HDTV-Special – Das Ende der DVD?
Autor: Karsten Schubert
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 45, Seite 30, März 2006
(Bemerkung: Die Bilder zum Artikel folgen aus technischen Gründen erst später.)
Fernseher zu kaufen war seit Jahren kein grosses Problem. Wenn der alte Fernseher kaputt war, ging man in den Laden und suchte sich je nach Geldbeutel oder Gehäusefarbe ein neues Gerät aus und das war es.
Doch wenn man heute in die Geschäfte guckt, sieht man kaum noch die altbekannten Geräte, sondern überall flache Kisten mit teilweise gigantischen Bildgrößen und noch größeren Preisen. Und wenn man einen Verkäufer anspricht, erfährt man, dass die neuen Geräte natürlich alles viel besser können als die alten, alles würde schöner, größer und bunter werden und vor allem schön flach. Und wesentlich mehr wird man auch auf geduldiges Nachfragen häufig nicht erfahren…
Mit diesem Artikel wollen wir mal ein wenig Ordnung in das entstehende Chaos bringen. Zunächst einmal die aktuellen Standards: Unser normales PAL-Fernsehbild, mit dem wir alle aufgewachsen sind, ist technisch gesehen ein Bild, das aus 576 Zeilen besteht und pro Sekunde 50-mal aktualisiert wird. Aus inzwischen historischen Gründen wird dabei jeweils nur ein Halbbild übertragen, bei dem jede zweite Zeile ausgelassen wird. Erst das nächste Halbbild enthält die fehlenden Zeilen. Ein anderes weit verbreitetes System, mit dem man durchaus mal in Kontakt kommt, ist NTSC mit 60 Halbbildern pro Sekunde und 480 Bildzeilen.
Unter der neuen Fernsehnorm HDTV versteht man hingegen Auflösungen von 720 Zeilen (mit 1280 Punkten pro Zeile) und 1080 Zeilen (mit 1920 Punkten pro Zeile), wobei die Bilder in Form von Halbbildern (interlaced) oder auch als Vollbilder vorliegen dürfen. Dadurch können wesentlich mehr Details sichtbar gemacht werden. So mag man einem Schauspieler möglicherweise schon ein leichtes Stirnrunzeln anmerken oder die Holzmaserung eines Tisches sehen können, wo vorher keine Einzelheiten erkennbar waren, doch gleichzeitig kann auch so manche billige Requisite als Pappmaschee erkannt werden.
Doch entgegen eines verbreiteten Irrtums haben viele dieser flachen Bildschirme direkt nichts mit HDTV zu tun, sondern sind einfach das Ergebnis der verwendeten Bilderzeugungstechnologien, von denen jede auch ganz spezielle Vor- und Nachteile mit sich bringt. Vor allem bei den kleinen Bildgrößen kontrollieren dabei LCDs den Markt, die ja bereits hinlänglich aus dem Computerbereich bekannt sind. Bei diesen erzeugt eine Hintergrundbeleuchtung homogenes weißes Licht, das eine dünne Schicht aus Flüssigkeitskristallen und Farbfiltern passieren muss.
Probleme dieser Displays ist zum einen die Art der Farbmischung, wodurch es vor allem bei Mischfarben wie Hauttönen gewisse Abweichungen gibt. Auch langsame Schaltzeiten machen bei günstigen Displays eine Sportübertragung oder einen Actionfilm eher zur Qual als zum Vergnügen. Bei größeren Bildschirmen macht zusätzlich noch die gleichmäßige Hintergrundbeleuchtung Probleme und auch der Energieverbrauch und die Abwärme bereiten Kopfzerbrechen. Bessere Hintergrundbeleuchtungen auf Basis von Leuchtdioden sind zwar schon angekündigt, werden aber auf absehbare Zeit noch mit deutlichen Mehrkosten verbunden sein, da diese neuen Displays auch für Computer und vor allem Notebooks einige Vorteile bieten.
Bei größeren Bildern geben vor allem Plasma-Displays den Ton an. Diese sind vom Prinzip her verwandt mit Leuchtstoffröhren (in einem elektrischen Feld werden Elektronen beschleunigt, die dabei ein Gas zum Leuchten anregen, dessen UV-Licht wiederum eine Phosphorschicht zum Leuchten bringt), doch jede dieser Zellen ist nur für ein Farbpixel verantwortlich. Plasma-Displays können dabei deutlich leuchtstärker sein als LCDs. Allerdings sind sie noch nicht derartig ausgereift wie LCDs und jede neue Generation deklassiert deutlich die entsprechenden Vorgänger. Vor allem in Hinsicht auf die technische Zuverlässigkeit hat man jedoch zugelegt und kann heute spielend mit normalen Bildröhren mithalten, während noch vor ein paar Jahren Plasmas innerhalb eines Jahres mehr oder minder starke Alterungserscheinungen zeigten.
Allerdings gibt es immer noch leichte Probleme mit dem Einbrennen von Standbildern und Senderlogos in die Phosphorschicht, aber auch hier werden Fortschritte gemacht. Man hat zwar keine Probleme mit der Trägheit der Anzeige, doch der technische Aufwand für Plasma-Displays ist deutlich höher. So erreichen größere LCDs spielend Auflösungen von mehr als 1280 * 720 Punkten (die einfache HDTV-Auflösung), während kostengünstigere Plasmas im allgemeinen lediglich auf die NTSC-Auflösung ausgelegt sind und mit ihren 480 Bildzeilen noch nicht einmal die 576 Zeilen eines PAL-Bildes perfekt darstellen können.
Theoretisch ist auch ihr Energieverbrauch höher als bei LCDs, doch bei großen Bilddiagonalen kippt dieses Verhältnis, da ein Plasma seinen größten Energieverbrauch nur bei einem rein weißen Bild hat, während der Energieverbrauch von LCDs vom eigentlichen Bild weitgehend unabhängig ist. Der Unterschied zum Energieverbrauch eines normalen Fernsehers ist übrigens weniger deutlich als teilweise von den Medien behauptet wird, wenn man die tatsächliche Bildfläche berücksichtigt.
Doch damit sind wir auch schon bei einem prinzipiellen Problem aller bislang erwähnten Systeme: Sie bieten prinzipiell ein sehr scharfes und kontrastreiches Bild, zu dem eine Bildröhre nicht in der Lage wäre. Während ein besseres Bild sich verhältnismäßig einfach herunterrechnen lässt und auch auf schlechteren Displays großartig aussieht, gibt es Schwierigkeiten mit dem PAL-Signal, das uns noch ein paar Jahre begleiten wird. Bei den klassischen Fernsehformaten ist die Unschärfe nämlich ein wesentlicher Teil des Konzeptes. Bildröhren arbeiten intern schon lange mit vollkommen anderen Auflösungen, aber einer relativ niedrigen Bildschärfe, die mittels weicher übergänge Bildfehler weitgehend überdeckt und dennoch scharf erscheint.
Die neuen Displays sind zu dieser gezielten Unschärfe nicht in der Lage, statt dessen spielt die dahinter steckende Elektronik eine weit größere Rolle. Diese muss die ankommenden Signale bewerten, zwischen Fehler und echtem Signal unterscheiden, in der Auflösung umrechnen und möglichst gut die einzelnen Bildpunkte ansteuern. Aufgrund dieses enormen Aufwands, gegenüber dem die Technik eines 100-Hz-PAL-Fernsehers primitiv wirkt, spielt die ansteuernde Elektronik eine enorme Rolle für die Bildqualität. Deshalb ist es heute alles andere als ungewöhnlich, wenn ein Gerät mit einem eigentlich schlechteren Display aufgrund einer besseren Elektronik ein weit besseres Bild liefert.
Daher muss auch ausdrücklich davor gewarnt werden, einfach ein Gerät nach Katalog kaufen zu wollen, sondern man sollte sich die Alternativen selbst in einem Geschäft ansehen und vergleichen. Und zwar keinesfalls mit Hilfe von HDTV-Material, sondern besser mit einem normalen Fernsehbild, vorzugsweise mit einem Kanal mit einer Laufschrift, wie zum Beispiel n-tv. Außerdem sollte man dabei ruhig mit den Bildeinstellungen herumspielen, die eine größere Rolle als bei Fernsehern mit Bildröhre spielen. Doch selbst wenn das neue Display eine HDTV-Auflösung unterstützt, heißt das noch lange nicht, dass man auch wirklich HDTV sehen kann.
Technisch könnte man derartige Signale einfach über drei einzelne Kabel (eine sogenannte Component-Verbindung) oder auch über eine aus dem Computerbereich bekannte DVI-Verbindung übertragen, doch inzwischen hat sich die Filmindustrie mit ihren Forderungen durchgesetzt, dass hochauflösende Bilder nur über digitale Verbindungen mit Verschlüsselung übertragen werden dürfen. Geräte, die diese Verschlüsselung namens HDCP nicht unterstützen, erhalten einfach ein auf PAL-Auflösung heruntergewandeltes Signal.
Das geht zum einen über manche DVI-Anschlüsse, doch vor allem über die neue Anschlussnorm HDMI, die neben dem Bild auch noch digitalen Ton und immer HDCP unterstützt. Zum Glück hat die Industrie in der Zwischenzeit auch ein Label geschaffen, an dem man auf einen Blick erkennen kann, ob ein Display wirklich HDTV unterstützt: Geräte, die das Label HD-Ready tragen, liegen immer im 16:9-Format vor, besitzen mindestens 720 Bildzeilen, einen HDMI- oder HDCP-fähigen DVI-Anschluß sowie analoge Component-Stecker und können mit den HDTV-Normen umgehen. Doch eine der wichtigsten Fragen ist natürlich: lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt?
Und genau dies ist im Moment die interessanteste Frage. Klar dürfte sein, dass klassische Fernsehgeräte mittelfristig keine Rolle mehr spielen werden, doch ob man HDTV heute braucht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Im Gegensatz zu den Röhrengeräten sind Plasma- und LCD-Displays im Moment noch nicht wirklich ausgereift und auch die Preise dürften in nächster Zeit noch einmal kräftig ins Rutschen kommen, da immer mehr Fabriken für diese Displays aus dem Boden gestampft werden und mittelfristig wohl eher ein überangebot den Markt überschwemmen wird (während es momentan häufiger Lieferschwierigkeiten gibt).
Doch bis dahin werden wohl weiterhin Pioneer und Panasonic auf dem Plasma-Sektor und Samsung bei den LCDs noch so manche Verbesserung in die Displays integrieren, die dann nach und nach auch von der Billigkonkurrenz mehr oder minder gut kopiert wird. Content-Anbieter wie Premiere oder die Filmfirmen versuchen zwar kräftig, den Markt zu pushen, doch den Nutzen des Käufers haben sie dabei weniger im Sinn. Für Premiere ist es hingegen interessant, mit den benötigten neuen Dekodern neue, wesentlich schwerer zu brechende Verschlßsselungen einsetzen zu können und damit Schwarzsehern noch stärker den Hahn abzudrehen.
Und die Filmindustrie will so schnell wie möglich weg von der DVD, mit ihren schwachen, mehrfach gebrochenen Verschlßsselungen hin zu den neuen Formaten HD-DVD und Blu-Ray, bei denen weitaus mehr Aufwand in die verwendeten Verschlßsselungsanforderungen gesteckt wurde (die auch solche Nettigkeiten wie Sperrlisten für DVDs und Dekoderchips enthalten), als in die Bild- und Tonqualität! Um genau zu sein, es wird so hart an den Verschlüsselungen gearbeitet, dass es keine überraschung wäre, wenn die neuen Player sich mit so manchem neuen Display eben nicht verstehen und ein schwarzes Bild anzeigen würden oder auf die PAL- oder NTSC-Auflösung zurückfallen!
Zwar werden in den USA schon seit längerem TV-Serien in HDTV aufgezeichnet und auch bei so manchem Kinofilm kann die zusätzliche Auflösung gut genutzt werden, doch dafür muß man auch die Filme neu abtasten und besser überarbeiten. Doch die Unterschiede wird man nur dann sehen können, wenn das Masteringstudio gut gearbeitet hat und nicht aus Kostengründen geschludert wurde. Diesen Mehraufwand wird man sich auch sehr gut bezahlen lassen. Bei vielen anderen Sendungen wird man hingegen noch nicht einmal Interesse an HDTV haben, denn Politiker werden eher protestieren, wenn auf ihren Großaufnahmen plötzlich jedes Grübchen als Kraterlandschaft auf dem heimischen Display erscheint.
