- Funime Nr.18
- Editorial
- Oh My Goddess – Der Kinofilm
- Adolescence of Utena
- Slayers DRA-MATA
- Angelic Layer
- Neue Manga: Dark Möbius, Silent Angel?
- Jin Roh – la brigade des loups
- Oranges Papier
Hallo,
das Jahr neigt sich dem Ende zu, da ist es Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Wohl nie hat sich der Anime- und Mangamarkt in Deutschland so schnell gewandelt wie im vergangenen Jahr. Der Mangamarkt boomt, es winken hohe Auflagen und satte Marktanteile in der Zukunft. Die „Big Two“ des deutschen Manga-Marktes, Carlsen und Feest, überschlugen sich förmlich mit neuen Lizenzen, zeitweise wurden praktisch alle paar Tage neue Serien verkündet oder in Aussicht gestellt. In Laufe dieser Entwicklung versuchen auch kleinere Verlage, auf den Zug aufzuspringen und sich ein Stück vom lukrativen Kuchen zu sichern. Im nächsten Jahr werden monatlich mehr neue Manga erscheinen, als sich die meisten Fans leisten können. Wer hätte das noch vor einiger Zeit gedacht? Vorbei die Zeiten, als wir neidvoll zu unseren französischen Nachbarn blicken mußten.
Aber auch auf dem ach so festgefahren geglaubten Animemarkt tut sich was. Was Anfang des Jahres noch gut für einen Aprilscherz war, erleben wir in diesen Tagen leibhaftig: Neon Genesis Evangelion im Fernsehen. Andere Sender, die bisher ohne Anime auszukommen glaubten, versuchen sich auch zaghaft mit dem für sie neuen Genre, so bescherte uns Sat.1 völlig unerwartet Cutey Honey Flash und Super RTL überraschte uns mit Chibi Maruko Chan, beides Serien, die nahezu originalgetreu aus dem japanischen übernommen wurden. Der Mangabereich des Feest-Verlags änderte sein Firmenprofil und wurde als „Egmont Manga & Anime Europe“ selbständiger als bisher, unterhält ein eigenes Büro in Japan und läßt keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie große Pläne haben und sowohl das „Anime“ als auch das „Europe“ sicher nicht umsonst im Titel tragen. Und wie man hört, will der Verlag Anime zunächst nur untertitelt herausbringen, zur Freude der Fans. – Goldene Zeiten? Vielleicht. Das kommende Jahr wird sicher noch Überraschungen bringen, die Aussichten waren jedenfalls nie so gut. Es bleibt spannend!
In diesem Sinne wünscht die FUNime-Redaktion allen Lesern Kurisumasu de tanoshimi, yoi shougatsu wo mukaemashou! – Schöne Weihnachten, und ein schönes und erfolgreiches neues Jahr!
Markus und die Redaktion
Oh My Goddess − Der Kinofilm
Nach langem − sehr langem − Warten ist am 21. Oktober endlich der Kinofilm zu Fujishima Kosukes Dauerbrenner Aa! Megami-sama (Oh! My Goddess) in Japans Kinos angelaufen. Hat sich das Warten gelohnt?
Kurz gesagt: Ja! − Doch fangen wir mit der Handlung an: Zu Beginn dringt ein seltsames, feenhaftes Mädchen in einen gigantischen unterirdischen Komplex auf dem Mond ein, um eine kleine, weiße Maske zu bergen. In Nekomi beginnt derweil ein neues Semester, und der Autoclub versucht, neue Mitglieder zu werben. Darunter befindet sich Morgan, eine schweigsame junge Frau, die Keiichi und Belldandy sehr interessiert, aber ganz und gar nicht wohlwollend beobachtet.
Am Abend taucht plötzlich ein Gott auf; es handelt sich um Celestin, den ehemaligen Lehrer Belldandys. Er küßt sie, worauf diese in Ohnmacht fällt. Und als es schließlich gelingt sie aufzuwecken, stellt sie sich Keiichi vor, erklärt ihm, er habe einen Wunsch frei, und wundert sich, warum ihre Schwestern anwesend sind. Offenbar hat sie alles vergessen, was während und nach ihrem „Hausbesuch“ bei Keiichi geschehen ist − ein schwerer Schlag für ihn, auch wenn Belldandy sich immer noch zu ihm hingezogen fühlt.
Was hat Celestin (von dem wir erfahren, daß er zu einer Art Gefängnisstrafe verurteilt worden war) Belldandy angetan, und was bezweckt er letztendlich? Was hat Morgan mit der Sache zu tun? Und was ruft die Fehlfunktion im himmlischen Computersystem Yggdrasil hervor, die Peorth und ihren Mitarbeiterinnen solches Kopfzerbrechen bereitet? Viele Fragen, die zum Glück alle beantwortet werden.
Womit wir schon beim ersten (kleinen) Kritikpunkt sind: Der Kinofilm wirkt ein wenig hektisch, man hätte vielleicht ein paar der kurzen Anspielungen zugunsten von mehr oder längeren ruhigen Szenen einsparen können, aber das ist sicher Geschmackssache. Für treue Leser des Manga gibt es dadurch ein (wenn auch kurzes) Wiedersehen mit Banpei-kun, Chihiro, Peorth, Urds Besen und diversen Konstruktionen des Automobilclubs. Die Dämonin Mara tritt allerdings nicht auf, stattdessen werden andere, subtilere Entwicklungen aus dem Manga integriert, z.B. ist Skulds Eifersucht gegenüber Keiichi im Vergleich zu den OAVs deutlich abgeklungen. Eine Entwicklung der Charaktere findet nicht statt − zwar ist das Grundmotiv des Films einmal mehr die Bestätigung der Liebe zwischen Keiichi und Belldandy, aber das ist ja nun nichts Neues… Die Haupthandlung bleibt jedenfalls lange spannend, und mündet in einem langen und furiosen Finale, in dem nicht nur einmal alles verloren scheint. Am Ende ist zwar kaum etwas anders als am Anfang, doch das hat wohl auch niemand erwartet, schließlich ist der Manga ja noch nicht beendet.
