GOTH, ein Adult-Manga der etwas anderen Art
Autor: Nicole Krüger
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 54, Oktober 2004
„Zum ersten Mal spielte ich mit dem Gedanken, Morino umzubringen“
GOTH ist eine Geschichte um den Schüler KAMIYAMA Itsuki und seine Klassenkameradin MORINO Yoru, die sich beide für Mordfälle interessieren. Durch dieses Interesse der beiden werden sie stets in derartige Fälle involviert, vorzugsweise Yoru. Vor allem über sie erfährt man vieles, wogegen Itsuki, der mehr oder minder den Helden darstellt, undurchschaubar bleibt. Er interessiert sich für Yorus Hände und kann sich nie entscheiden, ob er das Mädchen retten soll, wenn es in Gefahr ist, oder nicht. Und passend zum Thema Hände beginnt die Geschichte mit einem psychopathischen Händesammler, der seine Opfer zwar leben läßt, ihnen jedoch die Hände abtrennt, um seine Sammelleidenschaft zu befriedigen. Sicherlich eines der ungewöhnlichsten Hobbys, das man sich aussuchen kann…
Itsuki findet schließlich heraus, wer dieser Händesammler ist, bricht bei ihm ein und stiehlt dessen Sammlung. Anschließend führt er ihn auf eine falsche Fährte, so daß dieser denkt, Yoru habe ihm die Hände gestohlen. Denn der Schüler würde seiner Klassenkameradin selbst sicherlich nichts antun, vorerst…
So sah er die perfekte Möglichkeit, ihre Hände zu bekommen. Der geistig verwirrte Mann stellt Yoru anschließend zur Rede…
Durch den gesamten Verlauf der Geschichte zieht sich eine düstere kalte Linie, bestehend aus Verstümmelungen von Frauenleichen, ertränkten Menschen in Gräbern und familiären Intrigen.
GOTH läßt sich kaum in Worte fassen, doch sicherlich ist diese Geschichte nichts für zarte Gemüter.
In fünf Kapiteln wird eine der makabersten und sicherlich auch verrücktesten Geschichten erzählt, die auf dem deutschen Mangamarkt erhältlich ist. Auch der Zeichenstil paßt perfekt in die Atmosphäre und rundet das ganze zu einem gelungenen Horrorszenario ab.
EMA hat sich hierbei ein Werk gesichert, das seinesgleichen sucht. Leider umfaßt GOTH nur einen Band, der ist jedoch sein Geld meiner Meinung nach auf jeden Fall wert. Ein Muß für alle, die düstere, brutale und erschreckende „kranke“ Geschichten mögen.
GOTH
Original Story: Otsuichi
Zeichnungen: OIWA Kendi
Verlag: Egmont Manga & Anime
Umfang: 1 Band
Preis: EUR 6,50
Hotel Hellside
Autor: Fan-Yi
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 38, Seite 44, Juli 2004
In diesem kurzen Dôjinshi geht es um die kleine, bebrillte Elza, die als Zimmermädchen beim Hotel „Hellside“ anfängt.
Weder der sprechende Türwächter, die 666 Zimmer noch die vampireske Geschäftsführerin Lady Garnet machen das nicht sonderlich intelligente Mädchen stutzig. Doch spätestens beim ersten Gast – einer Meerjungfrau, die eine Blutdusche nimmt – wird Elza klar, daß dies kein normales Hotel ist.
Doch Job ist Job und so bemüht sich Elza fleißig und überwindet Angst und Ekel. Als sie aber in einen Streit zwischen der Gorgone Stenno, ihrem Ex-Liebhaber (der Geist eines ersäuften Katers) und Lady Garnet gerät, muß ihr Körper der übermenschlichen Rauferei Tribut zollen (= sie stirbt). Glücklicherweise (?) werden ihre Überreste von einem zufällig anwesenden verrückten Wissenschaftler wiederbelebt.
Nun hat Elza 30.000 PS, eine Service-Antenne, Augenlaser und verschiedene, austauschbare Arme. Bei Letzteren wird sie etwas stutzig, aber Garnet und der (Eulen-)Mann von der Hotel-Rezeption versichern ihr, daß alles in Ordnung sei und so kann Elza mit neuen Kräften frisch ans Werk gehen.