Noch grotesker mutet die Idee an, HDTV mit der Fußballweltmeisterschaft gut verkaufen zu können, denn für die verwendeten Bildverbesserer stellt Fußball so ziemlich das Komplizierteste dar, was überhaupt vorstellbar ist. Und wenn man sich ansieht, dass die Filmfirmen noch nicht einmal in der Lage waren, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen, muss man große Zweifel anmelden, ob sie überhaupt begriffen haben, was es heißen würde, einen Nachfolgestandard zu etablieren. Denn es waren ja gerade nicht die großen Filmgiganten, die der DVD auf die Spränge halfen, sondern vor allem zahlreiche kleine Firmen, die zu teilweise grotesken Bedingungen Filme lizenzierten und für bestimmte Zielgruppen auf den Markt brachten, die zunächst zum guten Teil noch nicht einmal DVD-Player besaßen, sondern alte Computer mit DVD-Lösungen nachrüsteten.
Erst nachdem diese Leute zum großen Teil umstiegen und Player immer billiger wurden, kam der Zeitpunkt, wo die ersten großen Firmen mit DVDs experimentierten und schnell eine große Kundenbasis hatten, da die DVD auch auf ältesten Fernsehern ihre Vorteile unter Beweis stellen konnte. Im Vergleich dazu bieten die neuen Verfahren vor allem für die Filmanbieter viele neue Möglichkeiten. So dürfte man sich zum Beispiel als begeisterter Filmfreund, der seine Filme aus der ganzen Welt importiert, nicht wundern, wenn plötzlich einige der HD- oder Blu-Ray-Discs nicht mehr abgespielt werden können, weil ein Film, den man sich letzte Woche ansah, dem Player auch gleich wieder eine neue Liste von Discs gab, die nicht mehr abgespielt werden sollen, und darunter auch einige der importierten Filme waren…
Daher erfreuen sich zahlreiche der geplanten Neuigkeiten unter den eher technisch erfahrenen Fans einer ausgesprochen geringen Beliebtheit. Und mit einer kurzen exklusiven Veröffentlichung auf dem neuen Medium und einigen teuren Special Editions wird man einen schnellen Wechsel nicht erzwingen können, sondern es werden die meisten Kunden auf die günstigen DVDs warten, anstatt mehrere tausend Euro in ihr Equipment zu investieren.
Damit würden die Filmfirmen vor der Wahl stehen, lieber mit unsicheren DVDs Geld zu verdienen, oder mit sicheren Exklusivveröffentlichungen den eigenen Konkurs einzuleiten. Es könnte daher ohne weiteres passieren, dass die DVD am Ende die beiden sogenannten Nachfolgeformate überlebt. Am meisten werden statt dessen die Spielkonsolen von den Displays profitieren können, die damit endlich höhere Auflösungen erreichen können, die zuvor Computern vorbehalten waren, während sie gleichzeitig mit weit größeren Bildern aufwarten können. Einige frei verfügbare Fernsehsender senden zwar bereits ein HDTV-Signal, doch auch dort wird ein großer Wechsel eher langfristig sein, da ein vernünftiger HDTV-Sender deutlich mehr Bandbreite benötigt (und damit mehr Kosten verursacht) als ein PAL-Sender.
Zusammenfassend lässt sich sagen: ja, HDTV wird langfristig auf jeden Fall den Markt übernehmen, doch auf kurze Sicht sind die gepfefferten Mehrkosten die Qualitätsunterschiede einfach nicht wert. Da macht es mehr Sinn, sich bei den etwas billigeren Markengeräten umzusehen, die vielleicht noch nicht einmal HDTV unterstützen, da ein neues Gerät verhältnismäßig schnell veraltet und man schon ein Jahr später deutlich mehr für sein Geld bekommen wird. Und bei zahlreichen wohnraumfreundlichen Formaten ist der Unterschied zwischen HDTV und den alten Formaten sowieso relativ gering, da bei einer Bilddiagonale von einem Meter aus dem empfohlenen Abstand von 3-4 Metern der Unterschied praktisch nicht mehr zu sehen ist.
Mit Ende 2006/Anfang 2007 werden außerdem immer mehr Geräte auf den Markt kommen, die wirklich die volle HDTV-Auflösung darstellen können (was bislang vor allem an der mangelnden Geschwindigkeit qualitativ hochwertiger Skalierer scheitert), was den Preisen der weniger hochauflösenden Geräte noch einen Schubs nach unten geben wird. Dabei ist der Unterschied zwischen der niedrigen und hohen HDTV-Qualität nur bei extrem großen Bildgrößen wirklich sichtbar. Bis dahin ist es sinnvoller, einfach auf den heimischen Fernseher zu vertrauen.
Wer für Filme außerdem große Bilder wünscht, könnte sich überlegen, zusätzlich einen Beamer zu kaufen, der aufgrund der hohen Kosten für Ersatzlampen allerdings nicht für den Dauereinsatz geeignet ist. Auch bei Beamern gilt jedoch im Moment, dass jedes HD-Ready-Gerät mit einem überdeutlichen Mehrpreis verkauft wird. Außerdem sollte man nicht die Kosten für eine vernünftige Leinwand und den Aufwand des Abdunkelns unterschätzen, da diese Geräte tagsüber an einer normalen Wand nicht wirklich einen Vorteil bringen.
Wenn der heimische Fernseher versagt oder man unbedingt upgraden will, kann man sich bei den nicht HDTV-fähigen Geräten umsehen. Diese bieten teilweise eine recht ordentliche Leistung mit vertretbaren Mehrkosten, wenn man sich die Mühe macht die vorhandenen Geräte wirklich zu vergleichen. Wunder sollte man jedoch nicht erwarten!
Deutsche Cosplaymeisterschaft – Interview mit Peter Müller DCM erkennt Fabian Bang den Titel ab – Wir fragen nach den Hintergründen
Autor: Jan
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 56, Seite 8, März 2009
Am 2. Januar 2009 gaben die Verantwortlichen des bekannten Wettbewerbs „Deutsche Cosplaymeisterschaft“ (DCM) bekannt, dass dem Erstplatzierten des Jahres 2008, Fabian Bang, der Titel nachträglich aberkannt wird.
Die FUNime sprach mit Peter Müller von der DCM, um die Hintergründe dieses bisher einmaligen Vorgangs zu erfragen.
FUNime: Warum genau wurde Fabian Bang disqualifiziert?
Peter: Fabian hatte beim DCM-Finale auf der Frankfurter Buchmesse der Jury gesagt, dass er sein Kostüm selbst genäht habe. Wie sich jedoch im Nachhinein herausstellte, war dies unwahr. Er hatte sein Kostüm in China auf Maß fertigen lassen. Und auch, wenn dies an sich zwar erlaubt ist, so war der Versuch, die Jury zu täuschen, ausschlaggebend dafür, dass wir ihn nachträglich disqualifizieren mussten.
FUNime: Also: Man darf mit einem gekauften Kostüm auftreten?
Peter: Ja, ein gekauftes oder halb gekauftes Kostüm ist erlaubt. Hier wird jedoch die Eigenleistung geringer bewertet als bei einem zum Großteil selbst genähten Kostüm.
FUNime: Fabian Bang wurde also disqualifiziert, weil er unrichtig behauptet hat, er habe das Kostüm komplett selbst genäht?
Peter: Korrekt.
FUNime: Die Finaljury hatte also keinen Zweifel an Fabians Aussage? Wie genau kann man vor Ort prüfen, ob das Kostüm tatsächlich selbst genäht ist?
Peter: Diese Überprüfung basiert auf gezielten Fragen zur Verarbeitung. Die Jury war sehr angetan von der Nähqualität, darum wurden Fabian besonders in dieser Richtung mehrere Fragen gestellt. Unter anderem auch wo und wie er das Nähen gelernt habe. Hierauf antwortete Fabian sicher und absolut glaubwürdig.
FUNime: Werdet ihr hier in Zukunft anders verfahren?
Peter: Ja. Da die bisherigen Regeln dazu offensichtlich noch nicht ausreichen, werden wir sie 2009 verfeinern. Im Prinzip waren diese Regeländerungen allerdings eh schon für die nächste Saison geplant, aktuell sind wir nur noch dabei, dem Ganzen einen letzten Feinschliff zu verpassen. Unter anderem werden die kommenden Finalisten Bilder der Kostümherstellung abgegeben müssen.
FUNime: Aha. Da die Jury ja leider nichts bemerkt hat: Wie seid ihr darauf gekommen, dass Fabian geschummelt hat?
Peter: Zu Beginn wurde uns das Gerücht zugetragen, dass Fabian sein Kostüm gekauft habe. Da Gerüchte dieser Art seit Jahren fast schon Gang und Gäbe bei Cosplay-Wettbewerben sind, haben wir von der DCM es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Gerüchten nachzugehen. In der Regel nicht, um unsere Teilnehmer zu beschuldigen, sondern um die Gerüchte klar zu widerlegen. Denn wir sind auch verantwortlich, den Ruf unserer Teilnehmer zu schützen. Dass Fabian hierbei wirklich versuchte, uns zu täuschen, bedeutete natürlich, dass wir auch dies verfolgen und veröffentlichen mussten.
FUNime: Nähen denn die meisten Teilnehmer an der DCM ihre Kostüme komplett selbst oder wird da z.B. ein Abendkleid passend geändert?
Peter: Bei den Vorrunden haben wir alles mit dabei. Von der gekauften, fertigen Uniform bis zum komplett selbst genähten Ballkleid. Beim Finale hingegen war bisher der Anteil an komplett selbst genähten Kostümen sehr hoch. Das können wir trotz der aktuellen Ereignisse beruhigt sagen.
FUNime: Die Gerüchteküche brodelte also. Wie ging es dann weiter?
Peter: Nachdem uns das Gerücht bekannt wurde, haben wir uns das dort genannte Kostüm beim Anbieter angeschaut. Eine große ähnlichkeit zu Fabians Kostüm war hierbei nicht abzustreiten. Aus diesem Grund nahm ich Kontakt zu Fabian auf und unterrichtete ihn über die Vorwürfe. Da er zu diesem Zeitpunkt fassungslos auf die Anschuldigung reagierte, bat ich ihn, mir sein Kostüm zu schicken. Dies tat er dann auch. Gleichzeitig bestellte ich beim Importhändler das zweite Kostüm.
FUNime: Und die beiden Kostüme waren identisch?
Peter: Ja, von der Tatsache abgesehen, dass Fabians Kostüm einige Nummern größer war als das auf meine Maße bestellte. Nach einer optischen Vergleichsuntersuchung war der Fall für mich jedenfalls eindeutig. Daher verfasste ich einen ersten, nur internen Bericht und informiert die gesamte DCM-Orga über diese Untersuchung (Anmerkung: Der vollständige Untersuchungsbericht ist unter http://dcm2008.deutsche-cosplaymeisterschaft.de/DCM-Untersuchungsbericht.pdf zu finden (Link ist leider nicht mehr aktiv)).
Jan Weber, technischer Leiter der DCM, informierte daraufhin Fabian. Fabian sah sich jedoch immer noch im Recht und zweifelte unsere erste Untersuchung an. Dies zwang mich dazu, eine gründlichere Untersuchung durchzuführen. Hierzu wurden beide Kostüme, auf Drängen Fabians, großflächig aufgetrennt und auch von ihm mitgelieferte Stoffproben in die Untersuchung mit einbezogen. Fabian versuchte zwar, uns zu irritieren, indem er noch nachträglich einige Stellen des Kostüms versäumte, doch letztendlich unterlief ihm bei seinen Stoffproben ein Fehler, welcher seine Schuld eindeutig bewies.
FUNime: Und der war?
Peter: Beim Auftrennen der Hose sowie seiner Weste fiel auf, dass deren Stoff nicht identisch war mit seiner eingereichten Stoffprobe. Da Fabian, ohne Spuren zu hinterlassen, keinen Stoff aus seinem Kostüm entnehmen konnte, nahm er das schwarze Leder aus den Stiefeln des gekauften Kostüms, welche er jedoch nicht zum Finale trug. Was ihm hierbei jedoch entging war die Tatsache, dass die Stiefel des Kaufkostüms aus einem anderen, gefütterten Leder bestehen. Dieses fand keine Verwendung bei der restlichen Kleidung. Mit diesen und weiteren Beweisen konfrontiert, sah Fabian ein, dass es kaum Sinn machen würde, bei seiner Behauptung zu bleiben und gab seinen Fehler letztendlich zu.
FUNime: Damit hast du meine nächste Frage vorweg genommen. Fabian ist also ein reuiger Büßer?