Stichwort „furios”: Die Animation des Films läßt kaum etwas zu wünschen übrig. Zwar schwankt sie erneut stark, doch anders als im You’re Under Arrest Kinofilm (siehe FUNime 14, S. 23) fallen die Übergänge nicht unangenehm auf, und die Qualität ist insgesamt höher. Der Film ist in gewisser Weise ein Meilenstein bei der Integration von Computeranimation in traditionelle Cel-Animation, so wie Blue Submarine No. 6 es für den umgekehrten Fall ist. Die Computeranimationen wurden hier wirklich (größtenteils) nahtlos eingefügt und sorgen für einige wirklich atemberaubende Szenen. Ein Grund für diesen Erfolg dürfte auch darin liegen, daß die CG hauptsächlich für die Magie der Götter und Göttinnen eingesetzt wurde, also für Szenen, bei denen sowieso niemand sagen kann, sie würden nicht realistisch aussehen. Ein besonderes Lob verdient das graphische Design dieser übernatürlichen Elemente sowie der „himmlischen” Architektur: Die Gratwanderung zwischen „zu vertraut” und „zu unverständlich” ist ausgezeichnet gelungen.
Was bleibt noch zu sagen? Die Synchronsprecher liefern alle ausgezeichnete Arbeit ab. Die orchestrale Backgroundmusik (teilweise vom Warschauer Philharmonieorchester gespielt) ist gut an die Szenen angepaßt und beeindruckt vor Allem gegen Ende. Und der Abspannsong „Try to Wish” von NISHIHATA Saori ist zwar nichts Besonderes, aber doch nett anzuhören.
Alles in Allem kann sich also jeder Fan von Oh My Goddess! auf den Kinofilm freuen, und die hartgesotteneren darunter zur Import-DVD greifen ohne enttäuscht zu werden; allerdings dürfte ohne wirklich gute Japanischkenntnisse vieles unklar bleiben, wie das auch bei mir der Fall war.
Michael B.
Aa, Megami-sama!
© 2000 Fujishima Kosuke / Kodansha / AMG Movie Produktionskomittee
Regisseur: Gouda Hiroaki
Produzenten: Horiguchi Seiichi, Watanabe Kinya
Skript: Tomisawa Yoshihiko, Yokote Michiko
Charakterdesign: Matsubara Hidenori
Visuelles Konzept/Design: Takeuchi Atsushi
Musik: Hamaguchi Shirou
3D-Software: Houdini, Light Wave, 3D studioMAX
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Zum DVD-Release siehe auch den Bericht in der FUNime 25 (Februar 2002) auf Seite 20!
Synchronsprecher:
Belldandy: Inoue Kikuko
Keiichi: Kikuchi Masami
Urd: Touma Yumi
Skuld: Hisakawa Aya
Celestin: Yanaka Hiroshi
Morgan: Kawasumi Ayako
Peorth: Sakuma Rei
Adolescence of Utena
Shoujo Kakumei Utena: eine TV-Serie, die viele Fans gefunden hat. Inzwischen ist in Japan ein Kinofilm erschienen – kann er an die Faszination der Serie anschließen? Eins ist auf jeden Fall sicher: den Zuschauer erwartet kein gewöhnlicher Film…
Die Ohtori Akademy hat eine neue Schülerin: TENJOU Utena. Es ist ihr erster Tag auf der ungewöhnlichen Schule und eine andere Schülerin namens SHINOHARA Wakaba begleitet sie auf einer Führung über das Schulgelände. Utena ist überrascht, als sie hier ihren ehemaligen Freund KIRYUU Touga wiedertrifft. Da er einen Ring trägt, gratuliert Utena ihm zu seiner Verlobung. Er erwidert nur geheimnisvoll, daß der Ring ein Bara no Kokuin (Rosensiegel) ist und ihn auf diese Schule gebracht hat. Kurze Zeit später bemerkt Utena an einem Rosenbusch eine einzelne weiße Rose. Aus dieser Blüte fällt ihr ein Ring in die Hände, der identisch wie Tougas Ring aussieht. Plötzlich regnet es vom Himmel Rosenblätter und Utena erblickt hoch über sich eine Plattform, von der der Blütensturm zu kommen scheint. Neugierig geworden, ersteigt sie die Treppe zu dieser Plattform und trifft dort auf die Schwester des Schulleiters, HIMEMIYA Anthy.
Später kommt ein weiterer Siegelträger in der Uniform des Schülerrates hinzu. Er trägt ein Katana-Breitschwert bei sich und stellt sich als KYOUICHI Saionji, der Sieger der Duelle um Anthy, vor. Weil dieser Anthy schlecht behandelt, kommt es zwischen Utena und ihm zum Duell. Utena benutzt in Ermangelung einer Waffe einen Besen. Nachdem das scharfe Katana Utenas Besenstil zerschmettert hat, greift Anthy ein und wirft sich zwischen die beiden. Als Anthy Utena küßt, verwandelt sie sich in die Bara no Hanayome (Rosenbraut). Beide werden in ein mystisches Licht getaucht, und aus Anthys Brust ragt plötzlich ein Schwertgriff hervor. Utena zieht das Schwert aus Anthy heraus und verwandelt sich in einen Prinzen. Kurz darauf ist der Kampf für Utena entschieden…
Doch was für ein Mensch ist Anthy? War da nicht etwas in ihrer Beziehung zu Touga, an das sie sich nicht mehr richtig erinnern kann? Und was treiben ARISUGAWA Yuri, KAORU Miki und TAKATSUKI Shiori in der Tiefgarage?
