- Funime Nr.10
- Editorial
- News & Trends
- JPop – Versuch eines Einblicks
- Jikuu Tenshou Nazca
- Serial Experiments Lain
- Mahou no Stage FANCY Lala
Hallo,
Richten sich die Anime no Tomodachi kommerziell aus?
Es scheint einiges dafür zu sprechen:
Neuerdings ist das Heft über einige Comic-Shops oder über einen großen deutschen Anime- und Mangaversender auch für Nichtmitglieder käuflich erwerbbar. Außerdem gibt es einen Shop, der mehr oder weniger sinnvolle Merchandising-Artikel versucht an den Fan zu bringen.
Die nächste geplante Anime-Convention, der Anime Marathon 2000, wird sich bei seinen Eintrittspreisen doch sehr stark an den Vorbildern holländischer bzw. britischer Cons orientieren müssen. Das alles ließ bei einigen Mitgliedern massiv die Alarmglocken läuten. So massiv, daß ich über dieses Editorial einiges gerade rücken möchte.
Warum wird die FUNime auch Nichtmitgliedern zum Kauf angeboten?
Diese Frage ist sehr leicht zu beantworten:
Bisher waren die Werbeaktionen auf das Auftreten auf Events und die Verteilung einer kleinen gekürzten Schnupperausgabe der FUNime, die FUNime mini, beschränkt. Unser Vorzeigeprojekt, die FUNime, verspricht jedoch eine wesentlich bessere Werbewirkung. Da wir keine Stammkäufer, sondern neue Mitglieder erringen wollen, ist der Preis relativ hoch.
Eine Mitgliedschaft ist auf Dauer preiswerter, als das regelmäßige Beziehen des Heftes über Shops. Ein weiterer Grund liegt bei den sehr hohen Druckkosten, die mit einer optischen Qualitätssteigerung verbunden sind. Die Beitragseinnahmen reichen schon längst nicht mehr aus.
Einiges wird durch die Werbung aufgefangen, die in der FUNime plaziert ist. Einen weiteren Teil wollen wir über den Verkauf und den FUNime-Shop finanzieren. Und der FUNime-Shop trägt nicht ohne Grund diesen Namen. Jede Mark, die dort eingenommen wird, fließt direkt in die FUNime.
Ein dickes Dankeschön an alle, die über den Shop die FUNime außerplanmäßig unterstützen, trotz kleinerer Pannen bei der Abwicklung bei Bestellungen.
Der nächste Anime-Marathon soll ohne Rückgriff auf Finanzreserven des Vereins finanziert werden. Denn viele Projekte, die jetzt schon im Hintergrund geplant werden, werden einiges an Geld kosten! Deshalb muß sich die Tomodachi-Con vollständig autark finanzieren. In der letzten FUNime konntet Ihr ja nachlesen, welche Kosten der 1. Marathon verursacht hat. Der Anime Marathon 2000 soll nicht nur größer sondern auch technisch perfekter werden. Und das geht leider nur unter Einsatz beträchtlicher Geldmittel, die irgendwie erwirtschaftet werden müssen.
Die Anime no Tomodachi sollen auch weiterhin für alle erschwinglich bleiben! Eine kommerzielle Ausrichtung, vergleichbar mit verschiedenen Bücherclubs, wird es definitiv nicht geben.
Doch nun viel Spaß mit der neuen Ausgabe der FUNime!
Ron
Anime News and Trends
Anime in den USA
Am 29. Oktober wird Princess Mononoke sowohl in New York, wie auch in Los Angeles ihre langerwartete Premiere haben, während der Film in anderen Städten vermutlich erst eine Woche später in die Kinos kommt.
Am 12. November wird außerdem von Warner Bros der Pokemon-Kinofilm in die Kinos kommen.
Des weiteren wird auch der neue Escaflowne-Kinofilm (siehe auch Japan-News) in den amerikanischen Kinos zu sehen sein.
CPM …hat leider keine neuen Titel anzukündigen. Allerdings wurde bestätigt, daß von Maze die OVA-Serie und die TV-Serie veröffentlicht wird. Außerdem wurde bekannt, daß CPM auch die weiteren Folgen von Utena lizensiert hat. Allerdings wird man auf eine Veröffentlichung noch ein wenig warten müssen. Dagegen begrub man leider alle Hoffnungen auf eine baldige DVD-Fassung von Slayers:
Offenbar blockiert der japanische Lizenzinhaber immer noch alle Verhandlungen, obwohl inzwischen in Japan die ersten Slayers-DVDs auf dem Markt erschienen sind.