Peter: Zumindest hier hat Fabian sich anständig verhalten: Er entschuldigte sich glaubhaft bei uns für die Mühen und bei all seinen Freunden für seine Tat. Und auch wenn er sich alles letztendlich selbst eingebrockt hat, so ist es für ihn sicherlich jetzt am schwersten, mit dieser Situation umzugehen. Daher ist es unnötig Fabian noch weiter deswegen Vorwürfe zu machen.
FUNime: Ist der DCM über die Untersuchung hinaus ein Schaden entstanden?
Peter: Natürlich ist ein solcher „Skandal“ für viele ein gefundenes Fressen. Doch die Untersuchung des Vorwurfs mussten wir durchführen, denn hieran hängt unter anderem unsere eigene Glaubwürdigkeit. Und darum hoffe ich, dass die Leute zumindest sehen, dass uns vor allem ein kontrollierter und fairer Wettbewerb wichtig ist. Denn nur auf diese Art sehen wir uns im Recht, eine Deutsche Meisterschaft durchzuführen.
FUNime: Einen finanziellen Schaden gab es also nicht? Die Preise hat Fabian bereits zurückgegeben?
Peter: Fabian wird seine Japanreise nicht antreten und seine Urkunde hat er zurückgegeben. Der bisherige finanzielle Verlust beschränkt sich auf ein gekauftes Kostüm und eine arbeitsreiche Zeit zwischen den Jahren. Ob weitere Schäden hieraus entstehen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir können nur sagen, dass der Fall für uns nun abgeschlossen ist und hoffen, dass Fabian auch in Zukunft unserem gemeinsamen Hobby treu bleibt.
FUNime: Gut. Dann danke ich dir für das Interview.
Peter: Zum Schluss möchte ich hier noch gerne Pierre F. herzlich zum Gewinn der DCM 2008 gratulieren. Denn gerade er sowie der neue Vizemeister Christoph Berger haben es jetzt verdient, dass wir ihre Leistungen wenigstens nachträglich würdigen.
FUNime: Stimmt. Wir schließen uns an.
Nihon ni iru doitsu ryuugakusei – Ein deutscher Doujinshi-Zirkel in Japan
Autor: Fan-Yi
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 40, Seite 51, Dezember 2004
Was bei uns die Fanart-Szene ist, ist den Japanern die Doujinshi-Szene. Neben Quantität und Qualität unterscheidet sie sich aber vor allem in einem Punkt: Sie ist sehr stark kommerzialisiert. Eine große Hürde für Leute von außen, aber keine unüberwindbare.
FUNime: Um mal direkt einzusteigen: Wer seid ihr und was macht ihr?
Doitu: Wir sind ein Doujinshi-Zirkel, der sich aus deutschen Austauschstudenten (der Zirkel-Name heißt übersetzt nämlich so) in Tokyo gebildet hat. Da uns das Vokabel-Lernen und die ständigen Ausflüge angekotzt (sorry!) haben, haben wir beschlossen, uns einer körperlich und geistig weniger anstrengenden Beschäftigung hinzugeben.
FUNime: Ah ja. Das war also eine Art Zeit-Totschlagen.
Doitu: Ja, so ungefähr. Wenn auch eine recht teure.
FUNime: Das heißt konkret?
Doitu: Gesichtsverlust. Weil man sofort ein Freak, ein Otaku ist. Das ist man nämlich per Definition, wenn man mit Doujinshi zu tun hat. Und Geldverlust. Denn man muss ja noch das ganze Zeichenzeug zusammenkaufen. Danach dann noch die Games und Mangas und…
FUNime: Wie? Ihr parodiert willkürlich gekaufte Games und Mangas?
Doitu: Nein, aber auf dem Weg zum Zeichenshop liegt unser Stamm-Dealer. Hier stimmt die Bezeichnung sogar…
FUNime: Äh, aha? Nun, ich hatte euch unterbrochen.
Doitu: Naja, was ich sagen wollte… äh… ja… teuer… achja! Teilnahmegebühr für einschlägige Doujinshi-Events 5.000 Yen + Katalog für 1.000 Yen pro Person und für die Tisch-Gestaltung: Decken, Zettel, heimische Süßigkeiten, Fahnen, Embleme. Etwas Patriotismus hat noch nie geschadet. Leider gab es in Harajuku nur die Flaggen, die vor 60 Jahren in Deutschland „in“ waren. Und ja, der Druck für Exemplare mit Farbcover für ab 20.000 Yen bei mindestens 50 Exemplaren! Lohnt sich aber erst, wenn man mehrere hundert Exemplare verkaufen will (und kann) und bereits drei Wochen vor der Veranstaltung fertig ist. Wir waren nix von dem und haben daher Copy-Bücher gemacht. Drüben beim Combini. Danach im Wohnheim gefaltet und geklammert.
FUNime: Ihr habt ja auf diversen Veranstaltungen eure Produkte verkauft.
Doitu: Yo, drei mittlere Events, um die 5.000 Tische. Natürlich kein Vergleich zur Komike mit ihren 15.000 pro Tag. Dort waren wir nur zu Besuch. Ich vergaß die Fahrtkosten. Shinjuku-Makuhari Messe hin und zurück, macht noch mal 1.400 Yen und 3 Stunden Fahrt.
FUNime: Und wie liefen die Geschäfte? Haben sich eure Werke verkauft? Und was überhaupt habt ihr verkauft?
Doitu: Mit all den Reeditionen und Special-Versionen haben wir selber den überblick verloren. Dürften aber bis zu 100 gewesen sein. Exemplare, nicht Versionen. Insgesamt haben wir 3 Werke in 6 oder 7 verschiedenen Ausführungen verscherbelt. Mal mit 8, mal mit 16 Seiten, mal mit farbigem Umschlag, mal nicht. Thema war aber überall das gleiche: nihon ni iru doitsu ryuugakusei no hibi. Die „Tage“ waren übrigens von einer Manga- und Animeserie, die damals sehr erfolgreich lief, inspiriert
FUNime: Also „Die Erlebnisse deutscher Austauschstudenten in Japan“… Wie fanden es die Japaner?
Doitu: Die haben gelacht. IMO mehr über den Inhalt als über die Werke. Persönlich find ich die Dinger nämlich ziemlich mies. Nicht nur von den Zeichnungen her… Und ich bin mir sicher, dass sie sich nur wegen unseres Gaijin-Status verkauft haben. Zumindest haben wir in punkto Verkaufszahlen besser abgeschnitten als all unsere direkten Nachbarn. Wobei aber gesagt werden muss, dass wir immer bei der Abteilung für die… eher seltsamen Zirkel gelandet sind. Da gab es richtig üble Freaks…
FUNime: Wie war das noch mal mit den Krähen… Äh, hattet ihr auch mal Probleme?
Doitu: Ziemlich viele sogar. Mal haben wir verpeilt, dass man das Geld per Postüberweisung handhaben muss, mal wurde unser Teilnahmeantrag für eine Veranstaltung abgelehnt… Und natürlich das Japanisch. Es sind ja schließlich Comics und nicht Illus wie bei westlichen Fanarts. Wir sind bekannterweise alles andere als perfekt in der Sprache, aber dafür gibt es ja japanische Freunde. Ziemlich praktisch, solche Menschen: Unterhaltung, Lektor und Kunde in einem.
FUNime: Leider ist die Seite gleich zu Ende. Dabei hätte ich noch Fragen über das genauere Prozedere und hilfreiche Tipps für zukünftige Generationen gehabt.
Doitu: Macht nichts. Hätten wir eh nicht verraten: Soll jeder selbst drauf kommen.
FUNime: … … … Nun, ein Schlusswort?
Doitu: An alle, die einen Japan-Austausch machen werden: IHR SEID NICHT ZUM SPIELEN DORT! LERNT DIE VERFXXXTE SPRACHE UND MACHT NICHT SO’N NUTZLOSEN, SAUTEUREN SCHEISS WIE WIR!!!
FUNime: … … … Danke, …dass ihr euch Zeit genommen habt.
Doitu: Beruht auf Gegenseitigkeit.
Zirkel-Steckbrief:
Zirkel-Name: Doitu Ryuugakusei
Repräsentant: Lam Fan-Yi
Aktive Regionen: Tokyo, Chiba
Herkunftsland: Deutschland
E-Mail: doitsu_ryuugakusei@yahoo.de
Homepage: http://sazanaizu.fanspace.com/doitu.htm (die URL ist nicht mehr aktiv)
Das Anime-Internetradio Kibo.fm – Ein Interview
Autor: Jan
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 57, Seite 46, Juli 2009
Nachdem wir in FUNime 56 das Anime-Webradio NSW-Anime vorgestellt haben, ist es an der Zeit, auch die „Konkurrenz“ zu Wort kommen zu lassen. Sascha Schröder und Claudia Köhne von kibo.fm (www.kibofm.de) gaben uns ein Interview:
FUNime: Zunächst das wichtigste: Wie kann man überhaupt das Programm von Kibo.fm anhören?
Kari (Claudia): Das Programm ist übers Internet zu empfangen. Die Adresse lautet http://listen.kibofm.de. Auf unserer Webseite gibt es auch eine Anleitung für die, die sowas zum ersten Mal machen.
FUNime: Wann macht ihr Programm? Rund um die Uhr 24/7? Was spielt ihr?
Kari: Unser Sendetag ist von 17 bis ca. 22 Uhr, wobei wir ab und an auch mal länger senden, kommt auf die Hörer an. Im Sendeplan sieht man genau, wann was läuft. Wir haben auch eine Wochenvorschau für die Themen.
Zero (Sascha): Wir senden hauptsächlich japanische Musik, also Anime, J-Rock und J-Pop, wobei wir aber auch das eine oder andere koreanische oder chinesische Lied im System haben.
Kari: Wir planen auch, indische Songs mit rein zunehmen… aber soweit sind wir noch nicht.
Zero: Unser Claim müsste dann eigentlich lauten „More THAN Japanese Music“, darauf sind wir aber erst später gekommen
FUNime: Also ist Kibo.fm kein reines Anime-Radio, sondern eigentlich mehr ein Alternativ-Radio?
Zero: Wir wollen nicht nur zeigen, was in Japan so los ist, und was man größtenteils schon kennt. Wir wollen auch auf die Nachbarländer aufmerksam machen. Dort gibt es auch gute Musik. Schuld daran ist übrigens unsere Musikredakteurin PaboNeko. Sie hat mit den koreanischen Dramen angefangen.
Kari: Wir spielen grundsätzlich alles aus Asien, aber Schwerpunkt ist Japan. Wobei wir uns wie gesagt offen halten, ob wir andere Länder in unser Programm aufnehmen. Tja, und wegen dieser Dramen haben wir lauter Ohrwürmer. Und die wollen wir teilen mit allen, die auch mal über den Tellerrand Japans hinausblicken und neue Musik kennenlernen wollen.
FUNime: Hintergrundmusik aus koreanischen Seifenopern also?
Kari: Nicht nur. Die Serien waren nur die Tür zu einer anderen Welt der Musik. Von dort aus ging es zu „bekannten“ Bands wie No Brain, Cherry Filter und noch vielen anderen.
Zero: Und es gibt viele Bands. Das Problem ist, sie haben kein großes Forum, sich hier in Deutschland zu präsentieren. Aber genau das gilt auch für viele japanische Serien und Bands, so dass sich hier wieder der Verdacht des Alternativ-Radios aufdrängt. Mit zwei Schwerpunkten, dem Mainstream einerseits, und dem Alternativprogramm andererseits, haben wir aber ein gut ausgewogenes Programm, und wir können hoffentlich allen gerecht werden. (Damit wir einen halbwegs guten übergang haben.)
FUNime: Ok. Vertiefen wir das nicht weiter. Die FUNime ist ja schließlich primär ein „Magazin für Anime und Manga“.
FUNime: Ihr habt gesagt, ihr hättet eine Musikredakteurin. Ist bei euch alles straff organisiert, oder wie läuft das?
Zero: (lacht) Nein. Wir haben die Rollen so verteilt, wie die Vorlieben sind, und wer wieviel Erfahrung und Knowledge mitbringt. Ich bin zum Beispiel für den technischen Bereich verantwortlich, also Moderatorencasting, Livegeschichten und den Schnitt der Berichte. Das liegt zum einen an meinem Interesse an Technik, zum anderen daran, dass ich schon bei mehreren Radios den gleichen Posten besetzt habe.
Kari: Ich übernehme den schriftlichen Teil, das heißt Berichte auf unserer Homepage, News und sowas in der Art. Ich hab schon immer gerne geschrieben, auch für Zeitungen und Zeitschriften (aber alles auf Lokalebene).
Zero: Und Neko ist eine Leseratte und obendrein musikbegeistert. Sie hat eine größere Mangasammlung als sie viele Conventions in der Manga-Bibliothek stehen haben.