Wie bei den meisten guten Doujinshi stehen auch hinter diesem unterhaltsamen Gag-Comic Profis. OSAKABE Enran ist jedoch keine weltbekannte Mangaka, sondern verdient ihre Schrippen mit Kindermanga und Game-Illustrationen. Kürzlich hat sie es sogar in Kadokawas Asuka-Magazin geschafft. Hotel Hellside ist daher (nicht überraschend) grafisch und inhaltlich ordentlich gelungen, mit Schwerpunkt auf den gruseligen, aber zugleich niedlichen Charakteren; eine Spezialität der Mangaka, die aber auch schon Spiderman-Dôjinshi gezeichnet hat. Und zu guter Letzt deutet sie im informativen Nachwort noch an, daß Hotel Hellside möglicherweise kein One-Shot bleiben wird.
Hotel Hellside
Zirkel/Zeichner: Magurokyôdan / OSAKABE Enran
Format: B5
Seiten: 20
Farbseiten: nein (rotes Cover)
Veröffentlicht: 04.05.2004
Preis: ¥300
I Wish…
Autor: Michael B.
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 24, Oktober 2004
Das Gewähren von Wünschen ist eines der traditionellsten Themen von Geschichtenerzählern, das KIMURA Akihiro hier in recht ungewöhnlicher Aufmachung und sehr unterschiedlichen Settings neu interpretiert.
Der sonst eher als Illustrator, unter anderem für das erfolgreiche Spiel Lineage, tätige Zeichner konzentriert sich dabei auf einen einzigen, immer gleichen Wunsch: zu einem bestimmten, entscheidenden Zeitpunkt das Richtige getan oder gesagt zu haben. Höchst unterschiedlich ist hingegen der Kontext: Die meisten der insgesamt zwölf Kurzgeschichten spielen in der Gegenwart, doch auch zwei Fantasy-Settings, ein historisches und ein postapokalyptisches sind dabei.
Der Hauptcharakter der jeweiligen Geschichte erlebt stets ein tragisches Ereignis, dies reicht vom Scheitern einer Beziehung über den Tod der Großeltern bei einem Taifun bis hin zu einer Romeo und Julia-ähnlichen Geschichte zwischen verfeindeten Clans geflügelter engels- und teufelsähnlicher Wesen.
In dieser Situation taucht dann eine geheimnisvolle Frau namens Redeena auf, eine Art Schicksalsgöttin, die den genannten Wunsch auf eine zweite Chance erfüllt und so, manchmal durch eine unbedeutend erscheinende änderung, einen anderen, besseren Ausgang ermöglicht. Doch nicht jede Geschichte kann ein Happy End haben, und Redeena ist nicht die Einzige, die Wünsche erfüllen kann…
Daß Kimura eigentlich Illustrator ist, wird überdeutlich, denn der Manga ist eher eine Mischung aus normalem Manga und Artbook: es gibt weder Sprechblasen noch Geräuscheffekte, und die spärlichen Dialogansätze sind direkt in die Panels gesetzt. Zudem wurde anstelle der Manga-üblichen Zeichentechnik mit Tusche und Rasterfolien der gesamte Manga wie eine Illustration im Computer gezeichnet, mit sehr feinen Schattierungen und verschiedenen berechneten Effekten wie Unschärfe oder Feuer.
Dies hat im Original sicher auch toll ausgesehen, das Cover läßt es erahnen. Doch leider bietet der Schwarzweiß-Rasterdruck dafür keine ausreichende Auflösung, so daß Details unscharf erscheinen und dunklere Schattierungen verschwimmen. SHIROW Masamune wußte schon, warum er die Schwarzweiß-Teile seines Ghost in the Shell 2 in traditioneller Technik zeichnete. In Farbe wäre I Wish… sicher ein Augenschmaus, so bleibt es leider ein technisch gescheitertes Experiment.
Inhaltlich können die Kurzgeschichten durchaus mitreißen und sind dank ihres visuellen Erzählstils auch ohne Japanischkenntnisse gut verständlich.