Adolescence of Utena ist nicht direkt eine Fortsetzung der TV-Serie. Die Serie unterteilt sich bekanntlich in vier Teile: Seitokai Hen (Student Council Saga), Kurobara Hen (Black Rose Saga), Ohtori Akio Hen und Mokushiroku Hen (Apokalypse Saga). Vom Stil unterscheiden sich diese Teile sehr voneinander – vor allem der erste Teil enthält noch wesentlich weniger düstere und mystische Elemente. Der Film entspricht dabei von der Stimmung her dem Ende der Black Rose Saga oder der Apokalypse Saga. Er spielt in einer Art Paralleluniversum und man sollte bei Schlüssen aus der Handlung des einen auf den anderen sehr vorsichtig sein…
Die Animationsqualität des Kinofilms liegt erwartungsgemäß weit über der Serie und gehört auch für sein Produktionsjahr 1999 eher zu den besseren Animefilmen. Für die Begleitmusik wurden zum Teil bekannte Themen abgewandelt, aber auch neue Stücke komponiert. Wie bei der Serie zeichnet sich die Musik durch viel Abwechslung und eine perfekte Wiedergabe der Stimmung der jeweiligen Szene aus. Allein das Spiel aus Bildern, Musik und Stimmung machen den Anime schon sehenswert.
Man kann den Film nur schwer beschreiben; der Regisseur hat es in einem Interview mal folgendermaßen formuliert: „Wir überlegten uns bei jeder Szene, was die Zuschauer wohl als nächstes erwarten würden und gestalteten sie dann völlig anders.“
Die ersten 60 Minuten des Films bestehen aus einer mehr oder weniger unkonventionellen Aneinanderreihung von Handlungselementen, die häufig in einem Zusammenhang zur Serie stehen könnten. Dabei werden die Zuschauer, die die Serie bereits kennen, durch das geänderte Charakterdesign, die neuen Verhaltensweisen der Figuren und verwirrende Hinweise auf die Handlung der Serie durcheinandergebracht. Meiner Meinung nach bezweckten die Macher des Films vor allem eins: dem Zuschauer klar zu machen, daß sie nicht mit vorgefaßten Meinungen an den Film herangehen sollen. Die letzten 20 Minuten des Movies fallen dann völlig aus allen bekannten Konzepten und gehören mit Abstand zu den irrsten Szenen, die ich jemals gesehen habe.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob man die Serie gesehen haben muß oder ob Utena-Unkundige den Film nicht verstehen oder genießen können. Ich habe mit mehreren Zuschauern gesprochen, die die Serie noch nicht kannten, und allen gefiel der Film sehr gut und sie hatten nicht das Gefühl, daß ihnen etwas entgangen sei. Vielmehr schienen die Leute, die die Serie kannten, eher die Leidtragenden zu sein, weil die am Anfang völlig verwirrt waren…
Insgesamt kann ich den Film nur empfehlen – er stellt etwas völlig Neues dar und weiß durch die hohe Zeichenqualität und die gelungene Musik zu gefallen.
Eine kommerzielle Veröffentlichung ist in absehbarer Zeit nicht geplant. Doch findet man den Film bei vielen Fansubbern und er dürfte wegen seiner Aktualität auch noch auf vielen Conventions zu sehen sein. Fans von auslegungsfreudigen Serien wie Serial Experiments Lain oder Neon Genesis Evangelion sollten auf jeden Fall einen Blick auf die Serie und den Film werfen. Der Film hat dabei den Vorteil, daß man sich nicht erst durch 13 Folgen arbeiten muß, bis sich der düstere und oft verwirrende Charakter des Werkes zeigt. Faszinierend war auch, daß mehrere meiner Freunde, die die Serie eigentlich nicht mochten, vom Film begeistert waren und anschließend auch die ganze Serie sehen wollten. Dabei fühlten sie sich dann in den späteren Sagen wie zu Hause.
Eine kleine Warnung muß ich aber noch anbringen. Der Film ist offensichtlich für ein etwas älteres Publikum konzipiert. Er beschäftigt sich auf sehr ungewöhnliche Weise mit dem Tod, der Liebe und dem Leid. Anders als die Serie arbeitet er weniger mit Andeutungen, sondern versucht den Zuschauer zu Schocken. Hier paßt auf jeden Fall der alte Satz: Erwarte nichts und rechne mit allem.
Bernhard
Adolesence Mokushiroku
(Adolescence of Utena)
Produktionsjahr: 1999
Laufzeit: 88 Minuten
Derzeit keine Veröffentlichung im Westen geplant, erhältlich als Fansub
Slayers DRA-MATA
Den meisten von Euch ist Slayers sicher schon ein Begriff: Eine Fantasy-Action-Komödie um die flachbrüst… ähem, um die mächtige Magierin Lina Inverse. Seit einiger Zeit gibt es die deutsche Übersetzung der Manga, und auch die Veröffentlichung der TV-Serie ist schon in Arbeit.
Grund genug, mal eines der unzähligen Artbooks zur Serie unter die Lupe zu nehmen:
Slayers DRA-MATA ist ein 111 Seiten umfassendes Softcover Artbook. Es enthält viele Illustrationen und Cel-Art-Bilder von Lina, Naga, Gourry, Amelia Will Tesla Saillune (was für ein Name!), Zelgadis und all den anderen Freunden und Feinden unserer kleinen „Heldin“.
In diesem Artbook beweist uns ARAIZUMI Rui ihr Können; sie war verantwortlich für die Zeichnungen der Kurzgeschichten, die hierzulande als Slayers Special erschienen sind (für die laufende Manga-Serie zeichnete YOSHINAKA Shoko später weiter).
Der erste Teil bietet ein ausklappbares doppelseitiges Poster und auf 80 Seiten teilweise ganz- und doppelseitige farbige Illustrationen und Mini-Manga. Ihr kennt doch diese kleinen Mini-Stories „Go! Go! Lovely little Lina!“?
Auf den folgenden, schwarz-weiß gehaltenen Seiten finden sich weitere von Rui gezeichnete Bilder von Lina & Co. Außerdem gibt es noch einen Index mit einem Quellenverzeichnis zu allen Abbildungen, sowie je einem kleinen Text/Kommentar von HAYASHIBARA Megumi (Seiyuu von Lina), und ARAIZUMI Rui.