Kari: Aber trotzdem sind wir ein Team. Jeder darf einen Manga rezensieren wenn er will oder auch News schreiben. Aber was die Bereichsleitungen angeht, haben wir eine grundsätzliche Struktur drin, das stimmt. Die muss auch sein, sonst gäbe es Chaos. Und das wäre dann nicht das erste Webradio überhaupt (nicht nur in unserem Genre), das wegen organisatorischen Problemen zugrunde geht.
FUNime: Kommen wir gleich auf eure Webseite zu sprechen. Die gab es ja schon weit früher als euer Webradio, richtig? Was ist Kibo.fm nun eigentlich: Ein Webradio mit Zusatzinfos auf der Homepage oder umgekehrt?
Kari: Das stimmt, unsere Webseite gab es schon vorher. Das hatte den Grund, dass wir vorher schon eine Präsentationsfläche hatten, auf der wir zeigen können, wie Kibo.fm nach Sendestart aussieht. Außerdem braucht man für so ein Projekt Partner und Sponsoren, und wenn man dann keine Homepage hat, ist das schon doof. Wir wollen den Hörern eine Plattform bieten, über die sie sich austauschen können. Und dafür ist eine Homepage unabdingbar.
Zero: Man muss Seite und Radio als Gesamtes sehen. Das eine ist ohne das andere nichts. Man denke an „richtige“ Radios. Unsere Webseite ist sowohl Informationszentrale für die News, die wir im Radio haben, sowie schriftliche Berichte der Cons, auf denen wir waren, als auch Zugang zur Community, ohne die wiederum das Radio nicht funktionieren kann.
Aber grundsätzlich steht natürlich das Radio im Vordergrund. Nur dass das Radio ohne Homepage genauso wenig funktioniert wie die Seite selbst ohne das Radio.
FUNime: Aha. Ich sehe bei euch täglich zwei Stunden moderiertes Programm. Auch jetzt müsste Kari eigentlich am Mikro sitzen. Was für Sendungen habt ihr genau?
Zero: Richtig, während wir hier mit dir chatten, sendet Kari die Sendung „Nippon Rocks“, unsere Rocksendung. Unser Programm reicht von J-Pop, über eben genannten J-Rock bis hin zu Anime, Manga, Lifestyle, Kultur und natürlich auch den anderen Ländern China und Korea. Wir senden nur zwei Stunden, beziehungsweise vier, weil wir beide voll im Berufsleben stehen. Aber wir haben weitere Sendungen in Vorbereitung, die wir mal angehen, wenn unser Team größer ist.
Kari: Daneben haben wir noch zwei Sendungen von zwei netten Kollegen. Das ist einmal eine Gamessendung, in der über alle Games berichtet wird, und dann die offiziellen Japanischen Verkaufscharts. Natürlich haben wir auch eine Sendung, die sich nur um die Cons dreht, auf denen wir waren, und von denen wir von vor Ort berichten. Wir zeichnen es auf und senden es später. So haben die was davon, die nicht da waren, und die, die interviewt wurden.
Zero: Die erste Con dieses Jahr war der Anime Marathon. Dort haben wir insgesamt drei Stunden Sendung rausgekriegt mit vielen Infos und allem, was wissenswert ist über die Con und das Programm. Die Zuhörerzahlen sprachen Bände, unser Konzept scheint anzukommen. Weiter geht’s dann in diesem Jahr auf der CoNTopia in Wuppertal und den „wichtigen“ Cons AnimagiC und Connichi.
FUNime: Wie viele Leute arbeiten an Kibo.fm mit?
Kari: Zur Zeit arbeiten (mit Grafikerin) sechs Leute mit. Das teilt sich auf in vier Moderatoren (Kari, Zero, Shinichi und Sarina) sowie eine Redakteurin (PaboNeko) und eine Grafikerin (Yuukiy), die das Maskottchen entworfen hat. Heute abend kommt noch eine weitere Redakteurin dazu, Naka. Sie ist für den Bereich „J-Rock/Visual Kei“ zuständig.
Zero: In nicht allzuferner Zukunft hoffen wir aber, das Team um weitere Mitglieder verstärken zu können.
FUNime: Wo hakt es?
Zero: Nun, das allgemeine Problem ist: Wer hat heutzutage noch Lust auf Internetradio? In Zeiten von Youtube und Last.FM kann man sich seine Musik anhören, wann man will. Moderatorenfrei und dank Programmen wie Audacity kann man die Musik mitschneiden und immer wieder anhören. Außerdem kaufen sich viele auch einfach die CDs, entweder in Online-Stores oder per Import bei eBay. Und dann kann man sich „seine“ Musik sogar anhören, wenn man im Auto sitzt. Ein Nachteil, den das Webradio auf absehbare Zeit wohl noch haben wird.
FUNime: Das klingt aber nicht so zuversichtlich! Ihr habt ja erst vor ein paar Wochen mit Kibo.fm begonnen. Wird das ganze bald wieder eingestampft?
Zero: Nein! Definitiv nein! Wir hoffen, dass unser Konzept mit Gewinnspiel, mit Community, mit Spaß, aber auch mit wissenswerten Infos die Leute anlockt und diese dann zu festen Stammhörern werden. Lustige Aktionen tun ihr übriges. Außerdem versuchen wir, immer up-to-date zu sein. Deshalb posten wir auch auf unserer Webseite ständig News. Jede Woche verlosen wir einen Manga, den wir aktuell rezensieren. Zusätzlich Sondersendungen wie zum Beispiel zum 1. Mai oder an Weihnachten.
Kari: Außerdem sind wir präsent auf Cons, und haben außerdem Vergleichsmöglichkeiten zu früheren, ähnlichen Webradioprojekten. Auch dort waren die Zahlen zwar im Vergleich zu „richtigen“ Radios eher ein Verlustgeschäft.
Zero: Aber es hat Spaß gemacht, und darauf kommt es an. Außerdem kann man nach knapp zwei Monaten noch nicht abschätzen, wie es sich entwickelt. Wir warten den ConSommer ’09 einfach ab.
FUNime: Ok. Zuhörer habt ihr aber?
Zero: Nein, aber das kann ja noch kommen! (lacht) Nein im Ernst. Wir sind mit den Zuhörern aktuell relativ zufrieden für den Anfang. Natürlich ist nach oben hin noch sehr viel Spielraum, und wir sind noch nicht die Raute.FM der Szene, aber wir arbeiten dran, um noch mehr Zuhörer zu gewinnen. Zahlen können wir natürlich nicht nennen. Aber wir wissen von vielen Radios, dass der Anfang nicht leicht ist, und man um Hörer kämpfen muss, so krass es klingt. Aber unser Konzept ist eine starke Waffe. Wir müssen sie nur richtig einsetzen.
FUNime: Ihr bekommt ja Feedback über eure Webseite. Euer Mix kommt jetzt schon an, oder stehen da Veränderungen ins Haus? Wie geht ihr allgemein mit Hörerwünschen um?
Kari: Der Mix kommt super an. Klar, man kann es nicht allen Recht machen, das können auch 1Live oder FFN nicht. Aber wir versuchen, so viele Wünsche zu erfüllen wie möglich. Vorausgesetzt a) wir haben sie (wir dürfen nicht von Myspace & Co. senden, GEMA-Richtlinien), und b) es passt (J-Rock in einer Anime-Sendung, bzw. umgekehrt passt oft nicht wirklich).
Zero: Für alle Musikwünsche, die wir wegen b) nicht erfüllen können, gibt’s eine Extrasendung namens „Kibo.FM – Wunschzeit“. Kari: Das Skript, dass wir benutzen, ist handgeklöppelt von Zero. Das war mal eine Azubi-Aufgabe, die nun als Skript für uns dient. Und die Hörer sind froh über so eine übersichtliche Möglichkeit der Wunscheingabe. Damit ersparen wir uns gleich zwei Probleme. Erstens gehen die Musikwünsche so nicht unter, wie es zum Beispiel im Chat der Fall ist. Bei zeitweise 15 aktiven Chattern ist ziemlich viel los, und da muss man aufpassen, dass man nicht irgendwas übersieht. Wir sind ja nunmal auch verantwortlich im Sinne des Jugendschutzes.
Zweitens haben wir nicht das Problem, dass Musikwünsche kommen, die wir nicht erfüllen können. Ein „Haben wir nicht“ über den Stream zu schicken ist eben doch ein wenig doof.
Zero: Alternativ gibt es aber auch eine Mail-Adresse, an die Wünsche geschickt werden können.
FUNime: Kommen wir nochmal kurz zur Technik: Womit arbeitet ihr? Alles selbstgemacht oder zugekauft?
Zero: Technisch sind wir ein wenig komplexer als andere Internetradios. Normalerweise genügt ein PC und ein Mikro zum Senden. Damit habe ich auch mal angefangen, das ist aber schon lange her. Aber ich hab irgendwann mal im Lokalradio gearbeitet, und seitdem arbeite ich mit einem Großmembranmikrofon per Mischpult. Die alte Lösung ist auch qualitativ eine ganz andere, niedrigere Liga als die technisch aufwändigere. Die technischen Geräte sind aber alle gekauft. Selbst basteln ist mir ehrlich gesagt noch zu komplex. In das Mischpult gehen alle Signale, zwei Mikros, mein Musiklaptop, sowie ab und an zwei CD-Player und ein MD-Player für die Interviews. Vom Mischpult aus geht’s dann in unseren Sende-PC und von da aus per Streaming-Software auf den Server.
FUNime: Und der reicht für wieviele Hörer?
Kari: Zur Zeit könnten wir 50 Hörer auf den Stream lassen. Aber wenn es Knall auf Fall kommt, haben wir nach oben fast unbegrenzt Luft. Sofern es unser Geldbeutel zulässt. Das betrifft auch deine Frage nach einem 24/7-Stream. Auch das kostet Geld, im schlimmsten Fall mehr als 1500 Euro pro Jahr. Deshalb ist das, so hart es klingt, eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die zur Zeit noch dagegen spricht, aber wir halten uns die Option offen, wenn der Andrang groß genug ist.
Zero: Je mehr Hörer wir haben, desto mehr müssen wir nicht nur an Serverkosten tragen, die GEMA und die GVL wollen auch ihr Geld dafür, dass wir Musik spielen. Und die Kosten dafür machen 90% unserer monatlichen Kosten aus. Wir waren irgendwie in der Planungsphase auf dem Holzweg, als wir dachten, sind ja keine deutschen Titel, das interessiert ja niemanden von der GEMA. Gott sei dank haben wir den Irrtum aber noch rechtzeitig bemerkt, und müssen deshalb knapp 700 € im Jahr für GEMA und GVL aufbringen.
Deshalb ist das alles eine Kostenfrage. Zur Zeit können wir es noch nicht tragen.
FUNime: Wie finanziert ihr euch?
Kari: Den Löwenanteil finanzieren wir aus eigener Tasche. Das sind knapp 60%. Die anderen 40% sind von Sponsoren finanziert.
Zero: Wobei man da sagen muss, dass wir zur Zeit nur zwei Sponsoren haben, die diese 40% tragen. Also ist es auch für Sponsoren eine gewaltige finanzielle Belastung.
Kari: Die anderen Partner, die wir haben (ungefähr 16 Stück) helfen uns mit Sachpreisen oder Werbung in Magazinen, auf Webseiten oder wir dürfen unsere Flyer an ihren Ständen auslegen. Auch haben wir Verlage, deren Mangas wir rezensieren dürfen. Das macht nicht nur Spaß, sondern bietet auch die Möglichkeit, dass man sich Mangas kauft, die man normalerweise nicht kaufen würde. Das haben wir bei PaboNeko gesehen. Sie fand mit einem Mal die deutschen Mangas von Bianka Minte-König richtig cool, wobei sie vorher immer sagte, sie würde nie deutsche Mangas lesen. Und natürlich gibt es auch die Conventions, auf die wir als Presse können. So können wir gute Berichte liefern, ohne was zu bezahlen.
FUNime: Und Spenden sicherlich?
Zero: Nein, alles aus eigener Tasche.
Kari: Bisher bieten wir unseren Hörern keine Möglichkeit zu Spenden…
Zero: …und das ist auch nicht geplant.
Kari: Unsere Hörer sollen nicht dafür spenden, um unsere Qualität zu sichern, das ist Aufgabe der Radioleitung. Und diese Aufgabe machen wir auch gerne. Wir haben Kibo.fm gegründet, weil uns beiden Radio Spaß macht. Und dabei wird es auch bleiben.
Zero: Aber wer wirklich was spenden will, der darf es gerne tun. Wir verlangen es aber nicht.