Manga Entertainment USA …möchte auch nicht ganz abseits stehen. Zwar verzögerten sich die DVDs von Wings of Honneamise und Macross Plus auch weiterhin (das Abmischen des 5.1-Soundtracks dauert seine Zeit), doch man hat zumindest entschieden, den gesamten Katalogbestand auch auf DVD zu veröffentlichen, nur Titel wie Gunbuster wurden davon ausgenommen, da man zu dieser Serie nur die Rechte für eine untertitelte Fassung besitzt. So ist zum Beispiel im 1. Quartal 2000 mit der ersten DVD von Giant Robo zu rechnen und ebenfalls im März 2000 will man die DVD zu Macross II auf den Markt bringen.
An neuen Titeln setzt Manga vor allem auf zwei Zugpferde: Während Perfect Blue im August in die Kinos kommt, soll X/1999 erst im 4. Quartal ‘99 in den Kinos erscheinen, was ein VHS/DVD-Release im ersten oder zweiten Quartal 2000 bedeuten würde.
Animevillage …machte sich inzwischen unter Fans erst einmal damit unbeliebt, daß man als erste DVD Monkey Magic herausbrachte, eine ziemlich schlechte TV-Serie, die in den USA mit leidlichem Erfolg im Fernsehen lief. Inzwischen gab man jedoch auch bekannt, daß noch zwei weitere Projekte in diesem Jahr auf DVD erscheinen sollen, deren Namen jedoch erst nach Redaktionsschluß bekannt gegeben werden. Es ist jedoch zu vermuten, daß sich Outlaw Star, Cowboy Bebop oder Blue Submarine No. 6 unter diesen Titeln befinden. Weiterhin war noch zu erfahren, daß die nächsten in den USA erscheinenden Gundam-Serien 08th MS Team und Gundam Wing (inklusive dem Kinofilm Endless Waltz) sein werden.
Pioneer …übernimmt inzwischen nicht nur den Vertrieb der Viz Serien und die Produktion der Viz DVDs, sondern auch der Vertrieb der Animevillage-Produkte wird durch Pioneer abgewickelt.
VIZ Wie von Viz zu erfahren war, wird die untertitelte Fassung von Maison Ikkoku fortgesetzt, die englisch synchronisierte Fassung wird jedoch eingestellt. Auf DVD soll man dieses Jahr noch die ersten Ranma OVAs, Chinese Ghost Story und, aufrund einer Anfrage von Pioneer (!) Please Save My Earth erwarten können.
Media Blasters …ist sich zwar sicher, daß man in Zukunft DVDs veröffentlichen werde, aber noch nicht sofort. Wahrscheinliche Kandidaten sind: Kite (eine Art animiertes Nikita), Ninja Cadets (besser bekannt als Ninja Mono), Earthian und das neu erschienene Elf Princess Ran (eine ganz nette Geschichte, die leider in einem Cliffhanger endet). Auch Magic Knight Rayearth scheint eine DVD-Veröffentlichung als Box-Set erwarten zu dürfen. Allerdings erst wenn auch die VHS-Kassetten als Box-Set erschienen sind.
The Right Stuf …wird als nächstes die verschiedenen OVAs von The Irresponsible Captain Tylor zusätzlich zu den elf verschiedenen Soundtracks zu dieser Serie veröffentlichen. Weiterhin sei man auch an den Soundtracks verschiedener anderer Serien interessiert. Aufgrund der besonderen Beziehungen zu einer bestimmten Firma (The Right Stuf wickelt für Pioneer den Kundendienst ab) sei auch ein DVD-Release wahrscheinlich.
AnimEigo Folgende Serien werden nach Aussage von Robert J. Woodhead eine DVD-Veröffentlichung erleben: Bubblegum Crash, AD Police, Vampire Princess Miyu, Oh My Goddess!, You´re Under Arrest! und auch die Live-Action-Serien Lone Wolf & Cub und Zaitoichi.
JPop – Versuch eines Einblicks
JPop – Den meisten sagt dieser Begriff zunächst einmal nichts und viele interessiert es schlichtweg auch nicht. Wer aber durch Anime „vorbelastet“ ist und ein gewisses Interesse für Japan mitbringt, wird vermutlich schon gemerkt haben, daß Anime-Soundtracks nur ein kleiner Teil eines viel größeren Marktes für japanische Popmusik (JPop, sprich: „Dscheipop“) sind.