I Wish…
Mangaka: KIMURA Akihiro
Umfang: 196 Seiten
Verlag: Media Works
Label: DC Animation Magazine Wide
ISBN: 4-8402-1497-2
Preis: ¥780
Kakuto Komusume Juline
Autor: Cathrin Pahlow
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 23, Seite 28, Oktober 2001
Fällt hierzulande der Name KAKINOUCHI Narumi, denken die meisten sofort an Vampire Miyu. Daß die Zeichnerin auch andere Werke vorweisen kann, die Miyu durchaus das Wasser reichen können, beweist eine ihrer letzten Manga-Erscheinungen.
1997 erschien in Japan der erste Band von Kakuto Komusume Juline. Das Genre der Serie läßt sich am besten mit der guten alten Dr. Oetker-Methodik erklären: Man nehme spannende Martial-Arts-Kämpfe, gebe etwas Mystery und Dramatik hinzu, mische das Ganze mit etwas Comedy und unterlege es mit Fantasy-Elementen und man erhält Juline.
Die Geschichte spielt in einem kleinen Dorf, das die Heimat dreier Martial-Arts-Clans ist: des Kenga-, Jeweled Mirror- und des Water Crystal-Clans. Juline ist die Tochter des Kenga Oberhaupts, Kenga Seiju, der vor Jahren auf Reisen ging, um seine Fähigkeiten zu verbessern, und bis heute nicht zurückgekehrt ist.
Bis auf die Tatsache, daß Juline eines Tages das Erbe ihres Vaters antreten soll und das neue Oberhaupt der Kengas wird, führt die Teenagerin eigentlich ein normales Leben: Sie geht zur Schule, ist Mitglied im Gymnastik-Team, trifft sich mit Freunden und ist wie die meisten Mädchen in ihrem Alter verliebt.
Das Objekt der Begierde heißt Ryoku, ist ein Freund ihres Vaters und etwa doppelt so alt wie Juline. Ryokus Versprechen gegenüber Seiju, in seiner Abwesenheit auf seine Tochter aufzupassen, was letztendlich dazu führte, daß er sich als eine Art Vaterersatz sieht, macht es Juline und ihren Gefühlen nicht gerade leicht.
Julines normales Leben scheint eine entscheidende Wendung zu nehmen, als plötzlich ein vierter Martial-Arts-Clan auftaucht: der Clan der „Black Pearls“. Zunächst denkt sich niemand etwas dabei, wir sind schließlich tolerant und auf einen Clan mehr oder weniger kommt es ja auch nicht mehr an. Doch als immer mehr Angehörige die Kenga, Jeweled Mirror und Water Crystal verlassen, um den Black Pearls beizutreten, ist Schluß mit lustig. Zumal die Art, wie die jungen Kämpfer zum Wechsel bewegt werden, nicht gerade die feinste ist.
Das denken sich auch Juline, Bakuya, Erbin des Jeweled Mirror-Clans und Seika, Erbin des Water Crystal-Clans sowie Kio, ein Freund Julines und ebenfalls Kämpfer der Kenga, und machen sich in einer Nacht- und Nebel-Aktion auf, um den Black Pearls einen Besuch abzustatten. Auf deren Anwesen treffen sie auf „Black Pearl“, Anführerin (oder doch Anführer?) gleichnamiger Gruppe.
Es dauert nicht lange, bis der Leser mehr über die Absichten von Black Pearl erfährt. Doch es wäre kein Manga von KAKINOUCHI Narumi, wenn sich die ganze Story einfach und allein um das gegenseitige Abwerben von Mitgliedern drehen würde. Nein. Black Pearl hat größere Pläne. Er/sie will nichts weniger als die Weltherrschaft an sich reißen.