FUNime: Dann danke ich euch beiden für das Interview!
Die FUNime zu Gast bei NSW-AnImE
Autoren: Jenni und Jan
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 56, Seite 22, März 2009
Am 25. Januar 2009 war die FUNime zu Gast beim Internet-Radio NSW-AnImE, wo jeden Sonntag ab 15.00 Uhr live über Manga, Anime und Japan berichtet wird. Wir haben für euch hinter die mittlerweile neuen Studio-Kulissen des Senders geschaut (siehe Info-Kasten) und durften direkt live in der Sendung über uns und unsere Arbeit berichten. Anschließend standen uns die Chef-Moderatorin Jennifer „Tsubomi“ Leitz und Produzent Andy „Andy-san“ Müller für ein Interview Rede und Antwort.
FUNime: NSW-AnImE, wir haben gehört, dass am 4. Januar 2008 die erste Sendung im Internet lief, mit gerade mal 10 Zuhörern. Wie fing alles genau an?
Andy: Wenn es da überhaupt schon 10 Hörer waren.
Jennifer: Also meine Schwester und ich meinten damals zu Andy, wie es wäre, wenn wir Web-Radio machen würden oder Andy hat uns das sogar vorgeschlagen. Wir haben erstmal gedacht: „Wirklich, das geht von deinem PC aus?“ Wir hatten keine Ahnung, was man dafür an Technik benötigt. Andy meinte irgendwann nur „Ich muss heute Abend noch weg, ihr könnt aber gern hier bleiben und Radio machen.“ Da haben meine Schwester und ich uns hingesetzt und unsere Lieblingslieder, die wir kannten, von CDs wie Animenation oder Ani-Mission gespielt, haben anmoderiert, die Zuhörer motiviert und dabei mit ihnen gechattet. Über den Sender haben wir den anderen berichtet, was wir gerade im Studio Lustiges geredet hatten. Damals hieß es auch noch nicht NSW-AnImE. Wir haben unser „Programm“ einfach anmoderiert mit „Hier ist Euer Animeradio mit Tsubomi und Cherry!“
Andy: Also einfach „Hier ist das Webradio der NotenScheune Weddendorf.“
FUNime: NSW-Anime, ein Internetradio, das jeden Sonntag „On Air“ geht. Wie lange braucht es, eine einzelne Sendung vorzubereiten?
Jennifer: Die Vorbereitungen laufen bereits die ganze Woche davor. Ich schau mich im Internet um, auch wenn ich in meiner Freizeit ein bisschen surfe, dann sehe ich schon, da ist ein neuer Anime herausgekommen oder dort gibt es neue Lieder – man hat ja seine Internetseiten, seine Bezugsquellen wo man sich auch News durchlesen kann. Und dann werden diese Lieder von uns besorgt, so dass wir sie in der Sendung spielen und in der Rubrik „Neu bei NSW-AnImE“ vorstellen können. Manchmal ist es auch so, dass ich eine kleine Chartsendung vorbereite, wobei wir bis jetzt noch keine Hörerbefragungen durchgeführt haben, sodass es bisher noch sehr subjektive Charts von mir sind, es trifft aber meistens schon den Musikgeschmack der Hörer. Eine richtige Anime-Chart-Sendung ist in Planung. All das muss eben vorbereitet werden. Da werden dann Informationen herausgesucht zu den Bands die da singen, der japanische Titel wird auf deutsch übersetzt… Das alles wird in einem Text-Dokument stichwortartig festgehalten, damit ich dann den groben Überblick über meine etwa zweistündige Sendung habe.
FUNime: Was braucht man für ein Webradio alles an Technik? Man sieht hier unter anderem mehrere Rechner, eine Sprecherkabine – zumindest ist sie im Aufbau. Ist das alles wirklich nötig? Oder macht ihr das so, weil ihr qualitätsverrückt seid?
Andy: Nein, das nicht. Mein Job ist ja nicht nur, Webradio zu machen, sondern ich befasse mich ja mit Musik allgemein. Die NotenScheune Weddendorf steht unter anderem hauptsächlich für Sounddesign und Musikproduktion. Ich habe auch schon für Theater und Kino gearbeitet. Für einen großen deutschen Automobilhersteller haben wir schon Dokumentarfilme und andere Sachen gemacht, wo ich dann Geräusche oder den Filmton produziert oder Sprachaufnahmen gemacht habe. Dafür braucht man dann einfach eine Sprecherkabine, um eben Qualität produzieren zu können. So etwas ist für ein Webradio allerdings überhaupt nicht nötig. Alles was man dafür braucht, ist im Prinzip ein einigermaßen schneller PC und, was noch viel wichtiger ist, eine einigermaßen schnelle Internetanbindung, also DSL. Dazu ein Mikrofon oder Headset, was nicht gerade für 2,95 Euro bei irgendeinem Discounter vom Grabbeltisch stammt, sondern qualitativ hochwertiger, damit da sprachlich auch gut was herüberkommt. Und dann kann man im Prinzip loslegen. Gut funktionierende „Radio-Programme“, mit denen man bereits viel machen kann, gibt es als Free- oder Shareware.
FUNime: Arbeitet ihr mit einem teuer gekauftem Programm?
Andy: Ja, einfach deswegen, weil die Free- oder Shareware-Anwendungen entweder Linux voraussetzen oder dann doch (z.B. in ihrer Größe der Liederdatenbank) eingeschränkt sind. Das Programm, mit dem wir arbeiten, war das, was mir in der Demo am besten gefallen hat, daher haben wir es uns einfach mal gekauft. Man benötigt keinerlei externe Gerätschaften mehr – alles ist von Anfang an digital, eben so, wie es die Hörer bei sich zu Hause hören. Da schließt man von vornherein Fehlerquellen aus und holt sich nicht womöglich ein Brummen oder Rauschen auf die Leitung. Soweit bin ich dann vielleicht tatsächlich qualitätsverrückt. Als die Technik soweit stand, fehlte uns nur ein Streamserver, den man normalerweise teuer kaufen muss – aber wir wollten ja erstmal nur probieren. Also habe ich aus einem alten Rechner erstmal selber „was geschraubt“ und über meinen Internetanschluss hier zu Hause etwas realisiert, was keine 4 Monate später NSW-AnImE mit ständig wachsender Hörerzahl wurde – solange, bis die Leitungen nicht mehr ausreichten.
FUNime: Da fragen wir uns, denn es wird ja häufig von bösen Raubmordkopierern gesprochen, dürft ihr das überhaupt?
Andy: Ähm, in unserer allerersten mächtig illegalen Piraten-Sendung durften wir das noch nicht. Aber weil es uns so einen Spaß gemacht hat, haben wir probiert, ob das alles funktioniert. Und es hat riesig Spaß gemacht. Somit haben wir entschieden – wir machen das! Letztendlich kann das auch jeder machen. Auf der Internetseite der GEMA besorgt man sich eine Webradio-Lizenz, die auch nicht allzu teuer ist. Und bei der GVL, der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten, muss man sich natürlich auch anmelden, damit die Künstler, die man entsprechend spielt, auch einen Obolus dafür bekommen, dass man sie spielt. Das ist allerdings teurer. Da geht es darum, wie viele Lieder man wann wie und von wem spielt, wie hoch der Moderationsanteil und der reine Musikanteil ist.
FUNime: Also um einiges aufwändiger?
Andy: Ja, man muss richtig Buch führen. Es gibt einen Mindestsatz von ca. 500 Euro im Jahr, die muss man erstmal bezahlen. Bei uns ist es noch ein bisschen mehr, weil wir mittlerweile die 24/7-Playlist haben. Die gab es am Anfang noch gar nicht. Da hatten wir nicht mal einen festen Termin, sondern haben einfach drauflos gesendet. Erst lief parallel noch NSW-RaDiO, das ganz normale Party-Radio. Es hat sich aber nach und nach herauskristallisiert, dass dieser Anime-Sektor deutlich mehr Zulauf hat. Es gibt in Deutschland nicht so viele Webradios für Anime und japanische Musik. NSW-RaDiO musste also „weichen“ – ich benutze diesen Namen aber weiterhin, wenn ich als DJ losziehe.
FUNime: Andy, du hast gerade die Kosten angesprochen, die Gebühren, die entstehen. Wie finanziert ihr euch?
Jennifer: Also im Moment ist es noch mein Taschengeld…
Andy: …und MEIN Taschengeld…
Jennifer: (lacht) Ja, und Andys Taschengeld. Wir haben natürlich noch mehr Moderatoren, die nach und nach dazukommen, die natürlich auch von Anfang an für ihr und unser gemeinsames Hobbyprojekt was mitbezahlen. Ich denke, so etwas ist ganz selbstverständlich. Wir sind natürlich auf der Suche nach Sponsoren. Wir möchten, dass z.B. die Gebühren für die GVL von jemanden getragen werden, damit wir das Radio auch weiterhin kostenlos anbieten können und auch, damit wir weiterhin so schöne Preise bei den Gewinnspielen verlosen können. Momentan bezahlen wir das alles noch von unserem eigenen Geld.
FUNime: Auf eurer Internetseite haben wir auch eine Spendenbox entdeckt… Man kann also auch spenden?
Andy: Richtig. Spenden sind immer willkommen. Also ich will nicht sagen, dass wir dadurch Millionäre geworden sind – leider gerade gar nicht – aber es ist doch schon so, dass man mal nach einer besonders guten Sendung oder so eine E-Mail bekommt, wo z.B. drinsteht „der und der oder die und die hat Euch 5 Euro gespendet“. Das freut uns! Die Spenden aufs ganze Jahr hochgerechnet im Monat ergeben vielleicht 6 bis 7 Euro, die da zusammenkommen. Nicht die Welt, leider, aber es ist ein Anfang. Dadurch, dass wir auch Werbung schalten, bekommen wir auch anderweitig noch ein wenig. Doch Millionäre, wie gesagt, werden wir leider nicht dadurch. Aufgrund des Geldfaktors binden wir unsere Mitarbeiter und Moderatoren, wie so gut wie jedes andere Webradio auch, etwas in die Kosten mit ein. Wenn man so ein Hobby hat, zahlen sie das auch gern – das war nie ein wirklicher Diskussionspunkt und ist freiwillig. Ich meine, wenn andere Leute rauchen, die kaufen sich am Tag eine Schachtel Zigaretten für 5 Euro – das wäre teurer. Daher zahlen unsere Moderatoren auch etwas von ihrem „Taschengeld“, wobei sogar das frei wählbar ist. Wenn einer sagt, ich kann jetzt nichts zahlen, dann kann er nicht. Aber wenn es möglich ist, dann kann er soviel geben, wie er meint geben zu können. Das sind im Schnitt 10 Euro im Monat – einer mehr, der andere weniger.
FUNime: Du erwähnst gerade die Werbung. Auf eurer Webseite oder im Radio? Jennifer, bist du dann die Werbefee?
Jennifer: Es gibt ein paar Jingles, die wir machen. Und das wird wahrscheinlich auch vermehrt auftreten, dadurch dass wir schon einige Sponsoren haben, beispielsweise für Sachpreis-Spenden Buchhandlungen wie Comics in Hannover oder das Comic-Kombinat in Magdeburg und Dessau. Für die werden dann gezielt Jingles produziert und dann öfter in die Sendung mit eingebunden.
FUNime: Erwartet ihr für die Jingles auch feste Beträge?
Andy: Wir haben da bisher noch keine Preisliste gemacht. Wir wollen das schon noch mal richtig aufziehen; im Moment läuft das mit der Werbung bei uns noch auf der Basis „Du was für mich – ich was für dich“. COMC Websolutions, die uns den Streamserver sponsern, präsentieren dann durch uns beispielsweise mal ein Event. Oder wenn irgendwelche besonderen Sachen anstehen, über die wir auch berichten, wird in diesem Zusammenhang ein Sponsor genannt. Wir übernehmen zum Beispiel in Absprache mit dem Animexx e.V. die Animexx-News komplett für ein kleines Hörspiel und packen das bei uns in unseren Podcast. Wer das dann gerne hören will, kann das direkt machen. Und in der Sendung kommt es eben auch vor mit „Die Ani-News auf NSW-AnImE werden euch präsentiert von www.animexx.de“. Wir leben von unseren Hörern und Verlinkungen auf Partnerseiten. Je mehr Hörer wir haben, desto besser. Witzigerweise hatte ich mittlerweile schon 4-5 Anfragen von Hentai-Seiten, die unseren Stream einbinden wollten, aber das möchte ich gar nicht unbedingt, weil die meisten unserer Hörer doch eher minderjährig sind. Und wenn wir dann ständig über die Partner-Links schreiben müssten „erst ab 18 Jahre“, ist das unpassend. Ich hab nichts gegen erotische Literatur, wenn sie gut gemacht ist, aber bei uns, wo wir einen Altersdurchschnitt von eben nicht ganz 18 Jahren haben, ist das ungünstig.