Mit JPop wird meistens jegliche zeitgenössische Musik aus Japan bezeichnet. Unterscheidungen zwischen Rock, Pop, Alternative etc. werden überwiegend nicht gemacht. Das bedeutet aber nicht, daß alles gleich klingt. Im Gegenteil, der japanische Musikmarkt ist ausgesprochen vielfältig, dabei aber, ganz anders als in Deutschland, auf einheimische Künstler fixiert.
Es findet nur sehr selten ein nicht-japanischer Act den Weg in die Charts. In letzter Zeit konnten sich z.B. Britney Spears, die Backstreet Boys und die Red Hot Chili Peppers mit einem Platz in den Top20 rühmen. Der japanische Musikmarkt ist aber nicht nur vielfältig, sondern auch riesig. Neben dem der USA ist er der zweitgrößte der Welt, Deutschland folgt auf Platz 3. Um diese Größe zu erreichen, werden Massen an CDs auf den Markt geworfen. Allein am 23. Juni erschienen 39 neue Alben (Quelle: The Ichiban Vol. 21 No. 22), wohlgemerkt alle von japanischen Künstlern.
Um einen derartigen Overkill an Neuerscheinungen bekanntzumachen, hat sich eine japanische Besonderheit entwickelt: „Tie up´s“. Dabei werden neue Songs als Titelmelodien für „Dorama“ (Kurzserien im Fernsehen) und in Werbespots (Commercials, CM) benutzt. In der Zeitschrift „The Ichiban“ (Die Nummer Eins), die jede Woche die aktuellen Charts liefert, findet sich bei den Top100 eine Spalte, in der aufgelistet wird, in welcher Werbung oder in welchem „Dorama“ ein Song verwendet wurde. Dieses System, das bis vor einigen Jahren mitverantwortlich für den anhaltenden Boom der Plattenindustrie war, bringt die Musikfirmen jetzt in die Bedrängnis.
Denn bedingt durch die Kurzlebigkeit von „Dorama“ (meistens nur 12-24 Folgen) und Werbespots werden auch Songs immer kurzlebiger. Es ist also extrem schwierig geworden, eine CD über einen längeren Zeitraum hinweg gut zu verkaufen. Die traditionellen Promotionwege, wie man sie hierzulande kennt, funktionieren in Japan nicht. In Deutschland werden Lieder zu Hits, wenn sie im Musikfernsehen und im Radio laufen. Beides hat in Japan aber nur sehr geringe Marktanteile, Radio und Musiksender erreichen also kaum Menschen. Deshalb sind „Tie up´s“ für die Musikindustrie eine zwiespältige Angelegenheit:
Einerseits ist es einer der wenigen Wege um Hits zu machen, andererseits wird die Lebensdauer von Hits dadurch oft arg verkürzt. Ein weiterer Weg, oder vielmehr eine Erweiterung der CM-Tie up´s, um Songs zu promoten ist, Stars in Werbespots mitspielen zu lassen, idealerweise läuft im Hintergrund der neueste Song dieses Stars. Für Deutsche eher ungewohnt, ist es in Japan völlig normal die größten Stars in diversen Werbespots zu sehen. Je bekannter der Star, desto häufiger die Werbeauftritte. Einige SängerInnen dürfen ihr schauspielerisches Talent nicht nur in der Werbung, sondern auch in „Dorama“ zur Geltung bringen.
Die Symbiose, die Musikindustrie, Fernsehsender und die werbende Industrie hier eingegangen sind, ist meiner Meinung nach einmalig. Und trotzdem – oder gerade deshalb – hat die Musikindustrie seit Mitte des Jahrzehnts arge Probleme. Bedingt durch die Kurzlebigkeit von Hits und der Tatsache, daß Jugendliche ihr Geld lieber für Mobiltelefone, Print Clubs und Computerspiele anstatt für neue CDs ausgeben, stecken fast alle Plattenfirmen in einer Krise.
Zweistellige Wachstumsraten, wie sie bis Anfang der 90er Jahre normal waren, sind schon lange ein Traum. Nur die nach Sony Music Entertainment (SME) zweitgrößte Plattenfirma Avex verbucht weiterhin saftige Gewinne – dank Mega-Produzent Tetsuya Komuro (TK), der allein schon für 40% des Avex-Umsatzes verantwortlich ist, und Top-Act AMURO Namie.
