vielen Stories inklusive Dragic Master und Naglayas Herz ein neutrales Setting gewählt wird, das erst einmal nichts mit irgendeiner Kultur zu tun hat, also in diesen beiden Fällen ein Science-Fiction- bzw. ein Fantasy-Abenteuer. Zum Glück, möchte man da sagen.
Dragic Master
Diese erste Klippe wurde also elegant umschifft, aber wie schaut es mit dem Rest aus? Nehmen wir uns zuerst einmal Dragic Master vor. Die Zeichnungen sind ja gar nicht mal schlecht. Besonders einige Mecha-Designs finde ich gut. Ich würde ja jetzt gerne einiges zitieren, aber leider hat Carlsen auf Seitennummern verzichtet. Angesichts des jungen Alters des Autors eine bemerkenswerte Leistung, zumal ein ausgewachsener Comic schon bedeutend mehr Arbeit macht, als eben mal ein kleines Fan-Art zu zeichnen. Der Detailgrad der Zeichnungen wird allerdings nicht durchgehend gehalten, da spürt man den Zeitdruck. Das ist aber zu verschmerzen. Was eher stört, ist die ziemlich chaotische Seitenaufteilung, wohl bedingt durch die Tatsache, daß das bekannte Gebot „weniger ist mehr“ wieder mal unbeachtet geblieben ist. Den gesamten Comic durchzieht zwar ein gewisses anarchisches Element, was ja irgendwie ganz witzig ist, aber mir ist es dann doch viel zu hektisch. Neben den Panels trägt noch der übermäßige Einsatz von Speedlines zur schwereren Lesbarkeit bei. Trotz allem hat Labs das für den Anfang ganz gut hingekriegt. Zum Plot möchte ich nicht viel sagen. Er ist ganz nett, aber bestimmt nicht die Offenbarung. Um den Hormonhaushalt von Robert Labs braucht man sich jedenfalls keine Sorgen zu machen. In meinen Augen ist die Story sowieso das Schwierigste an einem Comic. Es wird im Grunde von allen zu viel Wert auf die Zeichnungen gelegt. (Ab)zeichnen kann im Grunde „jeder“, aber die auf das Blatt gebrachten Figuren müssen dann auch mit Leben gefüllt werden. Ich bin froh um jeden Manga, der diese Aufgabe mit Bravour bewältigt, aber leider werden zu oft nur bereits etablierte Klischees wieder durchgekaut. In diesem Sinne ist Dragic Master positiv anzurechnen, daß etwas durchaus eigenständiges geboten wird, obwohl es Leute gibt, die dem Comic eine gewisse Nähe zu Pokémon ankreiden. Aber das ist ungerechtfertigt. Im Gegenteil, schon damals versprach ich mir vom Monster-Konzept einiges Potential. Pokémon konnte dieses freilich nicht ganz ausschöpfen, aber inzwischen gab es doch einige interessante Variationen, allen voran natürlich Naru Taru. Das soll jetzt aber bitte nicht heißen, daß ich Dragic Master damit vergleichen will.
Naglayas Herz
Raus aus der „4. Dimension“ in Dragic Master und hinein in Io, eine klassische Fantasy-Welt, trägt uns der Comic von Sascha Nils Marx und Stefan Voß. In diese Welt wird man recht nett durch einen Prolog eingeführt. Dann geht es weiter, wie man das von vielen Fantasy-Anime gewohnt ist. Eine Gruppe von Helden, in unserem Fall eher von Chaoten, zieht los und erlebt Abenteuer. Warum nicht, das Konzept hat sich bewährt, auch wenn die Geschichte dadurch recht episodenhaft wird. Vorsichtshalber erwarte ich für die Zukunft auch nicht zuviel, obwohl sich gegen Ende des Bandes so etwas wie ein längerer Handlungsstrang abzeichnet. Zudem wird man etwas mit Namen und Fakten zugeschüttet, so daß man immer ein wenig unsicher ist, was jetzt davon wichtig ist, und was nicht. Was ich aber ganz gut finde, sind die vielen kleinen Einfälle zwischendurch, die mitunter ganz witzig sind. Die ganz großen Lacher fehlen allerdings, was aber für ein Erstlingswerk nicht schlimm ist, vor allen Dingen, wenn man es auf eigene Faust versucht. Es ist auch eine Abwechslung zu den Standard-Gags, wie man sie von Anime wie Slayers oder Ruin Explorers kennt, obwohl die witziger sind. Wirklich erstaunlich, daß wir als Zuschauer oder Leser in Sachen Humor so leicht auszurechnen sind.
Die Zeichnungen bleiben leider etwas hinter denen von Dragic Master zurück, was sowohl für die Figuren als auch für die Hintergründe gilt. Sie sind einfach noch zu grobschlächtig. Insbesondere bei den Strukturen von größeren Flächen wie zum Beispiel bei Wiesen oder Geröll ist etwas mehr Phantasie gefragt. Ab und zu sollte man auch ruhig erkennen können, um was es sich denn handelt, was da mit Schraffuren oder Reliefs angedeutet wurde. Dafür ist die Seitenaufteilung deutlich besser ausgefallen als bei Dragic Master – obwohl hier auch einige Experimente gewagt wurden, ist es viel weniger hektisch und angenehmer zu lesen. Die Bilder springen einem nicht so ins Gesicht. Da kann man verschmerzen, daß manchmal einiges durcheinandergerät. Ein Problem, das meistens bei Action-Szenen zu spüren ist.
Fazit
Einen guten Comic zu zeichnen ist schwer. Die Autoren von Dragic Master und Naglayas Herz können sicher ein Lied davon singen. Deshalb ist schon mal schön, daß sie es überhaupt geschafft haben, ein Werk veröffentlicht zu bekommen. Die Popularität der Manga in Deutschland hat sicher einiges dazu beigetragen. Was mich in eine Zwickmühle bringt, denn im Grunde haben die beiden Comics nicht viel mit Manga zu tun. Sie benutzen nur einige typische Elemente, wie den Versuch, den Zeichenstil besonders japanisch aussehen zu lassen (was in beiden Fällen nicht gelungen ist), die umgekehrte Leserichtung oder Stilelemente wie Nasenbluten, SD-Figuren, usw. Andererseits hätten die beiden Stories als normaler Comic wohl kaum eine Chance, da für solche auch ganz andere Anforderungen gestellt werden. Aber zumindest entstanden die Werke aus Begeisterung für die japanischen Comics, und nicht etwa, weil sie sich deswegen besser verkaufen ließen. Das demonstriert die große Faszination, die von den Manga ausgeht. Ich wünsche unseren hoffnungsvollen Newcomern jedenfalls weiterhin viel Erfolg und daß sie ihre Fähigkeiten weiter verbessern können.
Taro
Dragic Master von Robert Labs
Genre: Science-fiction
Erschienen bei: Carlsen Comics
Band 1: ISBN 3-551-75141-2
Preis: EUR 10,-
Naglayas Herz von Sascha Nils Marx / Stefan Voß
Genre: Fantasy
Erschienen bei: Egmonst Manga & Anime
Band 1: ISBN 3-89885-480-9
Preis: EUR 6,10