Fazit: Dieses Buch ist eindeutig etwas fürs Auge. Es enthält keinerlei Hintergrundinfos zu der Serie und auch sonst bis auf den angesprochenen Index und die Kommentare von HAYASHIBARA Megumi und ARAIZUMI Rui keinerlei Text. Perfekt also für jemanden wie mich, dessen japanischer Wortschatz sich auf „Hallo“, „Tschüs“ und „Mein Name ist…“ beschränkt. Alles in allem ist Slayers DRA-MATA wirklich ein tolles Artbook, das sein Geld wirklich wert ist.
Cathrin
Slayers DRA-MATA
Rui Araizumi Illustrations
Umfang: 111 Seiten, davon 82 in Farbe
ISBN: 4-8291-9120-1
Preis: ¥2.000 (ca. 42 DM)
Importpreis: ca. 80 bis 90 DM
Angelic Layer
Shounen Manga und CLAMP passen nicht zusammen? Falsch! Angelic Layer ist CLAMPs erster Shounen Manga und ein voller Erfolg.
SUZUHARA Misaki, Schülerin der ersten Mittelstufenklasse, zieht zu ihrer Tante Shouko nach Tokyo. Am Bahnhof sieht sie zum ersten Mal einen „Angelic Layer“: Zwei futuristisch anmutende Puppen bekämpfen sich. Von dem plötzlich auftauchenden Mihara, einem leicht verrückten Mann, der ständig im Laborkittel die Gegend unsicher macht und sich selbst als „Icchan“ vorstellt, wird die begeisterte, aber verwirrte Misaki „aufgeklärt“, worum es bei dem Kampf überhaupt ging:
Angelic Layer, vergleichbar mit Pokémon, ist der neue Trend in der Millionenmetropole.
Im Spielzeugladen Piffle Princess (!) gibt es „Angel Kits“ zu kaufen, mit denen sich jeder selbst seinen „Angel“, eine Art Puppe, herstellen kann. Der Erschaffer, Deus (lat.: Gott) genannt, gibt seinem Angel Kleider, Haare und einen Namen und bestimmt dessen Eigenschaften. Das fertige Merchandising-Produkt kämpft dann, telepathisch vom Deus gesteuert, in einer Art Turnier gegen die Angel anderer Dei.
Von Icchan wird Misaki daraufhin nach Piffle Princess verfrachtet, damit sie sich ein Angel Kit kauft. In liebevoller Kleinarbeit stellt Misaki dann auch ihren eigenen (weiblichen) Angel her, den sie nach einer Mangafigur (aus welchem Manga nur?) Hikaru nennt. So beginnt dann ihre Karriere als Deus.
Von da an nimmt sie erfolgreich an den Kämpfen teil, wobei sie weiter von Icchan, der in ihr ein großes Potential schlummern sieht, unterstützt wird.
Was für sie zu Beginn noch ein einfaches Kinderspiel ist, wird mit dem Auftauchen weiterer Charaktere zunehmend verstrickter und geheimnisvoller. So ist da ein mysteriöser Junge, der in Verbindung mit Icchan und auf Misakis Seite steht, eine noch viel mysteriösere Frau, die Misaki ständig beobachtet und natürlich Icchan, dessen wahre Motive und Identität im Dunkeln liegen. Auch ihre eigene Tante weiß mehr, als sie zugibt und so wird die Stimmung von Verschwörung und einer Art „großem Plan“, der hinter allem steht, aufgebaut, von dem alle etwas zu wissen scheinen – alle außer Misaki…
Angelic Layer erscheint in Japan monatlich im Shounen Ace und ist der erste „wahre“ Shounen Manga von CLAMP (X, Magic Knight Rayearth, Clover usw.). Von welchem der vier Mädels was genau gemacht wird, wird uns diesmal allerdings verschwiegen. Wie gewohnt ist der Manga astrein gezeichnet. Zur Freude des Auges tragen noch zwei Farbseiten am Anfang jedes der bis jetzt zwei Tankoubons bei. Die Storyline ist zwar leicht verworren, bleibt aber dennoch größtenteils logisch.
CLAMP schafft es auch im Shounen Genre einen Manga zu präsentieren, der sich vom Rest abhebt und trotzdem ganz im Zeichen der Zeit steht. Teilweise gibt sich Angelic Layer dabei wie eine Satire auf Pokémon und Co. und den allgemeinen Merchandising-Wahn, schwimmt jedoch an anderer Stelle auf derselben Welle mit.
Angelic Layer liest sich leicht und ist durch die „mysteriösen“ Storyelemente doch spannend. Man muß den Manga nicht unbedingt haben, er ist aber durchaus empfehlenswert für alle CLAMP-Fans, die Abwechslung von tieftraurigen Tragödien suchen. Alle Pokémon-Fans werden außerdem ihre Freude an der Serie haben; ebenso wie alle Pokémon-Hasser. Insgesamt ist Angelic Layer ein netter Manga für zwischendurch, wenn man mal gerade auf den nächsten X-Band wartet.
Im Westen ist Angelic Layer m. W. bisher nicht erschienen, eine deutsche Übersetzung ist aber in 2001 durch Carlsen geplant.
Daniela
Angelic Layer – Band 1
Erschienen am: 1.7.1999
ISBN: 4-04-713283-7
Angelic Layer – Band 2
Erschienen am: 9.3.2000
ISBN: 4-04-713319-1
Verlag: Kodakawa Shoten
Preis: je ¥540 (ca. 11 DM)
Neue Manga: Dark Möbius, Silent Angel?
Ein Trend findet Nachahmer: Seit Oktober wollen zwei weitere deutsche Verlage auf der Manga-Welle mitreiten, und zwar jeweils mit einer Serie von ASAMIYA Kia. Und vielleicht ist die Überschrift gar kein Tippfehler…
Eigentlich ist keiner der beiden Verlage neu im Manga-Geschäft: Der Alpha Comic Verlag begann schon vor Jahren, die Asamiya-Serie Silent Möbius als Fortsetzungsreihe in seinen „Schwermetall“-Heften zu veröffentlichen – damals scheiterte der Versuch an Protesten der US-Comic-Fans. Und die Panini-Tochterfirma Planet Manga hatte mit der nach zwei Bänden endgültig eingestellten Manga-Serie Slam Dunk und den vier Star Wars-Mangas im Jahr 1999 eine furiose Bauchlandung hingelegt. Jetzt starten beide Verlage einen neuen Versuch.