Trotz stagnierender Verkaufszahlen will die Vereinigung japanischer Plattenfirmen nicht auf das „Saihan Kakaku“, das letztes Jahr ins Visier der Deregulierungsbehörde geriet, verzichten. Dieses System sorgt dafür, daß japanische CDs zu den teuersten der Welt gehören. Es erlaubt den Plattenfirmen, den Preis der in Japan hergestellten CDs für zwei Jahre festzulegen (Anm.: Die zwei Datumsangaben auf einer CD sind einmal das Erscheinungsdatum und dann das Datum, bis zu dem die CD zu dem angegebenen Preis verkauft werden muß).
Momentan kostet ein normales Album etwa 3.059 Yen, umgerechnet etwa 47 DM.
Quellen: Asahi Evening News, Mainichi Daily News, Steve McClure: Nippon Pop, The Ichiban
Dank an: Ken, Dennis Smith Sony Music Entertainment http://www.sme.co.jp
Avex https://avex.com/jp/en/
Toshiba Emi Japan http://www.toshiba-emi.co.jp
Victor Entertainment http://www.jvc-victor.co.jp/studio/view.htm
BMG Japan http://www.bmgjapan.com
Wie will die Industrie aus dieser teilweise hausgemachten Krise herauskommen?
Ein Problem, das Konzentrieren auf wenige Hits, wollen einige Firmen durch verstärkte Förderung unbekannter Künstler beseitigen. Andere, wie die Kurzlebigkeit von Hits oder das Verleihproblem, werden wohl weiterhin bestehen bleiben. Eine weitere Stagnation wird die japanische Musikindustrie wohl nicht verhindern können, da dies ein weltweites Phänomen zu sein scheint. Aber sie werden wenigstens versuchen, nicht in die roten Zahlen abzurutschen.
Karsten E.
Jikuu Tenshou Nazca
Der junge Schüler Kyouji glaubt seinen Augen nicht zu trauen: Bei einem Kendo-Turnier seines Lehrmeisters TATE (KOYASU Takehito) sieht er plötzlich anstatt des ihm vertrauten Mannes einen fremdartigen Schwertkämpfer, der, ein riesiges Schwert in Rage schwingend, seinen Gegner so kraftvoll trifft, daß sein Brustpanzer gespalten wird.
Die Verletzung seines Gegners ist jedoch real, und keiner kann sich den Vorfall erklären. TATE indessen verwandelt sich innerhalb von kurzer Zeit von dem ruhigen, bedachten Lehrer, den Kyouji zutiefst verehrt zu einer ihm fremden, kampfeslustigen und verbitterten Person. Und nicht nur TATE – viele Menschen aus Kyoujis engem Umfeld scheinen eine Art innere Wandlung zu vollziehen.
Als TATE ihm offenbart, daß nicht nur Kyoujis Vision wahr war, sondern auch in ihm ein solcher Krieger schläft, bricht die Welt, wie er sie bisher zu kennen dachte, über ihm zusammen. Kyouji ist, so erfährt er, die Wiedergeburt des Inka-Kriegers Yawal und verfeindet mit Bilka, der sich nun in TATEs Körper befindet. Die Frau, die zwischen ihnen steht ist TATEs jetzige Verlobte Yuka (HAYASHIBARA Megumi), in einem früheren Leben die Opferpriesterin Akurya.
Auch andere Bekanntschaften Kyoujis scheinen derartig vom Schicksal vorbestimmt zu sein. TATE verläßt Japan mit dem Versprechen, „Bilka“ bei ihrem nächsten Treffen zu töten. Kyouji und Yuka folgen ihm nach Peru und auf die Spuren ihrer eigenen Vergangenheit, nicht zuletzt, um der mysteriösen Rolle der göttlichen Energiequelle Irya Tesse auf den Grund zu gehen.
Währenddessen erwachen in Japan die restlichen schlafenden Seelen und sammeln sich für die letzte Schlacht…
Nachdem der Mythos von Atlantis schon von zahlreichen Anime zu Tode ausgeschlachtet wurde, greift Nazca auf eine weltweit noch unverbrauchte Kultur zurück. Die riesigen Linienzeichnungen des peruanischen Nazca-Tals (in etwa vergleichbar mit den keltischen Kreidepferden in Wales) gehören heute noch zu den Kultstätten, um die sich Spekulationen und ungeklärte Rätsel ranken. Man kann sich z.B. bis heute nicht erklären, wie die Inka ohne die Zuhilfenahme fortschrittlichen technischen Geräts solche riesigen, präzisen Zeichnungen hatten anfertigen können.