Die Kraft hierzu sollen ihm/ihr drei Gegenstände verleihen: Das Elfenbein-Schwert der Kenga, der Jeweled Mirror der – na, von wem wohl? – und der Water Crystal. Obwohl sich alle drei Dinge bereits in seinem/ihrem Besitz befinden, scheint noch etwas zu fehlen…
Soviel zu einem groben Überblick über die Story. Bisher (Band 2) werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wer ist Black Pearl wirklich? Ist er/sie ein Mann oder eine Frau… oder etwa gar kein Mensch? Und warum scheinen die „Black Pearls“ alles über Juline & Co. zu wissen? – Zugegeben, das Motiv der „Bösen“, die Weltherrschaft an sich zu reißen, klingt etwas klischeehaft, wird aber geschickt in ein Universum aus Drama, Kämpfen und Fantasy eingebaut und gerät schon fast zur Nebensache.
An Spannung und vielseitigen Charakteren mangelt es dem Manga jedenfalls nicht. Von der quirlig-niedlichen Juline bis zum guten Kumpel Kio, der eigentlich mehr als nur guter Kumpel sein will, über den coolen und gutaussehenden Ryoku (und wenn ich sage cool und gutaussehend, dann meine ich auch cool und gutaussehend!!) bis hin zur/zum geheimnisvollen und mysteriösen Black Pearl. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Wie auch schon bei Vampire Miyu, arbeitet die Zeichnerin mit wenig Graustufen, dafür aber verstärkt mit dem Kontrast Schwarz-Weiß. Die Kampfszenen stellt Narumi wie in Zeitlupe dar: Schritt für Schritt, Bewegung für Bewegung wird in einzelnen rasanten Bildern wiedergegeben, so daß der Leser keine Probleme hat, die Geschehnisse nachzuvollziehen.
Die mir vorliegende englische Übersetzung umfaßt bisher zwei von fünf in Japan erschienenen Bänden, die für je ca. 35,- DM Importpreis zu haben sind. Mit der Druckqualität und der Übersetzung kann man leben, das Lettering jedoch, das den Text recht lieblos in die Sprechblasen gequetscht hat, macht die Stimmung zum Teil regelrecht kaputt. Auch die Schriftart, die sich von der einer gewöhnlichen alten Schreibmaschine nicht großartig unterscheidet, gibt die Gefühle und Ausdrucksweise der Charaktere an den seltensten Stellen angemessen wieder. Man hat vielmehr den Eindruck, es seien Roboter, die sich mittels mechanisch klingender Laute unterhalten. Auch die am Ende des ersten Bandes angehängten Sketch-Seiten bzw. die an den Schluß des zweiten Bandes folgenden Seiten mit Portraits einiger Charaktere spenden nur wenig Trost.
Umso besser, daß EMA bereits angekündigt hat, Kakuto Komusume Juline in der Manga Power zu veröffentlichen. Wenn ihr nicht sowieso schon vorhattet, die Manga Power zu kaufen, ist spätestens Juline ein Grund mehr, wenigstens einmal einen Blick zu riskieren.
KAKINOUCHI Narumi KAKINOUCHI Narumi wurde am 21. März 1962 in Osaka geboren. Gemeinsam mit ihrem Ehemann HIRANO Toshihiro arbeitete sie an Mermaid Trip, Vampire Miyu, Shin Vampire Miyu sowie an den OAVs von Iczer. Narumi ist es auch, die für die wunderschönen Charakter-Designs der Vampire Miyu OAVs verantwortlich ist. Kakinouchi ist übrigens nur ihr Künstlername – ihr richtiger Name lautet HIRANO Narumi.
Weitere Manga, die aus ihrer Feder stammen, sind u.a.:
- Vampire Yui (5 Bände, 1989-95)
- Codename wa Charmer (4 Bände, 1990-93)
- Mengensou (1 Band, 1994)
- Gogo Sanji no Mahou (4 Bände)
- Le Masque (2 Bände)
- Dahlia the Vampire (1 Band)
- Moon Princess (2 Bände)
- The Wanderer (2 Bände)
- Utahime Fight! (1 Band 1996)
Juline
Manga in 8 Bänden (geplant):
Mangaka: KAKINOUCHI Narumi
Verlag: TokyoPop Manga (USA)
ISBN / erschienen:
- Band 1: 1-892213-63-X, Januar 2001
- Band 2: 1-892213-85-0, August 2001
- Band 3: 1-931514-03-8, geplant für 20.1.2002
Sprache: Englisch
Preis:
- Band 1 und 2: je $12.95 (ca. 35 DM)
- Band 3: $14.95 (ca. 40 DM)
Eine deutsche Ausgabe ist bei EMA in der Manga Power geplant.