FUNime: Wieviele Hörer habt ihr eigentlich? Ist das nachzählbar?
Andy: Wir möchten gerne dieses Jahr die 500er-Grenze knacken, sollten wir eigentlich auch hinkriegen. Derzeit sind bei unserer Internetseite www.nsw-anime.de knapp 200 Mitglieder angemeldet. Und es kommt jeden Tag mindestens eine Mail: „Neues Mitglied in der NSW-AnImE-Family“. Es ist echt toll, wir freuen uns darüber. Wenn man überlegt, wie das angefangen hat… Und diese Website… irgendwann habe ich überlegt: „NSW bedeutet ja NotenScheune Weddendorf, eigentlich müssten wir das ganze NSW-RaDiO“ nennen – mit einer Anime-Sendung am Sonntag. Schnell ins Netz und „www.nsw-radio.de“ angemeldet. Und dann irgendwie – es war noch am gleichen Tag – „Hm, mal sehen ob die Domain www.nsw-anime.de auch noch frei ist“. Ja, war sie! Also blockierte ich sie erstmal. Schon bald war es aber so, dass NSW-AnImE eigentlich die erfolgreichere Seite wurde. Mein Server im Keller läuft Tag und Nacht. Das, worauf zugegriffen wird, ist NSW-AnImE, der ganze Rest ist eher unter „ferner liefen…“ zu verbuchen.
FUNime: Du hast angesprochen, dass ihr also ca. 200 Hörer habt…
Andy: Nein, das sind erstmal „nur“ die angemeldeten Mitglieder, nicht Hörer. Auf den beiden bisherigen Eigenbau-Streamservern konnten wir etwas über 50 Leute zuhören lassen. Und jedes Mal war es so, dass die Leitung zusammengebrochen ist, weil wir deutlich mehr Anfragen hatten. Wir konnten diese nur nicht erfüllen, weil meine Leitung dies nicht hergab. Jetzt haben wir aber einen externen Streamserver, der in Köln steht und eine sehr schnelle Anbindung hat – da ist z.B. auch Google drauf.
Heute in der Sendung haben wir im Schnitt 70-80 Hörer. Und es werden deutlich mehr von Sendung zu Sendung.
FUNime: Warum ist bei NSW-AnImE eigentlich das I und E groß geschrieben?
Andy: Das hat sich während meiner Arbeit für das Videospiel Skate Attack für die Playstation 2, für das ich Sounddesign gemacht habe, ergeben. Da wurde in Mails ein ganzer Satz nur durch große Buchstaben getrennt. Da hab ich es auch mal so geschrieben – und dann hieß es eben AnImE.
FUNime: Gibt es Themen, die in jeder Sendung regelmäßig drankommen wie z.B. die News?
Jennifer: Die Sonntagssendung hat im Grunde immer dasselbe Thema: Anime. Da kommen unsere News vor, da werden neue Lieder vorgestellt, da wird auch mal ein Gewinnspiel gemacht. Daneben gibt es noch weitere Anime-Special-Sendungen. Die laufen unterschiedlich mal montags oder mittwochs am Abend. Wir hatten zum Beispiel schon ein Naruto-Special oder ein Full Metal Alchemist-Special, das heißt, dort kommen aus dem besagten Anime alle Intros und Endings, die es gibt. Und meistens, wenn es finanziell noch in den Rahmen passt, gibt es konkret zu dieser Serie einen kleinen Gewinn, der verlost wird. Aber ansonsten ist sonntags unsere Stammsendung NSW-AnImE mit News, neuen Liedern etc… Wenn am Wochenende nach der Sendung eine Convention ansteht, dann wird natürlich auch darüber berichtet, wo sie stattfindet, wie man an Karten kommt, wie man am Besten hinkommt. Wenn ich auf einer Convention dabei war, gibt es im Nachhinein einen kleinen Bericht oder auch Live-Interviews in der Sendung zu hören. Andy: Nach der Connichi 2008 hatten wir zum Beispiel ein Connichi-Special, wo ich Naisho, Shiroku oder Philip Fischer von mangaka.de für ein kleines Interview vor dem Mikrofon hatte. Da binden wir das ganze Team mit ein, da zu den Events meistens alle mitfahren, die dazugehören. Dann wird das Aufnahmegerät herumgereicht und Interviews werden aufgenommen. Davon wird dann das Beste hier im Studio zusammengeschnitten und das kommt mit in die Sendung.
FUNime: Du erwähnst euer Team, wie viele Leute arbeiten an dem Projekt NSW-AnImE mit?
Andy: Derzeit sind es 5 ½. Also 5 feste Moderatoren, das sind neben Jennifer und mir „Raggyman“ Pawel Franzkowiak aus Wolfsburg, unser Rocker. Er ist bei NSW-AnImE das Mädchen für alles, er hat schon einige Radioerfahrung und hat immer das gespielt, was sonst niemand spielt, aber die Leute fanden es gut. Er macht nun die J-Rock-Schiene bei NSW-AnImE und auch die News und alles, was mit unserem Podcast zu tun hat. Er hat seine eigene Comedy-Kategorie namens Raggy’s Welt, in der er aktuelle Nachrichten „durch den Kakao zieht“, dass z.B. auf Jamaika 100 Meter Strand gestohlen worden sind – er macht dann einen Bericht darüber, sehr quatschiges Zeug halt, was aber immer noch einen Bezug zur Realität hat.
Jennifer: Dann gibt es „Rikku“ Lisa Stegen aus der Nähe von Bremerhaven. Sie moderiert die Sendung NSW-AnImE M&M (Musicals & Movies). Da gibt es alles, was mit Filmmusik und Musicals zusammenhängt, wie Soundtracks aus Anime-Filmen, z.B. aus Prinzessin Mononoke. Und wenn jetzt z.B. Indiana Jones, Shrek oder Fluch der Karibik herauskommen, dann gibt es eben auch mal daraus Musik. Oder wenn ein tolles Musical wie Wicked Premiere feiert, dann wird daraus was gespielt.
FUNime: Das bedeutet, die Moderatoren reichen ihre Wunsch-Playlist hier ein und ihr spielt das dann ein?
Andy: Das machen die sogar selber. Die Moderatoren haben zu Hause eine Sendestation wie die hier in unserem Studio in Weddendorf – wie ich vorhin sagte, du brauchst nicht mehr als einen PC mit Internetanschluss und Headset.
FUNime: Die Moderatoren machen also auch den ganzen Papierkram selbst?
Andy: Zur Hälfte. Sie reichen hinterher nur noch ein, was sie gespielt haben und wir reichen es dann weiter.
FUNime: Aha. Wen gibt es noch bei euch?
Jennifer: Lady Marmalade alias Elena Abraham aus Stadtoldendorf. Sie macht die Überwachung unserer Internetseite, stellt den Countdown ein oder trägt Sachen in den Event-Kalender ein. Sie ist also für administrative Dinge zuständig und unterstützt Raggy bei den News.
Andy: Und die halbe Person ist Jae alias Franziska Werthmann aus Wolfsburg. Die lernen wir gerade an, sie ist unsere Praktikantin. Sie soll eine J-Pop-Sendung „weg von Anime“, einfach nur japanische Musik präsentieren, die nicht unbedingt Bezug zu Anime hat. Und wie gesagt: wenn da mal in einem Forum der Kommentar kommt „Ey, Ihr könnt doch keine Disney-Mucke auf nen Anime-Sender spielen“ sagen wir: „Ja doch, natürlich können wir das!“ NSW-AnImE, das ist wichtig fürs Überwort, heißt nun mal ANIME. Der Name leitet aber vielleicht ein bisschen fehl. Dann müssten wir auch den großen Sektor Games weglassen, aus dem ja auch ein riesiges Potenzial an Musik kommt – was wäre das dann noch ohne Final Fantasy oder Kingdom Hearts? Anderes Beispiel: Auch Shrek ist ein animierter Film, natürlich ist er nicht aus Japan, aber trotzdem ist er animiert und der Soundtrack ist verdammt gut. Und deswegen möchten wir auch mal sowas spielen dürfen. Dies passt wieder speziell in die Kategorie NSW-AnImE M & M – genau wie der Soundtrack aus dem Film Fluch der Karibik, der ja unter den Cosplay-Freunden auch viele Fans hat. J-Pop und J-Rock gehört genauso zu Japan und wir sind ein Radio für Leute, die gerne Ramen essen, die gerne japanische Musik hören, die sich gerne mal verkleiden, die auch gern Manga und Anime konsumieren – und dabei vielleicht gleichzeitig auch Mitglied in der Deutsch-Japanischen Gesellschaft sind, für die wir dieses Jahr im Mai auch auftreten dürfen. Das haben wir auch im letzten Jahr schon gemacht. Die „Manga- und Anime-Kultur“ soll in möglichst vielen Facetten in unseren Radiosender einfließen – rundherum wollen wir aber auch andere, mit dem Thema Animation irgendwie verwobene Themen beleuchten. Der „Blick über den Tellerrand“ bleibt bei NSW-AnImE nicht versperrt.
FUNime: Jennifer, du bist ja als Tsubomi die Chef-Moderatorin, fließt da nicht sehr viel von dir als Künstlerin in die Sendung mit ein?
Andy: Entschuldigung, da will ich gleich mal konkret einhaken. NSW-AnImE ist keine „Tsubomi-Plattform“. Das ist sehr wichtig. Sie ist die Moderatorin, sie ist Mitarbeiterin, Chef-Redakteurin. Natürlich spielen wir auch ihre neuen Lieder, klare Sache. Meistens ist es auch so, dass ihre Songs von den Hörern gewünscht werden. Wir haben ja diese tolle Wunschbox, in der die Hörer sich Titel wünschen können, und da werden dann natürlich auch ihre Songs genannt.
FUNime: NSW-AnImE ist also keine Tsubomi-Vermarktungsplattform?
Jennifer: Nein, auf keinen Fall. Das sollte es auch niemals sein und war nie unser Gedanke. Auf NSW-AnImE fließen als Info höchstens die Termine der Liveauftritte auf Conventions oder Events mit ein. Ansonsten ist der Radiosender eine komplett andere Schiene.
FUNime: Wie kann man bei euch mitmachen?
Andy: Ganz einfach, bewerben unter info@nsw-anime.de und dann geht’s los. Auf unserer Website haben wir eine kleine Rubrik „Mitmachen“, da steht auch extra drin, was wir gern von Bewerbern haben möchten.
FUNime: Eine letzte Frage, wir wollen in die Zukunft schauen. Wo seht ihr NSW-AnImE in 5 Jahren? Was könnt ihr euch vorstellen? Was wünscht ihr euch?
Andy: Börsennotierter Konzern, 537 Mitarbeiter… Nein, Quatsch. Was mich freuen würde, wenn wir es in den nächsten zwei Jahren schaffen, kostenmäßig eine „dicke Null unter den Strich zu kriegen“, dass wir das Projekt nicht mehr mit soviel Eigenanteil finanzieren müssen. Die Hörer sollen weiter kostenlos Spaß an NSW-AnImE haben, dabei bleiben, vielleicht auch für uns werben. NSW-AnImE soll also mehr und mehr ein „Selbstläufer“ werden, wie es derzeit schon ein bisschen läuft. Die Leute reden darüber „Du da ist was, die machen Anime, hör mal rein“. Es wird jetzt schon immer größer. Und wenn das so weiter wächst, wäre das schön. Ich weiß nicht, ob wir irgendwann einmal in die Region kommen, dass man damit Geld verdienen kann, um unseren Moderatoren mal 10 Euro im Monat geben zu können statt 10 Euro im Monat zu kassieren. Wenn es sich aber erstmal „Plus/Minus Null“ ausgleicht – vielleicht ein kleines Plus überbleibt – das wäre ein Wunsch von mir.
FUNime: Und du, Jennifer?
Jennifer: Ich möchte auf jeden Fall weiterhin dabei sein. Ich würde mich freuen, wenn wir uns, wie Andy schon gesagt hat, auch über diesen Begriff Anime hinaus weiterentwickeln könnten. Denn es besteht ja auch, wie ich aus dem Forum unserer Partnerseite „Anime-Chat Germany“ weiß, der Wunsch nach Visual-Kei-Musik. Und wenn sich da jemand findet, der das moderieren kann, würde ich ihn mit offenen Armen empfangen. Das wäre noch mal eine Sparte, die man auf jeden Fall aufmachen könnte. Und natürlich wünsche ich mir auch, dass sich die Kosten reduzieren, dass wir noch mehr Sponsoren finden, dass unser Projekt zwar nichts für uns einbringt, aber auch nicht so viel kosten wird.