Nicht nur in diesem Punkt beschreitet Pioneer mit seiner recht unbekannten Serie also Neuland. Ähnlich der Hakkenden-OVAs ist der Zeichenstil von Nazca voll willkommenem Realismus, der sich vor allem in der feinfühligen Mimik der Charaktere niederschlägt. So werden die Sehgewohnheiten des erfahrenen Zuschauers positiv ergänzt:
Von den meisten Anime ist man eher gewohnt, daß sie eine Standartpalette von menschlichen Emotionen präsentieren, denen es zwar nicht an Ausdrucksstärke, wohl aber an Grautönen mangelt. Auch das restliche Design, inspiriert von Elementen der Inka-Kultur, ist sehr innovativ und macht Lust auf mehr.
Die Stärken von Nazca liegen eindeutig im Charakter-Design (SANO Hirotoshi, bekannt als Animation-Director in Escaflowne und Gundam MS 8th Team) und im Soundtrack. Das Opening, eine Ethnic-Version von Bachs Fuge in D-Moll, hat mich schlichtweg begeistert, und die BGM zieren die Klänge von Trommeln und Panflöten. Auch sonst ist der Serie anzumerken, daß sie weniger auf Erfolgsrezepte wie „kawaii“-ness, sondern auf gezielt eingesetzte Dramatik und eine ernste Thematik setzt.
SANO Hirotoshis Mitarbeit bei Escaflowne macht sich u.a. auch dadurch bemerkbar, daß einer der Gegenspieler Bilkas sehr stark an den Charakter des Dilandau angelehnt ist (er ist genau so durchgedreht und blutrünstig!). Ein weiterer Pluspunkt sind die interessanten und ungewöhnlich reifen weiblichen Charaktere, im besonderen Yuka.
Den Typus des „hübschen unschuldigen Shoujo-Mädels“ wird man hier vergeblich suchen. Leider liegt die Fußangel der Serie in ihrer Kürze. Die Story von Nazca beruht auf den Beziehungen zwischen den Charakteren, für deren Ausleuchtung bleibt aber leider keine Zeit. Bis zur vierten Episode hat die Serie bereits ein Tempo in sich, daß man einfach das Gefühl nicht loswird, man hätte etwas Wichtiges verpaßt.
Nazca wirkt ein wenig wie ein Trailer zu einer weiteren Serie, die nie gemacht wurde.
Wer sich Jikuu Tenshou Nazca ansieht, wird schnell merken, daß die Serie so gar nicht in übliche Anime-Schemata paßt, und deshalb ist sie auf jeden Fall einen Blick Wert. Hätte sie 26 Folgen gehabt, wäre sie mit diesen vielversprechenden Ansätzen bestimmt ein Meisterstück geworden. So muß man sich aber leider fragen, wieso man es nicht bei drei oder vier Hauptcharakteren belassen hat, anstatt ein ganzes Rudel von Kriegern einzuführen, deren Namen man sich wegen ihres kurzen Auftretens sowieso nicht merken kann.
Sasha
Jikuu Tenshou Nazca
Format: 12 TV-Episoden
Vertrieb: ab Herbst auch bei Pioneer USA geplant
Serial Experiments Lain Close the World – nExt the nepO!
Wow, wer hätte das gedacht, Pioneer schafft es doch noch Anime zu veröffentlichen, die nicht wie Tenchi Muyo! und Konsorten aussehen. Zumindest ist Serial Experiments Lain weit ab von allem, was man bisher von Pioneer gesehen hat.
Ich persönlich finde diesen Schritt sehr gut, wurde es doch mit der Zeit ein wenig eintönig, immer und immer wieder das gleiche vorgesetzt zu bekommen.
And you don´t seem do understand… Lain ist die Hauptfigur in diesem Anime, eher scheu und meistens recht traurig aussehend. Eines Tages bringt sich ein Mädchen von ihrer Schule um, indem sie sich vom Dach eines Hochhauses stürzt. Das ganze wäre vielleicht noch zu verkraften, wenn nicht eine Mitschülerin sogar noch eine Woche nach diesem Vorfall E-Mails von der Toten bekommen würde.