Life
Autor: Michael B.
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 38, Seite 42, Juli 2004
In der letzten FUNime wurde die deutsche Ausgabe des Mangas Vitamin von SUENOBU Keiko besprochen. Life ist ein aktuelleres Werk der gleichen Autorin, mit ganz ähnlichem Inhalt.
Die Heldin von Life ist SHIBA Ayumu, eine etwas tollpatschige und nicht besonders fleißige Mittelschülerin, die zu Anfang der Geschichte kurz vor der Aufnahmeprüfung zur Oberschule steht – in Japan ja bekanntlich eine sehr wichtige Sache. Ayumus beste (und einzige) Freundin ist die Klassenbeste, SHINOZUKA Shizuko, die natürlich eine besonders gute Oberschule anstrebt.
Die beiden Mädchen beschließen, zusammen dorthin zu gehen und wenden fortan ihre ganze Kraft zum Lernen auf. Dies zeigt bei Ayumu (die bisher wohl einfach nur faul war) eine erstaunlich große Wirkung: ihre Noten werden nicht nur sehr viel besser, sie übertrifft schließlich sogar ihre Freundin, die ihre persönliche Begabung wohl schon vorher ausgereizt hatte. Doch aus Rücksicht verschweigt Ayumu das Ausmaß ihrer Fortschritte. Es kommt wie es kommen muß: Ayumu besteht die Aufnahmeprüfung, doch die sich immer noch für besser haltende Shizuka fällt durch und damit aus allen Wolken.
Aus Wut über die Lüge kündigt sie Ayumu die Freundschaft auf, für die damit eine Welt zusammenbricht. In ihrem Kummer fängt Ayumu an, sich Verletzungen zuzufügen – der Beginn einer Selbstverstümmelungsneurose.
Mit dem Beginn des Schuljahres in der neuen Schule scheint sich dann erstmal alles zum Besseren zu wenden: Ayumu freundet sich bald mit der sehr beliebten ANZAI Manami an und wird so Teil einer Clique. Doch auch hier herrscht nicht lange Frieden: Manamis Freund Kazumi will mit ihr Schluß machen, und Ayumu hält Manami nur knapp vom Selbstmord ab.
Kazumi überlegt es sich anders, doch eigentlich ist er nur widerwillig und aus Zwang mit Manami zusammen. Seine Frustration darüber reagiert er ab, indem er Mädchen abschleppt, fesselt und anzügliche Fotos von ihnen macht. Auch Ayumu zwingt er dazu, um sie dann mit den Fotos zu erpressen.
Endgültig in die Klemme gerät Ayumu, als Manamis Freundinnen sie beim Betreten von Kazumis Wohnung beobachten. Schnell sind sie (und bald auch Manami) davon überzeugt, daß Ayumu Manami heimlich den Freund ausspannen will – was natürlich nicht hart genug geahndet werden kann!
Parallel zu dieser Entwicklung freundet sich Ayumu mit einer anderen Schülerin an, der ausgesprochen selbstbewußten HATORI Mirai. Sie schwänzt meistens die Schule und wird von den anderen Mädchen geschnitten und angefeindet. Doch im Gegensatz zu Ayumu leidet sie nicht darunter, sondern steht darüber und läßt sich nie in eine Opferrolle drängen: als z.B. ihre Schul-Hausschuhe gestohlen werden, kommt sie seelenruhig barfuß in den Unterricht.
Ayumus Bewunderung ist grenzenlos – so stark möchte sie auch werden. Doch das ist leichter gesagt als getan…
Bei Vitamin wurde kritisiert, daß sich die Handlung zu sehr auf den Hauptcharakter konzentriert und die anderen Charaktere zu oberflächlich behandelt werden. Life stellt in dieser Hinsicht eine leichte Verbesserung dar, denn in einigen Szenen aus Sicht von Manami und Kazumi wird deren Gemütszustand und Motivation ausgeleuchtet.