Andy: Also es darf schon was einbringen… (lacht)
FUNime: Vielen Dank euch beiden für das Interview, weiterhin viele Hörer und alles Gute für die Zukunft. Wir kommen euch gern mal wieder besuchen. Das Interview für die FUNime führten Jenni und Jan.
NotenScheune Weddendorf
Die NotenScheune Weddendorf besteht aus einem kleinen, aber feinen Tonproduktions-Studio zur Aufnahme von Sprache und Musik. Ein ca. 8 m² großer Aufnahmeraum bietet sogar Platz für kleine Bands – für größere Sachen (z.B. Chöre, Orchester oder zur Produktion von aufwändigen Geräuschen) steht ein seperater, 25 m² großer Raum zur Verfügung. Aufgenommen wird mit moderner, ständig erweiterter Digitaltechnik. Zu den Kunden zählen neben vielen Privatpersonen auch Theatergruppen, Filmproduktionsgesellschaften, Computerfirmen, Game- und Webdesigner sowie viele Künstler und Musiker. Hier einige Beispiele der letzten Projekte: Kinderlieder-CD-Produktion mit der Künstlerin Heike Brendel Sounddesign SkateParkCity (PSP, Wii, PS2) Live-CD-Produktionen mit der Jazzband @all Diverse Jungle- und Trailerproduktionen
Cutie Honey – The Movie
Autor: Nathalie
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 39, Seite 18, Oktober 2004
Die sehr aufgeweckte, hübsche und verfressene KISARAGI Honey arbeitet als einfache Büroangestellte und wird aufgrund ihrer schlechten Arbeitsgewohnheiten von ihren Kollegen des öfteren ausgelacht. Was ihre Kollegen nicht wissen: sie ist in Wirklichkeit die Heldin Cutie Honey, die mit ihren Superkräften den Bösewichten so richtig einheizt. Sie kann sich in jeden erdenklichen Charakter verwandeln, von der Krankenschwester bis zur heißen Motorradbraut.
Und die Bösewichte sind zahlreich. Nachdem die böse Sister Jill endlich aus ihrem langen Schlaf erwacht ist, strebt sie danach, ihre Geheimorganisation Panther Claw mit aller Gewalt an die Macht zu bringen. Sie enführt Honeys Onkel, einen brillanten Wissenschaftler. Jetzt liegt es an Cutie Honey, dem Bösen entgegenzutreten. Ihr zur Seite stehen der gutaussehende Reporter HAYAMI Seiji und die schnell reizbare aber hübsche Polizeiinspektorin AKI Natsuko.
So ganz unbekannt kommt uns die Story nicht vor, gab es doch inzwischen schon verschiedene Cutey Honey-Serien und OVAs mit so ziemlich immer dem gleichen Inhalt: Sexy Honey reißt sich die Kleider vom Leib, um sich im neuen Kostüm von den Bösewichten selbiges wieder herunterreissen zu lassen. Welcher (hauptsächlich männliche) Fan wünscht sich da nicht seinen Lieblingscharakter endlich mal in „echt“? Bitteschön: Cutie Honey – Live Action Movie!
Am 29. Mai kam der Streifen in Zusammenarbeit mit Warner Brothers in die japanischen Kinos. Regie führte kein anderer als ANNO Hideaki, Vater von Neon Genesis Evangelion, Kare Kano und vielem mehr. Der Titelsong ist der gleiche wie immer, nur diesmal neu interpretiert von Popsternchen KODA Kumi. Ein Ohrwurm, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Authentischerweise steht die Cutie Honey-Darstellerin SATO Eriko des öfteren ohne wirklichen Grund nur noch in ihrer Unterwäsche da, und auch die bombastische Aufmachung der bösen Gegenspieler steht den Animevorläufern in nichts nach. Mit Spezialeffekten wurde auch nicht gespart, so wird der Film zu einem witzigen, spannenden Kinoknüller, der seinesgleichen sucht. Dass der Film in die amerikanischen oder sogar deutschen Kinos kommt, ist leider eher unwahrscheinlich. Trailer und – für Leute mit Japanischkenntnissen – viele Infos findet man auf der offiziellen Cutie Honey-Homepage (siehe Kasten).
Es gibt auch einen Fotoband mit dem Titel Satoeri Honey Flash. Auf 100 Hochglanzseiten zeigt sich SATO Eriko mal wild, mal verspielt – aber immer zuckersüß. Und weil es so schön ist und wir nicht genug von der süßen Honey bekommen können, kommt jetzt nach dem Film die neueste Serie ins Fernsehen: Re:Cutie Honey. Und zwar von GAINAX.
So schaut es auch aus: Bunt, energiegeladen und sexy. Neues Outfit, Story die gleiche wie immer. Das Charakterdesign in der Serie ist an den Film angelehnt. Die Hintergründe wirken sehr surreal und mit Fanservice wird man(n) reichlich beglückt. Aber auch nach all den Serien wird man es nicht leid, sich noch die neueste Nacherzählung des Manga von NAGAI Go aus den 70er Jahren anzuschauen. Aus dessen Feder stammt übrigens auch der Manga Devilman, der nun ebenfalls als Realverfilmung erscheinen soll. Wir dürfen gespannt sein.
Cutie Honey
basierend auf dem Manga von NAGAI Go
Photo Collection: Satoeri Honey Flash
Seitenzahl: 100, Hochglanz
ISBN: 4-8387-1493-9
Preis: ¥3.000 (ca. 22 Euro), Importpreis ca. 35 Euro
Cutie Honey Chronik
1973: Cutey Honey (TV-Serie mit 25 Folgen)
1994: Cutey Honey (OVA)
1997: Cutey Honey Flash (TV-Serie mit 39 Folgen, lief in Deutschland auf SAT.1)
2004: Cutie Honey – The Movie (Realfilm)
2004: Re:Cutie Honey (TV-Serie, noch nicht beendet)
Interview mit Ralf Rehkopf, Marketing- und Produktmanager von OVA Films
Autor: Ron
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 52, Seite 6, März 2008
FUNime: Tokyopop hat angekündigt, vorerst keine neuen Anime-Serien herauszubringen. Angefangene Serien sollen zwar zu Ende geführt werden, doch werden die Fans damit nur selten wirklich getröstet. Gibt es bei OVA Films diesbezüglich ähnliche Pläne?
Antwort: Ein ganz klares Nein!
FUNime: Tokyopop gab als Grund mit an, dass die massiven illegalen Downloads aus dem Internet mit Schuld daran tragen, dass die DVD-Umsätze zurückgegangen sind. Wie ist Ihre Einschätzung? Wird nur noch kopiert und nicht mehr gekauft?
Antwort: Ja, überwiegend entspricht das leider der Wahrheit. Es geht hierbei nicht hauptsächlich um Fansubs, wie in Fankreisen oft postuliert wird. Das große Problem sind komplette DVD-Rips von deutschen DVDs. Diese werden zum Teil sogar mit den Scans, der DVD-Bedruckung, dem Cover und dem Booklet geliefert. In den letzten 6-8 Monaten hat sich das illegale „Angebot“ drastisch verstärkt. Ungefähr seit auch Animax auf Sendung gegangen ist. Wir sehen, dass wie auch bei den Ausstrahlungen auf VOX oder VIVA/MTV in der Vergangenheit ein sehr großes Interesse an Animes generiert wird. Und das ist ja eigentlich ein sehr gutes Zeichen, Anime ist also immer noch weiter am wachsen. Aber leider gehen die Leute nicht mehr in die Läden wie früher, sondern laden sich die DVDs aus dem Netz herunter. Der Black-Jack-Movie stand innerhalb von zwei Wochen mit Bonus-DVD, Cover und DVD-Bedruckung zum Download im Internet. Tokyopop hat von einigen ihrer DVDs wohl sogar schon 24 Stunden nach Release die ersten Rips entdeckt. Deshalb haben wir die große Bitte an die Fans: Teilt uns mit, wenn Ihr Download-Seiten findet! Wir behandeln alle Hinweise diskret und auch anonymen Hinweisen gehen wir nach. Es geht uns nicht um diejenigen, die vielleicht die eine oder andere Anime-Episode oder einen Fansub schon einmal heruntergeladen haben, es geht uns nicht um eine Kriminalisierung der Fans. Aber die Ripper, diejenigen, die unsere DVDs rippen und dann zum Download bereitstellen, sollen wissen: Der Kampf ist eröffnet! Und wir werden sie kriegen und dann werden ALLE zivil- und strafrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Denn dies ist auch im Interesse aller ehrlichen Fans! Und für die, die nicht glauben, wie existentiell die DVD-Ripperei mittlerweile ist, hier ein Beispiel: Eine DVD aus einer aktuell laufenden Serie verkaufte sich von Oktober bis Dezember insgesamt nur 500 Mal. Davon 300 im ersten Monat und nur noch je 100 Exemplare in den folgenden beiden Monaten. Dem standen 3000 komplette Downloads dieser DVD nur im Monat Oktober gegenüber. Und das bei nur einem einzigen Server über nur eine einzige Website! Hier wird natürlich gerne das Totschlagargument gebracht, dass von diesen 3000 Downloadern, die damit übrigens alle eine Straftat begangen haben, ja nicht jeder die DVD gekauft hätte. Das ist selbstverständlich richtig, aber wenn nur 10% davon die DVD LEGAL erworben hätten, dann wäre es für diese Serie im Rahmen der Erwartungen gewesen, denn der deutsche Anime-DVD-Markt ist immer noch sehr klein. Nehmen wir alle uns bekannten deutschen Websites zusammen, sind im eben genannten Zeitraum ca. 10.000 Downloads dieser DVD komplett heruntergeladen worden. Auch unsere Mitbewerber leiden unter diesem Problem. Inu Yasha Movie 4 wurde allein 12.000-mal auf besagter Website im Oktober 2007 heruntergeladen. Und hier ist die Konsequenz auch bereits gezogen: Weitere Staffeln bzw. Animes überhaupt werden bei Red Planet wohl nicht mehr erscheinen. Also brauchen nicht nur wir hier die Hilfe der ehrlichen Fans, auch andere Publisher benötigen dringend Eure Unterstützung! Wir benötigen die Namen, Kontaktdaten etc. der Hintermänner, das heißt der eigentlichen DVD-Ripper. Denn ohne Eindämmung der Flut an illegalen Kopien ist die momentane Entwicklung bedrohlich. Bedrohlich für den gesamten Markt, wie die jüngsten Ereignisse ja traurigerweise belegen.
FUNime: Gibt es bei OVA Films Planungen, über Plattformen wie zum Beispiel iTunes Anime online zu vermarkten? Wie teuer meinen Sie, dürfte eine online erworbene Episode von, sagen wir, Solty Rei sein?
Antwort: Wir waren schon vor drei Jahren bei Video on Demand bei T-Online als einer der ersten dabei und später jetzt bei Videoload. Wir waren hier auch die Vorreiter in Sachen Animes. In Zukunft wird sich in dieser Hinsicht noch mehr tun. Wir halten dies jedoch für keinen Ersatz für die DVDs. Denn über solche Portale gibt es keine Extras, eine geringere Qualität, keinen Original-, bzw. 5.1-Ton etc. Diese Angebote halten wir damit genauso wenig für einen Ersatz wie Fernsehausstrahlungen. Trotzdem werden wir den Video-on-Demand-Bereich in der Zukunft weiter verstärken und auch im TV können Animes gar nicht zuviel laufen!
FUNime: Neben Tokyopop wird auch AD Vision UK sein Programm einstellen, bzw. wird komplett aufgelöst. Steht der deutsche Markt vor dem Kollaps? Ist das eine Auswirkung des Geneon-Crashes oder eine schon länger erwartete, vielleicht sogar notwendige Konsolidierung des Marktes?