Eines Tages bekommt auch Lain elektronische Post von ihr. Der Inhalt ist gelinde gesagt ziemlich bizarr. Doch anstatt in Panik zu geraten, reagiert Lain mehr oder weniger gelassen und nimmt das zum Anlaß, sich mehr mit der virtuellen Realität zu beschäftigen.
Sehr zur Freude ihres Vaters, der bereits ein begeisterter Internetbenutzer ist und mehr Zeit im Netz als mit seiner Familie verbringt. Im weiteren Verlauf der Folgen häufen sich dann die merkwürdigen Vorfälle, die Lain erlebt. Und es scheint so, als würden sich Realität und virtuelle Realität immer mehr miteinander vermischen.
…A shame that I can read your mind… Serial Experiments Lain könnte man als eine Mischung zwischen Psycho und virtueller Realität mit Psychologie- und Soziologiestudien einstufen. Hier und dort findet man eventuell Anleihen an KON Satoshis Perfect Blue oder William Gibsons Cyberpunk-Werken. Aber noch ist es schwer zu sagen, in welche Richtung Serial Experiments Lain letztlich strebt.
Was Lain besonders bizarr macht, sind die verschiedenen Einschnitte von Sequenzen, die man vielleicht noch mit den Shadow-Ladys aus Utena vergleichen kann. In diesen Szenen sieht man ein computergeneriertes Plasma und Schriftzeichen; gleichzeitig herrscht absolute Totenstille.
Überhaupt besitzt Lain jede Menge von interessanten und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und äußerst ungewöhnliche Szenen, jedenfalls weiß ich nach den paar Folgen wahrscheinlich mehr über das japanische Stromkabelnetz, als ich je in meinem ganzen Leben bisher darüber erfahren habe.
Das Charakterdesign und Setting sind eher einfach und sehr auf realistisch getrimmt (unmögliche Haardesigns wie sonst bei vielen Pioneer-Anime üblich sucht man vergeblich). Trotzdem gibt es hin und wieder doch eine recht „cute“ Szene, zum Beispiel Lain in ihrem Ganzkörper-Teddybär-Pyjama. Die Zeichnungen sind stellenweise recht simpel gehalten, dafür ist der Animationslevel für eine TV-Serie überdurchschnittlich gut. Fast alle Szenen sind bisher durchgehend animiert und Standbilder sieht man nur selten.
…And all the things that I read there… Psycho-Elemente in Anime scheinen ja in letzter Zeit in Mode zu kommen. Man schaue sich nur Titel wie Perfect Blue, Shoujo kakumei Utena, Key – The Metal Idol, Brain Powerd oder Neon Genesis Evangelion an. Aber meiner Meinung nach übertrifft Serial Experiments Lain selbst den Spitzenreiter Evangelion locker.
Jede Folge wirft mehr Fragen auf, als beantwortet werden. Was das besondere an Lain ist, es kommt ohne postapokalyptische Message, Setting, Fantasy oder sonstige Elemente aus, um seine Geschichte zu erzählen. Gerade im Gegenteil, das in gar nicht in so weiter Ferne stehende Szenario, das Lain beschreibt, macht gerade diesen extra Thrill aus.
Hoffen wir, daß die Informationsgesellschaft so nicht aussehen wird.
Die Musik ist eine Klasse für sich. Man mag es ob der spärlichen Musik nicht glauben, doch es gibt tatsächlich einen Soundtrack! Um so besser setzt er sich in Szene, wenn man ihn einmal hört. Und das Lied „Duvet“ von BOA hat alle Voraussetzungen zum Hit. Der Gewinn des Titels des „2nd Annual Media Arts Festival Japan 1998“ in der Sparte Animation errang Lain sicher zu recht.
In dieser Serie steckt das Potential, zu einem weiteren Meilenstein in der japanischen Anime-Landschaft zu werden. Wer großes Gefallen an Perfect Blue oder den späteren Folgen von Neon Genesis Evangelion fand und sich sonst einigermaßen für das Thema interessiert, sollte sich Lain auf keinen Fall entgehen lassen. Wer allerdings ein weiteres AIC-Tenchi-Like Pioneer-Release erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein.
Get connected!
Joachim
Serial Experiments Lain
Spielzeit: 13 Folgen á 23 Min.