Leider muß man aber sagen, daß die Geschichte nach einem starken Anfang doch ziemlich an Fahrt verliert: im ersten Band alleine passiert in etwa so viel wirklich Storyrelevantes wie in den vier darauf folgenden zusammen.
Wer die deutschen Shoujo-Manga-Veröffentlichungen genauer verfolgt, dem wird aufgefallen sein, daß Life nicht nur dem vorherigen Werk der Autorin gleicht, sondern auch UEDA Miwas Peach Girl und IKEZAWA Satomis Othello sowohl was den Zeichenstil als auch was den Inhalt betrifft mehr als nur ähnlich ist.
Die Lösung des Rätsels: alle diese Manga erschienen ursprünglich im gleichen Magazin, Kodanshas „Bessatsu Friend“, dessen Leserschaft offenbar wenig Wert auf Abwechslung legt. Alle Geschichten handeln von normalen japanischen Schulmädchen und ihren alltäglichen (wenn auch überzeichneten) Problemen, und nur davon, was sicher auch ein Kritikpunkt ist: die herzensgute Heldin und ihre niederträchtigen, oft brutalen Gegenspielerinnen agieren, und der Rest der Welt ist irrelevant.
Selbst die gleichaltrigen Jungs sind meist nur Beobachter, während Erwachsene völlig außen vor bleiben. In Life gelingt es der Autorin jedoch immerhin, dies einigermaßen glaubhaft darzustellen: Ayumus Eltern schenken alle Aufmerksamkeit der jüngeren Schwester, während die Lehrer das Ausmaß der Probleme nicht wahrhaben wollen oder ihre naiven Interventionsversuche zu kurz greifen.
Wie schon erwähnt, werden auch die Motive der „Schurken“ gezeigt, und in Gestalt von Hatori-san gibt es einen Blickpunkt, der die ganzen Querelen als pubertär und aufgebauscht entlarvt. Suenobus Manga kann also sicher als einer der besseren Vertreter des Genres gelten, und da ihr vorheriges Werk schon in Deutschland erscheint, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Life in einer übersetzten Fassung zu haben ist.
Life
Mangaka: SUENOBU Keiko
Verlag: Kodansha
Label: Bessatsu Friend KC
ISBN:
- Band 1: 4063412962
- Band 2: 4063413152
- Band 3: 4063413322
- Band 4: 4063413438
- Band 5: 4063413632
- Band 6: 4063413810
Preis: ¥410 pro Band
OL Shinkaron
Autor: Michael Borgwardt
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 23, Seite 30, Oktober 2001
Office Ladies (OLs) sind ein recht einzigartiger japanischer Berufsstand, bestehend aus einer Armee junger uniformierter Frauen, die in den Büros fast jeder größeren japanischen Firma zu finden sind.
Ihre Aufgabe besteht (grob verallgemeinert) darin, hübsch auszusehen, Tee zu kochen und den Salarymen mit niederen Bürotätigkeiten zur Hand zu gehen. Das Karriereziel ist, sich einen eben dieser Salarymen zu angeln und Hausfrau zu werden. Dies ist nun nicht unbedingt der Traumberuf einer emanzipierten Frau, doch immerhin verspricht er finanzielle Unabhängigkeit und ein relativ lockeres Leben.
Diese OLs (und ihre Mitarbeiter, Chefs, Freunde und Familien) sind die Helden in OL Shinkaron, einer beliebten Serie von 4-Panel-Comics aus der Feder von AKIZUKI Risu. Was an Büroarbeit so interessant sein soll? Nun, mehr als man glaubt – die Autorin versteht es meisterhaft, ihre Charaktere in ständig neue, wunderbar komische Mißgeschicke und Absurditäten geraten zu lassen.
Die meisten Strips sind dabei völlig unabhängig voneinander: Eine übergreifende Handlung oder Charakterentwicklung gibt es so gut wie nicht, obwohl einige Charaktere immer wieder auftauchen und manchmal auch etwas längere Geschichten (bestehend aus 5 bis 10 Strips) vorkommen.