In der Neuauflage von Silent Möbius aus dem Alpha Comic Verlag geht es um die A.M.P. (Attacked Mystification Police), einer Gruppe aus sechs Mädchen und Frauen mit übersinnlichen Fähigkeiten, die gegen Dämonen aus einer Parallelwelt – die sog. „Lucifer Hawks“ – kämpfen. Dabei wird ausführlich auf jedes einzelne Mitglied eingegangen: Im ersten Band erfährt man nach einem Einführungskapitel, in dem man das gesamte Team in Aktion erlebt, mehr über die Tempelpriesterin YAMIGUMO Nami, und im dritten Kapitel lernt man die Vorgeschichte von Kiddy Phenil und den schrecklichen Grund für ihre phänomenale Kraft kennen. Im Gegensatz zur TV-Serie (s. FUNime 17, S. 27) ist das Team hier von Anfang an zusammen, und die Reihenfolge der Vorstellungen ist verändert – z.B. ist die sechste TV-Episode eine direkte Umsetzung des dritten Manga-Kapitels. Silent Möbius ist eine geschickte Mischung aus Action, Mystik und Humor und wirklich lesenswert.
Erfreulich an der deutschen Manga-Ausgabe ist die Verwendung der Originalfarbseiten und die Übersetzung aus dem Japanischen, auch wenn der Text von zwei verschiedenen Übersetzern stammt, mit teilweise unterschiedlicher Qualität. Allerdings basiert der Manga direkt auf der gespiegelten US-Version – z.B. wurde nur der Text in den Sprechblasen geändert, nicht aber die englischen Soundwörter. Enttäuschend ist aber die Verarbeitung und der Druck: Die Bindung der Rezensionsexemplare war so schlecht, daß bereits ein stärkeres Aufbiegen zu einer Ablösung der Farbseiten führte und starke Knicke im Buchrücken hinterließ. Den Druck selbst kann man nur als katastrophal bezeichnen: Wo in der US-Version feine Grauabstufungen vorkommen – immerhin eine charakteristische Eigenschaft von Asamiyas Zeichenstil – findet man in der deutschen Fassung meist nur viel zu dunkel geratene, schwarz-weiße Bilder ohne Details. Stellenweise ist sogar überhaupt nichts mehr erkennbar!
Wer nicht für 19,80 DM raten will, was eigentlich gerade passiert, ist mit der zwar teureren, aber qualitativ deutlich überlegenen US-Version wohl besser bedient. Laut Auskunft des Alpha Comic Verlags ist der zweite Band von Silent Möbius erst im Laufe des Frühjahrs 2001 geplant, und vor der Veröffentlichung weiterer Manga will man den Verkaufserfolg der Serie abwarten.
Dark Angel, der neue Manga des Planet Manga-Verlags, ist im Fantasy-Genre zu Hause. Meister Soo, der Gensei (nicht Sensei!) des Suzaku-Clans aus dem Südreich, fordert seinen eigenen Schüler Dark zu einem Zweikampf heraus – und verliert. Als neuer Gensei muß sich Dark – unterstützt vom kleinen Flügelwesen Kyo, das als Sidekick zunächst für die notwendige Portion Humor sorgt – im mächtigen Mittelreich vorstellen. Da er aber nicht gerade mit einem guten Orientierungsvermögen gesegnet ist (Ryoga aus Ranma 1/2 läßt grüßen), landet er auf seiner Wanderung versehentlich im Ostreich, das von Lady Lin beherrscht wird. Und es gibt ein Gesetz, das den Tod für jeden Gensei fordert, der sich unangemeldet auf fremdes Gebiet begibt…
Der erste Band der Dark Angel-Reihe hinterläßt beim Lesen zwiespältige Gefühle: Die Handlung setzt sich zwar einerseits aus rasanten magischen Zweikämpfen mit immer mächtigeren Zaubersprüchen und immer größerem „Knalleffekt“, andererseits aber auch aus langatmigen Unterbrechungen und Rückblenden auf die Vergangenheit einzelner Personen zusammen – hoffentlich wird das Erzähltempo im weiteren Verlauf der Geschichte einheitlicher. Als „Bonusmaterial“ gibt es am Ende des ersten Bandes ein zusätzliches Kapitel, das die Vorgeschichte von Dark Angel schildert und einige Jahre vor der eigentlichen Serie in einem völlig anderen Zeichenstil entstand.
Ähnlich wie Silent Möbius erscheint auch dieser Manga mit den Originalfarbseiten und in einer Übersetzung aus dem Japanischen, und auch dieser Manga ist gespiegelt, dieses Mal mit der französischen Version als Vorlage. Doch Dark Angel hat von Planet Manga den Originalschutzumschlag spendiert bekommen (!) und die Druckqualität ist vom Feinsten – genau so sollten Grauabstufungen aussehen, und die Papierqualität ist erstklassig. Insgesamt macht Dark Angel für 18,90 DM einen sehr guten Eindruck, der auf weitere Highlights hoffen läßt.
Der zweite Band von Dark Angel soll am 28. Dezember 2000 erscheinen, und Gerüchten zufolge plant Planet Manga (nach Dragon Man, einem Ausflug in den Bereich der Hongkong-Comics) bereits eine weitere Manga-Serie – dieses Mal als perfekte 1:1-Umsetzung des japanischen Originals, also mit Schutzumschlag, ungespiegelt und Übersetzung aus dem Japanischen. Man darf gespannt sein.
Marcus T.
Jin Roh – la brigade des loups
Bereits 1999 – noch vor dem offiziellen japanischen Start – hatte es Jin Roh, „von den Machern von Ghost in the Shell“, in französische Kinos geschafft. Und auch in Sachen DVD waren die Franzosen sehr schnell: seit Oktober ist diese erhältlich.