Director: NAKAMURA Ryutaro
Publisher: Pioneer LDC
geplanter Erscheinungstermin der ersten DVD: 13. Juli 1999
Mahou no Stage FANCY Lala
Ein Magical Girl mit Zauberstift? Das kann doch nur eine sein: Sailor Moon ! Nein? Na gut, dann eben eine ihrer Sailor-Senshi. Auch nicht? Gibt es denn noch andere? Selbstverständlich! Zugegeben, die Grundidee dieser TV-Serie ist zwar nicht ganz so neu, dennoch unterscheidet sich FANCY Lala gewaltig von den Mädels im Sailor-Look.
Was steckt hinter Studio Pierrot?
Studio Pierrot ist natürlich ein japanisches Animationsstudio, das sich mit vielen verschiedenen Animewerken einen guten Namen gemacht hat. Den meisten werden Titel wie Urusei Yatsura, Fushigi Yuugi und Yuu Yuu Hakusho mit Sicherheit ein Begriff sein. In Japan selbst ist das Studio bekannt für seine zahlreichen Magical-Girl-Serien, zum Beispiel Creamy Mami, Macigal Emi, Pastel Yumi, Pelsia – und jetzt natürlich auch FANCY Lala.
Die Heldin in diesem Werk aus dem Hause Studio Pierrot, das im übrigen bereits viele andere Magical-Girl-Animeserien in Japan produzierte und dafür schon eine gewisse Berühmtheit erlangte, heißt SHINOHARA Miho und ist 9 Jahre alt. Sie träumt von einer Karriere als Manga-Zeichnerin, und aus diesem Grunde zeichnet und malt sie auch gern. Nicht selten verliert sie sich aber zugleich in ihren Tagträumen, in denen sie dann verschiedene Situationen bravourös und selbstsicher bewältigt – ganz anders als im richtigen Leben, wo sie eher schüchtern und verlegen auftritt.
Über Nacht jedoch wird Mihos Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt. Es fängt an mit einem recht seltsamen Traum, in dem sie auf einen noch viel seltsameren Mann stößt. Und diesem Mann, den sie schließlich „Fushigi-san“ (Mr. Geheimnisvoll) tauft, begegnet sie auch prompt am nächsten Tag. Durch ihn macht sie die Bekanntschaft mit Pigu und Mogu, zwei kleinen saurierähnlichen Stofftierchen, die sich im nachhinein als quicklebendig herausstellen.
Miho erhält von den beiden einen Zauberstift samt magischem Skizzenblock zum Geschenk. Jegliche Kleidungsstücke, die sich Miho damit zeichnet, werden real, sobald sie die Zauberformel „Dabu-Dabu“ ausspricht (in Japan sagt man übrigens „Dabu-Dabu“, wenn man ausdrücken will, daß einem die Anziehsachen zu groß sind). Wenn sie den Stift in der Hand hält und dabei „Toki no kioku ni omoi o komete, ima, FANCY Lala ni karei naru seichou.“ (etwa: „Höre auf die Erinnerung der Zeit, wachse elegant heran, werde zu FANCY Lala!“) aufsagt, verwandelt sie sich in ein 15jähriges Mädchen, FANCY Lala.
Mit den Worten „Buka-Buka“ schließlich wird der Zauber rückgängig gemacht, und Lala wird wieder zu Miho, während alle magisch erzeugten Gegenstände verschwinden. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Magical-Girl-typischen Bösewichte, und zwar möglichst jeden Tag, einer fieser und hinterhältiger als der andere, nicht wahr?
Mitnichten! FANCY Lala ist eben keine Serie von der Stange, sie braucht kein „Monster of the Day“ wie viele andere Serien. FANCY Lala kommt ohne Action aus und ist trotzdem spannend. Und auch ohne dumme Sprüche mangelt es der Serie nicht an lustigen Szenen, die von selbst durch verschiedene Gegebenheit entstehen – Situationskomik eben, voll aus dem Leben gegriffen.
Tatsächlich dreht sich die Geschichte um Miho, beziehungsweise um Lala selbst. Immerhin ist es nicht leicht für eine Neunjährige, als junger Teenager aufzutreten, auch wenn man so aussehen mag, und das Geheimnis der Magie muß letztlich ebenso gewahrt bleiben. Doch wenigstens wird Lala stets von Pigu und Mogu begleitet, die sich dann in Armreifen, Ohrringe oder andere unauffällige Dinge verwandelt haben, so daß Lala sie bei sich tragen kann, auch wenn die beiden selten eine große Hilfe sind.