OL Shinkaron ist ein idealer Manga für Japanisch Lernende: Man muß sich nicht in eine lange Geschichte einlesen, und die alltäglichen Situationen enthalten gerade das wichtige Grundvokabular.
Wem das trotzdem zu schwer ist, der hat Glück: Vier Bände sind bisher auch bilingual erschienen (eigentlich für Englisch lernende Japaner gedacht), wobei es sich jedoch nur um einen Auszug der Serie handelt, der wahrscheinlich nicht fortgesetzt wird.
OL Shinkaron
Mangaka: AKIZUKI Risu
Erstveröffentlichung: in der Zeitschrift Morning, 8 Sammelbände erschienen bei Kodansha Manga Bunko
ISBN:
- 4-06-260011-0
- 4-06-260012-9
- 4-06-260022-6
- 4-06-260023-4
- 4-06-260040-4
- 4-06-260041-2
- 4-06-260051-X
- 4-06-260052-8
Preis: je ¥388
Bilinguale Sonderbände erschienen bei Kodansha Bilingual Comics
ISBN:
- 4-7700-2390-1
- 4-7700-2501-7
- 4-7700-2502-5
- 4-7700-2695-1
Preis: je ¥880
Rex – Kyouryuu Monogatari
Autor: Daniela Simon Artikel erschienen in: FUNime Nr. 23, Seite 31, Oktober 2001
Man mag es kaum glauben, aber nicht alle Manga von CLAMP enden in einem Blutbad!
Im allgemeinen Dinosaurierwahn zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts entstand 1993 auch Rex – Kyouryuu Monogatari. CLAMP produzierte diesen durch und durch niedlichen Manga auf Wunsch ihres Verlages Kadokawa Shoten als Merchandising-Artikel zum gleichnamigen japanischen Kinderfilm, einem Realfilm.
Die Grundschülerin TATENO Chie lebt allein mit ihrem Vater, einem Paläontologen, auf Hokkaido. Ihre Mutter Naomi, ebenfalls Paläontologin, arbeitet mit großem Erfolg in den USA und findet kaum Zeit, ihre Familie zu besuchen. Chie hat kaum Freunde, vermißt ihre Mutter sehr und schwänzt die Schule, weil ihre Lehrerin ihr nicht glaubt, daß sie sich an das Gesicht ihrer Mutter nicht mehr erinnern kann. Ihre Einsamkeit findet ein plötzliches Ende, als sie auf einer Wanderung mit ihrem Vater Akira und dessen Assistent MORIOKA Daisuke in einer abgelegenen Höhle ein noch lebendes Dinosaurierei entdeckt.
Während sich Chie aufopfernd um das Ei kümmert, schläft die Welt der Wissenschaft und der Geschäftemacher nicht. Chies Mutter wird beauftragt, den Fall zu untersuchen, und zur Überraschung aller schlüpft dann tatsächlich ein kleiner Tyrannosaurus Rex, der in einem Ausbruch von Kreativität Rex getauft wird.
Chie ist sofort begeistert und fühlt sich als die Mutter des Kleinen. Doch der skrupellose Kollege ihrer eigenen Mutter, TSUCHIYA Yoshihiko, hat andere Pläne mit dem Dinosaurierbaby… (Nein, er bringt nicht die gesamte Familie um, und niemand wird von einem T-Rex aufgefressen.)
Die Zeichnungen sind gewohnt fantastisch und erinnern im Stil vor allem an Magic Knight Rayearth. Dem verwöhnten Auge werden zusätzlich neun Farbseiten geboten. Rex ist dennoch ein eher ungewöhnliches Werk für CLAMP, denn es hat eine relativ normale Geschichte, ohne Magie, gefangene Prinzessinnen oder Parallelwelten.
Die Story – im Original von HATAMASA Ken – ist glatt, extrem niedlich und leicht bekömmlich. Die Extraportion Zucker wird am Ende serviert, wo die Story auf sechs Farbseiten aus der Perspektive des kleinen Dinos erzählt wird.
Der klassische Ryo-Ohki Fan wird diesen Manga lieben, ansonsten sollte aber nur zugreifen, wer schon alles von CLAMP hat oder seiner kleinen Schwester mal was Gutes gönnen will.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Zahnarzt oder Diätberater.