Ein fiktives Japan in den 50er Jahren: Um großen Unruhen in den Nachkriegsjahren Herr zu werden, ist in Tokio neben Polizei und Militär eine dritte Gruppe, die „POSEM“ (Police de Sécurité Métropolitaine = städtische Sicherheitspolizei) geschaffen worden, die im Gegensatz zur normalen Polizei über schweres und gepanzertes Material verfügt. Eine Spezialeinheit der POSEM sind die „Panzer“, eine Eingreiftruppe mit rüstungsähnlicher Bekleidung, immer mit rotleuchtenden Nachtsichtgeräten und einem Maschinengewehr ausgerüstet. Nachdem jedoch die Wirtschaft langsam in Fahrt kommt, widmet sich die Mehrheit der Bevölkerung mehr dem materiellen Wohl, während die Unterstützung für die inzwischen verbotene Opposition schwindet. Übrig bleibt nur noch eine kleine terroristische Gruppe, genannt „die Sekte“, womit auch die isolierten Panzer ihre Existenzberechtigung zu verlieren drohen.
Fusé ist ein Mitglied der Panzer. Als er bei einem Einsatz zögert, ein junges Mädchen zu erschießen und dieses daraufhin eine Bombe zündet, wobei es sich selbst tötet, wird er vom aktiven Einsatz suspendiert und zurück in die Ausbildung versetzt. Beim Besuch am Grab des Mädchens trifft er auf dessen Schwester und verliebt sich in sie. Nachdem bereits sein „Versagen“ Mißtrauen hervorgerufen hat, geraten Fusé und seine neue Freundin nun mitten zwischen die Fronten im Machtspiel der einzelnen Gruppierungen. Oder sind sie sogar selbst Komponenten darin? Und was hat die geheimnisvolle Wolfsbrigade mit dem zu tun…?
Jin Roh ist eine Adaption des Mangas Kerberos Panzer Cops (die ersten 6 Kapitel erschienen 1997 in Deutschland unter dem Titel Hellhounds in der Anthologie Manga Power) von OSHII Mamoru, dem Regisseur der Patlabor-Filme und Ghost in the Shell. Allerdings hat der „Meister“ hier nicht selbst Regie geführt, sondern dies OKIURA Hiroyuki, einem Mitarbeiter bei den genannten Filmen, überlassen. Offensichtlich hat dieser gut aufgepaßt, denn Jin Roh vermittelt mit vielen ruhigen Szenen, hervorragenden Zeichnungen und einem brillanten Soundtrack von Anfang an die gleiche Atmosphäre wie Oshiis Werke. Die Geschichte selbst ist eine Mischung aus Politthriller und Lovestory mit viel Symbolik, wobei der Vergleich Wolf-Mensch und das Märchen von Rotkäppchen eine zentrale Rolle einnehmen. Nebenbei werden alle Fans von VW-Käfern auf ihre Kosten kommen…
Die DVD bietet technisch fast alles, was man erwarten kann: Anamorphes Bild, Dolby 5.1-Ton sowohl für den japanischen als auch den französischen Dub sowie ein übersichtliches Menü. Allerdings lassen sich die französischen Untertitel beim japanischen Ton nicht abschalten und beim ansonsten guten Bild ist teilweise eine leichte Auf- und Abbewegung vorhanden, die man aber nur bei genauem Hinsehen bemerkt. An Extras gibt es ein „Making Of“ mit Interviews, Entwurfszeichnungen unterlegt mit Teilen des Soundtracks sowie den französischen und den japanischen Trailern des Films. Wie es sich für eine französische DVD gehört, handelt es sich um eine Region 2 Disc im PAL-Format, so daß auch Besitzer nicht umgebauter Player keine Schwierigkeiten haben.
Insgesamt ist die DVD für jeden Oshii-Fan mit Französischkenntnissen, dem es nicht nur um die Patlabor-Mechas geht, fast schon ein Pflichtkauf. Aber auch alle anderen, die nicht nur an Comedies und reiner Action interessiert sind, sollten mit Jin Roh nichts verkehrt machen.
Thomas
Jin-Roh – la brigade des loups
Original-Story und Screenplay: OSHII Mamoru
Regie: OKIURA Hiroyuki
Art-Director: OGURA Hiromasa
Musik: MIZOGUCHI Hajime
Bild: PAL, 16/9, anamorph
Ton: Französisch (5.1), Japanisch (5.1) mit frz. Untertiteln
Laufzeit (ohne Extras): 100 Minuten
Ländercode: 2 (Europa)
Preis: 240 FF (ca. 72 DM)
Oranges Papier
„Den letzten Movie kann man als krönenden Abschluß der Serie betrachten“, so stand es in der FUNime 16, und für die Anime ist das (bisher?) auch vollkommen richtig. In gedruckter Form ist MATSUMOTO Izumis Kimagure Orange Road damit jedoch noch längst nicht am Ende.
Die Manga
Zuerst jedoch ein Blick zurück zu den Anfängen der „KOR-Papierwelt“ und von Kimagure Orange Road überhaupt – zu den Manga: Die später in 18 Bänden zusammengefaßten Episoden erschienen von 1984-1988 in Shounen Jump Weekly, die Geschichte selbst spielt ebenfalls in diesem Zeitraum. Die TV-Serie deckt im Gegensatz dazu nur ein knappes Jahr ab, wodurch sich natürlich einige Unterschiede ergeben: Die Grundlage mit dem „Dreieck“ Kyosuke, Madoka und Hikaru ist zwar gleich, den Charakteren bleibt jedoch mehr Zeit, sich zu entwickeln. Insbesondere von Madoka erfährt man doch etwas mehr als im Anime. Daneben gibt es einige Personen, die den Sprung ins Fernsehen nicht geschafft haben. Die wichtigsten sind:
KASUGA Akane: Besitzern der OVAs bereits bekannt ist die Schwester von Kyosukes Cousin Kazuya. Als Mitglied des Kasuga-Clans besitzt auch sie eine besondere Fähigkeit: Sie kann das Aussehen einer anderen Person annehmen, allerdings immer nur für einen Betrachter. Besonders Kyosuke muß unter dieser Begabung leiden, entweder direkt durch unerwartetes Auftauchen in Gestalt von Madoka oder Hikaru, mehr jedoch noch, wenn sie ihm in seiner Beziehung zu Hikaru „helfend“ (und ungefragt) zur Seite stehen will. Sie selbst interessiert sich nicht für Jungen, statt dessen um so mehr für Madoka…
SUGI Hiromi: Hiromi war Kyosukes Klassenkameradin an einer seiner früheren Schulen und weiß daher über die Psi-Kräfte der Kasugas Bescheid. Kyosuke befürchtet, sie könnte etwas ausplaudern und damit einen erneuten Umzug heraufbeschwören.