Antwort: Wir verfolgen diese Entwicklungen auch sehr gespannt. Aber wir glauben nicht, dass der deutsche Markt vor einem Kollaps steht. Dazu wächst die Anime-Begeisterung einfach immer noch zu sehr. Es ist nur schlimm, dass die deutschen Lizenznehmer an dieser Entwicklung zu wenig partizipieren. Der Geneon-Crash selbst hat auf uns keine Auswirkungen. Der „Crash“ ist wohl auch eher hausgemacht. Die Japaner müssen ebenfalls Kosten sparen, denn auch dort ist der DVD-Markt außerordentlich rückläufig und auch dort hauptsächlich durch die illegalen Downloads. Das Problem von DVD-Rips stellt sich mittlerweile leider auch in Japan ganz massiv! Außerdem bekommen die Japaner ja auch weniger Lizenzgebühren aus dem Ausland, weil überall die DVD-Verkäufe aufgrund der Downloadproblematik zurückgehen. Wir denken, dass der Rückzug von ADV Films hauptsächlich interne Ursachen hat. Wobei der harte US-Wettbewerb und auch die DVD-Rips natürlich nicht gerade hilfreich sind.
FUNime: Viele Fans geben ja den hohen deutschen Preisen die Schuld, dass Anime-DVDs so schlecht in Deutschland verkauft werden. OVA Films Produkte sind mit 20 Euro je DVD bereits eine Ausnahme. Üblich sind Preise von 25 Euro je DVD, oft sogar fast 30. Manchmal für gerade einmal zwei oder drei Episoden. Sind wirklich die Preise mit Schuld? Wie erklären Sie sich dieses Gefühl, das bei vielen Fans vorherrscht?
Antwort: Ich kann hier natürlich nur für uns sprechen. Fast unser gesamtes Angebot kostet 19,95 Euro pro DVD. Teurer wird es durch die Einzelhändler, aber diesen können wir ja keine Vorschriften machen. Ein großes Problem stellen Mediamarkt & Co dar: Um die großen Hollywood-Blockbuster so billig als Lockartikel verramschen zu können, wird versucht, über Sparten-Programme querzusubventionieren. Kurios ist aber auch die Tatsache, dass der Absatz an Stückzahlen vor zwei Jahren, über unser komplettes Programm gesehen, höher war, als die DVDs bei uns noch 24,95 Euro gekostet haben! Damals gab es aber auch praktisch keine DVD-Rips zum Download! Wir wissen auch, dass viele Fans gerne in die USA schielen und dort mit den günstigen Preisen vergleichen. Leider ist das ein unfairer Vergleich, da wir hier immer noch die 19% Umsatzsteuer auf den Preis aufschlagen müssen, die es in den USA nicht gibt. Davon abgesehen gibt es die um einiges günstigeren DVD-Komplett-Boxen meistens auch erst einige Zeit nach der Veröffentlichung auf Einzel-DVD
FUNime: Was nervt Sie an Kommentaren oder Statements, die Sie so hören, am meisten?
Antwort: Richtig auf die Palme bringen mich Äußerungen der Art: „Um Publisher XYZ ist es nicht schade…“
Dabei vergessen diejenigen oft, dass nicht nur eine Firma mittlerweile einfach keine Animes mehr herausbringt. Das bedeutet auch, dass die Vielfalt immer geringer und an Animes aus deutschen Landen heranzukommen wieder schwerer wird. Last but not least darf man nicht vergessen: Wenn eine Firma schließen muss, dann hängen daran auch noch Arbeitsplätze, also Schicksale von Menschen! So etwas darf einem nicht egal sein!
FUNime: Sind bei OVA High-Definition-Veröffentlichungen geplant?
Antwort: Viele unserer Serien sind in HDTV produziert. Voraussichtlich zur AnimagiC (1.8.-3.8.2008) werden die ersten Blu-rays gezeigt bzw. angekündigt werden. Es wird eine weitere Qualitätsverbesserung geben. Allerdings ist der Unterschied bei Animes nicht so eklatant wie er bei Realfilmen sein kann. Wir gehen davon aus, dass dann die ersten Titel ab Ende September bzw. Anfang Oktober in den Handel kommen werden.
FUNime: Die Fans sagen, dass Japan zunehmend vom Weltmarkt abhängig ist. Ist das wirklich so?
Antwort: Ja. Vor 3-4 Jahren wurden in den USA für eine 13-teilige Serie locker ca. 250.000 Dollar Lizenzgebühren verlangt, nun sind es vielleicht noch ca. 100.000 Dollar. Das Geld fehlt natürlich den Japanern. FUNimation sagte vor kurzem in einem Interview, selbst wenn sie keine Lizenzgebühren zahlen würden, kostet die Bearbeitung, die Synchro und die Produktion ca. 10.000 Dollar pro Episode. In Deutschland kostet es ca. dasselbe, allerdings in Euro. Da die Lizenzgebühren weltweit herunter gehen, fehlen den Japanern diese Einnahmen natürlich. Ich fürchte, dass die Qualität der Veröffentlichungen in Japan (weiter) leiden wird. Generell wird aber in Japan auch viel zu viel veröffentlicht. Es wäre mir lieber, es gäbe 30% weniger Veröffentlichungen, aber dafür wieder in einer generell besseren Qualität. Allerdings sind auch in Japan die Personalkosten und die Studiotechnik der größte fixe Kostenfaktor. Das bedeutet, produziert man statt zwei Serien drei oder vier, rechnet es sich unterm Strich besser, selbst wenn die Verkäufe der einzelnen Titel geringer ausfallen.
FUNime: Viele Fans beschweren sich darüber, dass Veröffentlichungen so lange dauern. Warum dauert es solange?
Antwort: Der Fan will meistens genau das, was es gerade nicht gibt. Werden Serien einzeln veröffentlicht, möchte er am liebsten eine Box mit allen Episoden haben. Würde nur eine Box veröffentlicht, wird nach einer Einzelveröffentlichung geschrien, da die Box dann ja so teuer ist. Das Problem ist, dass die Produktion einer deutschen DVD einfach Zeit braucht. Man darf auch nicht vergessen, dass alle Kosten auch vorfinanziert werden müssen. Und wenn die Serie Schritt für Schritt herauskommt, werden schon Umsätze generiert, die dann in die Finanzierung der folgenden DVDs investiert werden können. Benötigen wir für eine Serie, die auf sechs DVDs verteilt wird ca. zwölf Monate, würde eine Box-Veröffentlichung dies nicht besonders beschleunigen. Statt alle zwei Monate eine DVD würde in diesem Fall erstmal gar nichts und nach ca. acht Monaten dann die Box erscheinen. Kostet eine DVD 20 Euro, würde diese Serie als 6-DVD-Box mindestens 100 Euro kosten. Eine Menge Geld, die dann sofort und auf einmal von dem Fan zu bezahlen ist. Einzel-DVDs sind dabei wirtschaftlich überschaubarer und damit auch leichter mal eben zwischendurch zu kaufen. Generell würden wir auch gerne die DVDs anstatt im zweimonatlichen Rhythmus wieder monatlich herausbringen, aber das lassen die Abverkaufszahlen nicht zu. Somit schließt sich der Kreis auch wieder im Hinblick auf die schwachen Verkaufszahlen, hauptsächlich bedingt eben durch die DVD-Rips.
FUNime: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Antwort: Unser großer Wunsch ist es, dass die ehrlichen Käufer weiterhin die doch noch recht überschaubare Anime-Szene unterstützen und nach und nach auch immer mehr „normale Filmfreunde“ Zugang zu diesem interessanten und faszinierenden Genre finden.
Wir hoffen ebenfalls auf einen Rückgang der DVD-Rips, damit sich Anime in Deutschland weiter entwickeln kann. Sonst könnte es passieren, dass es auf dem deutschen Markt in Zukunft nichts mehr zu rippen gibt…
Und alle ehrlichen Fans schauen dann ebenfalls in die „Röhre“..
FUNime: Vielen Dank für die vielen Antworten und viel Erfolg im Tages- und Zukunftsgeschäft! Das Interview für die FUNime führte Ron.
OVA Films
Gegründet: 1995
Erste Veröffentlichung: Plastic Little (VHS)
DVD-Veröffentlichungen: Ende Mai 2008 erscheint der 250. Titel!
Erfolgreichste Veröffentlichung: Hellsing
Größter Flop: Einige, die größte Enttäuschung war aber Nadia – Secret of Blue Water. Eigentlich total unverständlich, da es sich definitiv um die BESTE deutsche Umsetzung einer Klassiker-Serie handelt.
Tel.: 01804 – 226426 (ACOG-Hotline)
E-Mail: info@ova-films.de
Homepage: www.ova-films.de
Offizielles Forum: http://forum.cinefacts.de/forumdisplay.php?f=175
Prin und Umi Konbu – zwei Schwestern wollen’s wissen
Autor: Nathalie
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 42, Seite 18, Juni 2005
Die beiden Japanerinnen Prin und Umi Konbu haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und wurden Mangaka. Aber nicht in ihrem Heimatland, sondern hier bei uns – in Deutschland.
Schon, als sie noch in Japan lebten, zeichneten die beiden über 15 Jahre hinweg Manga. Von 1997 an reisten sie quer durch Japan, Indien und Nepal. Sie beschäftigten sich mit Mode-Design und arbeiteten mit indischen Künstlern zusammen. Auf ihrer Reise freundeten sie sich mit Deutschen an und besuchten schließlich zum ersten Mal in ihrem Leben Deutschland. Was ein Kurztrip sein sollte, wurde schließlich zu einem längeren Aufenthalt.
Die zu diesem Zeitpunkt erst aufkommende Manga-Welle erschien den beiden als gute Gelegenheit und so begannen die beiden, hierzulande Manga zu zeichnen. Zu Beginn ihrer Tätigkeit in Deutschland arbeiteten sie für die MangasZene, entwarfen Cover und gaben Zeichenkurse. In der Manga Power 9 und 10 konnte man ihr Werk Ki no uta bewundern und auch für das Magazin How to draw Manga steuerten sie einige Artikel bei. Im „Sprachzentrum für Japanisch e.V., Frankfurt/Main“ veranstalten sie regelmäßig Mangazeichenkurse.
Im Heyne Verlag erschien 2004 ein Manga Art Kalender von den beiden (für das Jahr 2005). Im Juni 2004 wurde der erste Band ihres neuesten Manga Tomoe im Eidalon Verlag veröffentlicht. Der zweite Band folgte im März 2005.
Die Geschichte handelt von der jungen Tomoe, die sich nichts sehnlicher wünscht, als selbst ein Samurai zu werden. Ein Unterfangen, das in dieser Zeit (Mittelalter) unmöglich scheint. Doch sie will sich ihren Weg in der von Männern geprägten Gesellschaft erkämpfen.
Dank der vielen geschichtlichen Hintergründe und dem sehenswerten Charakterdesign ist dieser Manga absolut lesenswert.
Weiter geht es mit einem kurzen Interview mit Prin und Umi:
FUNime: Wo kommt ihr beide her?
Prin & Umi: Geboren wurden wir in Osaka, Japan.
F: Warum seid ihr Mangaka geworden?
P&U: Weil wir sehr gerne zeichnen und als Kinder schon gerne Manga gelesen haben.
F: Was ist euer Lieblingsmanga/-anime im Moment?
P&U: Saint Seiya / GTO / Asakiyumemishi
F: Was plant ihr nach Tomoe?
P&U: Das wissen wir noch nicht genau. Am liebsten würden wir ein Artbook machen mit dem Titel: „Sexy naked guys Artbook“. (lachen)
F: Was mögt ihr an Deutschland? Oder gibt es etwas das ihr nicht mögt?
P&U: Das Leben hier ist sehr komfortabel! Die Lebenshaltungskosten sind günstig, das Essen ist günstig und das soziale System ist weitaus besser als in Japan. Was wir nicht mögen, sind unsere älteren Nachbarn. (lacht) Die beobachten uns die ganze Zeit.
F: Habt ihr ein Vorbild? Einen anderen Mangaka, der euch beeinflusst?
P&U: Oh ja, sein Name ist Shingo Araki, er ist der Zeichner von Saint Seiya. Wenn wir ihn nicht kennen würden, wären wir sicher keine Mangaka geworden.
F: Was für Musik hört ihr?
P&U: Linkin Park und Pink. Ihre Musik gibt uns die Kraft, durchzuhalten beim Zeichnen.
F: Arbeitet ihr viel am PC und mit Grafik-Tabletts?
P&U: Oh ja, wir könnten ohne unseren geliebten PC nicht leben!
F: Was macht ihr, wenn ihr mal nicht arbeitet? Habt ihr irgendwelche Hobbys?
P&U: Wir verreisen sehr viel. Das ist das Beste zum Entspannen, und um Leute zu treffen. Vor kurzem haben wir die Sauna entdeckt. Es ist sehr entspannend und wenn man Glück hat, trifft man dort gut aussehende Männer (lachen).
F: Gibt es etwas das ihr den deutschen Fans sagen wollt?
P&U: Also, wir werden auf jeden Fall weiterhin das Malen, was uns gefüllt und wir hoffen, ihr habt genauso Gefallen daran!