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Inhalt:
In einer Vorstadtsiedlung entflieht eine kinderlose Hausfrau ihrer
Einsamkeit, indem sie sich mit Aussenseitern anfreundet. Sensibles
Frauenporträt im Stil der Nouvelle Vague.
(Text: SF1)
Alternativer Text:
In einer modernen Wohnsiedlung am Rande einer japanischen Grossstadt
beginnt sich die kinderlose Hausfrau Naoko gegen den Willen ihres
Mannes mit Randständigen anzufreunden. Susumu Hani, ein Vertreter der
japanischen Nouvelle Vague, zeichnet in «Sie und Er» ein sensibles
Bild einer Frau, die aus ihrem behüteten bürgerlichen Leben ausbricht
und dadurch zu sich selber findet. Hauptdarstellerin Sachiko Hidari
erhielt für ihre einfühlsame Darstellung der Naoko den Silbernen
Bären auf der Berlinale 1964.
(Text: SF1)
Ausführlicherer Text:
Naoko (Sachiko Hidari) lebt mit ihrem Mann Eichi (Eiji Okada) in einer
riesigen Vorstadtsiedlung. Neben den modernen Wohnblöcken hausen
Lumpensammler in behelfsmässigen Wellblechhütten. Naokos Mann geht
jeden Morgen zur Arbeit, während sie in der komfortablen Wohnung allein
zurückbleibt. Ihre Versuche, mit ihren Nachbarinnen in Kontakt zu kommen,
scheitern. Aber Naoko geht mit neugierigem Blick und mit offenem Herzen
durch ihre Nachbarschaft. Sie kümmert sich um die verwilderten Kinder
der Randständigen und um den jungen Wäscheausträger vom Lande (Akio
Hasegawa). Bei ihren Streifzügen durch die Umgebung freundet sie sich
mit dem Lumpensammler Ikona (Kikuji Yamashita) an. Wie sich herausstellt,
kennt ihr Mann diesen aus seiner Studienzeit. Als Eichi seinem ehemaligen
Kommilitonen eine geregelte Arbeit verschaffen will, stösst er jedoch auf
Ablehnung: Ikona lebt mit seinem Hund Kuma und dem blinden Mädchen Hanoka
(Mariko Igarashi) zusammen und ist nicht bereit, dieses Leben für eine
bürgerliche Existenz aufzugeben. Als Eichi auf einer Geschäftsreise ist,
erkrankt Hanoka an einer Lungenentzündung und Naoko nimmt sie zu sich
nachhause. Bei seiner Rückkehr findet Eichi Ikona und das Kind in seiner
Wohnung. Nun hat er endgültig genug von der Grossherzigkeit seiner Frau.
Er möchte in seinem Leben als normaler Bürger nicht weiter gestört werden
und untersagt ihr, sich weiter um diese Menschen zu kümmern. Das Kind
lässt er ins Armenhospiz einliefern. Als Ikona kurz darauf seinen
geliebten Hund vermisst, geht Naoko gegen den Willen ihres Mannes
gemeinsam mit ihm auf die Suche.
Zeitgleich mit der Nouvelle Vague in Frankreich entstand in Japan eine
moderne Filmströmung, die ebenfalls das traditionelle, klassische Kino
der «Vätergeneration» - in diesem Fall das Kino eines Akira Kurosawa
oder Yasujiro Ozu - mit neuen formalen Mitteln und thematischen
Schwerpunkten hinterfragte. Neben bekannten Namen wie Nagisa Oshima und
Shohei Imamura gehörte der Tokioter Susumu Hani zu den herausragendsten
Vertretern dieser so genannten «Nuberu bagu» (Neuen Welle). Vom
Dokumentarfilm her kommend legt Hani in seinen Spielfilmen Wert auf die
Authentizität der Schauplätze und setzt häufig Laiendarsteller in
Nebenrollen ein. Seine Werke weisen starke Bezüge zum absurden Theater,
zum italienischen Neorealismus und zu den Werken von Antonioni oder
Resnais auf. In «Kanojo to Kare», wie in vielen seiner Filme, thematisiert
Hani die Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft, die sich nach
dem Zweiten Weltkrieg stark verändert hat. Die streng patriarchalischen,
traditionellen Strukturen werden langsam durch die der modernen
Wohlstandsgesellschaft abgelöst. Hanis Protagonistin findet im Laufe
des Films zu sich selber. Die Begegnung mit dem Lumpensammler, wunderbar
gespielt von Kikuji Yamashita, sowie ihre eigene Neugier und
Grossherzigkeit eröffnen ihr eine neue Sicht auf die Welt. Im Gegensatz
zu ihrem Mann, der sich im Film einmal als Durchschnittsmenschen
bezeichnet, verlässt sie damit den wohlgeordneten Rahmen des Bürgertums.
Naoko wird von Sachiko Hidari dargestellt, die lange mit Hani verheiratet
war und in vielen seiner Filmen mitspielte. Hidari erhielt für ihre
sensible Darstellung den «Silbernen Bären» auf der Berlinale 1964.
(Text: SF1)
Film-Daten
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Titel: |
Sie und Er |
Originaltitel: |
Kanojo to Kare |
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Spielfilm, Japan 1963, OmU |
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Regie: |
Susumu Hani |
Drehbuch: |
Kunio Shimizu, Susumu Hani |
Kamera: |
Juichi Nagano |
Musik: |
Takemitsu Tôru |
Darsteller: |
Sachiko Hidari (Naoko), Eiji Okada (Eichi),
Kikuji Yamashita (Ikona, der Lumpensammler),
Akio Hasegawa (Wäscheausträger), Mariko Igarashi (Hanoko) |
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Sendedaten: |
Montag, 16.05.2005, 23:20 - 01:10, SF1 (Schweiz 1) |
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Freitag, 20.05.2005, 01:40 - 03:30, SF1 (Schweiz 1) |
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