HIROSE Sayuri: Sie gilt bei vielen ihrer männlichen Mitschüler als das interessanteste Mädchen an der Schule, und sie nutzt dies konsequent für ihr Hobby: dem Abblitzenlassen von Jungs. Kyosuke steht als „zu durchschnittlich“ eigentlich gar nicht auf ihrer Liste, doch die Tatsache, daß er sie in Anwesenheit von Madoka praktisch ignoriert, läßt ihren Kampfgeist erwachen, wobei sie sich nicht nur fairer Mittel bedient.
HARADA Shinichi: Neben HINO Yusaku tritt mit ihm ein weiterer Verehrer Hikarus und damit ein „natürlicher Gegner“ von Kyosuke auf. Im Gegensatz zu Yusaku gibt er Hikaru sein Interesse an ihr ausdrücklich zu verstehen.
Während der Manga insgesamt also mehr Charaktere kennt, wird man eine „Person“ jedoch vergeblich suchen: Jingoro, der Kater der Kasugas, ist eine Erfindung des Anime.
Was die einzelnen Geschichten betrifft, so enthält der Manga eine deutlich größere Anzahl als die TV-Serie, und auch diejenigen, die für das Fernsehen adaptiert wurden, unterscheiden sich häufig. Oft wird nur der Anfang oder die Grundidee übernommen, der Rest jedoch mehr oder weniger stark geändert, so daß auch für Kenner der jeweils anderen Umsetzung keine Langeweile entsteht. Der Manga wird dabei im allgemeinen als die Basis der „offiziellen“ KOR-Zeitlinie betrachtet, woraus sich auch die Geburtstage der Hauptpersonen ableiten lassen: Madoka (25.05.) und Kyosuke (15.11.) sind beide 1969 geboren, während Hikaru (ebenfalls 15.11.) zwei Jahre jünger ist. Zwei wichtige Details bekommt man auch nur im Manga zu Gesicht, nämlich einen Hinweis auf die Herkunft des Namens des Cafés ABCB („Abakabu“) und einen Gastauftritt von Muten-Roshi aus Dragon Ball*!
Bzgl. der Zeichentechnik sollte man sich nicht von den ersten zwei bis drei Bänden abschrecken lassen, die Qualität bessert sich danach schnell auf ein gutes durchschnittliches Niveau, wobei den Abbildungen von Madoka teilweise eine besondere Aufmerksamkeit zugekommen zu sein scheint. Der Inhalt mit seiner gelungenen Mischung aus Romantik und Comedy läßt kleinere zeichnerische Schwächen sowieso schnell vergessen.
Die einfachste Möglichkeit, in Deutschland an die KOR-Manga zu gelangen, dürfte die französische Ausgabe unter dem Namen Les Tribulation de Orange Road (manchmal scherzhaft als TOR bezeichnet) darstellen. Die 18 Bände sind zum Preis von je 35 Francs bei „J’ai lu“ erschienen, die Übersetzung ist akzeptabel (ohne die Namensänderungen und Kürzungen der französischen TV-Fassung) und auch mit durchschnittlichen Schulfranzösisch-Kenntnissen zu verstehen. Wer es lieber möglichst nahe am Original hat oder seinem Französisch doch nicht so sehr vertraut, kann auf im Internet erhältliche englischsprachige Fanübersetzungen zurückgreifen.
Die Romane
Ebenfalls in englischer und französischer Übersetzung im Netz zu finden sind die ersten beiden Shin-KOR-Romane (Shin=Neu) And then, that Summer’s Beginning (1994) und The Pyramid Murder Mystery (1995), wobei die Verbindung zu den Manga durch eine für Romane reichliche Bebilderung – allerdings in einem neuen Charakterdesign – hergestellt wird. Das erste Buch, in Zusammenarbeit von MATSUMOTO Izumi mit dem Zeichner der KOR-Anime, Terada Kenji, entstanden, bildete die Grundlage des Shin-KOR-Movies und stimmt inhaltlich mit diesem fast vollständig überein: Kyosuke wird durch einen Unfall drei Jahre in die Zukunft versetzt; um wieder zurückkehren zu können, muß er sein dummerweise verschollenes älteres Pendant finden. Dabei trifft er nicht nur Madoka, sondern auch die inzwischen eigentlich in den USA lebende Hikaru, die dort eine Ausbildung zur Musical-Darstellerin besucht und die wegen einer Bewerbung für eine Aufführung nach Japan zurückgekommen ist. Der Roman klärt dabei die übriggebliebenen Fragen und Probleme zwischen den Hauptpersonen und stellt das Verhältnis untereinander auf eine neue feste Basis, die so auch in den folgenden Geschichten Bestand haben kann. Außerdem wird die entscheidende Frage geklärt, seit wann Kyosuke Madoka mit ihrem Vornamen statt mit „Ayukawa“ anspricht.