Rex – Kyouryuu Monogatari
Autor: Studio CLAMP / HATAMASA Ken
Verlag: Kadokawa Shoten / Asuka Comics DX
Erschienen am: 25.6.1993
ISBN: 4-04-852418-6
Preis: ¥560 (ca. 11 DM)
Shamo
Autor: Nicole
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 40, Seite 50, Dezember 2004
„Diesen Satan Ryo Narushima… darf es auf der Welt nicht mehr geben!“
NARUSHIMA Ryo, ein intelligenter junger Mann, dessen schulische Leistungen hervorragend scheinen, läuft eines Tages Amok, wobei er seine Eltern vor den Augen seiner Schwester mit einem Messer ermordet. Nach der Tat wird er in eine Jugendbesserungsanstalt gesperrt. Doch Elternmörder werden dort nicht gerne gesehen und so muß er Angriffe gegen seine Person, Mobbing und anderes ertragen.
Zu allem übel fanden auch einige andere Gefangene Interesse an ihm, so daß er zu sexuellen Handlungen gezwungen wird. Unterdrückt und seelisch am Ende trifft er nach einigen Tagen des Gefängnisaufenthaltes auf den Karate-Lehrer Kurogawa, der selbst in einem Gefängnis seine Zeit fristet, ebenfalls wegen Mordes. Er soll die Jungen im Gefängnis trainieren, so daß sie körperlich fit bleiben.
Schon kurze Zeit später beginnt Ryo sich zu verändern. Das Training stärkt ihn, er widmet sich ganz dem Karate und wendet seine neu erlernten Künste gegen seine Peiniger an.
Nachdem Ryo seine Strafe abgesessen hat, versucht er seine Schwester zu finden – die mittlerweie als Hure arbeitet – den einzigen Menschen, den er noch hat. Indem er sich prostituiert, verdient er Geld, von dem er leben kann. Ebenso verdingt er sich als Straßenschläger. Immer tiefer rutscht er ab in die Kriminalität. Durch das Fernsehen aber wird Ryo aufmerksam auf den Banryokai-Wettkampf.
Dem Sieger winken Ruhm und Reichtum. Kurogawa war einst selbst Banryokai-Kämpfer. Da er Ryo auch außerhalb des Gefängnisses unter seine Fittiche genommen hat, bereitet er den Jungen nun auf den härtesten Kampf seines Lebens vor.
Da Ryo jedoch in die Leichtgewichtsklasse fällt, scheinen seine Chancen, gegen den amtierenden Meister im Schwergewicht Sugawara Naoto antreten zu können, äußerst gering. Doch er läßt keine Ruhe und somit macht er sich auf, die Freundin Naotos zu vergewaltigen, um dessen Haß anzustacheln…
Ryo befindet sich stets im Wettlauf mit dem Gesetz, der Gesellschaft und anderen Untergrundgangs, doch eines ist sicher: Einer wie er bekommt keine zweite Chance. Die beklemmende, düstere Geschichte von TANAKA Akio und HASHIMOTO Izou ist tiefgründig und nur schwer in Worte zu fassen. Sie zeigt die Abgründe einer menschlichen Seele auf und die Welt aus der Sicht eines absoluten Antihelden.
Die Hauptcharaktere sowie alle Nebencharaktere sind gut durchdacht, die Story atemberaubend und läßt einem ab und an einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Dieses Gesamtkunstwerk wird begleitet von einem passenden und teilweise detailverliebten Zeichenstil. Allerdings ist Shamo nichts für zarte Gemüter, denn Gewalt, Sex, psychische Abgründe, Drogen und eine unbeschreiblich lebendige Art ergeben Shamo: Alles andere als ein typischer Manga.
Shamo
Autoren / Zeichner: TANAKA Akio, HASHIMOTO Izou
Verlag:
- Japan: Futabasha Publishers
- Deutschland: Egmont Manga & Anime (adult)
Bände: Japan: bisher 19, Deutschland: bisher 11
Preis: € 6,50 pro Band