Durch einen Zufall wird Lala von HANEISHI Yumi, Präsidentin der Lyrical Productions, einer Modell-Agentur, entdeckt. Lalas unbekümmerte und kindliche Ausstrahlung sowie ihr hübsches Gesicht versprechen einen durchschlagenden Erfolg in der Welt der populären Leute, der in der Tat nicht lange auf sich warten läßt. Aber nach wie vor muß Miho auch ihren Pflichten in der Schule nachkommen, und die doppelte Identität ist alles andere als einfach unter einen Hut zu bringen.
Wenn es allerdings dann doch einmal zu kompliziert wird, erscheint meistens wie aus dem Nichts Fushigi-san, und die Situation läßt sich dank seiner Hilfe irgendwie meistern.
Mahou no Stage FANCY Lala wurde in Japan von April bis September 1998 im Fernsehen ausgestrahlt. Insgesamt 26 Folgen lang kann man Miho, Pigu und Mogu (die beiden sind wirklich herzallerliebst) auf ihren Abenteuern begleiten. Inzwischen ist die Serie (in Japan) bereits komplett als Video- und LD-Fassung erhältlich. Für eine englisch untertitelte Version kann man sich bei AnimEigo registrieren lassen. Kommt eine entsprechende Zahl an Interessenten zusammen, will AnimEigo eine Special Collectors Edition herausbringen.
Es ist jedoch zu befürchten, daß man sich mit dem Design der LD-Cover wieder einmal kaum auseinandersetzen wird oder erst gar keine herausbringt, so wie bei der KOR-Box (wahrscheinlicher ist aber, daß die Mehrheit sich für die DVD-Variante entscheidet). Das kann aber noch dauern, dem Fan bleibt deshalb nur der Biß in den sauren Apfel, sich die deutlich teurere Originalfassung zu besorgen, immerhin kursieren schon seit einiger Zeit im Internet sehr gute englische Scripte der ersten Episoden, und japanische LD-Cover weisen meist ein sehr schönes Coverdesign auf.
Wer ist TAKADA Akemi?
TAKADA Akemi gehört zu den bekannteren Characterdesignern Japans. Sie hat unter anderem in Werken wie Kimagure Orange Road und Patlabor mitgewirkt, aber auch für Serien wie Urusei Yatsura, Creamy Mami und Twilight Q gezeichnet.
Bei FANCY Lala war sie sowohl für das Characterdesign wie auch für die Illustration verantwortlich. Sie wirken unheimlich sympathisch und liebenswert. Die Animationsqualität weist das hohe Niveau der neunziger Jahre auf. Auch die Backgrounds passen sich homogen in das gesamte grafische Design ein.
Doch Kritikpunkte wird man auch finden. So nett die Charaktere auch ausgear-beitet sind, irgendwann wird man doch einen gewissen Spannungsbogen vermissen. Das kommt bei der in Japan üblichen wöchentlichen Ausstrahlung nicht so zum Vorschein. Doch nach Erscheinen auf Video/LD/DVD fällt dieses Manko nach einigen Folgen doch ziemlich auf. Für Freunde von „normalen“ Beziehungskisten kann es eigentlich nur heißen: zugreifen. Alle anderen, die für gewöhnlich mehr Tempo bevorzugen, sollten erst einmal probeweise in ein paar Folgen hineinschauen.
Sehr interessant und absolut stimmig ist die Musik zur Serie. Sie vermittelt auf sehr schöne Art das leichte Feeling, das die gesamte Serie ausstrahlt. Für weitere Details wird es einen separaten Artikel in einer der folgenden Ausgaben geben.
Es gibt inzwischen auch einen Manga zu Mahou no Stage FANCY Lala. Allerdings ist dieser sehr gewöhnungsbedürftig, das Design kann unterschiedlicher kaum sein. Und auch die Storyline divergiert deutlich im Vergleich zum Anime.
Hae-Hyuk, Ron
Mahou no Stage FANCY Lala
9 Volumes mit insgesamt 26 Episoden
LD 1 BEAL-1124, 5000 ¥
LD 2-9 BEAL-1125 bis BEAL-1132, 6000 ¥
VHS 1-9 BES-1912 bis BES-1920, Preise wie bei den LDs