Während also der erste Shin-KOR-Band eher einen Abschluß der bisherigen Geschichte darstellt, begeben sich die Autoren mit dem zweiten auf neues Terrain: The Pyramid Murder Mystery stellt einen waschechten Kriminalroman dar. Die Story spielt sechs Monate nach den Ereignissen in der Zukunft von Shin-KOR I, Hikaru ist nach New York zurückgekehrt und bereitet sich dort auf die Teilnahme an einem Casting für ein Musical vor. Mit Madoka steht sie über das Internet in Kontakt, als diese plötzlich in einem Message Board etwas Merkwürdiges findet: Eine Nachricht von Hikaru, die diese mit „Star*“ unterzeichnet hat. Das Beunruhigende daran ist, daß Hikaru dieses Pseudonym zwar im Privatleben benutzt, zur Wahrung ihrer Anonymität aus Sicherheitsgründen im Netz aber nur „Hikaru“ verwendet (wer jetzt der Meinung ist, daß Alias und Realname hier etwas durcheinandergeraten sind, der steht nicht alleine da – Peter Payne, der Übersetzer der englischen Fassung, versichert jedoch glaubhaft, daß es so auch im Originaltext heißt). Für Madoka steht daher fest, daß ihr etwas zugestoßen sein muß und sie begibt sich mit Kyosuke nach New York, wo sich tatsächlich herausstellt, daß Hikaru entführt worden ist. Der Versuch, sie zu retten, führt über einige Zwischenstationen schließlich bis zum „Showdown“ nach Mexiko.
Neben diesen beiden Texten existiert noch ein drittes Shin-KOR-Buch aus dem Jahr 1997, zu dem es bisher keine Übersetzung gibt. Es enthält zwei Stories, Madoka’s secret Memory und Angel’s voluptous Smile.
In Madoka’s secret Memory begegnet Madoka dem Geist (?) ihrer ersten Liebe (?), der kurz vor Kyosukes Ankunft in der Stadt angeblich gestorben ist. Da Kyosuke sie in Gefahr wähnt, erkundigt er sich bei Hikaru und erfährt von ihr den Zeitpunkt der damaligen Ereignisse, zu dem er sich in Hikarus Begleitung per Zeitreise begibt. Dort angekommen, trifft er in den Kampf zwischen in zwei Gangs verwickelte jüngere „Ausgaben“ von Madoka und Hikaru. Man erfährt hier also zum ersten Mal näheres über Madokas „geheimnisvolle“ Vergangenheit vor Kyosukes Ankunft, über die dieser sich ja schon im Manga bzw. der TV-Serie des öfteren Gedanken gemacht hat.
Von ganz anderer Art ist Angel’s voluptous smile, obwohl auch hier jüngere Varianten der beiden Mädchen auftauchen: Beim Versuch Kazuyas, den Geist eines Dämonen in einem von Kyosukes Freund Hatta gezeichneten Manga zu übernehmen, läuft etwas schief, und Kazuya landet statt dessen als Kappa-neko (einer Mischung aus einem Wassergeist (Kappa) und einer Katze (Neko) – MATSUMOTO Izumi taucht als solcher gelegentlich im Manga auf) in der Mangawelt. Um ihn zurückzuholen, folgt Kyosuke ihm dorthin, wo er u. a. dem Dämon und seinen Gehilfen, den „Sailor Tenshis“ Sailor Red (Akane), Sailor Pink (Manami) und Sailor Yellow (Kurumi) sowie den erwähnten jüngeren Ausgaben von Madoka und Hikaru begegnet und „nebenbei“ mit letzterer verheiratet wird. Daß auch in Hattas Manga gerade diese „Realwelt“-Personen auftauchen, ist angesichts des Autors wohl nicht weiter verwunderlich…
Zusammen bieten die Shin-KOR-Romane fast für jeden Geschmack etwas: In Nr. 1, der das alte „KOR-Feeling“ am stärksten herüberbringt, steht die Beziehung zwischen den Hauptpersonen im Mittelpunkt, während der zweite mehr auf Spannung setzt. Madoka’s secret Memory beleuchtet einen bisher weniger bekannten Teil, und in der letzten Geschichte dominiert das Comedy-Element.
Das Neueste
Neben den Romanen hat MATSUMOTO Izumi Kimagure Orange Road auch in Manga-Form nicht ganz vergessen. So erschien 1996 auf einer „Comic On“-CD-ROM eine neue Episode Panic in Sentou (Panik im öffentlichen Bad) und im September 1999 widmete eine Spezialausgabe der Zeitschrift „Oh Super Jump“ einen Beitrag dem KOR-Autor, der hierfür einen farbigen Zwei-Seiten-Manga namens Honde motte toumei Kasuga! (Kasuga wird unsichtbar!) beisteuerte. Darin entdeckt Kyosuke seine neue Fähigkeit, unsichtbar werden zu können, die er natürlich sofort dazu benutzen will, um hinter Madokas letzte Geheimnisse zu kommen. In der gleichen Ausgabe ist auch ein neues Bild mit dem Titel „Kimagure Orange Road A.D. 1999“ zu finden, das beweist, daß KOR auch nach 15 (bzw. inzwischen 16) Jahren noch lebt! Thomas *:
*:Für alle, die nicht selber suchen wollen, hier die Auflösung:
- Master trägt im letzten Band ein T-Shirt mit dem Cover des Genesis-Albums Invisible Touch – er (bzw. MATSUMOTO Izumi) dürfte also Genesis-Fan sein und das Café nach dem Album Abacab benannt haben.
- Muten-Roshi ist auf einem Bild in der zweiten Episode von Band 15 inmitten einer Menge älterer Männer zu sehen.
Danke an Bianca, Felicien und Sönke!
Kimagure Orange Road im Internet:
Die KOR-Startseite (engl.)
Engl. Mangaübersetzung (Link ex. nicht mehr)
Shin-KOR I (engl.) (Link ex. nicht mehr)
Shin-KOR I (frz.) (Link ex. nicht mehr)
Shin-KOR II (engl.) (Link ex. nicht mehr)
Shin-KOR II und viele weitere Informationen (frz.)
Zusammenfassung von Shin-KOR III (jpn./engl.)
(Stand September 2023)